Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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sie zusammen mit meinem Vater zu sehen ist, aber es können Fotomontagen sein, das lässt sich nicht feststellen. Und dann hat sie die Kopie eines Briefs geschickt, den angeblich mein Vater an sie geschrieben hat.«

      »Und?«

      »Zwei Gutachter haben gesagt, es sei seine Schrift.«

      »Spricht das nicht gegen Ihren Vater?«

      Der kleine Fürst nickte nachdenklich, bevor er seine nächste Antwort gab. Über diesen Teil des Interviews hatte er besonders lange mit den Anwälten gesprochen. Was Ferdinand von Stade nicht wusste, war, dass zur Stunde die Anzeige bei der Polizei einging, die die Sternberger gegen Corinna Roe­der erhoben hatten. »Es spräche gegen meinen Vater«, sagte er ruhig, »wenn nicht auf dem Computer eines Mannes, den Frau Roe­der regelmäßig aufgesucht hat, eine Schriftprobe meines Vaters gefunden worden wäre. Dieser Mann beschäftigt sich unter anderem mit der Herstellung von Fotomontagen. Wenn Sie so wollen also: mit Fälschungen.«

      Ferdinand von Stade beugte sich vor. Diese Aussage war eine Sensation, denn zum ersten Mal ließen die Sternberger sich in die Karten blicken. Von diesem Mann war bisher nirgends die Rede gewesen. »Und dafür gibt es Zeugen?«, fragte er, mühsam seine Aufregung unterdrückend. »Dass Frau Roeder Kontakt mit diesem Mann hatte?«

      »Dazu möchte ich mich nicht äußern«, erklärte Christian. »Es ist jedenfalls nicht alles so eindeutig und klar, wie es für manche bis jetzt vielleicht ausgesehen hat.«

      »Das mag sein. Aber Sie sind natürlich befangen, als Sohn des Mannes, um den es hier geht. Es ist klar, dass Sie Partei für ihn ergreifen.«

      »Mein Vater ist von sehr vielen Menschen verehrt und geliebt worden«, sagte der kleine Fürst, »viele verehren und lieben ihn noch heute. Wer ihn kannte, weiß, dass mein Bild von ihm nicht falsch ist. Und wer ihn nicht kannte, sollte sich nicht auf die Aussagen einer Frau verlassen, der es nur ums Geld geht.«

      Barbara von Kreyenfelss stieß kaum hörbar die Luft aus und murmelte Sofia zu: »Er macht das großartig, besser kann man es gar nicht machen.«

      Die Baronin nickte. Sie hatte Tränen in den Augen, so sehr wühlte das Gespräch, das ihr Neffe mit dem Journalisten führte, sie auf. Lisa, dachte sie, du wärst sehr stolz auf deinen Sohn, wenn du ihn jetzt sehen und hören könntest.

      Anna war sehr blass, ihre beiden Hände waren zu Fäusten geballt. Auch Konrad wirkte angespannt, aber beide ließen ihren Cousin nicht aus den Augen, als könnten sie ihm auf diese Weise Kraft spenden.

      Wenig später war das Interview beendet. Ferdinand von Stade bedankte sich bei Christian und auch bei Baronin Sofia und Baron Friedrich. »Wir bringen das Interview übermorgen«, sagte er. »Ich lege Ihnen die Druckfassung morgen vor, wie vereinbart.«

      Als er sich verabschiedet hatte, umarmte Sofia ihren Neffen. »Gut gemacht, Chris«, sagte sie.

      Barbara von Kreyenfelss reichte Christian feierlich die Hand. »Sie werden ein würdiger Nachfolger Ihres Vaters sein, Prinz Christian«, sagte sie ernst. »Es ist mir eine Ehre, für Sie arbeiten zu dürfen.«

      Nach diesen Worten ging sie. Wenig später veröffentlichte die erste Nachrichtenagentur, dass Prinz Christian von Sternberg, vertreten durch seine Tante Sofia von Kant und deren Mann, Friedrich von Kant, Anzeige gegen Corinna Roe­der erstattet hatte, wegen Verleumdung und Betrugs und zahlreicher weiterer Vergehen, sowie gegen einen gewissen Bodo Kleinert wegen Beihilfe zum Betrug.

      Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile, und mit einem Mal schien sich der Wind in der Sache ›Roeder gegen Sternberg‹ gedreht zu haben.

      *

      Bodo Kleinert ließ sich widerstandslos von zwei Polizeibeamten abführen, wobei er beteuerte, keine Ahnung zu haben, was man ihm eigentlich vorwerfe. Die Polizei beschlagnahmte sämtliche Computer, die sich in der Werkstatt des Buchbinders fanden – und das bedeutete, dass diese nach dem Einsatz mehr oder weniger leer war. Begleitet wurde die Aktion von einem riesigen Presseaufgebot.

      Ebenso verlief der Einsatz bei Corinna Roeder, die ebenfalls zur Vernehmung ins Polizeipräsidium gebracht wurde. Sie wirkte blass, aber gefasst und äußerte sich vor der Presse nicht. Ihr Anwalt ließ verlauten, die Aktion werde bald im Sande verlaufen, denn in Wirklichkeit habe man nichts gegen seine Mandantin in der Hand.

      Auch die Sternberger hüllten sich in Schweigen, niemand wollte einen Kommentar abgeben, und so kochte die Gerüchteküche beinahe über. Lediglich der Polizeisprecher gab eine kurze Erklärung ab: Gegen Bodo Kleinert sei Anzeige erstattet worden, ebenso gegen Corinna Roeder, beide würden jetzt erst einmal vernommen, anschließend jedoch vermutlich wieder auf freien Fuß gesetzt, von einer Verhaftung könne keine Rede sein. Man habe die Ermittlungen ja gerade erst aufgenommen, es bestehe ein Anfangsverdacht. Nein, zu einer Verbindung zwischen Frau Roeder und Herrn Kleinert wolle man sich nicht äußern.

      Einen Tag später erschien in der Süddeutschen Allgemeinen Zeitung das Interview, das der kleine Fürst Ferdinand von Stade gegeben hatte. Es hätte zu jedem denkbaren Zeitpunkt für großes Aufsehen gesorgt, doch nun schlug es ein wie eine Bombe, und tatsächlich geschah, was Christian und seine Familie sich erhofft hatten: Die Stimmung begann sich einmal mehr zu drehen. Viele Menschen, die längst auf der Seite Corinna Roeders gewesen waren, schwenkten wieder um angesichts der klaren Antworten des fünfzehnjährigen Fürstensohnes, der auch dann nicht auswich, wenn ihm eine Frage unangenehm war. ›Der kleine Fürst‹ war auf einmal wieder in aller Munde, und nicht wenige Leute schämten sich, an seinem Vater gezweifelt zu haben, zumal Corinna Roeders Vernehmung daraufhin zu deuten schien, dass sie vielleicht doch etwas zu verbergen hatte.

      »Der Fall ist praktisch entschieden«, verkündete ein Nachrichtensprecher abends in den Fernsehnachrichten, und so dachten die meisten.

      Auf Schloss Sternberg kehrte zum ersten Mal seit Wochen so etwas wie Ruhe ein. Hoffnung auf eine baldige Aufklärung der Affäre hatte es zwischendurch immer wieder gegeben, aber nie schien das glückliche Ende näher gewesen zu sein als jetzt. Christian verbrachte viel Zeit auf dem Hügel, vor der Gruft seiner Eltern, zumal er sie in der Woche am Edersee nicht hatte besuchen können. Er fühlte sich von einer schweren Last befreit, stets kehrte er mit einem Lächeln ins Schloss zurück.

      Einige Tage nach dem Erscheinen des Interviews und den Vernehmungen von Corinna Roeder und Bodo Kleinert, die zunächst einmal nichts erbracht hatten, sagte die Baronin, als ihr Neffe wieder einmal von einem Besuch auf dem Hügel zurückkehrte: »Du hast Post bekommen, Chris, von einem Mann namens Jakob von Falckenberg.«

      »Wer ist das?«, erkundigte sich der kleine Fürst.

      »Das wollte ich dich gerade fragen. Es ist ein ziemlich dickes Päckchen.« Die Baronin zögerte. »Wenn du den Mann gar nicht kennst, sollten wir vielleicht vorsichtig sein. Seit die Wellen so hochschlagen, kann man ja nicht sicher sein, dass nicht irgendein Verrückter auf dumme Ideen kommt.«

      »Dann hätte er bestimmt nicht seinen Absender auf das Päckchen geschrieben, Tante Sofia«, widersprach Christian. Er hatte die Verpackung bereits aufgerissen und hielt nun einen Stapel Fotos in den Händen, sowie mehrere Streifen Negative. Erstaunt betrachtete er die Fotos. »Das glaube ich einfach nicht!«, rief er.

      Seine Tante nahm ihm die Fotos auf der Hand. »Das ist ja Caroline von Hessen, mit der du dich da unterhältst«, sagte sie.

      Der Junge nickte. »Wir haben uns eines Abends ziemlich spät noch unterhalten, dabei hat uns ein Fotograf aufgenommen. Sie ist ziemlich wütend auf ihn losgegangen, er konnte aber entwischen. Ich habe euch das nicht

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