In die unbegrenzte Weite. Karoline von Günderrode

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In die unbegrenzte Weite - Karoline von Günderrode Klassiker der Weltliteratur

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       Der Trauernde und die Elfen

      Zum Grab der Trauten schleicht der Knabe,

      Ihm ist das Herz so bang und schwer;

      Da sinkt die dunkle Nacht hernieder

      Und bleiche Geister geh’n umher;

      Des Abends feuchte Nebel thauen,

      Der Nachtwind wühlt in seinem Haar,

      Das Alles wird er nicht gewahr.

      In Träumen ist er ganz verlohren,

      Er merket nicht der Stunden Gang;

      Da wekt ihn aus dem dumpfen Schlummer

      Musik und froher Chorgesang,

      Er blicket auf: und schaut den Reigen

      Der Elfen, deren munt’rer Tanz

      Sich schlingt um frischer Gräber Kranz.

      Und sieh! ihm naht der Elfen Schönste,

      Und spricht: „was trauerst du so sehr?

      Komm! ist dein Mädchen dir gestorben?

      Vergiß sie! komm zum Tanze her.

      Frei sind wir Elfen, ohne Sorgen,

      Leicht wie der Sinn ist unser Fuß,

      Und froh und leicht sind Lieb und Kuß.

      O zögre nicht! nur wenig Stunden

      So moderst du, nur kurze Zeit

      So welket Alles, was jetzt blühet,

      Drum komm! entsag dem schweren Leid’.“ –

      Wild springt er auf zum raschen Tanze

      Und über seiner Braut Gebein

      Schlingt sich der lust’ge Elfenreihn.

      Er tanzt, vergisset die Geliebte,

      Leicht, wie der Elfen, wird sein Sinn

      Entbunden aller Erdensorgen

      Schwingt er sich über Wolken hin.

      Er sieht Geschlechter kommen, sterben,

      Kann Alles froh und lustig sehn

      Der Dinge Blühen und Vergehn.

       Die Bande der Liebe

      Ach! mein Geliebter ist tod! er wandelt im Lande der Schatten

      Sterne leuchten ihm nicht, ihm erglänzet kein Tag

      Und ihm schweigt die Geschichte; das Schicksal der Zeiten

      Gehet den mächtigen Gang, doch ihn erwecket es nicht;

      Alles starb ihm mit ihm, mir ist er doch nicht gestorben

      Denn ein ewiges Band eint mir noch immer den Freund.

      Liebe heißet dies Band, das an den Tag mir geknüpft

      Ja ich kenne ein Land, wo Todte zu Lebenden reden,

      Wo sie, dem Orkus entflohn, wieder sich freuen des Lichts,

      Wo von Erinn’rung erweckt, sie auferstehn von den Todten

      Wo ein irdisches Licht glühet im Leichengewand.

      Seliges Land der Träume! wo, mit Lebendigen, Todte

      Wandeln, im Dämmerschein, freuen des Daseyns sich noch.

      Dort, in dem glücklichen Land, begegnet mir wieder der Theure,

      Freuet, der Liebe, sich meiner Umarmungen noch;

      Und ich hauche die Kraft der Jugend dann in den Schatten,

      Daß ein lebendig Roth wieder die Wange ihm färbt,

      Daß die erstarreten Pulse vom warmen Hauche sich regen,

      Und der Liebe Gefühl wieder den Busen ihm hebt.

      Darum fraget nicht, Gespielen! was ich so bebe?

      Warum das rosigte Roth löscht ein ertödtendes Blaß?

      Theil ich mein Leben doch mit unterirdischen Schatten,

      Meiner Jugend Kraft schlürfen sie gierig mir aus.

       Des Wandrers Niederfahrt

       Wandrer

      Dies ist, hat mich der Meister nicht betrogen

      Des Westes Meer in dem der Nachtwind braußt.

      Dies ist der Untergang von Gold umzogen,

      Und dies die Grotte, wo mein Führer haußt. –

      Bist du es nicht, den Tag und Nacht geboren

      Des Scheitel freundlich Abendröthe küßt!

      In dem sein Leben Hälios verlohren

      Und dessen Gürtel schon die Nacht umfließt.

      Herold der Nacht! bist du’s der zu ihr führet

      Der Sohn den sie dem Sonnengott gebieret?

       Führer

      Ja, du bist an dessen Grotte,

      Der dem starken Sonnengotte

      In die Zügel fiel.

      Der die Rosse westwärts lenket,

      Daß sich hin der Wagen senket,

      An des Tages Ziel.

      Und es sendet mir noch Blicke

      Liebevoll der Gott zurücke

      Scheidend küßt er mich;

      Und ich seh es, weine Thränen

      Und

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