Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach страница 40
Jakob trat aus dem Gebäude und fing an zu blinzeln, als er sah, wer soeben aus einem Auto stieg und auf ihn zukam: Es war Caroline von Hessen. Sie schien ebenso unvorbereitet zu sein wie er, denn sie blieb wie angewurzelt stehen, als sie ihn erkannte.
»Was soll das denn?«, fragte sie. »Ich …« Sie brach ab, sichtlich verwirrt. »Ich glaube, Sie sind mir ein paar Erklärungen schuldig«, sagte sie schließlich.
»Gerne«, erwiderte er. »Wollen wir in den Park gehen?«
»Ich weiß nicht, ich werde erwartet, ich bin eingeladen worden …, wobei mir das schon ein wenig seltsam vorkam. Christian von Sternberg sprach von einer Überraschung …«
»Ich nehme an, die Überraschung bin ich«, erklärte Jakob. »Mich haben sie auch hierhergelockt, jetzt wird mir einiges klar. Ich glaube, sie wollten uns nur helfen, uns auszusprechen.«
»Auszusprechen?«, fragte Caroline, und ihr Gesichtsausdruck wurde abweisend. »Ich wüsste nicht, warum ich mich mit Ihnen aussprechen sollte.«
»Gehen wir? Ich erkläre Ihnen alles.«
Widerwillig folgte sie ihm in den Schlosspark. Er begann ein wenig überstürzt mit seinen Erklärungen, aber schon bald wurde er ruhiger, als er merkte, wie aufmerksam sie ihm zuhörte und dass alle Feindseligkeit aus ihren Zügen wich. Sie lächelte sogar, als er ihr seine Verzweiflung nach dem missglückten nächtlichen Abenteuer beschrieb. »Am Tag darauf bin ich abgereist, habe die Bilder entwickelt, und dann kommt zufällig ein Freund vorbei und fragt mich, ob ich überhaupt eine Ahnung hätte, wen ich da fotografiert habe – außer Ihnen, meine ich. Ich hatte wirklich nur Augen für Sie.«
Er beschrieb ihr auch noch, wie die Geschichte weitergegangen war und schloss mit den Worten: »Jedenfalls hat Christian mich angerufen und mir gesagt, ich müsste unbedingt herkommen, seine Tante und sein Onkel bestünden darauf, mich kennen zu lernen. Na ja, ich hatte ja noch Urlaub, weil ich zu früh aus dem Kellerwald abgereist war, also habe ich mich auf den Weg nach Sternberg gemacht. Und jetzt laufe ich mit Ihnen durch den Schlosspark, wo ich eigentlich davon ausgegangen bin, Sie nie wiederzusehen.«
»Geben Sie immer so schnell auf?«, fragte sie.
»Aufgeben? Na, hören Sie mal, nachdem Sie mir das Gesicht zerkratzt und auch sonst ziemlich deutlich gemacht hatten, was Sie von mir hielten …«
»Es tut mir leid«, sagte sie mit überraschend sanftem Lächeln. »Ich war furchtbar sauer, weil ich dachte, Sie hätten schon im Informationszentrum nur wegen Christian auf der Lauer gelegen, wo ich doch insgeheim gehofft hatte, Sie hätten sich für mich interessiert.«
»Das haben Sie gehofft?«, fragte Jakob. Sein Herz schlug schneller. »Aber das hieße ja …, das hieße ja …«
Sie blieb stehen und sah ihn an. »Ja, natürlich, das heißt es ja auch«, sagte sie. »Du bist mir nicht aus dem Kopf gegangen, und dann ertappe ich dich dabei, wie du Fotos vom kleinen Fürsten machst. Wundert es dich da, dass ich sauer geworden bin?«
Er legte den Kopf in den Nacken und begann zu lachen. Es war ein lautes, glückliches, erleichtertes Lachen, mit dem die Anspannung der letzten Woche endlich von ihm wich. Alle Gedanken, die er sich gemacht hatte, seine Scham, seine Reue, sein Zorn – alles war ganz überflüssig gewesen. Er hätte diese eigenwillige junge Frau nur dazu bringen müssen, ihm zuzuhören und ihm seine Geschichte zu glauben.
»Bist du bald fertig mit Lachen?«, fragte sie.
Er gluckste noch immer leise, als er sie in die Arme nahm und an sich zog. »Caroline von Hessen«, murmelte er, bevor er sie küsste, »ich wusste sofort, dass ich dich kennen lernen wollte.«
Ihr Mund öffnete sich willig unter seinem Kuss, sie erwiderte seine Umarmung und schmiegte sich an ihn. Noch immer konnte er es kaum glauben, dass er die Frau in seinen Armen hielt, die ihn seit ihrer ersten Begegnung nicht aufgehört hatte zu beschäftigen.
Sie löste sich ein wenig von ihm. »Sind die Fotos eigentlich gut geworden?«, flüsterte sie.
»Hinreißend«, antwortete er, bevor er sie erneut küsste.
*
Der kleine Fürst kam mit einem Lächeln auf den Lippen vom Hügel zurück, wo er seinen Eltern ausführlich Bericht erstattet hatte über die neuesten Entwicklungen – vor allem, so weit sie Caroline und Jakob betrafen. Es hatte ihm gutgetan, endlich wieder einmal von einer Liebesgeschichte zu berichten, und er war fest davon überzeugt, dass auch seine Eltern sich über die Neuigkeiten, die er ihnen gebracht hatte, freuten. Sie hatten ihm zum Zeichen, dass sie ihn gehört hatten, einige wunderschöne Sternschnuppen geschenkt.
In Gedanken war er noch auf dem Hügel, als er sich dem Hauptportal näherte, und erst da merkte er, dass noch ein später Besucher gekommen war: Kriminalrat Overbeck eilte vom Parkplatz herüber.
Der kleine Fürst blieb stehen, noch immer das Lächeln auf dem Gesicht. »Gibt es Neuigkeiten, Herr Overbeck?«, rief er.
Erst als der Kriminalrat direkt vor ihm stand, sah Christian, wie ernst der Mann aussah, wie besorgt. »Was ist denn?«, fragte er ängstlich.
Das Hauptportal wurde geöffnet, Eberhard Hagedorn erschien und mit ihm die ganze Familie. »Neuigkeiten, Herr Overbeck?«, fragte auch der Baron.
Der Kriminalrat holte tief Luft. »Schlechte Neuigkeiten für Sie, fürchte ich. Wir haben auf keiner Festplatte von Bodo Kleinert belastendes Material gefunden. Den Brief des Fürsten erklärt er damit, dass er ein Buch über ihn schreiben wolle und deshalb Material sammele.«
»Aber das ist doch gelogen!«, rief Anna erbost. »Das glauben Sie ihm doch wohl nicht etwa?«
»Ruhig, Anna«, bat die Baronin. »Das war noch nicht alles, Herr Overbeck, oder?«
»Wir konnten ferner nicht nachweisen, dass Frau Roeder und Herr Kleinert sich kennen. Es gibt buchstäblich niemanden, der die beiden jemals zusammen gesehen hat.«
»Aber Frau von Orth hat doch …«
»Tut mir leid, Baronin von Kant, aber sowohl Frau Roeder als auch Herr Kleinert sagen, dass sie einander nie im Leben gesehen haben. Das sind zwei Aussagen gegen eine. Außerdem muss Frau von Orth ab sofort sehr vorsichtig sein.«
»Warum denn?«, fragte Konrad.
»Herr Kleinert hat Anzeige wegen Einbruchs und Diebstahls wichtiger Daten erstattet«, antwortete Volkmar Overbeck. »Von einer seiner Festplatten seien Daten kopiert worden. Die Anzeige erstreckt sich außerdem auf üble Nachrede und Verleumdung.«
Alle standen da wie angewurzelt und starrten den Polizeibeamten an. Christian war der Erste, der sich wieder rührte. Er rannte die Treppe hinauf, gleich darauf fiel oben mit gewaltigem Knall eine Tür ins Schloss.
Niemand sagte ein Wort.
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