Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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wieder in Bewegung und verließ endlich das Gebäude. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Herz schneller schlug. Wer war der Mann, und warum hatte er sie so angesehen? Verdammt attraktiv war er, wie sie nicht umhin konnte festzustellen. Und diese Augen …

      Sie rief sich energisch zur Ordnung und richtete ihre Gedanken wieder auf das Gespräch, das sie zuvor mit Henning geführt hatte. Hoffentlich war das Auftauchen des Blonden nicht schon ein schlechtes Vorzeichen für die baldige Ankunft von Christian von Sternberg! Lagen die Journalisten etwa doch schon in den Startlöchern? Ihr wurde mulmig zumute. Eben, in Hennings Büro, hatte sie noch Scherze über die Beunruhigung ihres Chefs gemacht, jetzt war sie selbst davon erfasst worden.

      Das mulmige Gefühl blieb, auch als sie längst im Auto saß und nach Hause fuhr, um sich ihre Unterlagen noch einmal in Ruhe anzusehen. Sie würde, beschloss sie, Hennings Rat beherzigen und sehr, sehr vorsichtig sein.

      Trotzdem konnte sie es nicht verhindern, dass ihre Gedanken noch öfter zu dem strahlend blauen Blick des Blonden zurückkehrten. Schade, dachte sie, dass er wahrscheinlich ein Journalist ist. Es wäre viel schöner gewesen, wenn er mich so angesehen hätte, weil er sich für mich interessiert …

      *

      »Kennst du die Frau?«, fragte Lena.

      Jakob und sie hatten seit ihrer ersten Begegnung mehrere Touren zusammen gemacht, sie waren, wie Lena festgestellt hatte, ›ein gutes Wanderteam‹. Jakob sah das auch so, Lena war eine angenehme Begleiterin. Sie teilte sein Interesse für Fotografie, und sie war locker und unkompliziert. An einem Tag hatte er lieber allein wandern wollen und ihr das auch gesagt, sie war nicht die Spur beleidigt gewesen.

      Noch immer sah er der Frau mit dem braunen Pferdeschwanz nach. Dieses Gesicht, dachte er, würde ich gerne fotografieren, es müsste halb im Schatten sein, halb im Licht. Und wie wundervoll sie sich bewegt! Aber das konnte man auf einem Foto natürlich nur bedingt einfangen.

      Lena stupste ihn sachte an und riss ihn damit aus seinen Gedanken.

      »Was ist denn?«, fragte er, widerwillig den Blick von der braunhaarigen Frau abwendend.

      »Ob du die Frau kennst, habe ich dich gefragt.«

      »Nein, wieso?«

      Sie lächelte. »Weil du ihr wie gebannt hinterhergestarrt und nicht einmal meine Frage gehört hast.«

      Er zwang sich dazu, seine Stimme beiläufig klingen zu lassen. »Sie kam mir im ersten Moment bekannt vor, aber ich habe mich geirrt.«

      Sie waren im Informationszentrum des Nationalparks, um dort ein paar Fragen zu einer Tour zu stellen, die sie sich für einen der nächsten Tage vorgenommen hatten. Es war der Beschreibung ihres Wanderführers zufolge eine ziemlich anspruchsvolle Tour, die den ganzen Tag dauern würde.

      »Da vorn ist jemand frei«, sagte Lena und steuerte auf einen der Mitarbeiter des Zentrums zu.

      Jakob folgte ihr, in Gedanken noch immer bei der Frau mit dem schönen klaren Gesicht, deren Blick ihn kurz gestreift hatte. Es ging ihm nicht oft so, dass ein Gesicht ihn faszinierte, wenn es aber so war, dann wollte er es unbedingt sofort fotografieren. Er fragte dann in der Regel, ob man ihm das erlaubte, und bis jetzt hatte er noch nie eine Absage bekommen. Wäre Lena nicht bei ihm gewesen eben, er hätte die Frau gefragt. Nun jedoch war es zu spät, und er ärgerte sich darüber. Wäre er, wie üblich, allein gewesen, wäre ihm das nicht passiert.

      Er hörte kaum zu, was Lena fragte, dabei waren es auch seine Fragen, die sie stellte. Zum ersten Mal, seit er sie kennen gelernt hatte, betrachtete er sie voller Abwehr. Wieso machte er die Tour morgen eigentlich mit ihr? Nur weil sie ganz nett war? Seit wann war das denn ein Grund, nicht mehr allein zu wandern.

      »Hast du noch Fragen, Jakob?« Lena drehte sich zu ihm um.

      Er schüttelte nur den Kopf, drehte sich um und ging bereits auf den Ausgang zu, als sie noch dabei war, sich für die freundliche Auskunft zu bedanken. Sie musste rennen, um ihn wieder einzuholen. »He, was ist los mit dir?«, fragte sie.

      »Nichts!«, brummte er, wohl wissend, dass er sich nicht gerade reif und souverän benahm, aber er konnte nicht anders, er war einfach wütend über die verpasste Gelegenheit.

      »Die Frau hat dir gefallen«, stellte Lena sachlich fest, »und jetzt bist du sauer, weil ich dabei war und das vielleicht deine Chancen schmälert.«

      Er blieb stehen und sah sie an. »Quatsch!«, sagte er. Es kam heftiger heraus als geplant.

      »Warum bist du denn dann auf einmal so gereizt? Wir haben uns die ganze Zeit gut verstanden, und mit einem Mal tust du so, als hätte ich dir etwas getan. Sag’s mir, dann kann ich darauf reagieren. Aber einfach so sauer zu sein und dabei immer zu sagen: »Ich habe nichts, ich habe nichts, finde ich albern.«

      Sie hatte es kaum gesagt, als er auch schon anfing, sich zu schämen, denn natürlich hatte sie vollkommen Recht. Er benahm sich wie ein verzogenes Kind, das seinen Willen nicht bekam. »Entschuldige bitte«, sagte er verlegen. »Ich hätte die Frau gern fotografiert, darum ging es mir. Normalerweise spreche ich Leute, die ich fotografieren möchte, einfach an, und ich hätte es auch bei ihr getan, aber irgendwie habe ich mich gehemmt gefühlt, weil du dabei warst. Das war aber nicht deine Schuld. Tut mir leid, ich habe mich blöd benommen.«

      »Stimmt«, sagte sie freundlich, »und hättest du nicht so viel Zeit mit Ausflüchten vertrödelt, hättest du sie bestimmt noch auf dem Parkplatz erwischen können, aber jetzt ist es natürlich zu spät.«

      »Ja«, bestätigte er bedauernd, »jetzt ist es zu spät.«

      »Warte mal eben!«, sagte sie. »Vielleicht geht doch noch etwas.«

      Sie lief zurück, er sah sie an die Tür des Büros klopfen, das die Frau mit dem Pferdeschwanz kurz zuvor verlassen hatte. »Du liebe Güte«, murmelte er, »was will sie denn da?«

      Lena kam bald zurück, das Gesicht zum breitesten Lächeln verzogen, das er je gesehen hatte. »Sie heißt Caroline von Hessen und ist hier angestellt«, berichtete sie vergnügt. »Ab morgen ist sie mit einer Gruppe von Jugendlichen auf dem Urwaldsteig unterwegs. Es könnte also sein, dass wir ihr rein zufällig noch einmal begegnen.«

      Er wusste nicht, was er sagen sollte, und so umarmte er Lena und küsste sie auf beide Wangen. »Danke«, sagte er. »Du bist unmöglich, aber ich danke dir. Und entschuldige bitte, dass ich so unfreundlich zu dir war.«

      »Entschuldigung ist angenommen.«

      Das gute Einvernehmen zwischen ihnen war damit wiederhergestellt.

      *

      Christian saß auf einem Fensterplatz im Bus. Zu Beginn der Fahrt war es laut und hektisch zugegangen, mittlerweile hatten sich die Schülerinnen und Schüler ein wenig beruhigt. Es war eine relativ lange Fahrt von Süddeutschland bis nach Nordhessen, und das gleichmäßige Brummen des Motors schläferte einige der jungen Fahrgäste ein.

      Christian war nicht müde, im Gegenteil. Er hatte sich an diesem Morgen, bevor er aufgebrochen war, noch von seinen Eltern verabschiedet, was ihm schwergefallen war. Gerade jetzt, in dieser Krise, in die die Familie durch den Brief von Corinna Roeder geraten war, schien es ihm wichtig zu sein, das Band zwischen ihm und seinen Eltern nicht zerreißen zu lassen. Er wusste, dass manche ihn für verrückt erklärt hätten, hätte er so etwas laut gesagt, denn seine Eltern waren tot, und das war ihm bewusst. Dennoch glaubte er fest

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