Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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Togo?«

      Kaum hatte er die Frage gestellt, als der Boxer auch schon die Treppe heruntergeschossen kam. Winselnd und bellend umkreiste er die Teenager. »Ist ja gut, Togo«, sagte der kleine Fürst, während er dem Tier den Kopf kraulte. »Wir gehen ja gleich.«

      »Es treiben sich offenbar wieder Reporter auf dem Gelände herum, Prinz Christian«, sagte Eberhard Hagedorn. »Der Wachdienst hat uns informiert. Sie bemühen sich, die Leute zu vertreiben, aber das kann dauern, außerdem ist nicht bekannt, wie viele es sind.«

      »Wir gehen trotzdem«, sagte Christian. »Kommst du mit, Anna?«

      Das Mädchen nickte, und im selben Moment ließ sich von oben Annas Bruder Konrad vernehmen: »Ich komme auch mit.«

      Gleich darauf verließen die drei Teenager das Schloss. Mit einem unhörbaren Seufzer sah Eberhard Hagedorn ihnen nach, wie sie auf den Schlosspark zuliefen. Ob auf Sternberg jemals wieder Frieden herrschen würde? Er hoffte es von ganzem Herzen.

      Mit langsamen Schritten ging er auf die Küche zu, wo die begabte junge Köchin Marie-Luise Falkner ihn mit einem Lächeln und einem Espresso empfing. »Ich dachte schon, Sie kämen überhaupt nicht mehr, Herr Hagedorn.«

      »Dabei wissen Sie ganz genau, dass ich Ihrem Espresso nicht widerstehen kann, Marie.«

      Sie schob ihm die Tasse hin und fragte leise: »Gibt es Neuigkeiten?«

      Er schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Ich wünschte, ich können Ihnen sagen: ›Es hat sich ein Beweis dafür gefunden, dass diese Frau Roeder lügt, der Albtraum hat ein Ende‹, aber so ist es nicht.«

      »Furchtbar«, murmelte Marie-Luise Falkner. »Furchtbar für Prinz Christian, für die ganze Familie, für uns alle.«

      Eberhard Hagedorn nickte nur. Dem war nichts hinzuzufügen.

      *

      »Chris«, sagte der Baron erstaunt, als sein Neffe die Bürotür öffnete.

      »Störe ich dich, Onkel Fritz?«, fragte der Junge.

      »Nein, überhaupt nicht. Ich dachte, ihr ward mit Togo draußen.«

      »Waren wir auch, bis eben. Aber ich muss dich sprechen.«

      »Dann setz dich und sag mir, was du auf dem Herzen hast.«

      »Ich will Ferdinand von Stade ein Interview geben«, sagte der kleine Fürst mit fester Stimme. »Ihr habt selbst gesagt, dass wir etwas tun müssen, damit Frau Roe­der nicht allein bestimmt, worüber die Medien berichten. Und ich glaube, dass ich …, dass ich derjenige sein muss, der an die Öffentlichkeit geht.«

      »Du bist fünfzehn Jahre alt, Chris«, erwiderte der Baron bedächtig. Er versuchte, Zeit zu gewinnen, denn die Vorstellung, dass dieser ernste Teenager, der vor nicht einmal einem Jahr seine Eltern verloren hatte, einem gewieften und erfahrenen Journalisten ausgeliefert werden sollte, gefiel ihm nicht. »Du weißt nicht, was in einem solchen Interview geschehen kann. Er wird mit allen Mitteln versuchen, dich zu Aussagen zu bewegen, die du hinterher vielleicht bereust.«

      »Das glaube ich nicht«, entgegnete der Junge. »So einer ist er nicht. Er war doch hier und hat mit euch geredet. Ihr habt gesagt, er ist sympathisch, und er hat euch selbst den Rat gegeben, mit einem Interview noch zu warten, damit es nicht so aussieht, als machtet ihr Frau Roe­der alles nach. Und er hat gesagt, wenn jemand aus der Familie ein Interview gibt, dann müsste ich das sein. Ich glaube, dass er fair ist.« Nach einer Weile setzte er hinzu: »Außerdem hat sich Franzi in ihn verliebt, das spricht auch für ihn.«

      In der Tat hatte sich Franziska von Severn, eine gute Freundin der Familie, in den jungen Journalisten verliebt, was zunächst für Missverständnisse gesorgt und beinahe das Ende der Freundschaft bedeutet hätte.

      »Alles, was du sagst, stimmt. Trotzdem kennen wir Ferdinand von Stade nicht. Er war uns sympathisch, aber er ist Journalist, und er hat bis jetzt Partei für Frau Roe­der ergriffen.«

      »Das verstehe ich sogar«, sagte der kleine Fürst zum nicht geringen Erstaunen des Barons. »Sie ist geschickt, und ihre Geschichte klingt einleuchtend. Nur stimmt sie trotzdem nicht.«

      »Er glaubt sie aber, Chris, und er wird sich von dir nicht vom Gegenteil überzeugen lassen. Du bist befangen, Leo war dein Vater. Klar, dass du nicht glaubst, dass dein Vater deine Mutter betrogen und mit einer anderen Frau ein Kind gezeugt hat.«

      »Niemand, der Papa kannte, glaubt die Geschichte«, erklärte Christian heftig. »Niemand! Ist das denn völlig bedeutungslos?«

      »Nicht bedeutungslos«, sagte der Baron nach einer Weile mit sanfter Stimme, »aber, um Kriminalrat Overbeck zu zitieren, es ist leider kein Beweis.«

      »Das ist mir egal, Onkel Fritz. Ich will dieses Interview machen, sobald ich von der Klassenfahrt zurück bin. Kannst du Ferdinand von Stade anrufen und ihm das sagen? Ich hätte es beinahe selbst gemacht, aber ich wollte, dass ihr Bescheid wisst, Tante Sofia und du.«

      Die Baronin kam herein. »Ach, hier bist du, Chris …« Sie sah die ernsten Gesichter ihres Mannes und ihres Neffen und fragte beunruhigt: »Ist etwas passiert?«

      »Chris will Herrn von Stade ein Interview geben«, antwortete der Baron.

      Sofia sah von einem zum anderen. »Das ist gefährlich, Chris – so gut ich deine Beweggründe auch verstehe.«

      »Ich will es trotzdem, Tante Sofia. Onkel Fritz hat mich schon gewarnt, aber ich …, ich spüre, dass ich es tun muss. Ich muss es für Papa tun, und bitte, versucht nicht, mich davon abzubringen.«

      Ein flehender Unterton hatte sich in seine Stimme geschlichen. Sofia und Friedrich wechselten einen raschen Blick, danach sagte der Baron seufzend: »Wenn du es unbedingt willst, Chris, werde ich Herrn von Stade anrufen und von deinem Wunsch in Kenntnis setzen. Aber vorher werde ich unsere Anwälte informieren. Sollten sie ganz und gar dagegen sein …«

      »Das glaube ich nicht«, sagte Christian schnell. »Sie haben doch neulich schon Andeutungen gemacht, dass es gut wäre, wenn wir die Initiative ergreifen würden.«

      Das war freilich richtig, und so ließen sie den Jungen gehen. »Und wenn das eine Katastrophe wird, Fritz?«, fragte die Baronin.

      »Christian ist klug, es wird keine Katastrophe werden«, erklärte der Baron mit mehr Zuversicht, als er empfand. »Ich rufe jetzt die Anwälte an.«

      Sofia nickte und ging still und nachdenklich hinaus.

      *

      »Prinz Christian?«, fragte Dr. Barbara von Kreyenfelss entgeistert. »Wessen Idee war das denn?«

      »Seine eigene«, erklärte ihr älterer Kollege Dr. Hagen von Boldt, der soeben mit Baron Friedrich telefoniert hatte. »Und wenn du mich fragst, ist die Idee sogar ziemlich gut. Alle Welt liebt den kleinen Fürsten, die Leute haben Mitleid mit ihm, weil er so früh und auf so furchtbare Weise seine Eltern verloren hat. Es kann uns nur nützen, wenn er für alle deutlich zum Ausdruck bringt, wie schrecklich die jetzige Situation für ihn ist.«

      »Du klingst zynisch und abgebrüht, wenn du so redest«, sagte Barbara missbilligend.

      Hagen hatte sie vor nicht allzu langer Zeit zu sich in die Anwaltskanzlei geholt, weil

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