Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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er die Flucht ergriffen hatte. »Du glaubst nicht, wie ich mich geschämt habe, Felix. Ich wollte ihr erklären, dass sie mich falsch einschätzt, dass sie sich irrt, aber sie ist auf mich losgegangen wie eine Wildkatze. Du hättest sie sehen sollen. Jetzt verstehe ich das erst: Sie wollte den Jungen verteidigen.«

      »Und was machst du jetzt mit den Bildern?«, fragte Felix. »Als ewiges Mahnmal aufheben, damit du nie wieder heimlich Fotos von jemandem machst?«

      »Mal sehen«, antwortete Jakob. »Ich weiß ja erst seit einigen Minuten, wen ich da unabsichtlich fotografiert habe. Darüber muss ich erst einmal nachdenken, bevor ich eine Entscheidung fälle, wie ich damit umgehe.«

      »Dann lass uns jetzt Pizza essen gehen«, schlug Felix vor. »Oder hat es dir den Appetit verschlagen?«

      »Ein bisschen schon«, gestand Jakob. »Du bist sicher, dass der Junge auf den Bildern der kleine Fürst ist?«

      »Hundertprozentig sicher«, erklärte Felix. »Sieh ihn dir doch an! Erkennst du ihn etwa nicht? Du hast doch auch schon Fotos von ihm gesehen.«

      Jakob nickte ergeben. »Ja, ja, du hast Recht. Aber es wäre sehr schön gewesen, wenn du dich geirrt hättest. Ich muss das irgendwie wieder in Ordnung bringen, denke ich.«

      »Du kennst die Familie doch überhaupt nicht. Vergiss die Sache, sie werden sie irgendwann auch vergessen, und spätestens in einem Jahr denkt niemand mehr daran.«

      Jakob sah das anders, doch er widersprach seinem Freund nicht. Er würde, sobald er wieder allein war, noch einmal in aller Ruhe über die Angelegenheit nachdenken.

      *

      Der Abschied fiel herzlich aus. Caroline wurde von vielen aus Christians Klasse umarmt, sie bekam jede Menge Komplimente zu hören, und sie stellte fest, dass sie das Ende der gemeinsamen Zeit aufrichtig bedauerte. Christian flüsterte ihr zum Abschied zu: »Komm uns doch mal besuchen, wenn du bei uns in der Nähe bist. Sternberg ist eine Reise wert, und ich glaube, meine Familie würde sich freuen, dich kennen zu lernen.«

      »Wenn es sich einrichten lässt, mache ich das vielleicht sogar, Chris«, erklärte Caroline, obwohl sie genau wusste, dass sie es nicht tun würde. Sie kannte solche Einladungen, die im Überschwang der Gefühle ausgesprochen wurden und im selben Moment auch ernst gemeint waren. Aber ein halbes Jahr später war das Leben weitergegangen und die Woche im Kellerwald nicht viel mehr als eine ferne Erinnerung.

      Sie winkte dem Bus nach, dann fuhr sie ins Informationszentrum und klopfte an die Tür zum Büro ihres Chefs.

      Henning Kuhlmann sah ihr gespannt entgegen. »Setz dich«, sagte er, »du hättest dich zwischendurch ruhig öfter mal melden können.«

      »Ich war schwer beschäftigt, Henning, aber ich muss sagen, das war eine ausgesprochen nette Gruppe. Solche hätte ich gern öfter. Und alle haben durchgehalten bis zum Schluss, sogar die mit dem untauglichen Schuhwerk, in dem sie sich Blasen gelaufen haben.«

      »Und Christian von Sternberg?«

      Sie zögerte. Von dem nächtlichen Erlebnis mit dem Fotografen hatte sie ihm bei ihren kurzen Telefonaten zwischendurch noch nichts erzählt, und sie war auch jetzt noch nicht sicher, ob sie es überhaupt erwähnen sollte. Henning würde sich nur darüber aufregen. Aber es war zu spät, ihr Zögern hatte ihn aufmerksam gemacht.

      »Heraus mit der Sprache!«, forderte er energisch. »Was ist passiert?«

      Also erzählte sie ihm, wie sie den Fotografen in die Flucht geschlagen hatte. Zu ihrer Erleichterung fing er an zu lachen, statt sich aufzuregen. »Das hätte ich gern gesehen und gehört, wie du den Mann verfolgt und beschimpft hast«, lachte er. »Dem hast du bestimmt einen Heidenschrecken eingejagt. Ich erinnere mich, als ich dich das erste Mal so wütend erlebt habe. Da bin ich ja aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen. Dass du temperamentvoll bist, wusste ich, aber was da zum Vorschein kam, war ein richtiger Vulkan …«

      Caroline grinste verlegen. »Erinnere mich bitte nicht daran, ich bin nicht stolz darauf. Außerdem gerate ich nur noch selten so außer mir. Aber sich spätabends auf die Lauer zu legen und zu fotografieren, das hat mich wirklich zornig gemacht. Außerdem hatte ich den Typen vorher schon mal gesehen, hier im Zentrum. Allerdings dachte ich da, er wollte vielleicht mit mir flirten, weil er mich nicht aus den Augen gelassen hat.«

      »War er attraktiv?«

      »Ja«, antwortete Caroline ohne zu zögern. »Ich fand ihn sehr attraktiv, jedenfalls in dem Moment. In der Nacht dann überhaupt nicht mehr, da fand ich ihn nur noch eklig, aber vorher …«

      »Schade, dass wir nicht wissen, wer der Kerl ist«, sagte Henning. »Es ist immer gut, wenn man ihre Gesichter kennt, dann haben sie es nicht mehr ganz so leicht, ihrem Geschäft nachzugehen.«

      »Er wird nicht wiederkommen, Henning«, meinte Caroline. »Der kleine Fürst ist abgereist, und andere Prominente verirren sich ja eher selten hierher. Hier ist kein gutes Pflaster für Paparazzi.«

      »Zum Glück«, seufzte Henning.

      »Ich fahre dann mal nach Hause, Wäsche waschen und ein paar Tage lang meine Wohnung genießen«, sagte Caroline. »Die nächste Gruppe kommt ja schon nächste Woche.«

      »Aber nur drei Tage, oder?«

      Sie nickte. »Ich freue mich, mal wieder zu Hause zu sein. Weißt du, ich bin ja gern unterwegs, und die letzten Tage habe ich wirklich genossen, aber es ist auch anstrengend, acht bis zehn Stunden jeden Tag Fragen zu beantworten und sich Geschichten anhören zu müssen. Ich werde jetzt erst einmal die Stille genießen.«

      »Dann viel Spaß dabei, Caro.«

      *

      Zwei Tage nach seiner Rückkehr nach Sternberg gab der kleine Fürst Ferdinand von Stade das vereinbarte Interview. Der junge Journalist kam zu diesem Zweck ins Schloss, darum hatten Baronin Sofia und Baron Friedrich gebeten. Und sie hatten darauf bestanden, gemeinsam mit Anna, Konrad und Barbara von Kreyenfelss in Hörweite bleiben zu dürfen, um gegebenenfalls eingreifen zu können, wenn sie das Gefühl hatten, dass der Junge zu viel von sich preisgab.

      Doch diese Sorge hätten sie nicht haben müssen. Christian war durch die gründliche Vorarbeit der Anwälte bestens auf diesen Termin vorbereitet. Er wirkte offen und verletzlich, war aber zugleich konzentriert und präzise in seinen Antworten. Als Ferdinand von Stade die Frage stellte, ob er schon einmal auf den Gedanken gekommen sei, sein Vater könnte seine Mutter tatsächlich betrogen haben, hielten seine Zuhörer den Atem an.

      »Ja«, antwortete der kleine Fürst. Er war blass, wirkte aber ruhig und gelassen. »Natürlich bin ich auf diesen Gedanken schon gekommen. Viele Männer betrügen ihre Frauen, warum also nicht auch mein Vater? Aber wenn er es getan hätte, hätte er es meiner Mutter irgendwann erzählt. Und wohl auch uns anderen. Er konnte nicht lügen. Selbst wenn er mal versucht hat zu schwindeln, hat er schon kurz darauf alles zugegeben. Er konnte sich nicht verstellen. Jeder, der ihn kannte, wird Ihnen das bestätigen. Und ein Mann, der nicht lügen kann, kann nicht fast zwanzig Jahre lang ein solches Geheimnis für sich behalten. Wenn ich wieder einmal an ihm zweifele, dann denke ich daran, dass er nicht lügen konnte, und dann verschwinden die Zweifel sofort.«

      »Ein Beweis ist das nicht«, stellte Ferdinand von Stade fest.

      »Beweise hat auch Frau Roeder bisher nicht vorgelegt«, erwiderte der Junge.

      Der Journalist

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