Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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ich gern jeden Vorwand, der sich bietet, um weiterhin zu schweigen. Aber wenn er jetzt zurückkommt von seinem Gespräch, sage ich es ihm sofort.

      Da tauchte er auch schon auf, mit schnellen Schritten, und sie wusste, es würde auch jetzt nichts werden mit ihrem Geständnis. »Ich muss weg«, sagte er atemlos, »Ich erkläre es dir später, ja? Tut mir leid, aber ich hab’s jetzt wirklich eilig.« Er küsste sie zum Abschied, dann lief er auch schon aus dem Lokal.

      Sie verließ das Lokal kurz nach ihm und kehrte nach Hause zurück. Eigentlich hätte sie sich jetzt wieder an die Arbeit setzen müssen, doch sie wusste, dass sie sich nicht würde konzentrieren können, und so war sie aufrichtig froh, als kurz nach ihrer Rückkehr ihr Bruder Carl anrief. »Hast du Ferdinand von Stades Artikel in der Süddeutschen Allgemeinen gelesen?«, fragte er ohne Umschweife.

      »Ja, habe ich.«

      »Und was hältst du davon?«

      Sie wiederholte, was sie zuvor schon zu Ferdinand gesagt hatte. »Er ist sehr gut geschrieben und …«

      »Er ist eine Sensation!«, rief Carl. »Vor allem das Interview. Hast du Radio gehört – oder mal Fernsehnachrichten gesehen?«

      »Nein, ich …«

      »Auch die, die bis jetzt den Fürsten noch verteidigt haben, schwenken um«, sagte Carl. »Alle, die ich bisher gesprochen habe, sind jetzt auf Seiten von Corinna Roeder.«

      »Du auch?«, fragte Franziska. »Wenn man dir zuhört, könnte man das nämlich beinahe glauben, Carl.«

      »Zumindest fange ich an zu zweifeln«, gab ihr Bruder zu. »Du nicht?«

      »Nein, warum sollte ich? Ich kannte Leo gut genug, um zu glauben, dass er das, was diese Frau behauptet, nicht getan hätte.«

      »Frau Roeder ist eine überaus attraktive Frau, da wäre jeder Mann schwach geworden.«

      »Ach, Carl«, sagte Franziska unwillig, »hör mir auf mit solchen Gemeinplätzen. Natürlich kann jeder Mensch einmal schwach werden, aber darüber reden wir hier doch nicht. Wir reden darüber, dass ein Mann seine Frau, seinen Sohn, die gesamte Familie und all seine Freunde über viele Jahre hinweg belogen haben soll.«

      »Na, und? Da rutscht man schneller rein als man denkt. Einmal gelogen, dann noch einmal, ein drittes Mal – und plötzlich lässt sich das alles nicht mehr rückgängig machen.«

      »Du kannst glauben, was du willst«, sagte Franziska, »ich bleibe bei meiner Meinung.«

      »Da wirst du bald die Einzige sein«, prophezeite Carl. Wenig später verabschiedete er sich.

      Er ließ seine Schwester noch deprimierter zurück, als sie es ohnehin schon gewesen war. Sie hatte zwar nicht gelogen, aber die Wahrheit verschwiegen, das kam einer Lüge in diesem Fall schon recht nahe. Und hatte Carl nicht Recht? Sie fand ja auch den Mut nicht, die Situation zu klären, dabei musste sie nur zwei Gespräche führen: eins mit den Sternbergern, eins mit Ferdinand.

      Sie griff zum Telefon, legte es dann aber wieder hin. Nein, sie musste Ferdinand und auch ihren Freunden in die Augen sehen können, wenn sie ihnen sagte, was sie bisher verschwiegen hatte. Am Telefon ließ sich so etwas nicht erledigen.

      Wie war sie nur in diese Situation geraten?

      *

      »Anna, was ist denn passiert?«, rief die Baronin, als ihre Tochter in Baron Friedrichs Büro stürmte, in dem Sofia sich kurz zuvor eingefunden hatte, um mit ihrem Mann einiges zu besprechen. »Wieso bist du nicht in der Schule?«

      »Franzi und Ferdinand von Stade sind ein Paar«, stieß Anna atemlos hervor. »Ich habe sie zusammen gesehen, sie haben sich geküsst.«

      Verblüfftes Schweigen folgte auf diese Worte, bis der Baron mit ruhiger Stimme bat: »Kannst du uns deine Geschichte bitte von Anfang an erzählen?«

      Anna nickte. Sie war noch immer so aufgeregt, dass sie sich öfter verhaspelte, aber sie legte ihren Plan, Ferdinand von Stade ein Interview zu geben, offen dar, beschwor ihre Eltern, Per Wiedemann nicht zu bestrafen, weil er sie zum Verlagshaus der Zeitung gefahren hatte und beschrieb schließlich, was sie in jenem italienischen Lokal gesehen hatte.

      »Aber du kennst doch den Mann überhaupt nicht, Anna. Vielleicht war er es gar nicht.«

      »Ich habe mir Fotos von ihm im Internet angesehen. Außerdem habe ich einen Kellner gefragt, um ganz sicher zu gehen, Mama.« Anna fing an zu weinen. »Wir haben Franzi alles erzählt, jede Spur, die Cosima gefunden hat, also weiß jetzt auch Frau Roeder Bescheid, weil ja dieser Herr von Stade auf ihrer Seite ist. Wir haben keine Chance mehr, oder?«

      Die Baronin schloss ihre Tochter in die Arme, während sie einen Blick mit ihrem Mann wechselte. Sie entdeckte in seinen Augen die gleiche Ratlosigkeit, die sie selbst empfand. Franziska war eine gute Freundin, es erschien ihnen undenkbar, dass sie sie ausspioniert hatte. Und doch schien einiges dafür zu sprechen.

      »Da gibt es nur eins«, sagte der Baron schnell entschlossen und griff zum Telefon. »Ich werde Franzi fragen.« Er wählte die Nummer der jungen Frau und bekam tatsächlich gleich eine Verbindung. »Hallo, Franziska«, sagte er. »Hier ist Friedrich von Kant. Ich habe nur eine Frage an dich: Bist du mit Ferdinand von Stade liiert?«

      Während er der Antwort lauschte, verschloss sich sein Gesicht und wurde hart. »Erspar mir weitere Erklärungen«, sagte er schließlich mit beherrschter Stimme, »du bist hier auf Sternberg in Zukunft kein gern gesehener Gast mehr, Franziska. Wir haben dich als unsere Freundin angesehen, aber du hast unser Vertrauen missbraucht. Auf solche Freunde können wir verzichten.«

      Nach diesem Satz legte er auf. »Sie hat sofort alles zugegeben«, sagte er. »Dann wollte sie mir beteuern, dass sie keinerlei Informationen an ihn weitergegeben hat, aber das wollte ich dann nicht mehr hören. Vielleicht stimmt es sogar, aber dann hätte sie uns die Verbindung zu ihm nicht verschweigen müssen.«

      »Noch eine Enttäuschung«, murmelte die Baronin nach einer Weile. »Wenn jetzt selbst unsere Freunde die Seiten wechseln …« Wieder einmal schimmerten Tränen in ihren Augen.

      »Ihr seid mir also nicht böse?«, fragte Anna.

      »Wir sind dir nicht böse, Anna, aber es war trotzdem keine gute Idee, und ich möchte, dass du uns versprichst, so etwas in Zukunft auf keinen Fall zu wiederholen. Du bist einem gewieften Journalisten nicht gewachsen und weißt gar nicht, worauf du dich bei einem Interview eingelassen hättest. Keine Alleingänge mehr, versprochen?«

      »Ja, versprochen«, sagte Anna kleinlaut. »Ich …, ich sollte vielleicht doch noch in die Schule gehen, oder? Wenn ich mich beeile, habe ich nur die ersten drei Stunden verpasst.«

      »Ich schreibe dir eine Entschuldigung«, beschloss der Baron.

      »Danke, Papa. Und ihr seid Herrn Wiedemann auch nicht böse?«

      »Er hat gewiss gedacht, er tut das Richtige«, seufzte die Baronin. »Du kannst ja sehr überzeugend sein, wenn du dir Mühe gibst, Anna.«

      Fünf Minuten später saß Anna erneut in der Limousine. Wie erwartet kam sie noch rechtzeitig zur vierten Stunde. In der Entschuldigung, die ihr Vater geschrieben hatte, waren ›dringende familiäre Angelegenheiten‹ angeführt worden.

      Die

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