Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach страница 39
»Allerdings«, murmelte die Baronin.
»Warte mal, hier ist auch noch ein Brief.«
Es war ein nicht sehr langes Schreiben, das Christian rasch überflog. Als er aufsah, lächelte er. »Das ist ja ein Ding«, sagte er.
»Was denn?«
»Lieber Prinz Christian, verzeihen Sie die vielleicht zu vertrauliche Anrede, aber ich habe Ihr Gesicht in den letzten Tagen so oft in meiner Dunkelkammer gesehen, dass Sie mir mittlerweile wie ein sehr guter Bekannter vorkommen. Es gibt einiges, das ich erklären muss, aber zu allererst möchte ich mit dem Missverständnis aufräumen, dass ich ein ›Spanner‹ bin oder ein Paparazzo, der Ihnen und Caroline von Hessen aufgelauert hat, um sie zu fotografieren und die Fotos dann meistbietend zu verkaufen.
Es war ganz einfach so, dass ich Frau von Hessen bereits vorher einmal gesehen hatte und fasziniert von ihr war. Normalerweise frage ich in solchen Fällen, ob ich ein paar Fotos machen darf, das ging in diesem Fall nicht, weil ich nicht allein war – und dann war mein wunderschönes Motiv auch schon weggegangen. Ich konnte jedoch ermitteln, wie sie heißt und dass sie als nächstes eine Gruppe Jugendlicher aus Süddeutschland führen würde, und die geplante Tour bekam ich auch heraus. Der Abend, an dem ich Sie mit ihr auf der Terrasse stehen sah, war ein unverhofftes Geschenk für mich. Wie gesagt, normalerweise hätte ich um Erlaubnis gebeten, aber stattdessen habe ich einfach die Gunst der Stunde genutzt – und mich, während ich fotografierte, in mein Motiv verliebt. Es kränkt Sie hoffentlich nicht, wenn ich gestehe, dass Sie mir dabei kaum aufgefallen sind. Und hätte nicht ein Freund mir gesagt, wen ich da so ganz nebenbei auch noch fotografiert hatte, ich wüsste es wohl jetzt noch nicht.
Unter diesen Umständen möchte ich die Fotos nicht behalten, zumal ich es mir mit Frau von Hessen wohl für immer und ewig verdorben habe. Jedenfalls schicke ich Ihnen sämtliche Abzüge – bis auf einen, den ich zur Erinnerung behalte – und die Negative zur weiteren Verwendung. Außerdem bitte ich vielmals um Entschuldigung dafür, dass ich Ihnen beiden ›aufgelauert‹ habe. Es tut mir unendlich leid, dass dabei ein falscher Eindruck entstanden ist. Es lag mir wirklich fern, jemanden zu verletzen oder mich an Bildern von Ihnen zu bereichern.
In der Hoffnung, dass Sie mir verzeihen, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen Ihr Jakob von Falckenberg.« Christian sah seine Tante an. »Er hat sich in Caroline verliebt«, sagte er. »Deshalb hat er sie fotografiert. Es ging überhaupt nicht um mich, Tante Sofia.«
»Ein erstaunlicher Brief«, stellte die Baronin fest. »Er wirkt ehrlich.«
»Ich rufe ihn an«, beschloss der kleine Fürst. »Und dann …« Er verstummte und lächelte plötzlich in sich hinein.
»Und dann?«, fragte die Baronin.
Er sagte ihr, welche Idee ihm gerade gekommen war, und sie brachte es nicht über sich, ihm seine Bitte abzuschlagen. Endlich beschäftigte ihn wieder einmal etwas anderes als die angebliche Affäre seines Vaters, das wollte sie ihm nicht kaputt machen.
»Du kannst es ja versuchen«, sagte sie. »Wenn es klappt, spiele ich mit, und die anderen tun das sicherlich auch.«
Er umarmte sie dankbar und eilte hinaus. Togo, der draußen in der Eingangshalle auf ihn gewartet und auf einen Spaziergang im Park gehofft hatte, winselte kläglich, als der kleine Fürst nach oben lief.
Das sah nicht nach einem Spaziergang aus.
*
»Was hat er gesagt?«, fragte Patrick Herrndorf besorgt, als Corinna mit blassem, verschlossenem Gesicht aus dem Büro des Direktors zurückkehrte. »Er hat dich doch nicht etwa entlassen?«
Sie schüttelte den Kopf. Als sie die Tür zu ihrem Büro öffnete, folgte er ihr. »Darf ich? Oder willst du lieber allein sein?«
»Im Gegenteil, ich will jetzt auf keinen Fall allein sein.« Ihre Stimme zitterte kaum merklich. »Er hat mich nicht entlassen, Patrick, aber er hat mir gesagt, dass es dem Hotel auf Dauer schadet, wenn ich schlechte Presse habe. Noch ist es nicht so, weil viele Leute unbedingt einen Blick auf die Frau werfen wollen, die den Vater des kleinen Fürsten zu Unrecht beschuldigt hat, aber …« In ihre Augen traten Tränen.
Er musste an sich halten, um sie nicht in die Arme zu nehmen. »Du weißt doch, wie schnell sich die öffentliche Meinung ändert«, sagte er besänftigend. »Die ganze Zeit war die Stimmung eher für dich, jetzt dreht sie sich ein bisschen, aber das geht bald wieder anders herum. Die Polizei hat doch praktisch schon zugegeben, dass sie nichts gegen dich in der Hand haben.«
»Wie denn auch?«, rief sie verzweifelt. »Ich sage doch die Wahrheit, sie KÖNNEN überhaupt nichts gegen mich in der Hand haben.«
»Dann versuch, dich zu beruhigen«, riet er. »Lass dir nicht anmerken, wie es in dir aussieht. Bisher hat das Hotel nur Nutzen aus deiner Geschichte gezogen, und das weiß der Chef auch ganz genau.«
Sie nickte, aber ihre Augen waren immer noch feucht. »Du bist ein echter Freund, Patrick, ich werde dir das nie vergessen«, sagte sie leise.
Nun umarmte er sie doch, aber nur ganz leicht und nur sehr kurz. Danach verließ er schnell ihr Büro, damit sie nicht merkte, wie sehr es ihn aufwühlte, ihr so nahe zu kommen. Er musste gut auf sich aufpassen, sonst verliebte er sich am Ende doch noch in sie, und das konnte, wie er sich ja schon oft genug klar gemacht hatte, eigentlich nur schief gehen.
*
»Ich kann es noch immer nicht richtig glauben, dass ich jetzt hier sitze und mit Ihnen allen Tee trinke«, sagte Jakob. »Schloss Sternberg ist schließlich berühmt, ich hatte mir schon oft vorgenommen, es mir einmal aus der Nähe anzusehen, aber es ist immer beim Vorsatz geblieben. Ich danke Ihnen sehr für die Einladung.«
»Wir duzen uns mit allen Gästen«, klärte Anna ihn auf. »Mama und Papa nicht, aber Chris, Konny und ich. Was hast du dir gedacht, als Chris dich angerufen hat?«
»Anna, du bist vorlaut«, rügte die Baronin. »Vielleicht möchte Herr von Falckenberg sich gar nicht mit euch duzen.«
»Doch, gerne, Frau von Kant, es fällt mir, ehrlich gesagt, schwer, Jugendliche zu siezen.« Jakob wandte sich Anna zu. »Ich bin aus allen Wolken gefallen, was dachtest du denn? Zuerst habe ich sogar überlegt, ob mich vielleicht jemand auf den Arm nimmt – aber er hat dann ja meinen Brief zitiert, und da war ich ziemlich sicher, dass er der ist, der er behauptet zu sein.« Er lächelte Christian zu. »Nochmals vielen Dank, Chris, dass du mir nicht mehr böse bist. Die Entdeckung, wen ich da zusammen mit Frau von Hessen fotografiert hatte, war ein ziemlicher Schock für mich.«
Eberhard Hagedorn erschien an der Tür und räusperte sich kurz. »Frau Baronin, Herr Baron«, sagte er, »es wäre dann so weit …«
Christian sprang auf. »Komm mit, Jakob, wir haben dir doch eine Überraschung versprochen.«
Jakob erhob sich. »Ich bin aufrichtig gespannt«, sagte er.
»Du musst Herrn Hagedorn folgen«, erklärte Christian. »Wir anderen bleiben hier.«
Fragend sah Jakob Baronin Sofia und Baron Friedrich an. »Wissen Sie, worum es bei dieser Überraschung geht?«, erkundigte er sich.
»Ja, und Sie brauchen keine Angst zu haben«, antwortete