In die unbegrenzte Weite. Karoline von Günderrode

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In die unbegrenzte Weite - Karoline von Günderrode Klassiker der Weltliteratur

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aus Grabesnacht

      Und staunend fühlt er sich leben,

      Erwachet aus dem Tod der Schrecken,

      Harr’t zagend er, ob nun erwecken

      Ein Gott der Wesen Kette wird.

      Von Sternen herab

      Zum Seher hinab

      Ertönt nun eine Stimme:

      „Verkörpert hast du hier gesehen

      Was allen Dingen wird geschehen

      Die Weltgeschichte sahst du hier.

      Es treibet die Kraft

      Sie wirket und schafft,

      In unaufhaltsamem Regen;

      Was unrein ist das wird verzehret,

      Das Reine nur, der Lichtstoff, währet

      Und fließt dem ew’gen Urlicht zu.“

      Jetzt sinket die Nacht

      Und glänzend ertagt

      Der Morgen in seiner Seele.

      Nichts! ruft er, soll mich mehr bezwingen:

      Daß Licht nur werde! sey mein Ringen,

      Dann wird mein Thun unsterblich seyn.

       Liebe

      O reiche Armuth! Gebend, seliges Empfangen!

      In Zagheit Muth! in Freiheit doch gefangen.

      In Stummheit Sprache,

      Schüchtern bei Tage,

      Siegend mit zaghaftem Bangen.

      Lebendiger Tod, im Einen sel’ges Leben

      Schwelgend in Noth, im Widerstand ergeben,

      Genießend schmachten,

      Nie satt betrachten

      Leben im Traum und doppelt Leben.

       Ariadne auf Naxos 7

      Auf Naxos Felsen weint verlassen Minos Tochter.

      Der Schönheit heisses Flehn erreicht der Götter Ohr.

      Von seinem Thron herab senkt, Kronos Sohn, die Blitze,

      Sie zur Unsterblichkeit in Wettern aufzuziehn.

      Poseidon, Lieb entbrannt, eröffnet schon die Arme,

      Umschlingen will er sie, mit seiner Fluthen Nacht.

      Soll zur Unsterblichkeit nun Minos Tochter steigen?

      Soll sie, den Schatten gleich, zum dunklen Orkus gehn?

      Ariadne zögert nicht, sie stürzt sich in die Fluthen:

      Betrogner Liebe Schmerz soll nicht unsterblich seyn!

      Zum Götterloos hinauf mag sich der Gram nicht drängen,

      Des Herzens Wunde hüllt sich gern in Gräbernacht.

       Der Franke in Egypten

      Wie der Unmuth mir den Busen drücket,

      Wie das Glück mich hämisch lächelnd flieht.

      Ist denn Nichts was meine Seele stillet?

      Nichts, was dieses Lebens bange Leere füllet? –

      Dieses Sehnen, wähnt’ ich, sucht die Vorwelt,

      Die Heroenzeit ersehnt mein kranker Geist.

      An vergang’ner Größe will dies Herz sich heben,

      Und so eilt’ ich deinem Strande zu,

      Du der Vorwelt heiligste Ruine,

      Fabelhaftes Land, Egypten du!

      Ha! da wähnt’ ich aller Lasten mich entladen

      Als der Heimath Gränze ich enteilet war.

      Träumend wallt’ ich mit der Vorzeit Schatten,

      Doch bald fühlt’ ich, daß ich unter Todten sey,

      Neu bewegte sich in mir das Leben,

      Antwort konnte mir das Grab nicht geben. –

      Ins Gewühl der Schlachten,

      Warf ich durstig mich,

      Aber Ruhm und Schlachten,

      Ließen traurig mich:

      Der Lorbeer der die Stirne schmückt,

      Er ists nicht immer der beglückt.

      Da reichte mir die Wissenschaft die Hand,

      Und folgsam gieng ich nun an ihrer Seite,

      Ich stieg hinab in Pyramiden Nacht,

      Und all die Herrlichkeit, die sonst mein Herz geschwellt,

      Sie reicht dem Durstigen nur der Erkenntniß Becher.

      Ich dachte, forschte nur, vergaß daß ich empfand. –

      Doch ach! die alte Sehnsucht ist erwacht,

      Aufs neue fühl ich suchend ihre Macht,

      Was geb ich ihr? Wohin soll ich mich stürzen?

      Was wird des Lebens lange Oede würzen?

      Ha! Sieh, ein Mädchen! wie voll Anmuth,

      Wie lieblich hold erscheint sie mir!

      Soll ich dem Zuge widerstehen?

      Doch nein! ich rede kühn zu ihr.

      Ist dies der Weg der Pyramiden?

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