Einfach Shakespeare. William Shakespeare

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Einfach Shakespeare - William Shakespeare Literatur (Leinen)

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sterbe ich in meiner eig’nen Person.

      ROSALINDE

      Mitnichten, verrichtet es durch einen Anwalt. Die arme Welt ist fast sechstausend Jahr alt, und die ganze Zeit über ist noch kein Mensch in eigener Person gestorben, nämlich in Liebessachen. Dem Troilus wurde das Gehirn von einer griechischen Keule zerschmettert; doch tat er, was er konnte, um vorher noch zu sterben, und er ist eins von den Mustern der Liebe. Leander, der hätte noch manches schöne Jahr gelebt, wäre Hero gleich Nonne geworden, wenn eine heiße Sommernacht es nicht getan hätte: denn der arme Junge, er ging nur hin, um sich im Hellespont zu baden, bekam den Krampf und ertrank, und die albernen Chronikenschreiber seiner Zeit befanden, es sei Heros Sestos. Doch das sind lauter Lügen: die Menschen sind von Zeit zu Zeit gestorben, und die Würmer haben sie verzehrt; aber nicht aus Liebe.

      ORLANDO

      Ich möchte meine rechte Rosalinde nicht so gesinnt wissen, denn ich beteure, ihr Stirnrunzeln könnte mich töten.

      ROSALINDE

      Bei dieser Hand! Es tötet keine Fliege. Aber kommt, nun will ich eure Rosalinde in einer gutwilligeren Stimmung sein, und bittet von mir, was ihr wollt, ich will es zugestehen.

      ORLANDO

      So liebe mich, Rosalinde.

      ROSALINDE

      Ja, das will ich, Freitags, Sonnabends, und so weiter.

      ORLANDO

      Und willst du mich haben?

      ROSALINDE

      Ja, und zwanzig solcher.

      ORLANDO

      Was sagst du?

      ROSALINDE

      Seid ihr nicht gut?

      ORLANDO

      Ich hoff es.

      ROSALINDE

      Nun denn, kann man des Guten zu viel haben? [...] Nun sagt mir, wie lange wollt ihr sie haben, nachdem ihr ihren Besitz erlangt?

      ORLANDO

      Immerdar und einen Tag.

      ROSALINDE

      Sagt einen Tag und laßt immerdar weg. Nein, nein, Orlando! Männer sind Mai, wenn sie freien, und Dezember in der Ehe. Mädchen sind Frühling, solange sie Mädchen sind, aber der Himmel verändert sich, wenn sie Frauen werden. Ich will eifersüchtiger auf dich sein, als ein Turteltauber auf sein Weibchen, schreiichter als ein Papagei, wenn es regnen will, grillenhafter, als ein Affe, und ausgelassener in Gelüsten als eine Meerkatze. Ich will um nichts weinen, wie Diana am Springbrunnen, und das will ich tun, wenn du zur Lustigkeit gestimmt bist; ich will lachen wie eine Hyäne, und zwar wenn du zu schlafen wünschest.

      ORLANDO

      Aber wird meine Rosalinde das tun?

      ROSALINDE

      Bei meinem Leben, sie wird es machen wie ich.

      ORLANDO

      O, sie ist aber klug.

      ROSALINDE

      Sonst hätte sie nicht den Witz dazu. Je klüger, desto verkehrter. Versperrt dem Witz eines Weibes die Türen, so muß er zum Fenster hinaus; macht das zu, so fährt er aus dem Schlüsselloch; verstopft das, so fliegt er mit dem Rauch aus dem Schornstein.

      ORLANDO

      Ein Mann, der eine Frau mit so viel Witz hätte, könnte fragen: »Witz, wohin willst du?«

      ROSALINDE

      Nein, den Einspruch könnt ihr versparen, bis ihr den Witz eurer Frau auf dem Wege zu eures Nachbars Bett anträft.

      ORLANDO

      Welcher Witz hätte Witz genug, das zu entschuldigen?

      ROSALINDE

      Nun etwa: sie ginge hin, euch dort zu suchen. Ihr werdet sie nie ohne Antwort ertappen, ihr müßtet sie denn ohne Zunge antreffen. O, die Frau, die ihre Fehler nicht ihrem Manne zur Last legen kann, die laßt nie ihr Kind säugen; sie würde es albern groß ziehen.

      (IV, 1)

       Die schon dem Bruder so viel Liebe zahlt

      Orsino, Herzog von Illyrien aus Was ihr wollt, ist in Olivia verliebt, doch sie hat geschworen, ein Jahr lang um ihren verstorbenen Bruder zu trauern und alle Freier abzuweisen. Orsino tröstet sich in seiner Sehnsucht mit Musik.

      ORSINO

      Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist,

      Spielt weiter! Gebt mir bis zum Exzeß davon, daß so

      Die übersatte Lust erkrank’ und sterbe.

      Die Weise noch einmal! Sie starb so hin;

      O sie beschlich mein Ohr, dem Westwind gleich,

      Der auf ein Veilchenbette lieblich haucht,

      Und Düfte stiehlt und gibt. Genug! Nicht mehr!

      Es ist mir nun so süß nicht wie vorher.

      O Geist der Lieb’, wie bist du reg und frisch!

      Nimmt schon beim Umfang alles in sich auf.

      Gleich wie die See, nichts kommt in ihn hinein,

      Wie stark, wie überschwänglich es auch sei,

      Das nicht herabgesetzt im Preise fiele

      In einem Wink! So voll von Phantasien

      Ist Liebe, daß nur sie phantastisch ist. [...]

      Valentin, ein Kavalier des Herzogs, kommt.

      Nun wohl, was sagt sie?

      VALENTIN

      Verzeiht, mein Fürst, ich ward nicht vorgelassen.

      Ihr Mädchen gab mir dies zur Antwort nur:

      Der Himmel selbst, bis sieben Jahr verglüht,

      Soll ihr Gesicht nicht ohne Hülle schau’n;

      Sie will wie eine Nonn’ im Schleier gehn,

      Und einmal tags ihr Zimmer rings benetzen

      Mit augenschmerzendem gesalznem Maß:

      All dies, um

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