Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach страница 19
»Ja, das stimmt schon, aber wenn wir es nicht versuchen, haben wir auf jeden Fall schon verloren. Du hast es doch gehört: Die öffentliche Meinung ist jetzt eher gegen uns. Wir müssen auf jeden Fall etwas tun.«
»Ich denke noch mal darüber nach«, versprach Christian. »Aber vielleicht sind auch Tante Sofia und Onkel Fritz gar nicht damit einverstanden.«
»Wir überzeugen sie schon, wenn du dich entschieden hast. Nicht, Anna?«
Anna nickte stumm. Sie sah unglücklich aus.
»Was ist los?«, fragte Christian.
»Franzi«, antwortete Anna. »Wenn sie uns wirklich ausspioniert hat …«
Sie mochte den Satz nicht beenden, was die beiden Jungen gut verstehen konnten. Die Situation war auch ohne den Verrat einer engen Freundin der Familie schon schlimm genug.
*
Wie lange sie geweint hatte, wusste Franziska nicht, aber irgendwann versiegten ihre Tränen. Sie fühlte sich unglücklich und leer, wusste aber jetzt immerhin genau, was sie zu tun hatte. Sie würde zwei Briefe schreiben.
Sie fing mit dem an die Sternberger an, und sie schrieb, ohne sich alles vorher genau zurechtzulegen. Sie gab ohne Umschweife zu, dass es besser gewesen wäre, gleich zu sagen, dass sie Ferdinand von Stade kennengelernt hatte und sehr beeindruckt von ihm gewesen war. »Aber als der richtige Zeitpunkt einmal verpasst war«, schrieb sie, »schien es unmöglich zu sein, die Wahrheit zu sagen, ohne in ein schiefes Licht zu geraten. Die Situation hat sich, wie Ihr ja selbst wisst, sehr schnell zugespitzt – zu schnell für mich.«
Sie schloss mit der Hoffnung, dieser unselige Vorfall möge nicht das Ende ihrer Freundschaft sein. »Denn meine Beziehung zu Ferdinand ist bereits in die Brüche gegangen«, berichtete sie gegen Ende des Schreibens. »Er hat die Wahrheit, wie Ihr, ohne mein Zutun herausbekommen und mich ebenfalls sofort verdächtigt. Könnte ich die Zeit zurückdrehen und mich anders verhalten, ich würde es sofort tun. Ihr kennt mich, also hoffe ich, dass Ihr mir glaubt: Ferdinand hat nicht einmal gewusst, dass ich mit Euch befreundet bin.«
Danach schrieb sie den Brief an Ferdinand, der sich nicht sehr von demjenigen an die Sternberger unterschied. Sie las beide Briefe, als sie sie unterschrieben hatte, nicht noch einmal durch, sondern steckte sie in Umschläge, die sie beschriftete und frankierte, danach verließ sie die Wohnung, um sie sofort einzuwerfen, bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte.
Als sie nach vollbrachter Tat nach Hause zurückkehrte, fühlte sie sich besser. Nicht gut, aber immerhin besser.
*
»Frau Roeders Sohn hat auch Blutgruppe A, wie Leo«, sagte Baron Friedrich zwei Tage später zu seiner Frau, als er vom Telefon zurückkehrte. »Das war Dr. von Boldt, er wollte mir das nur mitteilen. Er sagte, sie hätten es pflichtgemäß abgefragt, aber von Anfang an nicht angenommen, dass uns das weiterhelfen würde. Frau Roeder wäre dumm gewesen, wenn sie das nicht vorher abgeklärt hätte, und dumm ist sie ja offenbar nicht.« Er sah, dass Sofia einen Brief in der Hand hielt. »Was ist das?«
»Wir haben Post von Franziska bekommen. Ich habe den Brief schon gelesen.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich ihn lesen will«, sagte der Baron abwehrend.
»Ich lese ihn dir vor, ja?«
Er nickte, noch immer nicht überzeugt und hörte ihr dann mit unbewegtem Gesicht zu. Als sie geendet hatte, schwiegen sie beide, bis er endlich sagte: »Das hört sich ehrlich an. Wir haben sie vielleicht zu schnell verurteilt.«
»Das denke ich auch, Fritz. Sie ist unsere Freundin, wir hätten sie wenigstens anhören müssen.«
»Ich war so außer mir«, murmelte er. »Und immerhin hatte sie uns etwas Wesentliches verschwiegen. Was tun wir denn jetzt? Was schlägst du vor?«
»Wir sollten sie anrufen, Fritz, und sie einladen, uns bald wieder zu besuchen, damit wir noch einmal in Ruhe über die Sache reden können.«
Er nickte. »Und was hältst du vom Vorschlag unserer Kinder, dass wir unsere Zurückhaltung der Presse gegenüber aufgeben und ebenfalls ein Interview geben sollten?«
»Das weiß ich noch nicht«, gestand sie. »Ich verstehe ihre Argumente, sie sind vermutlich sogar richtig, aber es gefällt mir nicht, dass ein Interview zum jetzigen Zeitpunkt so aussähe, als hätten wir uns von Frau Roeder unter Zugzwang setzen lassen.«
Sie wurden von Eberhard Hagedorn unterbrochen. »Frau Baronin, Herr Baron«, sagte er mit einem kaum merklichen Zögern in der Stimme, »Herr von Stade bittet Sie beide um ein Gespräch. Er sagt, er ist als Privatmann hier, nicht als Journalist. Er ist unten an der Straße, die Wachleute fragen, ob sie ihn durchlassen sollen.«
»Ferdinand von Stade?«, fragte Baron Friedrich erstaunt.
»Jawohl, Herr Baron.«
Sofia und Friedrich verständigten sich mit einem kurzen Blick. »Lassen Sie ihn durchfahren, Herr Hagedorn.«
»Sehr wohl, Herr Baron.«
Eine knappe Viertelstunde später kehrte der alte Butler mit einem gut aussehenden dunkelhaarigen jungen Mann zurück, dessen Gesicht ernst und verschlossen war. »Frau Baronin, Herr Baron, dies ist Herr von Stade«, sagte Eberhard Hagedorn, bevor er sich lautlos zurückzog.
»Ihr Besuch überrascht uns, Herr von Stade«, sagte Baron Friedrich, nachdem der junge Journalist Sofia und ihn begrüßt hatte.
»Ja, das kann ich mir schon vorstellen, ich wundere mich selbst darüber, dass ich mich hierhergewagt habe«, gestand Ferdinand, und zum ersten Mal zeigte sich ein schwaches Lächeln auf seinem blassen Gesicht.
»Bitte, nehmen Sie Platz, und sagen Sie uns, was Sie hergeführt hat.«
»Wieso empfangen Sie mich überhaupt? Sie wissen doch genau, dass ich im Fall der Affäre des Fürsten …«
»… der angeblichen Affäre, Herr von Stade.«
»Gut, wie Sie wollen. Sie wissen jedenfalls, dass ich in dieser Sache nicht auf Ihrer Seite bin.«
»Sie haben Herrn Hagedorn gesagt, dass Ihr Besuch hier privater Natur ist.«
»Franzi«, sagte Ferdinand. »Sie sind informiert?«
»Sie hat uns einen Brief geschrieben«, erklärte Sofia. »Als wir erfuhren, dass sie mit Ihnen zusammen ist, haben wir sie aber praktisch … hinausgeworfen. Jetzt bedauern wir das. Wir sind schon lange mit ihr befreundet, wir hätten ihr Gelegenheit geben müssen, uns die Situation zu erklären.«
»Sie hat also wirklich nicht mit Ihnen geredet – über das, was ich ihr gesagt habe?«
»Kein Wort. Wir wussten ja nicht einmal, dass sie mit Ihnen zusammen ist. Und umgekehrt hat sie Ihnen also auch nichts von uns erzählt?«
»Ich wusste nichts von Ihrer Freundschaft. Und ich habe mich genauso verhalten wie Sie: Ich habe sie nicht einmal zu Wort kommen lassen, sondern mich ziemlich theatralisch von ihr getrennt.«
»Wir hatten