In die unbegrenzte Weite. Karoline von Günderrode

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In die unbegrenzte Weite - Karoline von Günderrode Klassiker der Weltliteratur

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sie nicht wache, eh’ die Zeit sie wecke.

       Wandrer

      O ihr! die in der Erde waltet,

      Der Dinge Tiefe habt gestaltet,

      Enthüllt, enthüllt euch mir!

       Erdgeister

      Opfer nicht und Zauberworte

      Dringen durch der Erde Pforte,

      Erhörung ist nicht hier.

      Das Ungeborne ruhet hier verhüllet

      Geheimnißvoll, bis seine Zeit erfüllet.

       Wandrer

      So nehmt mich auf, geheimnißvolle Mächte,

      O wieget mich in tiefem Schlummer ein.

      Verhüllet mich in eure Mitternächte,

      Ich trete freudig aus des Lebens Reihn.

      Laßt wieder mich zum Mutterschoose sinken,

      Vergessenheit und neues Daseyn trinken.

       Erdgeister

      Umsonst! an dir ist uns’re Macht verlohren,

      Zu spät! du bist dem Tage schon geboren;

      Geschieden aus dem Lebenselement.

      Dem Werden können wir, und nicht dem Seyn gebieten

      Und du bist schon vom Mutterschoos geschieden

      Durch dein Bewußtseyn schon vom Traum getrennt.

      Doch schau hinab, in deiner Seele Gründen

      Was du hier suchest wirst du dorten finden,

      Des Weltalls sehn’nder Spiegel bist du nur.

      Auch dort sind Mitternächte die einst tagen,

      Auch dort sind Kräfte, die vom Schlaf erwachen

      Auch dort ist eine Werkstatt der Natur.

       Mahomets Traum in der Wüste

      Bei des Mittags Brand

      Wo der Wüste Sand

      Kein kühlend Lüftchen erlabet,

      Ein grauer Fels die Wolken grüßet

      Da sinket müd der Seher hin.

      Vom trügenden Schein

      Will der Dinge Seyn

      Sein Geist, betrachtend hier, trennen.

      Der Zukunft Geist will er beschwören,

      Des eignen Herzens Stimme hören,

      Und folgen seiner Eingebung.

      Hier flieht die Gottheit,

      Die der Wahn ihm leiht,

      Der eitle Schimmer verstiebet.

      Und ihn, auf den die Völker sehen,

      Den Siegespalmen nur umwehen,

      Umkreist der Sorgen dunkle Nacht.

      Des Sehers Traum

      Durchflieget den Raum

      Und all’ die künftigen Zeiten,

      Bald kostet er, in trunknem Wahne,

      Die Seligkeit gelung’ner Plane,

      Dann sieht er seinen Untergang,

      Entsetzen und Wuth,

      Mit wechselnder Fluth,

      Kämpfen im innersten Leben,

      Von Zweifeln, ruft er, nur umgeben!

      Verhauchet der Entschluß sein Leben!

      Eh’ Reu ihn und Mißlingen straft.

      Der Gottheit Macht,

      Zerreiße die Nacht

      Des Schicksals, vor meinen Blicken!

      Sie lasse mich die Zukunft sehen,

      Ob meine Fahnen siegreich wehen?

      Ob mein Gesetz die Welt regiert?

      Er sprichts; da bebt

      Die Erde, es hebt

      Die See sich auf zu den Wolken,

      Flammen entlodern den Felsenklüften,

      Die Luft, erfüllt von Schwefeldüften,

      Läßt träg die müden Schwingen ruhn.

      Im wilden Tanz,

      Umschlinget der Kranz

      Der irren Sterne, die Himmel;

      Das Meer erbraußt in seinen Gründen,

      Und in der Erde tiefsten Schlünden

      Streiten die Elemente sich.

      Und der Eintracht Band,

      Das mächtig umwand

      Die Kräfte, es schien gelöset.

      Der Luft entsinkt der Wolken Schleier

      Und aus dem Abgrund steigt das Feuer,

      Und zehret alles Ird’sche auf.

      Mit trüberer Fluth

      Steigt erst die Gluth,

      Doch brennt sie stets sich reiner,

      Bis hell ein Lichtmeer ihr entsteiget

      Das lodernd zu den Sternen reichet

      Und rein, und hell, und strahlend wallt.

      Der

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