Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Die Meta, die Frau vom Ströbele, war krank und konnte nicht mehr helfen, aber eine gute Frau war sie«, fuhr Erna fort. »Und als ich schon vier Jahre da war, da starb sie. Anständig hab’ ich verdient und wollt’ auch bleiben, und der Ströbele mochte mich halt auch. Wir haben uns gut verstanden, und er wollt’ dann auch ein bissel mehr. Warum auch nicht, dachte ich, er redet ja auch, dass er mich heiraten würde. Aber dann kam der Fritz Kienbaum, der Neffe von seiner Frau, ein junger Kerl, und er wollte in die Gastronomie. Ja, so hat er es gesagt. Da war ich schon schwanger, und der Poldi hat den schweren Unfall gehabt, und er hat gemeint, dass der Fritz ruhig bei ihm arbeiten könnte. Er hat das auch ganz gut gemacht, so jung wie er noch war, und bis ich gemerkt hab’, dass er aufs Geld aus ist, da war es schon zu spät. Da hat er mich schon eingewickelt gehabt, und der Poldi musste im Rollstuhl sitzen. Ich habe mit dem Kienbaum nichts gehabt, bis der Bub geboren war, das schwör ich, aber Poldi ging es immer schlechter, obgleich er so viel Freud an dem Kind hatte. An Heirat wollte er nicht mehr denken, aber er sagte, dass für den Buben gesorgt sein würde. Aber als er dann starb, da hat er die Gastwirtschaft doch dem Fritz hinterlassen gehabt.«
»Aber der sollte Ihnen einen angemessenen Lebensunterhalt zahlen, Erna«, warf Dr. Oswald ein.
»Es warf ja angeblich nichts mehr ab«, sagte Erna. »Zweihundert hat er mir gezahlt, aber ich war ihm ja schon verfallen. Ja, ich geb’ es zu, dass er mich rumgekriegt hat. Und er war so verdammt schlau, der Bursch. Den Bauernhof hat er mir auch abgehandelt. Mit so einer blöden Urschel, wie ich es war, konnte er das ja machen. Aber für den Seppi hat der Poldi doch vorgesorgt. Aber erst, wenn er einundzwanzig ist, soll er das Geld bekommen, so ist es doch richtig, Herr Anwalt?«
»Ja, das stimmt«, erwiderte Dr. Oswald.
»Ich weiß ja immer noch nicht, wie viel es sein wird«, sagte Erna, »aber wenn der Seppi was versteht, dann ist es das, wie man das Geld zusammenhält. Wenn er wenigstens noch was davon hat, mein Gott, ich hab’ doch das alles nicht voraussehen können. Der Kienbaum hat damals ja gesagt, dass er mich heiraten würde, aber dann würde Seppi das Erbe verlorengehen, und dann hat er mir auch noch das Testament gezeigt, das er selbst aufgesetzt hat, falls ihm was passiert. Dann würde ich alles bekommen. Aber so deppert bin ich dann doch nicht, dass ich das noch geglaubt habe.«
Nun machte sie eine Pause und da fragte Annelore: »Kienbaum ist also nicht Seppis Vater?«
Mit geradezu kindlichem Staunen sah Erna sie an. »Gott, bewahre, der Poldi war Seppis Vater. Wie kommt’s ihr denn darauf, dass der Kienbaum es sein könnt’?«
»Weil sie von der Jugendsünde gesprochen haben, Frau Mösler«, warf Bobby ein.
»Na ja, für ihn war ich halt die Jugendsünde, aber das hätte er dann wohl gern ungeschehen gemacht, als er ein feiner Herr wurde. Dann hat er mir dreihundert im Monat gezahlt und verlangt, dass ich schweige, weil ich sonst nichts mehr bekommen würde.«
»Sie haben auch gesagt, dass er es war, der Seppi damals überfahren hat«, sagte Bobby leise.
»Hab’ ich das gesagt? Nun, zutrauen würde ich ihm auch das, und ich war wohl so in Wut, dass ich alles rausgeschrien habe, was ich geschluckt hab’ in all den Jahren, und was mir so oft durch den Kopf ging. Beweisen könnte ich das nicht, aber beweisen kann ich, dass er Seppi niedergeschlagen hat, weil ich ja den Knopf von seinem Mantel habe, und dass der Poldi Seppis Vater gewesen ist, das weiß der Herr Anwalt auch. Aber was hätte ich denn gegen den Kienbaum machen sollen? Wenn ich ihn ruiniert hätte, dann hätte ich doch gar kein Geld mehr von ihm bekommen. Nur solange, wie ich darüber schweige, das hat er gesagt, würde er mir was geben. Aber er hätte mich nicht Schlampe nennen sollen und gestern, wie er auf mich losgegangen ist, da habe ich wirklich gedacht, dass er mich umbringen wird.«
»Ich habe Frau Mösler seinerzeit geraten, vor Gericht zu gehen, um ihr Geld einzuklagen«, sagte nun Dr. Oswald. »Für das Grundstück hat er ihr ja auch nur fünftausend Euro gegeben.«
»Und das in Raten«, sagte Erna, »und gesund hat er sich gestoßen. Aber ich konnte doch nicht denken, dass er so gemein ist. Die Gastwirtschaft hat er auch gleich verkauft. Aber wie hätte ich denn vor Gericht gehen sollen? Sollte ich den Poldi, Gott hab’ ihn selig, da auch noch mit hineinziehen?«
»Er war doch schon tot, Frau Mösler«, sagte Dr. Oswald.
»Er war ein guter, anständiger Mensch«, erklärte sie fast feierlich. »Ich war es ihm schuldig, dass sein Name sauber bleibt. Und den Seppi wollte ich nicht um sein Erbe bringen.«
Ihm wäre wohl mehr geholfen gewesen, wenn er nicht bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr darauf hätte warten müssen, sagte später Dr. Norden, als er davon erfuhr.
Dr. Oswald hatte Erna mit zu sich genommen, um einiges mit ihr zu besprechen. Jörg hatte Annelore abgeholt und sie trafen sich mit Dr. Rambolt und seiner Frau im Schlosshotel, und da hatten sich die beiden Paare viel zu erzählen. Ute kam Annelore so herzlich entgegen, dass sie schnell ihre Hemmungen verlor, die sie nicht leugnen konnte, da Dr. Rambolt schließlich Jörgs Chef war.
Aber das kehrte Jens nun wahrhaftig nicht heraus. Er gab es deutlich zu verstehen, wie gern er Jörg hatte und wie bedacht er war, ihm eine Lebensstellung zu geben.
Ute erzählte, wie sie Kienbaum kennen gelernt hatte, und da klang beißender Spott mit.
»Er muss schon etwa Dreißig gewesen sein. Für sein Geburtsdatum habe ich mich nie interessiert«, begann sie. »Er gab schrecklich an, aber er muss schon recht betucht gewesen sein. Er fuhr einen teuren Wagen und kleidete sich nach der letzten Mode. Aber Erfolg hatte er nur bei einer bestimmten Art Frau. Er bezeichnete sich großspurig als Finanzmanager. Ich war ja noch sehr jung damals.« Sie warf ihrem Mann einen schrägen Blick zu und lächelte verschmitzt.
»Und ein richtiger Kobold«, warf er ein, »aber ich dachte doch, dass Kienbaum mit seinem forschen Auftreten Erfolg haben könnte.«
»Jens war sauer«, lachte Ute. »Aber als Kienbaum eines Tages bei uns aufkreuzte und um meine Hand anhielt, da ist mir das Lachen vergangen und mein Vater fiel aus allen Wolken, bis ich ihn überzeugen konnte, dass ich Kienbaum keineswegs ermutigt hätte. Er hat es noch einige Male versucht, mich zu beschwatzen, und dann war er tödlich beleidigt, als ich mich mit Jens verlobte.«
»Ich war heilfroh, dass er dann in der Versenkung verschwand«, sagte Dr. Rambolt. »Aber clever ist er, das muss man ihm lassen. Jetzt, da wir wissen, dass er kein Kapitalistensproß ist, kann ich mich nur wundern, wie schnell er reich wurde.«
»Indem er andere betrog«, sagte Annelore sarkastisch. »Ich darf gar nicht daran denken, dass auch mein Vater ihm auf den Leim kroch, dass er ihn sogar als Schwiegersohn akzeptiert hätte.«
»Tragen Sie es ihm nicht nach, Annelore«, sagte Ute. »In einer verzweifelten Situation greift man nach dem rettenden Strohhalm. Man muss ja zugeben, dass er ein überzeugendes Auftreten hat, und er ist reich. Geld verschafft Sicherheit und Macht.«
»Umso unverständlicher ist es doch, dass er unseren Besitz auf solche hinterhältige Weise an sich bringen wollte«, sagte Annelore leise.
Jens und Ute Rambolt blickten sie nachdenklich an. »Er wollte wahrscheinlich Sie um jeden Preis«, sagte Ute. »Er wollte endlich eine Frau, die seinen Vorstellungen entsprach. Aus guter Familie, gebildet, attraktiv, und zudem rechnete er sich aus, was an finanziellem Gewinn auch noch herausspringen könnte. Besitzgier kann zu einer Manie werden.«
»Und kriminell«, warf ihr Mann ein. »Nach allem,