Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem

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Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marietta Brem Sophienlust Bestseller

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vor sich hin. »Eigentlich ist es ja noch zu kühl zum Sitzen«, stellte sie fest.

      »Bitte, bleiben Sie noch.« Manfred fühlte sich in ihrer Gesellschaft ausgesprochen wohl.

      »Möchten Sie nicht lieber mit hineinkommen? Wir haben es in Sophienlust sehr gemütlich«, sagte Sabine nach einer Weile. Sie hatten beide eine ganze Zeitlang geschwiegen und Agnes bei ihrem Spiel beobachtet.

      »Darf ich das denn?«

      »Warum nicht?« fragte das Mädchen belustigt zurück. »Wir sind ein Kinderheim und kein Gefängnis.«

      »Befriedigt Sie die Arbeit hier?« versuchte Manfred noch einmal, wenigstens ein bißchen was über sie zu erfahren. »So jung und hübsch wie Sie sind, müßten Sie doch auch noch leicht eine andere Arbeit finden.«

      »Warum sollte ich? Ich fühle mich hier so wohl wie schon lange nirgends mehr. Außerdem brauche ich ein Heim für das Kind, das ich erwarte.«

      Überrascht glitt sein Blick über ihre schlanke Gestalt. Diese Tatsache brachte ihn schon einigermaßen aus der Fassung. Er wollte schon nach dem Vater fragen, aber in letzter Sekunde besann er sich auf seine guten Manieren. Schließlich ging es ihn nichts an.

      »Spielst du mit mir?« Agnes zupfte den Mann am Ärmel, daß der erschrocken zusammenfuhr.

      »Sie brav, Agnes. Ich werde nachher wieder mit dir Mensch-ärgere-Dich-nicht spielen.«

      »Ich will aber mit dem Mann spielen. Er sieht so lieb aus.« Agnes legte ihr Köpfchen schief und schaute Manfred treuherzig an.

      Wieder stieg in dem Mann ein seltsam wehmütiges Gefühl auf, ein Hauch von Erinnerung, die er nirgends in seiner Vergangenheit unterbringen konnte.

      »Und was möchtest du spielen, kleines Fräulein?« Manfred wunderte sich über sich selbst. Er konnte sich nicht erinnern, sich je etwas aus kleinen Kindern gemacht zu haben, und nun spielte er sogar mit einem wildfremden. Was war nur los mit ihm?

      »Mutter und Kind«, antwortete Agnes, und Sabine lachte laut los. »Das wird wohl nicht gut möglich sein«, sagte sie dann mit einem schelmischen Seitenblick auf Manfred, der verdutzt das kleine Mädchen betrachtete.

      »Dann Vater und Kind«, berichtigte sich Agnes sofort. Sie faßte den Mann vertrauensselig an der Hand. »Ich bin die Mutter und du bist das Kind«, sagte sie dann.

      »Aber Schätzchen, du hast doch gerade gesagt, du wolltest Vater und Kind spielen.«

      »Ach ja, richtig.« Agnes rümpfte ihr Stubsnäschen. »Dann bist du also der Vati und ich bin dein Kind. Und Sabine ist unsere Mami«, fügte sie dann noch rasch hinzu. »Kommt, Mami und Vati, gehen wir spazieren.« Sie zog so lange an den Händen der beiden Erwachsenen, bis diese sich tatsächlich erhoben.

      Manfred Brecht kam sich vor wie mitten in einem Traum, aus dem er gleich erwachen würde. Aber dem war nicht so. Die kleine Agnes war ebenso Wirklichkeit wie die schöne Betreuerin Sabine.

      Ob das Kind, das sie erwartete, von Volker Eckstein war? Aber das konnte nicht gut möglich sein, denn dann würde doch er für sie sorgen; und sie bräuchte nicht in diesem Kinderheim Unterschlupf suchen.

      Nein, er spürte ganz genau, daß Sabine ein Geheimnis umgab. Aber direkt danach fragen wollte er sie nicht.

      Als sie so nebeneinander hergingen merkte er, daß sie ein ganzes Stück kleiner war als er selbst. Ein gewisser Beschützerinstinkt erwachte in ihm, und am liebsten hätte er seinen Arm um sie gelegt. Aber etwas störte ihn, und als er genauer darüber nachdachte, stellte er fest, daß es das Kind war, das sie erwartete. Vielleicht war sie doch gebunden, oder der Mann hatte sie einfach sitzenlassen.

      »Hat Agnes keine Eltern mehr?« fragte er, nur um das Schweigen zu unterbrechen. Das Kind hüpfte singend vor ihnen her.

      »Die Mutter ist vor einigen Monaten an Blutkrebs gestorben. Den Vater kennt man nicht. Frau von Schoenecker hat die Kleine aus Murrhardt geholt. Übrigens finde ich, daß Agnes ein wenig Ähnlichkeit mit Ihnen hat. Sie ist ebenso ein südländischer Typ mit schwarzen Haaren und blauen Augen. Man könnte sie für Ihre Tochter halten.«

      Manfred lachte gekünstelt auf.

      »Sie machen Scherze«, sagte er dann und räusperte sich. »Wie alt sagten Sie ist die Kleine?« Ein leiser Verdacht stieg in ihm auf, den er aber immer wieder weit von sich schob. Diese Ähnlichkeit, auf die Sabine eben angespielt hatte, war ihm selbst auch schon aufgefallen.

      »Fünf wird sie, die kleine Agnes. Wir alle mögen das Kind. Sie ist übrigens genauso lange in Sophienlust wie ich. An dem Tag, als Frau von Schoenecker Agnes aus Murrhardt abholte, traf sie auch auf mich.«

      »Waren Sie etwa auch heimatlos?« Mitleidig schaute der Mann auf den schimmernden Haarschopf des Mädchens, das er ein ganzes Stück überragte.

      »Heimatlos? Ja, so könnte man es nennen. Mein Verlobter kam zwei Tage vorher bei einem Unfall ums Leben, und ich hatte nicht einmal mehr Gelegenheit, ihm zu erzählen, daß er Vater werden würde. Aber... warum erzähle ich Ihnen das alles? Sie sind ja ein Fremder, und außerdem interessiert es Sie bestimmt nicht.«

      »Das ist nicht wahr«, widersprach Manfred und blieb plötzlich stehen. »Sagen Sie, Sabine, ich... würde Sie gern etwas fragen. Aber bitte, fassen Sie es nicht als Neugierde auf.«

      »Fragen Sie ruhig, Manfred. Ich habe Ihnen ohnehin schon mehr von mir erzählt, als ich eigentlich wollte. Da kommt es darauf nun auch nicht mehr an.«

      »Wie gut kennen Sie Volker Eckstein?«

      »Überhaupt nicht. Er ist der Vater eines Jungen, der hier bei uns lebt.« Sabine schaute den Mann verständnislos an. »Warum möchten Sie das wissen?«

      »Aber... er hat Sie doch gestern nachmittag umarmt. Ich habe es selbst gesehen.«

      »Gestern?« Das Mädchen furchte die Stirn und schien nachzudenken. »Dann waren Sie gestern also schon einmal hier. Mit Ihrer Bekannten?«

      »Ja«, gab Manfred zu. Hoffentlich fragte sie nicht weiter. Aber Sabine tat ihm nicht den Gefallen.

      »Warum habe ich Sie dann nicht gesehen? Um welches Kind handelt es sich eigentlich? Soviel ich weiß, sind außer den Dauerkindern, die ständig hier leben, nur noch Agnes und Peter Eckstein hier. Peter bekommt jeden Abend Besuch von seinem Vater, und Agnes Müller hat keine Angehörigen mehr.«

      »Müller?« echote Manfred verblüfft. »Die Kleine heißt Müller mit Nachnamen?«

      »Ja. Ist das so außergewöhnlich?« Sabine nahm das Mädchen bei der Hand. »Wir gehen jetzt wieder hinein, Agnes. Es wird schon kühl«, sagte sie dann zu dem Kind.

      »Nein, eigentlich nicht«, mußte Manfred zugeben und schalt sich selbst einen Phantasten. Warum nur mußte er ausgerechnet jetzt an Gisela denken? Etwa weil sie auch Müller hieß?

      Er hatte damals, als sie sich so abrupt von ihm getrennt hatte, lange versucht, nach ihrem Verbleiben zu forschen, aber er hatte sie nicht mehr gefunden. Und dann war er eigentlich auch ganz froh gewesen, daß er seine Freiheit wieder genießen konnte.

      Sicher war Gisela längst verheiratet und Mutter einer Schar von Kindern, für die sie sorgen konnte. Das war ja immer ihr Traum gewesen,

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