Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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wärst du längst in Sternberg gewesen.«

      »Stimmt«, gab Caroline zu. »Ich dachte immer, es wäre vielleicht aufdringlich, obwohl ihre Einladungen aufrichtig klangen. Wir mochten uns von Anfang an, sie ist eine handfeste Person, weißt du? Sie redet nicht lange, wenn angepackt werden muss, packt sie an, das hat mir gleich gefallen.«

      »Tja, jetzt weißt du jedenfalls Bescheid und kannst dich innerlich auf die Situation einstellen.«

      »Und wie mache ich das? Wie stelle ich mich auf den kleinen Fürsten ein?«

      »Weiß ich auch nicht. Wieso wird er eigentlich so genannt, weißt du das?«

      Caroline nickte. »Das weiß doch jeder.«

      »Ich nicht.«

      »Sein Vater war ein sehr großer Mann, und er muss überglücklich gewesen sein, als die Fürstin endlich das lang ersehnte Kind auf die Welt gebracht hatte. Sein Sohn war noch winzig, als Leopold ihn schon auf seine Reisen mitnahm, so stolz war er auf dieses Kind. Na ja, ein sehr großer Fürst und ein sehr kleiner Sohn …«

      »Verstehe. Der große und der kleine Fürst.«

      »Genau. Dabei ist es geblieben. Vermutlich behält Christian diesen Namen auch dann noch, wenn er volljährig und damit der nächste Fürst von Sternberg wird.« Caroline unterbrach sich. »Ist es wirklich sicher, Henning, dass er kommt? Vielleicht bleibt er angesichts der Situation lieber zu Hause, immerhin soll er ja plötzlich einen älteren Bruder haben, das kann einen Jungen in der Pubertät ganz schön durcheinanderbringen, schätze ich.«

      »Er will diese Klassenfahrt auf jeden Fall mitmachen. Es ist sogar so, dass seine Lehrer ihm geraten haben, darüber noch einmal gründlich nachzudenken, aber er ist bei seiner Entscheidung geblieben.«

      »Ich werde wirklich so tun, als wäre nichts«, beschloss Caroline. »Und dann sehen wir ja, wie es läuft. Er soll ein netter Junge sein, also werden ihn die anderen hoffentlich mögen und nett zu ihm sein.« Sie verzog ein wenig das Gesicht. »Armer Junge«, sagte sie. »Ich möchte nicht in seiner Haut stecken.«

      »Das möchte zurzeit wohl niemand«, erwiderte Henning. »Und sollte es auch nur eine Andeutung von Schwierigkeiten geben, dann wende dich umgehend an mich, verstanden? Versuch nicht, sie allein zu lösen, sondern komm zu mir. Ich will nicht, dass der Junge seinen Aufenthalt bei uns in schlechter Erinnerung behält.«

      »Zu Befehl, Herr General!« Caroline schlug zackig die Hacken zusammen und salutierte.

      Lächelnd scheuchte Henning sie aus seinem Büro.

      *

      Jakob von Falckenberg blieb stehen, um den einmaligen Blick zu genießen, der sich ihm bot. Seit einer Woche war er jetzt im Kellerwald unterwegs, auf unterschiedlichen Routen, und er hatte es noch keinen Augenblick bedauert, hierhergefahren zu sein. Ein Freund hatte ihm den Tipp gegeben, und er beschloss, sich demnächst herzlich dafür zu bedanken. Er war auf einem Weg, der sich ›Knorreichenstieg‹ nannte, von seinem jetzigen Standort aus hatte er einen wunderschönen Ausblick über den Edersee. »Es kann sein«, hatte sein Freund ihn gewarnt, »dass der See leergelaufen ist, das passiert regelmäßig. Dann kannst du sozusagen auf seinem Grund herumlaufen. Das ist auch interessant, aber schöner ist es, wenn er Wasser hat.«

      Nun, er hatte Glück gehabt, denn unter ihm lag, wie ein riesiges blaues Tuch, der See, auf dem sich die Segelboote wie kleine weiße Punkte ausnahmen. Er überlegte, ob er ein Foto machen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Postkartenansichten gab es genug, eine weitere musste er nicht herstellen. Ihn interessierten andere Motive. Er hatte sich schon immer fürs Fotografieren interessiert und war seit Jahren begeisterter Hobbyfotograf. Etliche seiner Freunde fanden, dass er ein Künstler mit der Kamera war, er selbst sah das jedoch nicht so. Er machte gute Fotos, und er machte sie gern, mehr sah er nicht darin. Seinen Beruf hätte er um nichts in der Welt tauschen mögen: Jakob stellte Rahmen für alte Bilder her, aus der ganzen Welt kamen Museumsdirektoren zu ihm, um seinen Rat einzuholen und Bestellungen bei ihm aufzugeben.

      Nach kurzer Rast setzte er seinen Weg fort. Er war bis jetzt noch nicht vielen Menschen begegnet. Im Sommer, zur Ferienzeit, herrschte hier wahrscheinlich mehr Betrieb, doch er hatte sich mit Bedacht den Herbst für diesen Urlaub ausgesucht. Er mied Menschenmassen wenn möglich, und da er freiberuflich arbeitete, konnte er es fast immer so einrichten, dass er zu Zeiten verreiste, wenn die meisten anderen es nicht taten.

      Nach einer Weile traf er auf eine junge Frau, die auf einem flachen Stein saß und vergnügt in ein Brot biss. »Sie sind der Erste«, stellte sie fest.

      Notgedrungen blieb er neben ihr stehen. »Der Erste?«, fragte er.

      »Der mir heute begegnet«, erklärte sie. Sie hatte kurze schwarze Haare und hellblaue Augen, was einen reizvollen Kontrast bildete. Er schätzte, dass sie ein paar Jahre jünger war als er selbst. Sie wirkte wie jemand, der viel Sport macht, energisch und durchtrainiert.

      »Sie sind ungefähr die Dritte oder Vierte«, erwiderte er lächelnd. »Jedenfalls ist nicht viel los auf diesem Weg.«

      »Was dagegen, wenn ich Sie begleite?«, fragte sie. »Oder möchten Sie lieber allein sein? Keine Sorge, ich rede nicht die ganze Zeit.«

      Er musste lachen, offenbar hatte sie ihm seine Besorgnis angesehen. Sie schien nett zu sein und eigentlich sprach nichts dagegen, den Weg in Begleitung fortzusetzen. Sie konnten sich ja jederzeit wieder trennen, bei Bedarf.

      »Wenn Sie nicht die ganze Zeit reden, habe ich nichts dagegen, wenn wir zu zweit weiterlaufen«, erwiderte er.

      Sie lachte und entblößte dabei zwei Reihen makelloser Zähne. Sie war wirklich ziemlich hübsch. »Ich bin Jakob von Falckenberg«, stellte er sich vor.

      »Ach, sieh an«, sagte sie, ohne zu erklären, was sie damit meinte. »Lena Ohlig. Wollen wir uns duzen? Das ist unter Wanderfreunden so üblich.«

      Er nickte nur. Sie stand auf, stopfte die Reste ihres Brots zurück in den Rucksack, schlüpfte geübt in die Haltegurte und sagte: »Es kann losgehen.«

      Sie fanden schnell ein gemeinsames Tempo, und Lena hielt Wort: Sie sprach eher selten, und irgendwann fand er es sogar angenehm, nicht mehr allein zu sein.

      *

      »Du wirkst so bedrückt«, sagte Patrick Herrndorf zu Corinna Roe­der.

      Sie arbeiteten beide im Hotel ›Victor und Victoria‹, dessen Auslastung sich deutlich erhöht hatte, seit bekannt geworden war, dass eine der Angestellten behauptete, einen Sohn von Fürst Leopold von Sternberg zu haben. Bis dahin hatten Corinna und Patrick häufig gemeinsam an der Rezeption gestanden, sie waren ein gutes Team gewesen, das sich wortlos verstanden hatte. Damit war jetzt Schluss, denn Corinna war mehrfach von Reportern und Fotografen belästigt worden, sodass ihr Chef entschieden hatte, sie solle in der nächsten Zeit im Büro hinter der Rezeption arbeiten. Außerdem hatte er ihr angeboten, erst einmal im Hotel zu wohnen, da zumindest in den ersten Tagen nach Bekanntwerden ihrer angeblichen Affäre mit Fürst Leopold ihre Wohnung von Journalisten geradezu belagert worden war.

      Ihr fehlte die Arbeit an der Rezeption, der direkte Kontakt mit den Gästen, aber sie wusste natürlich, dass sie froh sein konnte, einen so verständnisvollen Chef zu haben. Andererseits profitierte das Hotel ja auch von der Geschichte, Skandalgeschichten waren immer eine ausgezeichnete Werbung.

      »Ich möchte zurück in meine Wohnung«, erwiderte

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