Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 49
Konsterniert erklärte Berthold Marl, dass er jene fünfzigtausend Euro damals schon erhalten hätte, und Annelore erklärte, dass sie diesen Betrag Kienbaum zurückgeben wollte, wozu es dann jedoch nicht mehr gekommen sei.
Da half nur noch kriminalistischer Spürsinn und Kombinationsgabe, da Annelore die Geldbündel auch vorweisen konnte. Und sie half mit dem Kombinieren.
»Kienbaum lässt diesen Koffer im Büro zurück«, sagte sie nachdenklich. »Mein gutgläubiger Vater denkt sich nichts dabei, schließt ihn aber vorsichtshalber drüben im Haus ein. Und am gleichen Abend brennt es, wie geplant, aber Seppi verliert in der Aufregung den Schlüssel, den Kienbaum ihm gegeben hat. Glücklicherweise, muss man wohl sagen, und es war auch ein Zufall, dass Papa und Bobby so lange im Büro saßen. Für sie hätte es bös ausgehen können«, fügte sie mit zitternder Stimme hinzu.
Mit der Kombinationsgabe wären sie jedoch nicht viel weitergekommen, wenn nicht Erna Mösler ganz plötzlich die Erinnerung gekommen wäre, warum Kienbaum sie an jenem Abend so misshandelt hatte, und wenn nicht auch Seppi einen lichten Moment gehabt hätte.
Kienbaum hätte von einem Koffer geredet, den Seppi gestohlen hat, sagte Erna Mösler, und er hätte sie beschuldigt, den versteckt zu haben.
»Aber ich hab’ nichts von einem Koffer gewusst, ich schwöre es, und der Seppi hat keinen ins Haus gebracht.«
Einen Psychiater brauchten sie nicht, um Seppi dann auch das zu entlocken, was er bisher nicht gesagt hatte. Dr. Norden gelang es, Klarheit zu schaffen.
Dr. Behnisch sagte später, dass er mit Seppi geredet hätte, als wäre er der liebe Gott persönlich, denn er war als Zeuge dabei. Seppi sollte nicht eingeschüchtert werden.
Und so verlief diese Unterhaltung, als gäbe es keinen dramatischen Hintergrund.
»Über das Feuer wollen wir nicht mehr reden, Seppi«, begann Dr. Norden. »Wir wissen, dass du den Marls helfen wolltest, und sie finden das auch sehr nett von dir.«
»Hat Bobby auch gesagt«, erwiderte Seppi. »Kann jetzt gebaut werden?«
»Bald, aber erst musst du gesund werden. Sie brauchen dich doch. Aber wie das mit dem Koffer war, das hast du noch nicht erzählt.«
»Muss ich das? Ist doch alles hin«, sagte Seppi.
»Aber wir sind sehr gespannt, wie du das anstellen solltest. Du sollst dafür doch noch eine Belohnung bekommen.«
»Geld?«, fragte Seppi hektisch. Geld war für ihn die einzige Realität. Das konnte er sehen und unterscheiden, weil er es für das bekam, was er an Arbeit geleistet hatte.
»Wie wäre es mit hundert Euro?«, fragte Dr. Norden, der schnell geschaltet hatte.
»Aber ich konnte den Koffer nicht holen. Der Kienbaum war sehr böse, weil ich den Schlüssel verloren habe. Hätte ihn doch gar nicht holen können, wo der Chef und Bobby drin waren. Musste da doch helfen. Warum waren sie drin, wenn sie wussten, dass es brennen würde?«
»Das wussten sie doch nicht. Das wussten nur Kienbaum und du.«
Seppi kniff die Augen zusammen. »Kienbaum hat gesagt, dass sie es wissen, und dass keiner da ist. Sagt er es jetzt anders?«
»Er kann nichts mehr sagen, Seppi. Er ist gestorben.«
Ungläubig nickte Seppi ihn an. »Er war nicht alt und er war stark«, murmelte er. »Und er hatte doch viel Geld.«
»Auch reiche Leute müssen manchmal früh sterben. Gott hat ihn gestraft, weil er nicht gut zu dir war.«
»Aber er hat mir Geld gegeben und er hat gesagt, dass ich Marls helfe.«
»Das hat er gesagt, aber nicht so gemeint. Du hättest verbrennen können, wenn du ins Büro gegangen wärst.«
»Dann wäre ich auch tot«, sagte Seppi schleppend. »Mutter hat gesagt, Kienbaum wollte mich umbringen.«
»Dich bringt so schnell nichts um, Seppi«, sagte Dr. Norden, »du darfst jetzt nur nicht mehr so was machen. Du hast es doch nicht gern, wenn es so brennt.«
»Nein, es ging so schnell, ich hatte Angst, deshalb habe ich doch den Schlüssel verloren.«
»Aber er war an deinem Anhänger. Den hattest du doch von Marilli bekommen.«
Seppi nickte. »Hübscher Anhänger, aber Kienbaum hat gesagt, dass ich den Schlüssel anhängen soll, dann geht er nicht verloren, aber ich hab’ ihn doch verloren.«
»Du lebst«, sagte Dr. Norden gedankenvoll.
»Und ich geh auf den Bau und verdiene viel Geld«, sagte Seppi naiv.
Geld hatte er allerdings genug, da er nun einundzwanzig Jahre alt war. Erna Mösler konnte mit ihrem Sohn in eine Spezialklinik gehen, wo ihrer beider Leiden bestens behandelt werden konnte. Dr. Norden hatte diese vermittelt. Aber die große Überraschung kam noch nach, als Fritz Kienbaums Testament eröffnet wurde. Das hatte er allerdings schon vor zwanzig Jahren gemacht, und wie Dr. Oswald sagte, unter dem Druck seines Onkels Leopold, der ihm nur unter der Voraussetzung die Gastwirtschaft und was noch an Grund und Boden dazugehörte, vermachte, wenn Kienbaum gleichzeitig bestimmte, dass im Falle seines Todes Erna und Sepp Mösler seine Erben sein würden.
Für ein anderes Testament hatte Fritz Kienbaum wohl keine Zeit gefunden, sicher auch nicht daran gedacht, dass die beiden ihn überleben würden, und so kamen Erna und Sepp zu so viel Geld, wie sie es sich niemals hätten träumen lassen. Aber es sprach für Erna Möslers anständigen Charakter, wer immer ihr diesen auch hatte absprechen wollen, dass sie sich sofort bereiterklärte, aus Kienbaums Nachlass den Schaden zu ersetzen, der den Marls durch den Brand entstanden war. Aber es sprach auch wiederum für den Charakter Berthold Marls, dass er dies nicht annehmen wollte. Doch da redeten Dr. Oswald und auch Dr. Norden mit, und sie sagten ihm, nicht so töricht zu sein, darauf zu verzichten, da es ja schließlich um Kienbaums Geld ging. Und Erna Mösler sagte, dass es ihr Gewissen erleichtern würde, Seppi wenigstens von einer materiellen Schuld befreit zu wissen.
Sie selbst wurde überraschend schnell von ihrer Alkoholsucht geheilt. Mit Kienbaums Tod schien der Teufel, der sie verfolgte, verschwunden zu sein. Mit eiserner Energie ging nun auch sie daran, ihrem bisher so armseligen Leben einen Sinn zu geben.
Seppi wurde so gezielt behandelt, dass er Recht und Unrecht zu unterscheiden wusste und er lernte fleißig, aber er wollte arbeiten, etwas schaffen. Das konnte er dann auch, als das neue Sägewerk neben Dr. Rambolts Ziegelei gebaut wurde. So fleißig und unermüdlich war er, dass keiner ihn mehr »Dammerl«, nennen wollte.
Und auch das neue Haus für die Marls wuchs aus dem Boden und ein hübscher Bungalow für Jörg und Annelore. Heiraten wollten sie erst, wenn auch dieser fertiggestellt war. Sie ließen sich Zeit. Sie waren sich ihrer Liebe sicher. Und sie waren jung, so herrlich jung, dass sie sich unbeschwert auf ihre gemeinsame Zukunft freuen konnten.
Marilli hatte zuerst ein bisschen gemault, dass sie in eine neue Schule wechseln sollte, aber dann meinte sie, dass es vielleicht ganz gut wäre, weil sie sich doch nicht mehr so gut mit Ulli verstünde. Sie war ja noch viel zu jung, um schon genau zu wissen, was sie nun eigentlich wollte und es hing ihr schon nach, dass sie ihrer Schwester den Fritz Kienbaum hatte