Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 48
»Und er wird einer gerechten Strafe nicht entgehen«, sagte Jörg.
»Werden Sie verkaufen?«, fragte Dr. Rambolt.
»Das wird Papa entscheiden, wenn er gesund ist. Wir haben erst mal Luft und können abwarten.«
»Ich bin ernsthaft interessiert«, sagte Dr. Rambolt. »Ich habe mit Jörg bereits darüber gesprochen, dass bei uns Platz für ein Sägewerk ist. Wir könnten Hand in Hand arbeiten. Es würde mich sehr freuen, wenn solche Pläne zu realisieren wären.«
Annelores Wange begannen zu glühen. »Das wäre wunderbar«, sagte sie bebend vor Freude. »Aber Kienbaums Bebauungspläne sollen doch nicht auch realisiert werden?«
»Da habe ich andere Ideen«, erklärte Dr. Rambolt. »Wir werden darüber zu gegebener Zeit sprechen. Wir bleiben doch in enger Verbindung«, meinte er verschmitzt lächelnd.
*
»Ich bin richtig glücklich«, sagte Annelore, als Jörg sie heimbrachte. »Du hast einen so netten Chef, und seine Frau ist reizend.«
»Und es stimmt mit der Ähnlichkeit.«
»Mit welcher Ähnlichkeit?«
»Die du mit Ute Rambolt hast.«
»Das ist aber ein tolles Kompliment für mich«, freute sie sich.
Er dachte an Kienbaum, sie nicht. Kienbaum hatte die Niederlage, die Ute ihm bereitet hatte, wohl noch nie ganz verwunden, und er wollte eine Frau haben, die ihrem Typ entsprach. Das gab es ja öfter. Aber nun hatte er zu viel riskiert und damit alles aufs Spiel gesetzt. Wie sie von Bobby hörten, hatte sich Kienbaums Zustand verschlechtert, und außerdem waren die polizeilichen Ermittlungen so weit gediehen, dass kein Zweifel daran bestehen konnte, dass sich Kienbaum vor und auch nach dem Brand beim Sägewerk aufgehalten hatte.
Es hatten sich einige Zeugen gefunden, die das unabhängig voneinander bestätigten. Und auch Erna Mösler hatte ihre Aussage gemacht, nachdem Dr. Oswald ihr erklärt hatte, dass Seppi nicht ins Gefängnis kommen würde, sondern in psychiatrische Behandlung. Ganz vernünftig hatte sie erklärt, dass sie dann mit ihm in eine Klinik gehen würde, um eine Entwöhnungskur zu machen.
Unklar blieb nur, was Seppi aus dem Büro hatte holen sollen. Berthold Marl ahnte, was das gewesen sein konnte. Kienbaum hatte ihm am Morgen des Unglückstages einen Aktenkoffer zur Verwahrung übergeben, den er angeblich auf einer kurzen Geschäftsreise nicht mitnehmen wollte. Aber diesen Koffer hatte er im Safe in seinem privaten Arbeitszimmer verschlossen.
Er wurde nicht gefragt, und er sagte darüber nichts. Bei allen Zweifeln an Kienbaum, die ihm genug Sorgen bereiteten, wollte er diesem doch sein Eigentum unbeschadet zurückgeben.
Inzwischen hatte er erfahren, dass Fritz Kienbaum ebenfalls in der Behnisch-Klinik lag, und dass es ihm sehr schlecht gehe.
Er raffte sich auf, Dr. Behnisch zu fragen, ob man mit Kienbaum sprechen könne, doch der Arzt verneinte es.
»Der Schlaganfall hat sich als schwerer erwiesen, Herr Marl, als wir anfangs dachten. Hinzu kommt, dass der Patient schon einige Zeit an einer Herzmuskelentzündung leidet, und die damit verbundenen Schmerzen wohl mit den falschen Medikamenten bekämpfte.«
»Wird ihm zu helfen sein?«, fragte Berthold Marl beklommen.
»Das kann ich noch nicht sagen. Es würde jedenfalls sehr lange dauern, bis er ansprechbar ist und auch selbst wieder sprechen kann.«
Berthold Marl konnte sprechen und denken, aber auch seine Genesung machte nur langsam Fortschritte. Dagegen erholte sich Annemarie jetzt überraschend schnell. Der Wille in ihr war übermächtig, ihrem Mann zu helfen. Sie besuchte ihn jeden Tag, vermied es aber auch, nur andeutungsweise über Kienbaum zu sprechen, bis er sich in Selbstvorwürfen erging, dass er sich hatte blenden lassen.
»Mach dir jetzt darüber keine Gedanken, Berti«, sagte sie. »Annelore hätte ihn niemals geheiratet. Solch ein Opfer hätten wir auch nie annehmen dürfen. Sie liebt Jörg, und sie wird ihn heiraten.«
»Sie hat aber nie gesagt, dass sie ihn liebt.«
»Darüber ist sie sich wohl auch jetzt erst klar geworden. Sie ist nicht so ein Mädchen, das Feuer und Flamme ist, sich in eine Bindung stürzt und dann erst nachzudenken beginnt. Und Jörg wollte auch erst eine Position haben, die es ihm ermöglicht, eine Familie zu gründen. Wir wollen froh und dankbar sein, dass er ein so anständiger, ehrlicher Mann ist.«
»Ich habe Kienbaum auch für ehrlich und anständig gehalten, Annemarie.«
»Jetzt wissen wir es besser«, sagte sie ruhig. »Und er ist gestraft genug. Was hat er nun von all dem Geld, das er gescheffelt hat. Und Seppi hat er auch noch hineingezogen.«
»Wie konnte sich der Junge nur so beschwatzen lassen?«
»Er glaubte, dass uns damit geholfen werden könnte. Guter Gott, er hat doch nicht viel Verstand. Er war immer gewohnt, das zu tun, was man ihm sagte, und das hat er gründlich getan. Und wie überzeugend Kienbaum reden konnte, weißt du doch selbst am besten.«
Eine Weile trat Schweigen ein, dann fragte der Kranke, ob Annemarie bald nach Haus gehen könne.
»In ein paar Tagen, denke ich. Jetzt bin ich ganz froh, so nahe bei dir zu sein, Berti.«
»Es geht um den Koffer im Safe, Annemarie. Er gehört Kienbaum. Ich weiß nicht, was drin ist, aber ich möchte damit nichts mehr zu schaffen haben.«
»Ich weiß doch nicht, wem ich den Koffer geben könnte, Berti. Der Polizei?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß überhaupt nicht, warum er ihn bei mir gelassen hat. Ich nehme nur an, dass Seppi ihn aus dem Büro holen sollte. Mir kommt das jetzt doppelt seltsam vor.«
»Mir auch, Berti. Nach allem, was geschehen ist, traue ich Kienbaum nur noch Schlechtes zu.«
»Da habe ich uns in eine böse Sache manövriert, Annemarie. Wenn ich doch wenigstens mit ihm sprechen könnte.«
»Meinst du, dass er Buße tun würde? Er wollte doch Seppi hereinlegen.« Da kam ihr ein Gedanke. »Er hat nicht damit gerechnet, dass du und Bobby noch so spät im Büro sitzen würdet. Er wusste ja, dass du mich abends immer besuchst. Aber Seppi sollte ins Büro gehen und er war gewohnt, alle Anweisungen zu befolgen. Und dann brannte es schon überall und Seppi – nein, so gemein kann er doch nicht sein, dass er auch das einkalkuliert hat, dass Seppi aus dem Büro nicht mehr entkommen konnte.«
»Wir haben es auch gerade noch geschafft, Annemarie«, murmelte Berthold. »Der Inspektor soll kommen. Ich werde ihm alles sagen. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Dass es so weit kommen konnte, ist schließlich meine Schuld, meine Schuld allein, weil ich seine Geschäftstüchtigkeit bewundert habe, die ich nie hatte.«
»Mir ist es lieber, dass du ein anständiger Mensch bist, Berti«, sagte Annemarie liebevoll.
Die Sache mit dem Koffer bereitete allerdings noch einiges Kopfzerbrechen, denn Kienbaum konnte dazu keine Aussage mehr machen. Er starb drei Tage später an einem Nierenversagen.
Berthold