Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach страница 20
»Damit sind meine Fragen eigentlich schon beantwortet«, sagte Ferdinand. »Mehr wollte ich von Ihnen nicht wissen. Ich werde mich bei Franzi entschuldigen.«
»Unsere Kinder sind der Ansicht, wir sollten jetzt auch anfangen, mit der Presse zu reden, damit man uns nicht länger vorwirft, wir schwiegen, weil wir etwas zu verbergen hätten.«
»Soll das heißen …«, begann Ferdinand, unterbrach sich dann aber.
»Es soll heißen, dass wir darüber nachdenken, ebenfalls ein Interview zu geben, wobei nicht klar ist, wer von uns es geben sollte.«
»Der kleine Fürst natürlich«, antwortete Ferdinand wie aus der Pistole geschossen. »Aber ich würde an Ihrer Stelle noch warten.«
»Warum?«, fragte Sofia.
»Es sieht aus, als hätte Frau Roeder Sie gewissermaßen …«
»… unter Zugzwang gesetzt?«
»Ja, so ungefähr.«
»Warum sind Sie auf ihrer Seite, Herr von Stade?«
»Weil sie mich überzeugt hat«, antwortete Ferdinand schlicht. »Ihre Geschichte klingt absolut glaubwürdig, sie ist sympathisch und attraktiv, sie bleibt auch jetzt weitgehend bescheiden im Hintergrund. Sie hält ihren Sohn, um ihn zu schützen, aus der ganzen Aufregung heraus – und bisher gibt es nicht den geringsten Hinweis darauf, dass sie lügt.« Er machte eine kurze Pause. »Es kann natürlich sein, dass Sie andere Erkenntnisse haben, das kann ich nicht beurteilen, so lange Sie diese nicht veröffentlichen. Aber bisher sieht es zumindest für mich so aus, als sagte sie die Wahrheit. Sollte ich auch nur den geringsten Hinweis finden, dass das nicht so ist, werde ich das sofort schreiben, glauben Sie mir. Ich habe Partei ergriffen, weil ich überzeugt bin, aber das kann sich ändern. Ich bin Journalist, mir geht es um die Wahrheit.«
Er beugte sich vor. »Sagen Sie mir einen einzigen Grund, der gegen Frau Roeders Version spricht.«
»Leopolds Charakter«, antwortete Sofia ohne nachzudenken.
»Jeder Mann kann schwach werden, das wissen Sie, Baronin von Kant.«
»Ja, das mag sein. Nehmen wir also mal an, Leo wäre schwach geworden, und er hätte einen Sohn gezeugt. Ich halte auch das für ziemlich unwahrscheinlich, aber wenn mehrere Faktoren zusammenkommen, mag es immerhin möglich sein. Vollkommen unmöglich aber ist es, dass er es all die Jahre vor seiner Frau und auch vor uns verheimlicht hätte. So war er nicht. Er hätte die Wahrheit gesagt, wie schmerzlich sie auch für alle Beteiligten gewesen wäre. Er war ein Mensch, der nicht lügen konnte – und das sage ich nicht, weil er der Mann meiner Schwester war und ich ihn gernhatte. Er hatte Schwächen, wie wir alle. Aber lügen konnte er nicht. Schon harmlose Schwindeleien flogen sofort auf, weil er unfähig war, sich zu verstellen.«
Ferdinand ließ sich das durch den Kopf gehen, schließlich nickte er. »Ein Beweis ist das aber nicht«, sagte er.
»Frau Roeder hat auch keine Beweise.«
»Sie behauptet etwas anderes.«
»Ja, das wissen wir.«
»Ich will Sie nicht länger aufhalten«, sagte Ferdinand. »Aber wenn einer von Ihnen bereit wäre, mir ein Interview zu geben, würde ich mich sehr freuen.«
»Vielleicht sollten wir uns lieber jemanden suchen, der noch nicht so eindeutig Partei ergriffen hat wie Sie.«
»Oder Sie nehmen gerade mich, weil ich Ihnen garantiere, dass ich fair sein werde.«
»Wir denken darüber nach, Herr von Stade.«
»Danke, dass Sie mich empfangen und mit mir über Franziska gesprochen haben.«
Sie begleiteten ihn zum Hauptportal und sahen ihm nach, als er langsam die Auffahrt hinunterfuhr.
»Wer hätte das gedacht«, murmelte der Baron. »Der Mann ist sympathisch!«
*
Cosima unterbrach ihre Arbeit am frühen Abend, um wenigstens eine Kleinigkeit zu essen. Sie dehnte und streckte ihren schmerzenden Rücken, aber nach ihrer Mahlzeit setzte sie sich gleich wieder an den Computer. Wenn sie nichts fand, verloren die Sternberger ihren Kampf. Noch immer war sie nicht davon überzeugt, dass Corinna Roeder log, aber sie ertappte sich jetzt häufiger dabei, dass sie sich insgeheim wünschte, der kleine Fürst würde den unbedingten Glauben an seinen Vater behalten dürfen. Er war ein so tapferer Junge, sie fand die Vorstellung furchtbar, dass er zu dem Leid um den Verlust seiner Eltern nun noch den Kummer ertragen sollte, dass sein Vater nicht der aufrechte Mann gewesen war, als der er Zeit seines Lebens gegolten hatte.
Es war schon mitten in der Nacht, als sie auf eine verschlüsselte Datei unter Bodo Kleinerts Daten stieß, die sich zunächst allen Versuchen, sie zu öffnen, widersetzte. Sie brauchte mehr als eine Stunde, bis es ihr endlich gelang. Zunächst sah es nach einer weiteren Enttäuschung aus, dann jedoch erschien auf ihrem Monitor ein Bild, das ihr geradezu den Atem verschlug. Sie starrte darauf, konnte es nicht glauben. Hektisch suchte sie weiter in der Datei, aber nur dieses eine Dokument stand in unmittelbarem Zusammenhang zu ihren derzeitigen Nachforschungen.
Sie sah auf die Uhr. Drei Uhr morgens, wahrhaftig keine Zeit, um jemanden anzurufen. Also schickte sie eine kurze Nachricht an Barbara von Kreyenfelss und Hagen von Boldt, dann ging sie ins Bett, obwohl sie wusste, dass sie nicht würde schlafen können.
Tatsächlich sprangen ihre Gedanken hin und her, suchten nach Erklärungen, Verknüpfungen, Interpretationsansätzen. Sie musste unbedingt mit jemandem über ihre Entdeckung reden, so schnell wie möglich. Sie stellte den Wecker auf sieben Uhr und erst als er klingelte, begriff sie, dass der Schlaf irgendwann offenbar doch gesiegt hatte.
*
»Verzeih mir, verzeih mir, verzeih mir«, sagte Ferdinand. »Ich hätte nicht an dir zweifeln dürfen.« Er hielt Franziska fest an sich gedrückt, als hätte er Angst, sie könnte ihm noch einmal verloren gehen.
»Und ich hätte gleich alles sagen müssen«, erwiderte sie. »Ich bin so froh, Ferdinand, so froh …«
Er erstickte ihre weiteren Worte mit einem langen Kuss. »Wir lernen daraus, ja?«, fragte er, als er sich von ihr löste. »Wir verhalten uns nie wieder so dumm.«
»Bestimmt nicht. Und du warst also in Sternberg?«
»Ja, sie haben mich tatsächlich empfangen, daran hatte ich vorher nicht geglaubt. Ich dachte nur, ich probiere es einfach mal.«
»Ist die Straße denn nicht mehr gesperrt?«
»Doch, aber sie haben mich durchfahren lassen, nachdem sie im Schloss angerufen hatten.«
Ein Schatten fiel auf Franziskas Gesicht. »Mir haben sie wohl noch nicht verziehen.«
Sie hatte diesen Satz kaum ausgesprochen, als ihr Telefon klingelte. Nachdem sie sich gemeldet hatte, blieb es lange still. Ferdinand schmunzelte in sich hinein, er konnte sich schon denken, mit wem sie sprach.
Als sie zu ihm zurückkehrte,