Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 44
»Alles hab’ ich getan für den guten Herrn Marl. Und du bist mein Freund, Bobby.«
»Ich bin dein Freund.«
»Sie werden mich nicht einlochen?«
»Nein, wir bringen dich in ein ganz gutes Sanatorium, damit du ganz gesund wirst.«
»Bin der brave Seppi, Herr Marl sagt es.«
»Ja, du bist der brave Seppi. Und nun schläfst du.«
»Du bist nicht böse?«
»Nein, ich bin nicht böse, Seppi.«
»Ich hab’ die Wahrheit gesagt. Ich lüge nicht. Will nicht in die Hölle kommen, Bobby.«
»Kommst ja nicht in die Hölle, Seppi. In ein schönes Sanatorium kommst du, wo du ganz gesund wirst.«
»Und der Kienbaum kann mich dann nicht mehr schlagen.«
»Dafür wird er bestraft werden.« Aber das hörte Seppi schon nicht mehr. Er war eingeschlummert. Und Bobby dachte, dass Seppi nie so klar gesprochen hatte. Er konnte sich das nicht ausgedacht haben, dazu fehlte es ihm an Verstand. Die Geschichten, die er manchmal erfunden hatte, über die man lachte oder den Kopf schüttelte, klangen ganz anders. Aber wie sollte man Kienbaum zu fassen kriegen? An Hand eines Knopfes, den Seppi abgerissen hatte? Bestimmt hatte Kienbaum die Jacke oder den Mantel längst verschwinden lassen. Bobby war überzeugt, dass Seppi die Wahrheit gesagt hatte, aber er wollte dennoch seine Mutter fragen und so fuhr er trotz der späten Stunde zu Frau Mösler.
Und da sah er Kienbaums Wagen zwar in gemessener Entfernung von dem Häuschen, aber Bobby konnte sich nicht vorstellen, dass Kienbaum hier jemand anderen aufsuchen wollte.
Er hielt dicht vor dem Haus, und da hörte er schon Erna Möslers kreischende Stimme.
»Du Lump, du verfluchter, meinst nicht, dass ich nicht weiß, dass du es damals warst, der Seppi angefahren hat. Jetzt halt ich den Mund nimmer.«
Bobby wartete nicht mehr, als er danach gequälten Aufschrei hörte.
Er stürzte durch die Tür, die nicht verschlossen war, und er war oft genug hier gewesen, um zu wissen, wie leicht sie aufzudrücken war.
Und da sah er, wie Kienbaum auf Erna Mösler einschlug. Er warf sich auf ihn und entwickelte dabei so viel Kraft, dass er den an sich größeren und stärkeren Mann zurückreißen konnte, da Kienbaum jetzt völlig überrascht war.
Wahrscheinlich war es auch dieser Schock, der Kienbaum dann wehrlos machte. Stöhnend lag er am Boden, kraftlos und blaurot im Gesicht.
»Der Hundling, der verfluchte«, lallte Erna Mösler. »Jetzt langt’s. Dich hat der Himmel geschickt, Bobby. Umbringen wollt er mich, das schwör’ ich. Die Jugendsünd aus dem Weg schaffen und den Buben dazu.« Sie versetzte dem am Boden Liegenden einen Tritt.
Kienbaum lag jetzt stumm und leblos da. In Bobbys Kopf überstürzten sich die Gedanken. Begriffen hatte er noch nicht, was Erna Mösler gesagt hatte. Doch auch sie presste jetzt die Lippen aufeinander.
»Ich muss den Arzt anrufen«, sagte Bobby heiser.
»Wenn er doch hin wäre, wenn er endlich hin wäre«, lallte Erna Mösler. Bobby überfiel kaltes Grausen.
»Rühren Sie ihn nicht mehr an«, stieß er hervor. »Es könnte schlimm für Sie ausgehen.«
»Wär mir auch egal, aber er soll büßen, er soll zur Hölle fahren, aber vorher noch büßen.«
Bobby rannte zu seinem Wagen und fuhr zur nächsten Telefonzelle. Er rief Dr. Norden an und berichtete atemlos, was geschehen war. Nur von Erna Möslers wirren Reden sagte er nichts. Begreifen konnte er die noch immer nicht.
Als er zurückkam, saß sie am Tisch und trank aus einer halbleeren Flasche.
»Auch ’nen Schnaps?«, fragte sie. »Weißt ja nicht, was ich durchgemacht hab’, Burschi«, lallte sie. »War ja mal jung und hübsch und hatte meine Träume, und er war nicht der große Kienbaum, sondem ein armer Hund. Ihr werdet schon noch alles erfahren. Jetzt hält die Mösler-Erna nicht mehr die Klappe.«
»Trinken Sie doch nicht so viel«, bat Bobby. »Dr. Norden kommt gleich.«
»Ist doch egal, ist doch alles egal, Burschi.« Sie kicherte, doch dann brach sie in haltloses Schluchzen aus.
Diesmal kam Dr. Norden gleich mit dem Sanitätswagen. Und schnellstens wurde Fritz Kienbaum auf die Trage gehoben und weggefahren, während Dr. Norden sich um Erna Mösler bemühte.
»Ich werd’ alles sagen, alles«, murmelte sie nur immer wieder.
»Ich kann sie nicht allein lassen«, sagte Dr. Norden zu Bobby. »Ich muss sie auch ins Krankenhaus bringen. In der Behnisch-Klinik ist kein Bett mehr frei.«
»Ich geh nicht«, sagte Erna Mösler. »Ich bleib hier. Er kann mir nichts mehr tun.«
»Sie kommen mit zu uns, Frau Mösler«, sagte Bobby, der sich mächtig wunderte, wie klar sie trotz allem denken konnte. »Sie schlafen sich bei uns richtig aus. Ist es recht so, Herr Doktor?«
»Mir wäre es schon recht«, erwiderte Dr. Norden.
»Die Burgl wird’s nicht haben wollen«, murmelte Erna Mösler.
»Warum denn nicht?«, sagte Bobby.
Erna deutete auf die Schnapsflasche. »Deswegen.«
»Die brauchen Sie jetzt nicht, Frau Mösler«, sagte Dr. Norden freundlich. »Sie bekommen etwas aus einer anderen Flasche. Das schmeckt auch gut, und Sie werden gut schlafen.«
»Wenn Sie es sagen«, brummte sie. Dann ließ sie sich von Bobby widerstandslos hinausführen, und erstaunlicherweise ging sie recht sicher: »Sie wird schlafen«, raunte Dr. Norden Bobby zu. »Sie darf jetzt nur nichts mehr trinken.«
»Da passe ich schon auf, aber wenn alles stimmt, was sie gesagt hat, verstehe ich es schon, dass sie durchgedreht ist. Ich erzähle es Ihnen morgen. Mit Seppi habe ich übrigens auch gesprochen.«
»Ich komme nachher noch mal vorbei. Muss nur noch zwei dringende Besuche machen«, erwiderte Dr. Norden. »Sie werden ja zu Hause Hilfe haben.«
Bobby nickte. Hilfe brauchte er allerdings, denn Erna Mösler war schon eingeschlafen. Burgl setzte zuerst eine abweisende Miene auf, aber sie erklärte sich dann doch bereit, ein Bett herzurichten, und Jörg, der noch immer da war, half Bobby, die Schlafende ins Haus zu tragen. Sie wachte nicht auf. Dr. Nordens Mittel wirkte. Und als sie dann im Bett lag, wurde sie von Burgl und Annelore entkleidet.
»Eigentlich ist sie ja ein armes Luder«, sagte Burgl. »War früher mal ein ganz sauberes Dirndl.«
»Du kanntest sie schon früher, Burgl?«, fragte Annelore erstaunt.
»Freilich. Ist ja hier aufgewachsen, aber dann weggegangen, und als sie dann mit dem Kind zurückkam,