Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marietta Brem страница 14
»Ja, unbedingt«, brach es aus ihr heraus.
»Und wann?«
»Am liebsten gleich, wenn du Zeit hast.«
»Na ja.« Manfred fuhr mit den Fingern durch sein dichtes Haar. So schnell hatte er eigentlich nicht damit gerechnet. Aber vielleicht war es wirklich besser, wenn er das Ganze rasch hinter sich brachte.
»Also gut, wenn du es so eilig hast, dann fahren wir eben gleich. Ich muß mich nur noch schnell umziehen. Dort in der Schublade findest du Straßenkarten. Bitte such die richtige heraus. Ich kenne mich in der Gegend dort nämlich wirklich nicht so besonders aus.«
Nachdem der Mann im Schlafzimmer verschwunden war, kniete sich Marga vor dem halbhohen Schränkchen nieder und zog die Schublade auf, wie er es ihr aufgetragen hatte. Bald hielt sie die richtige Karte in den Händen, und sie stellte überrascht fest, daß Maibach gar nicht so weit von hier entfernt war. In knappen zwei Stunden müßten sie die Strecke geschafft haben.
»Wie lange hast du Zeit?« rief sie.
»Die Woche habe ich mir Urlaub genommen. Ich wollte endlich einmal ausspannen. Aber daraus wird nun wohl nichts mehr«, kam die Antwort aus dem angrenzenden Raum.
»Ich verspreche dir, daß ich dich nicht unnötig in Anspruch nehmen werde. Hauptsache, du begleitest mich nach Sophienlust.«
Etwa zehn Minuten später befanden sie sich schon auf dem Weg nach Maibach. Es war ein kühler Märztag, und die Sonne versteckte sich meist hinter grauen Wolken. Selbst zum Regnen war es zu kalt.
Die Wiesen waren noch braun vom vergangenen Winter, und auch die Bäume streckten ihre kahlen Äste noch ohne jedes Lebenszeichen in den verhangenen Himmel.
»Dieses schlechte Wetter ist auch nicht gerade dazu geeignet, meine trübe Stimmung aufzuhellen.« Marga hielt dieses peinliche Schweigen nicht mehr länger aus. »Es ist seltsam. Früher hat mir so etwas nichts ausgemacht. Aber seit ich mir selbst den Boden unter den Füßen weggezogen habe, belastet mich jede Kleinigkeit.«
Manfred schaute starr geradeaus. Er war froh, daß er sich auf die Straße konzentrieren mußte und somit einer Antwort enthoben wurde. Was hätte er darauf auch sagen sollen? Daß er sich mitschuldig fühlte an ihrem Schicksal und dem ihrer Familie? Und daß er insgeheim sogar hoffte, daß sie ihrem Mann begegnen und ihre Liebe zu ihm wieder erwachen würde? Aber das wäre zu schön, um wahr zu sein.
An einer Raststätte hielten sie kurz an. Manfred war eingefallen, daß er an diesem Morgen noch nicht einmal Kaffee getrunken hatte. Und ohne seinen traditionellen Frühstückskaffee war er nur ein halber Mensch, das redete er sich jedenfalls ein.
Auch Marga bestellte sich ein Kännchen, aber sie hatte nicht die Ruhe, es vollkommen auszutrinken. Unruhig schaute sie ständig auf ihre Armbanduhr.
»Du bist schon ein richtiges Nervenbündel, Marga. Das ist nicht gut. Du solltest dich jetzt nicht so hineinsteigern. Immerhin bist du schon Monate von deiner Familie getrennt, und es hat dir bisher nichts ausgemacht. Also reiße dich jetzt zusammen.«
»Du hast ja recht, Manfred. Aber plötzlich habe ich das Gefühl, als ginge es um Minuten. Ich habe schon viel zuviel Zeit versäumt.«
Hastig trank Manfred Brecht seine Tasse leer, dann bezahlte er. Anschließend marschierten sie im Laufschritt zum Parkplatz zurück. Der restliche Teil der Fahrt verlief schweigend. Nun bemühte sich auch Marga nicht mehr um ein Gespräch. Sie hing vielmehr ihren Gedanken und Erinnerungen nach, die sich ausnahmslos um Peter und ihren Mann Volker drehten. Ihr war, als würde sie gerade aus einem schweren Alptraum aufwachen und müßte feststellen, daß er bittere Wahrheit geworden war.
»Zehn Kilometer noch, dann haben wir es geschafft«, sagte Manfred plötzlich erleichtert und trat das Gaspedal tiefer durch. »Ich hatte mich eigentlich auf einen geruhsamen Urlaubstag eingestellt. Aber wer weiß, wofür es gut ist«, fuhr er dann in seinen Überlegungen fort.
»Nicht weit von hier muß das Kinderheim sein, in das Volker den Jungen gebracht hat. Am besten, wir fragen mal den Mann dort, in welche Richtung wir fahren müssen. Er weiß sicherlich, wo dieses Sophienlust ist.«
»Ja, da müssen Sie nur den hübschen bunten Schildern nachfahren. Die zeigen Ihnen den Weg ganz genau. Sie können es gar nicht verfehlen. Sophienlust ist ein wunderschönes Herrenhaus«, erklärte der alte, bärtige Mann und stützte sich auf seinen Stock. Unverhohlener Stolz leuchtete aus seinen wasserblauen Augen. »Den Kindern geht es dort wirklich sehr gut, und es fehlt ihnen an nichts. Sie werden sehen. Also immer den Schildern folgen.«
Manfred bedankte sich höflich und gab dann Gas. Das Kinderheim war tatsächlich ziemlich leicht zu finden.
»Diese geschnitzten Wegweiser sind wirklich hübsch«, stellte Marga überrascht fest. »Der Mann hat nicht übertrieben.«
»Zumindest sind sie originell«, gab Manfred zu und konzentrierte sich wieder auf die Straße, die allerdings kaum befahren war.
»Dort vorne scheint ein ziemlich herrschaftlicher Besitz zu sein. Vielleicht das Anwesen eines Grafen oder eines Barons«, vermutete die Frau und beugte sich ein Stück vor, um besser sehen zu können.
»Ich kann nichts erkennen«, murrte Manfred, dem immer unbehaglicher zumute wurde. Wie sollte er reagieren, wenn er womöglich Margas Mann begegnete? Es war doch immerhin möglich, daß er sich auch gerade hier aufhielt. Schließlich lebte der Mann hier in dieser Stadt.
Marga lachte nur, als er ihr seine Befürchtungen mitteilte. »Da brauchst du keine Angst zu haben. Volker ist ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Er würde es sich niemals anmerken lassen, wenn er jemanden nicht leiden kann.«
»Dann bin ich ja beruhigt. Stell dir nur einmal vor, wie peinlich das wäre, wenn er uns vor all den Leuten und Kindern eine Szene machen würde.«
»Ich bin auf das Kinderheim gespannt, von dem der Mann so geschwärmt hat. Es wird doch nicht dieses prunkvolle Haus sein, dem wir uns immer mehr nähern?«
Sie waren sehr erstaunt, als sie entdeckten, daß es sich bei dem herrschaftlichen Gebäude mit dem riesigen Park drum herum wirklich um das Kinderheim Sophienlust handelte.
Sie ließen das Auto auf dem Parkplatz stehen und machten sich dann auf den Weg zu der breiten Freitreppe, die man von dem unteren Portal nur schlecht erkennen konnte.
Rechts und links standen hohe Bäume mit dicken Stämmen, die den breiten Kiesweg begrenzten. Der große Park war heute leer, denn die Kinder spielten bei diesem trüben Wetter lieber im Spielzimmer.
Verwundert schaute sich Marga um. »Ich kann es noch immer nicht glauben, daß es sich bei diesem pompösen Anwesen um ein Kinderheim handeln soll. Vielleicht haben wir uns doch verfahren.«
Manfred Brecht schüttelte den Kopf. »Das hier ist Sophienlust«, beharrte er. »Draußen am Tor ist es ja ganz groß angeschrieben. Dort drüben geht jemand. Ich werde die beiden einmal nach Peter fragen, wenn es dir recht ist.«
Marga schaute in die Richtung, in die ihr Begleiter zeigte. »Ich gehe mit«, sagte sie erfreut, aber dann blieb sie wie angewurzelt stehen. Ihr Blick hing wie festgefroren an den beiden Gestalten.
Es waren ein Mann und eine Frau, die sich angeregt zu unterhalten schienen. Die Frau war schlank und zierlich, und ihre Bewegungen waren graziös.