Wälder, Wandern, Wochenend'. Julia Schattauer

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Wälder, Wandern, Wochenend' - Julia Schattauer

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– Buchenwald ist nicht gleich Buchenwald. Tiefland-Buchenwälder wachsen so nur noch in Deutschland. Genau deshalb vervollständigen die deutschen Gebiete mit ihren Tiefland- und Mittelgebirgsbuchenwäldern die Gebirgsbuchenwälder der Karparten. Gemeinsam spiegeln sie das gesamte Spektrum der europäischen Buchenwälder. Allen ist eines gemeinsam: eine kaum zu bändigende Wildnis, die in unserer zersiedelten Landschaft selten geworden ist. Im Gegensatz zu aufgeforsteten Monokulturen finden sich in naturnahen Buchenwäldern die verschiedenen Altersstufen von Keimlingen bis zum Totholz in direkter Nachbarschaft – die Voraussetzung für Artenvielfalt.

      Von den Küsten bis ins Mittelgebirge

      Deutschlands nördlichster zusammenhängender Buchenwald erstreckt sich an der Ostseeküste. Im Nationalpark Jasmund auf Rügen dominiert der baltische Waldgersten-Buchenwald. Wegen der unzugänglichen Lage an den Steilhängen wurde der Wald nie forstwirtschaftlich genutzt, ein Glücksfall für Tiere und Pflanzen. Greifvögel wie Wanderfalke und Seeadler, aber auch Wildpflanzen wie der zarte Frauenschuh oder der Riesenschachtelhalm sind in den Buchenwäldern heimisch.

      Typische Tieflandbuchenwälder finden sich im Müritz-Nationalpark bei Serrahn. In der wasserreichen Gegend mit vielen Seen und Mooren hat sich ein alter Buchenbestand erhalten. Seit mehr als 50 Jahren wurde der Wald weitgehend sich selbst überlassen. Kraniche, See- und Fischadler brüten in Wassernähe, in den wilden Perlgras-Buchenwäldern gibt der natürliche Kreislauf den Takt vor. Hier finden Pilze und Insekten selten gewordenen Lebensraum im Totholz. Auch im Nationalpark Hainich in Thüringen profitierte die Natur davon, dass der Mensch keinen großen Einfluss auf das Waldgebiet nahm. Die Region war jahrzehntelang militärisches Sperrgebiet, in das sich kein Wanderer verirrte. An Stellen, die gerodet wurden, fand in den letzten Jahrzehnten eine natürliche Wiederbewaldung statt. Wo sich die Natur ihren Raum zurückerobert, kann man dem »neuen Urwald« förmlich beim Wachsen zusehen. Ein spannender Prozess, in dem auch der Klimawandel eine wichtige Rolle spielt. Die heißen und trockenen Sommer der letzten Jahre setzten den jungen und den ganz alten Buchen schwer zu – beispielsweise auch im Nationalpark Kellerwald-Edersee südlich von Kassel. Das kommende Jahrzehnt wird zeigen, wie widerstandsfähig die deutschen Welterbe-Wälder sind.

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      Über 80 Prozent der Fläche des Nationalparks Jasmund nehmen Buchen ein.

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      Die mit Buchen bewachsenen Kreidefelsen auf Rügen verzauberten schon die Romantiker.

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      Indian Summer in Brandenburg! Der Buchenwald Grumsin im Farbenrausch

      DARß

      Küsten, Künstler, Kraniche

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      Charakteristisch für die traditionellen hölzernen Zeesenboote sind die rot-braunen Segel.

      Üppiger Urwald, das Rauschen der Wellen, feiner Sandstrand – was verdächtig nach Fernreise klingt, lässt sich auch in Deutschland erleben: im Darßwald. Als Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft bedeckt er weite Gebiete der Ostsee-Halbinsel Darß. Weder Siedlungen noch Autos stören die Ruhe. Stattdessen füllen hier Meeresbrisen die Lungen.

      Einst diente der Buchenwald als Weideland, dann nutzten ihn die Schwedenkönige als Jagdgebiet, in der DDR taten es ihnen die SED-Funktionäre gleich. Heute lässt sich der Wald, über dem die Möwen kreischend ihre Runden drehen, bei ausgedehnten Wanderungen erkunden – und an vielen Stellen besteht die Möglichkeit, eine Pause am ewig langen Weststrand einzulegen. Der 4700 Hektar große Darßwald gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Abseits der Saison laufen einem hier nur wenige Menschen über den Weg, dafür macht sich das Rotwild über zarte Baumtriebe her und majestätische Seeadler drehen am Himmel ihre Runden. Im Frühjahr und Herbst legen unzählige Kraniche in den Wiesen und an der Boddenküste bei Zingst eine Rast ein. Die umliegenden Orte wie das Künstlerdorf Ahrenshoop, Prerow, das ehemalige Fischer- und Seefahrerdorf Wustrow sowie das Seeheilbad Zingst selbst sind gute Ausgangspunkte für ruhige Spaziergänge oder aktive Wander- und Radtouren.

      TOP 5 WANDERUNGEN IN DER REGION

      Leuchtturmweg, 12 km – durch den Darßwald und die Dünenlandschaft, www.auf-nach-mv.de/wandern-leuchtturmweg

      Rundwanderweg Darßer Ort, 4 km – familienfreundliche Rundwanderung durch die Darßer Landschaft, www.auf-nach-mv.de/rundwanderweg-darsser-ort

      Darßer Sterntouren 2. Tagestour, Prerow – Wieck – Born – Prerow, 17/22 km – über saftige Wiesen, entlang am Schilfgürtel und durch den Darßwald, www.auf-nach-mv.de/wandern-darss

      Darßer Sterntouren 3. Tagestour, Ahrenshoop – Prerow, 17 km – Wanderung durch Ahrenshoop und an der imposanten Steilküste vorbei, www.auf-nach-mv.de/wandern-darss

      Ahrenshooper Holz, 9 km – eine kleine Runde durchs Naturschutzgebiet, www.ich-geh-wandern.de/ahrenshoop

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      Dänemark lässt grüßen

      Vom einstigen Fischerdorf Prerow führt der Leuchtturmweg unter dem Schutz wettergegerbter Buchen und hoher Fichten und Kiefern auf moosigen und verwurzelten Wegen zum Backsteinleuchtturm am Darßer Ort, der nördlichsten Spitze des Darß. Wenn nicht gerade die Sommerferien ihrem Höhepunkt zutreiben, herrscht hier eine unvergleichliche Stille, die nur von Vogelgezwitscher und den Wellen durchdrungen wird. Wer tief einatmet, riecht das Meersalz in der Luft, gemischt mit dem würzigen Duft des Waldes. Eichhörnchen und Spechte machen sich am alten Baumbestand aus Kiefern, Fichten und Rotbuchen zu schaffen. Wer weiß, wonach er Ausschau halten muss, entdeckt Relikte aus alten Zeiten: Vor etwa 3000 Jahren lag der Meeresspiegel weit höher, heute befindet sich das alte Meeresufer mitten im Wald.

      Der Leuchtturm aus dem Jahr 1848 ist noch immer in Betrieb. Eine Wendeltreppe führt über 134 Stufen hinauf zur Aussichtsplattform mit Blick auf den Darßwald, den West- und den Nordstrand und über die Ostsee, bei gutem Wetter reicht die Sicht sogar bis nach Dänemark. Auf einem Bohlensteg über die Düne, am Nothafen Darßer Ort und am Strand entlang geht es zurück nach Prerow. Eine weitere Möglichkeit, den Darßwald zu erkunden, besteht hoch zu Ross. Auf dem Darß warten kilometerlange Waldwege und endlos lange Strände auf Reiter. Reiterhöfe in der näheren Umgebung Prerows bieten geführte Touren und Ponyreiten für Kinder an. Der Kutscherhof Kayserling ist in Prerow die richtige Adresse für Kutschfahrten und Ausritte (www.kutscherhof-kayserling.de).

      TIPPS & INFOS

      SEHENSWERT: Im Leuchtturm betreibt das Deutsche Meeresmuseum Stralsund eine Außenstelle – das NATUREUM Darßer Ort. Die Anreise erfolgt zu Fuß, mit dem Fahrrad,

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