Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach страница 18
»Franziska von Severn«, antwortete Ferdinand.
Curt beugte sich vor. »Wie bitte?«, fragte er. »Sagtest du Franziska von Severn?«
»Ja, das sagte ich. Kennst du sie etwa?«
»Nein, nicht persönlich, aber zufällig kenne ich jemanden, der sie kennt, und von dem weiß ich, dass sie gut mit den Sternbergern befreundet ist und sie regelmäßig besucht.«
Ferdinand starrte ihn an. »Wie bitte? Du musst dich irren, Carl, das hätte sie mir gesagt. Ich habe ihr ja erzählt, dass ich an der Sache arbeite und darüber schreibe.«
»Ich irre mich ganz sicher nicht«, erklärte Curt kopfschüttelnd. »Tut mir leid, ich wollte dir nicht die Laune verderben, aber vielleicht habt ihr euch nicht so zufällig kennengelernt, wie du dachtest. Vielleicht wollte sie nur herausfinden, wie weit du mit deinen Recherchen bist.«
»Das kann nicht sein, Curt.« Ferdinands Stimme klang heiser.
»Ich wünsche es dir nicht, aber ich an deiner Stelle würde mich vergewissern.«
Ferdinand sprang auf, warf einen Geldschein auf den Tisch, haute Curt heftig auf die Schulter, sagte: »Danke, bis bald, ich melde mich«, und stürmte aus dem Lokal.
»Armer Kerl«, murmelte Curt.
»Was hat er denn?«, erkundigte sich die Bedienung.
»Liebeskummer, schätze ich«, sagte Curt. »Ich möchte gern zahlen, Lili.«
Als auch er das Lokal verließ, fragte er sich, wie Franziska von Severn wohl versuchte, sich Ferdinand gegenüber herauszureden. Hoffentlich fiel er nicht darauf herein, denn die Sache schien ja wirklich sonnenklar zu sein.
*
Es war schon spät, als es noch an Franziskas Tür klingelte. Sie hatte nach Baron Friedrichs Anruf natürlich erst recht nicht mehr arbeiten können, sondern unablässig darüber nachgedacht, was nun zu tun war.
Ferdinand war an diesem Abend mit einem Freund verabredet, das wusste sie, also musste sie das Gespräch mit ihm auf den nächsten Tag verschieben. Und dann musste sie noch einmal Kontakt zu den Sternbergern aufnehmen, denn sie konnte Friedrichs Vorwürfe nicht unkommentiert auf sich sitzen lassen. Ja, sie hätte früher reden müssen, aber verraten hatte sie niemanden.
Sie öffnete die Tür und wusste im selben Augenblick, da sie Ferdinands Gesicht sah, dass sie mit ihrem Geständnis auch bei ihm zu spät kommen würde. »Du bist also schon lange mit den Sternbergern befreundet?«, stieß er hervor.
»Ja«, antwortete sie. »Aber es ist nicht …«
Er ließ sie nicht ausreden. Sie sah, wie erregt er war, sie hörte es auch an seiner Stimme. Er sah so zornig aus, dass sie beinahe Angst vor ihm empfand, und ihr wurde klar, wie sehr er sich von ihr hintergangen fühlte – ebenso sehr wie die Sternberger, auch das begriff sie jetzt.
»Danke, dass du mir das gleich gesagt hast!«, fuhr er mit vor Zorn bebender Stimme fort. »Jetzt kann ich ja richtig froh darüber sein, dass ich dir nicht mehr über meine Recherchen erzählt habe. Du hast sicherlich gleich alles weitergetragen …«
»Nein!«, sagte sie. »Bitte, komm herein, damit ich dir die Sache erklären kann, Ferdinand. Es war ja ganz anders.«
»Wie denn?«, fragte er, ohne sich zu rühren. »Wieso kam dir der schlichte Satz: ›Ich kenne die Sternberger‹ nicht über die Lippen? Auch nicht, als du das Interview gelesen hast, über das wir dann ja ausführlich gesprochen haben? Gab es bei keinem unserer Treffen eine Gelegenheit, mir endlich zu sagen, dass ich dir gegenüber meine augenblickliche Arbeit besser nicht erwähnen sollte, weil du ganz eigene Interessen hast …«
»Aber die habe ich doch gar nicht!«, rief sie, jetzt ebenfalls erregt. »Die Kants und Christian von Sternberg sind meine Freunde, das stimmt, und im Gegensatz zu dir glaube ich immer noch nicht an dieses Verhältnis des Fürsten, aber das ist doch kein Grund anzunehmen, dass ich für sie spioniert habe. Außerdem, wozu hätte das gut sein sollen?«
»Es ist immer gut, wenn man weiß, welche Züge der Gegner als Nächstes plant, und in diesem Fall gehöre ich zu den Gegnern der Fürstenfamilie, so leid es mir tut.«
»Aber so habe ich das doch gar nicht gesehen! Zuerst bin ich nur erschrocken, als du erzählt hast, woran du arbeitest, und dann …«
Er hob eine Hand, um sie am Weiterreden zu hindern. Der Zorn war aus seinem Gesicht gewichen, jetzt entdeckte sie darin nur noch Traurigkeit. »Und ich dachte, mit dir hätte ich die Frau meines Lebens gefunden«, sagte er leise. »Was für eine Enttäuschung, Franziska. Was für eine unendliche Enttäuschung.«
Nach diesen Worten drehte er sich um und ging. Er ließ sie einfach da stehen, an ihrer Wohnungstür, als gäbe es zwischen ihnen nichts mehr zu bereden – und so empfand er es wohl auch. Sie lauschte auf seine Schritte, bis sie unten die Haustür ins Schloss fallen hörte. Dann schloss sie auch ihre Wohnungstür, kehrte wie betäubt in ihr Wohnzimmer zurück, ließ sich aufs Sofa fallen und fing bitterlich an zu weinen.
*
»Glaubst du, sie hat für diesen Journalisten spioniert?«, fragte der kleine Fürst. Dieses Mal war es Anna, die auf seinem Bett lag, während Konrad und er daneben auf Stühlen Platz genommen hatten.
Anna dachte nach. »Eigentlich glaube ich es nicht, aber ich verstehe nicht, warum sie uns nicht gesagt hat, dass sie ihn kennt. Das hätte sie doch tun können. Wenn sie aber für ihn spioniert hat, sieht es übel für uns aus. Sie weiß alles, was wir bisher unternommen haben. Dr. von Boldt soll außer sich sein, er hat gesagt, über Cosimas Aktivitäten hätten wir mit niemandem reden dürfen, einen schlimmeren Fehler hätten wir nicht machen können. Wenn dieser Bodo Kleinert da mit drinhängt, dann ist er jetzt gewarnt, meint er.«
»Wenn man leider nicht einmal mehr seinen Freunden vertrauen kann …«, murmelte Konrad. »Was machen wir denn jetzt? Was können wir überhaupt noch machen?«
»Es gibt irgendwo einen Beweis«, sagte Christian. »Ich spüre das.«
»So lange dir nicht einfällt, wo, hilft uns das leider nicht weiter«, sagte Anna mutlos.
»Dieser Ferdinand von Stade, was ist das für ein Mann? Du hast doch einiges über ihn gelesen.«
»Er hat einen guten Ruf«, antwortete Anna. »Alle sind des Lobes voll für ihn, sogar seine Gegner. Er ist sehr gründlich. Bevor er einen Artikel schreibt, stellt er ausführliche Nachforschungen an.«
»Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, oder?«
»Sollte es sein, ist es aber nicht. Jedenfalls hat er mit Sicherheit ziemlich viele Informationen zusammengetragen, bevor er sich entschieden hat, Frau Roeders Geschichte zu glauben.«
Konrad sah Christian an. »Vielleicht sollten wir auch mit ihm reden«, sagte er zögernd. »Wir haben ja neulich schon mal darüber gesprochen, und mittlerweile denke ich, es wäre gut, wenn er jetzt die andere Seite hören würde. Als Journalist muss er sich dafür ja auch interessieren.«
»Aber warum sollte er uns glauben, Konny?«, fragte Christian. »Wir können ihm keine Beweise vorlegen,