Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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uns nahe stehen.«

      »Es kann auch sein, dass Sie sich von Corinna Roeder täuschen lassen.«

      »Selbstverständlich kann das sein, ich würde das niemals leugnen. Und glauben Sie mir, beim ersten Hinweis darauf würde ich nicht zögern, das auch zu schreiben. Ich habe mich nicht für alle Zeiten auf eine Meinung fest­gelegt, es ist nur so, dass ich im ­Augenblick ihre Version der Ereignisse­ überzeugender finde.«

      »Als wir schon einmal miteinander sprachen, haben Sie uns geraten, mit einem Interview noch zu warten, damit es nicht so aussähe, als hätte uns Frau Roeder unter Zugzwang gesetzt. Das haben wir Ihnen hoch angerechnet, denn es war ja zu Ihrem Schaden.«

      Der junge Journalist schüttelte lächelnd den Kopf. »War es nicht, sonst wäre ich ja jetzt nicht hier.«

      »Denken Sie, der Zeitpunkt jetzt wäre günstig für ein Interview? Aus unserer Sicht, meine ich.«

      Ein nachdenklicher Blick traf ihn. »Schwer zu sagen. Wissen Sie, das ist auch für mich keine einfache Situation. Die Frau, die ich liebe, ist mit Ihnen befreundet. Ich könnte jetzt so tun, als beeinflusste mich das überhaupt nicht, das wäre aber gelogen. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich Frau Roeder sympathisch finde, aber das Gleiche gilt auch für Prinz Christian und Sie alle. Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht verstricke, dass ich meine privaten Gefühle sauber trenne von dem, was ich bei meinen Nachforschungen herausfinde. Es ist ein Balanceakt. Aber bei nüchterner Betrachtung muss ich sagen, dass es wahrscheinlich keinen besseren Zeitpunkt für ein Interview mit dem kleinen Fürsten gibt als jetzt, weil Sie nämlich mit dem Rücken zur Wand stehen. Die Leute sind mittlerweile mehrheitlich auf Corinna Roeders Seite, und das hat auch damit zu tun, dass sie es verstanden hat, Mitgefühl für ihre Situation zu wecken.«

      »Bisher war es immer Christian, dem das Mitgefühl der Bevölkerung galt«, murmelte der Baron.

      »Daran hat sich sicher nichts geändert, aber in dieser Geschichte geht es ja nicht in erster Linie um ihn, sondern um seinen Vater«, gab Ferdinand zu bedenken.

      »Noch einmal zurück zu dem Interview. Sie werden ihn nicht schonen, aber Sie werden ihm auch keine Fallen stellen?«

      »Ich stelle niemals Fallen«, antwortete Ferdinand von Stade ruhig. »Das habe ich nicht nötig, Herr von Kant. Und ich käme im Traum nicht auf die Idee, mit einem traumatisierten Fünfzehnjährigen unlautere Spielchen zu treiben, das sollten Sie eigentlich wissen.«

      »Entschuldigen Sie bitte«, bat der Baron. »Aber wir machen uns Sorgen, das verstehen Sie sicher.«

      »Sie haben auch Grund, sich Sorgen zu machen«, stellte der junge Journalist fest, »aber nicht um meine Fairness.«

      »Gut, dann gilt es also hiermit als abgemacht, dass Sie Christian nach seiner Rückkehr interviewen?«

      »Ich fühle mich geehrt, dass die Wahl auf mich gefallen ist.«

      Langsam gingen sie zurück zum Schloss, wobei sie kein Wort mehr über das Interview verloren. Friedrich erkundigte sich nach Franziska von Severn, Ferdinand bewunderte die Schönheit des Schlosses und seiner Anlagen. Als der Baron ihm anbot, ihn noch durch die Stallungen zu führen, schließlich züchtete er ja sehr erfolgreich Pferde, nahm sein Besucher das Angebot gerne an.

      Als er sich später verabschiedete, dachten beide Männer, ohne es zu ahnen, das Gleiche: Unter anderen Umständen hätten sie Freunde werden können.

      *

      Caroline stellte sich den Jugendlichen, mit denen sie die nächsten Tage zusammen sein würde, am nächsten Morgen nur mit dem Vornamen vor, das hatte sich in der Vergangenheit bewährt, deshalb blieb sie dabei. Sie hatten sich auf dem Schloss-Parkplatz von Waldeck getroffen.

      »Mein Name ist Caroline«, sagte sie, »und da man sich beim Wandern duzt, biete ich euch also hiermit das Du an. Eure Namen werde ich hoffentlich schnell lernen, ich habe Übung darin. Wir steigen heute mit einer leichten Tour ein, damit ihr euch langsam daran gewöhnen könnt, in den nächsten Tagen ständig auf den Beinen zu sein. Für Stubenhocker ist das anstrengend, aber zum Glück seht ihr ja alle ziemlich fit aus.«

      Gelächter antwortete ihr. »Wir sehen nur so aus«, rief ein großer, kräftiger Junge, »das wirst du schon merken.«

      »Ich hoffe doch, dass ihr mich positiv überrascht«, entgegnete Caroline. Sie ließ den Blick über die vierundzwanzig jungen Gesichter gleiten. Den kleinen Fürsten hatte sie sofort erkannt, sie hatte ja schon verschiedentlich Fotos von ihm gesehen. Ein hübscher Junge, ziemlich lang aufgeschossen, sehr schmal, mit einem gut geschnittenen Gesicht und dunklen Haaren. Ein wenig zu ernst sah er aus, ansonsten konnte sie nichts Außergewöhnliches an ihm feststellen. Er stand neben einem Jungen, der fast einen Kopf kleiner war als er, mit einem sympathischen, sommersprossigen Gesicht. Die beiden schienen Freunde zu sein.

      Die Lehrer hießen Holger Hartkamp und Martina Früh, sie hielten sich zurück und schienen froh zu sein, dass sie ihr die Führung überlassen konnten. Sie machten beide einen sympathischen Eindruck, Caroline nahm nicht an, dass es Schwierigkeiten mit ihnen geben würde.

      »Wenn ihr Fragen habt, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, sie zu stellen«, sagte sie.

      »Wenn das heute ’ne leichte Tour wird, wie lange dauert die denn dann?«, fragte ein Mädchen.

      »Vier Stunden«, antwortete Caroline.

      Dass ihr darauf lautes Stöhnen antworten würde, hatte sie erwartet, denn so war es immer. Sie lachte nur. »Übermorgen sind wir dann schon den ganzen Tag unterwegs«, sagte sie, »richtet euch also innerlich darauf ein. Insgesamt wandern wir 68 Kilometer, so lang ist nämlich die Hauptroute des Urwaldsteigs.«

      Das Stöhnen war bei der Erwähnung der Gesamtlänge ihrer Route noch lauter geworden. Amüsiert wartete sie, bis sich die Aufregung gelegt hatte, bevor sie fortfuhr: »Ich hoffe, ihr habt alle passende Schuhe an, denn das ist das Wichtigste. Mit Blasen wird jede Wanderung zur Tortur.« Natürlich wusste sie, dass mindestens ein Drittel der Jugendlichen völlig ungeeignetes Schuhwerk trug, auch das war wie immer. Sie hatte stets einen gut bestückten Verbandskasten in ihrem Rucksack, und sie wusste, dass sie ihn brauchen würde. Nicht alle fünfundzwanzig würden bis zum Ende durchhalten, sie hatte ihre Erfahrungen.

      »Wenn ihr keine weiteren Fragen habt, sollten wir uns auf den Weg machen. Wir wandern zuerst an den Ruinen der Schlossmauer entlang, von dort aus habt ihr einen sehr schönen Blick über den Edersee. Kurz darauf geht es dann ab in den Wald. Heute Abend übrigens essen wir gemeinsam in eurer neuen Unterkunft. Es soll gegrillt werden, habe ich gehört, weil das Wetter stabil ist, kann man das auch um diese Jahreszeit noch machen.«

      Die Gesichter hellten sich bei dieser Aussicht ein wenig auf. »Wo übernachten wir denn überhaupt?«, fragte ein Junge.

      »Überraschung«, antwortete Caroline. »Und auf geht’s.«

      Sie setzte sich in Bewegung und lief los. Schon bald waren zwei Mädchen neben ihr, Lili und Maike, die ihr von der vergangenen Nacht erzählten und wie aufregend sie es fanden, die nächsten Tage praktisch nur im Wald zu verbringen.

      Die beiden waren nett, und vorübergehend vergaß Caroline, dass sich in dieser Gruppe ein Junge befand, der ihr Probleme bereiten konnte. Journalisten hatte sie jedenfalls nirgendwo lauern sehen, und auch sonst war ihr nichts Ungewöhnliches aufgefallen.

      Vielleicht hatte sie Glück, und alles ging gut.

      *

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