Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach страница 14

Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

Скачать книгу

fürchte, das ist längst passiert«, entgegnete der Baron niedergeschlagen.

      »Vielleicht müssen wir auch Interviews geben«, ließ sich jetzt Christian zur allgemeinen Überraschung vernehmen.

      »Interviews?«, wiederholte der Baron gedehnt. »Wir können keine Beweise dafür erbringen, dass Frau Roeder lügt, Chris. Wir können nur sagen, dass wir das glauben. Es würde uns nicht helfen, eher im Gegenteil.«

      Der Junge nickte. »Ich dachte ja nur«, murmelte er, »damit sie nicht die Einzige ist, die sich äußert.«

      »Genau!«, sagte Anna. »Die Leute denken sonst vielleicht, dass wir zu feige sind, um uns den Fragen von Journalisten zu stellen.«

      Konrad sprang seiner Schwester und seinem Cousin bei, wie er es in letzter Zeit fast immer tat. »Ihr könntet zumindest mal darüber nachdenken«, forderte er seine Eltern auf.

      Sofia und Friedrich wechselten einen unsicheren Blick. »In Ordnung, wir denken darüber nach«, sagte der Baron schließlich.

      »Und dieser Ferdinand von Stade, Papa«, warf Anna ein, »der ist wirklich gut, als Journalist?«

      »Einer der besten, Anna. Ihm ist es zu verdanken, dass einige Korruptionsfälle aufgedeckt werden konnten, bei denen es um die Verflechtung von politischen und wirtschaftlichen Interessen ging. Er hat nicht aufgegeben, obwohl er auch schon bedroht worden sein soll. Außerdem hat er ein Herz für die sogenannten ›kleinen Leute‹, die manchmal einfach deshalb nicht zu ihrem Recht kommen, weil sie nicht genügend Geld haben, um sich einen guten Anwalt zu leisten.«

      »Und deshalb ist er auf Frau Roe­ders Seite?«, fragte Anna aufgebracht. »Weil es hier um den reichen und mächtigen Fürsten von Sternberg und eine kleine Hotelangestellte geht?«

      »Ich könnte mir vorstellen, dass das eine Rolle gespielt hat, ja«, erwiderte der Baron. »Überlegt euch, wie Frau Roeder sich selbst darstellt: Als liebende, aber verzichtende Frau, die ihren Sohn tapfer allein aufzieht, ohne Ansprüche zu stellen, bis sie irgendwann nicht weiter weiß und um Hilfe bittet. Aber nur, wohlgemerkt, für ihren Sohn, nicht etwa für sich selbst. Geschickter hätte sie es kaum anstellen können.«

      »Ich kann das nicht mehr hören!«, stieß Anna hervor. »Außerdem müssen wir zur Schule.« Mit diesen Worten stürmte sie aus dem Salon.

      Christian machte Anstalten, ihr sofort zu folgen, überlegte es sich aber anders. Noch immer war er sehr blass, aber jetzt lag ein entschlossener Zug um seinen Mund. »Ich will nicht, dass sie damit durchkommt«, sagte er. »Können wir bitte noch einmal mit den Anwälten reden? Vielleicht brauchen wir jetzt eine andere Strategie.«

      »Ich habe morgen früh sowieso eine Besprechung mit ihnen, Chris, dann werde ich sie von unseren Überlegungen in Kenntnis setzen«, versprach der Baron.

      Christian und Konrad verließen gemeinsam mit Anna, die bereits in der Limousine saß, das Schloss. Seit Corinna Roeder ihren Brief geschrieben hatte, ließen sie sich von Per Wiedemann, dem Sternberger Chauffeur, jeden Tag fahren, statt den Bus zu nehmen, da überall Journalisten auf sie lauerten.

      Sofia und Friedrich blieben zurück, noch bedrückter als sie es in den vergangenen Tage ohnehin schon gewesen waren.

      *

      »Wie findest du es?«, fragte Corinna. »Danke für den Kaffee, Patrick. Aber sag mir bitte deine ehrliche Meinung. Denkst du, ich habe mir mit dem Interview geschadet?«

      »Auf keinen Fall«, antwortete er. »Du kommst genau so rüber, wie du bist, Corinna: Offen, ehrlich und sympathisch. Und«, setzte er mit einem Lächeln hinzu, »ziemlich attraktiv. Das ist ein sehr gutes Foto von dir.«

      »Danke.« Sie schenkte ihm ein mädchenhaftes Lächeln, wobei sie errötete. »Ich hatte hinterher Angst, zu viel von mir preisgegeben zu haben. Aber Herr von Stade ist ja ein ziemlich guter Interviewer …«

      »Und ein ausgezeichneter Schreiber. Du kannst von Glück sagen, dass er sich auf deine Seite geschlagen hat, das hilft dir mehr als hundert Artikel von irgendwelchen Wald- und Wiesenjournalisten. Sein Wort hat Gewicht.«

      »Ob es die Sternberger zum Einlenken bewegt?«, fragte sie. »Was meinst du?«

      »Schwer zu sagen. Ihre Anwälte haben ja vermutlich eher ein Interesse daran, die Sache noch ein bisschen am Kochen zu halten. Je länger die Auseinandersetzung dauert, desto mehr Geld verdienen sie daran.«

      »Ich frage mich jetzt dauernd, ob ich besser geschwiegen hätte.«

      »Es wäre nur gerecht, wenn sie für deinen Sohn zahlen müssten. Auch ein Fürst sollte sich nicht so aus der Verantwortung stehlen können, wie er es getan hat.«

      »Wenn du über Leo sprichst, klingt es immer, als wärst du zornig auf ihn.«

      »Das bin ich auch! Er hat dich im Stich gelassen, auch wenn du das bestreitest. Er hat sich nicht zu dir und eurem Kind bekannt, und das gefällt mir nicht. Er hatte zu Unrecht einen Ruf als ehrlicher Mann, der immer zu seinem Wort steht und sich um die Menschen kümmert, die ihn um Hilfe bitten.«

      »Aber er hat mir geholfen, Patrick«, sagte Corinna sanft, »und ich musste ihn nicht einmal darum bitten.«

      »Lass uns nicht mehr über den Fürsten sprechen«, bat er, »ich bekomme nur schlechte Laune davon.«

      »Es tut mir leid«, sagte sie.

      »Was tut dir leid?«

      »Ich hätte dir nicht so viel erzählen sollen«, antwortete sie. »Jetzt denkst du, ich bin die arme betrogene Frau, aber das stimmt nicht. Ich habe ihn geliebt, ich wollte ihn unbedingt haben. Denk nur nicht, dass ich nicht wusste, worauf ich mich einließ. Ich wusste es ganz genau.«

      »Das hast du dem Journalisten ja auch erzählt.« Patrick warf einen Blick auf die Uhr und ging zur Tür. »Ich muss zurück zum Empfang. Wir sehen uns, Corinna.«

      »Ja«, erwiderte sie leise. »Wir sehen uns.«

      *

      Franziska beschlich eine böse Vorahnung, als sie auf der Titelseite der Süddeutschen Allgemeinen Zeitung die Ankündigung von Corinna Roeders erstem Interview las, seit ›die Affäre‹ öffentlich bekannt geworden war. ›Lesen Sie das große Interview, das Corinna Roeder unserem Mitarbeiter Ferdinand von Stade gewährt hat‹ stand da. Sie schlug hastig die Zeitung auf und erschrak, als sie sah, dass das Interview und der zugehörige Artikel zwei ganze Seiten einnahmen. Auf einer prangte ein sehr vorteilhaftes Foto von Corinna Roe­der, auf dem sie schüchtern lächelte.

      Franziska begann sofort zu lesen, und während sie das tat, lief es ihr abwechselnd heiß und kalt den Rücken hinunter. Sie erkannte schnell, dass dies ein empfindlicher Schlag gegen ihre Freunde war, vielleicht sogar der entscheidende. Nach diesem Interview und diesem Artikel würden sich nur noch unbeirrbare Freunde des Fürstenhauses auf Seiten der Sternberger befinden, alle anderen würden Corinna Roeder glauben.

      Sie las alles ein zweites Mal, dann griff sie zum Telefon und rief Ferdinand an. »Wieso hast du mir nichts von dem Artikel und dem Interview erzählt?«, fragte sie. »Ich wusste ja nicht einmal, dass du mit Frau Roeder gesprochen hast.«

      »Es sollte eine Überraschung sein«, erwiderte er vergnügt. »Und wie ich sehe, ist sie mir gelungen. Wie findest du

Скачать книгу