Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach страница 13
Er sprang wieder auf, mit wild klopfendem Herzen. Jemand war hier gewesen, hatte herumgeschnüffelt, wahrscheinlich schon zum zweiten Mal. Was bedeutete das? Er spürte, wie er zornig wurde. Niemand hatte das Recht, einfach hier einzudringen! Und doch war es offenbar geschehen.
Er rannte nach hinten, öffnete die Tür und sah sich aufmerksam um. Aber nein, es gab keinerlei Fußabdrücke, nichts, was darauf hinwies, dass jemand sich unerlaubter Weise hier herumgetrieben haben könnte. Nach kurzem Nachdenken lief er nach vorn, inspizierte zuerst den Haupteingang zu seiner Werkstatt und dann die Nebentür.
Er sah es sofort: Jemand hatte sich an dem Schloss zu schaffen gemacht. Leise fluchend untersuchte er das Schloss genau. Da war ein Profi am Werk gewesen, wäre er nicht ohnehin misstrauisch gewesen wegen des fremden Dufts, ihm wäre nichts aufgefallen.
Nachdenklich kehrte er in die Werkstatt zurück. Sein Kopf war wieder klar. Auf keinen Fall durfte er überstürzt handeln, und das würde er auch nicht tun. Viel Zeit lassen sollte er sich andererseits aber wohl auch nicht, und er wusste bereits jetzt, dass er gleich mehrere Maßnahmen würde ergreifen müssen, um sich zu schützen.
Er setzte sich wieder, doch statt zu arbeiten, starrte er ins Leere. Es war eine Situation eingetreten, mit der er nicht gerechnet hatte, das machte ihn zornig. Zornig auf den Eindringling – und zornig auf sich selbst.
Er hätte besser auf der Hut sein müssen!
*
Franziska hatte die Tage bis zum Wochenende genutzt, um sich wieder einzuleben und ihr Material zu sichten. Das war eine zeitraubende Arbeit, denn sie hatte nicht nur viel geschrieben, sondern auch unzählige Fotos gemacht, von denen es die wenigsten ins fertige Buch schaffen würden. Aber sie ging mit Feuereifer ans Werk, denn jetzt kam der Teil der Arbeit, auf den sie sich schon während ihres Aufenthalts in Brasilien gefreut hatte.
Sie arbeitete den ganzen Samstagvormittag, aß mittags ein bisschen Rührei und machte sich dann mit klopfendem Herzen auf den Weg zu ihrer Verabredung mit Ferdinand von Stade.
Er erwartete sie bereits, als sie im Café eintraf. Sobald er sie erblickte, sprang er auf. Er freute sich so offensichtlich über ihr Wiedersehen, dass sie ihre Aufregung vergaß, denn offenbar hatte er diesem Treffen ebenso entgegengefiebert wie sie.
»Endlich!« Mehr sagte er nicht, als er ihre Hand nahm und festhielt.
»Es waren doch nur vier Tage«, erwiderte sie lächelnd.
»Vier endlos lange Tage«, korrigierte er.
Sie setzten sich, bestellten Kaffee und Kuchen und nahmen anschließend ihr Gespräch wieder auf, als hätte es keine tagelange Unterbrechung gegeben. Franziska erzählte von ihrer Arbeit der letzten Tage, vom Sichten der Fotos und davon, wie schwer es ihr fiel, eine Auswahl zu treffen, weil sie so viele besonders gelungen fand.
»Dann schlagen Sie doch Ihrem Verleger ein zweites Buch vor«, sagte Ferdinand. »Eben einen Fotoband mit nur sehr wenig Text. Und schon haben Sie ein Problem weniger.«
Sie sah wohl sehr verblüfft aus, denn er fing an zu lachen. »Ist Ihnen dieser Gedanke noch nicht gekommen?«, fragte er.
»Nein«, gestand sie. »Ich war so damit beschäftigt, seine Vorgaben für das geplante Buch zu erfüllen, dass ich noch nicht darüber hinaus gedacht habe. Aber das ist eine wirklich gute Idee, vielen Dank dafür. Was macht Ihre Arbeit?« Sie fragte absichtlich nicht nach den Sternbergern, beinahe hoffte sie sogar, er werde die Geschichte überhaupt nicht erwähnen. Wenn sie sich besser kannten, würde sie ihm sagen, dass der kleine Fürst und seine Familie gute Freunde von ihr waren.
»Danke, ich bin zufrieden«, erwiderte er. »Sagen Sie, wollen wir nicht noch einen Spaziergang zusammen machen? Es ist zwar kühl, aber die Sonne scheint, und wir sind ja beide Schreibtischtäter.«
Sie willigte gerne ein, und so verließen sie das Café wenig später. Er steuerte den nahe gelegenen Stadtpark an, der so groß war, dass sich die wenigen Spaziergänger darin verloren. Schon bald fühlten sie sich, als wären sie allein auf der Welt. Nach einer Weile nahm Ferdinand Franziskas Hand, und sie ließ es mit klopfendem Herzen geschehen.
Als er stehen blieb und sie an sich zog, ließ sie auch das geschehen. Sie legte ihren Kopf an seine Brust und fühlte sein Herz schlagen. »Bist du aufgeregt?«, fragte sie. »Dein Herz hämmert ja richtig.«
Er lachte leise. »Was für eine Frage!«, sagte er zärtlich. »Ich habe bis eben Angst gehabt, dass du mich zurückstößt und mich fragst, was mir denn einfiele, dich einfach zu umarmen.«
Sie rückte ein wenig von ihm ab, um ihm in die Augen sehen zu können. »Du lügst«, sagte sie. »Du hast garantiert keine Angst gehabt, weil du nämlich genau wusstest, dass ich dich nicht zurückstoßen würde.«
Er machte der Diskussion ein Ende, indem er sich zu ihr hinunterbeugte und ihr den Mund mit einem langen Kuss verschloss. Und nach diesem ersten Kuss gab er ihr einen zweiten, dritten, vierten, bis sie endlich, eng umschlungen, ihren Weg fortsetzten. Von Zeit zu Zeit blieben sie stehen, küssten sich erneut, lächelten einander zärtlich an, gingen weiter, nur um bald darauf wieder stehen zu bleiben.
Sie verhielten sich also genau wie alle anderen frisch Verliebten auf der Welt.
*
»Dieser Artikel ist ein herber Schlag für uns«, sagte Baron Friedrich am Montagmorgen niedergeschlagen und wies auf die Zeitung, die aufgeschlagen vor ihm lag. Sie saßen alle beim Frühstück, doch keiner von ihnen hatte angesichts der Neuigkeiten Appetit. »Ferdinand von Stade hat als Journalist einen ausgezeichneten Ruf, und er hat ja schon neulich einen Artikel geschrieben, in dem er sich auf Frau Roeders Seite geschlagen hat. Aber das da«, er tippte auf die Zeitung, »ist schlimmer. Viel schlimmer.«
»Die ganze Zeit hat sie keine Interviews gegeben«, stieß Anna hervor, »und jetzt macht sie es plötzlich doch! Und dann gleich noch so ein langes! Sie redet über Onkel Leo, als hätte er ihr gehört.«
Christian stand hochaufgerichtet an einem der Fenster im Salon. Er hatte noch keinen Bissen gegessen, nur einen Schluck Tee getrunken. Sein Gesicht war verschlossen, er war weiß wie die Wand, sagte jedoch kein Wort.
»Sie ist klug, die Frau Roeder!«, ließ sich jetzt Konrad vernehmen. »Sie sucht sich einen guten Journalisten aus für ihr erstes Interview, keinen von den Schmierfinken. Etwas von Herrn von Stades Seriosität geht so gewissermaßen auf sie über. Ziemlich schlau, wirklich.« Er klang niedergeschlagen.
»Ich fürchte, du hast Recht, Konny«, stimmte der Baron seinem Sohn müde zu.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Anna. »Wir können das doch nicht einfach übergehen, oder? Wir müssen darauf reagieren, Papa.«
»Darauf wartet sie doch nur, Anna«, erwiderte Baronin Sofia anstelle ihres Mannes. »Sie will uns aus der Reserve locken, denn nur wer handelt, macht auch Fehler, und darauf hofft sie.«
»Das kann schon sein«, sagte der Baron nachdenklich, »aber ich finde trotzdem, dass Annas Vorschlag nicht von der Hand zu weisen ist. Wenn wir weiterhin nichts zu den Behauptungen sagen, wird der Eindruck entstehen, dass Frau Roeder die Wahrheit sagt. Sie setzt sich in der Tat geschickt in Szene, unsere Anwälte haben neulich schon angedeutet, dass die öffentliche Meinung sich zu ihren Gunsten wandelt in dieser Angelegenheit.«
»Wir