Albrechts Chroniken IV. Friedrich S. Plechinger

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Albrechts Chroniken IV - Friedrich S. Plechinger

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Tagen und Nächten an Deck dieses Bootes, das geduldiger und gnädiger mit einer Horde verrückter und hoffnungsvoller Männer nicht sein konnte, kam am 28. April 1138 Bruder Waldemar, ein aus Aachen stammender Zimmermann, zu mir und überbrachte die Nachricht, die ich seit Beginn der Fahrt am meisten gefürchtet hatte.

      „Die Magdalena wird morsch, Admiral! Wurmbefall und die salzige See holen sich ihren Tribut. Wasser dringt am Bug zwischen den Balken ein, und am Heck ist eine Kalfaterung dringendst nötig, sonst gebe ich dem Kahn noch höchstens vierzehn Tage, bis sich das Holz auflöst!“

      „Was schlagt Ihr vor? Können wir die Reparaturen auf See verrichten?“, fragte ich frustriert.

      „Auf keinen Fall, mein Bruder. Wir müssen am Bug die Beplankung erneuern, und das wird dauern. Dazu brauchen wir normalerweise gelagertes Holz, was natürlich in unserem Fall nicht vorhanden ist. Jedoch könnten wir nach den Reparaturen zumindest noch circa zwei Monate auf See, ohne den Zerfall des Kahnes befürchten zu müssen. Und wenn wir dort angekommen sind, wo wir sein wollen, müssen wir dann bessere Arbeiten verrichten. Soll heißen, Holzbalken zimmern und für zwei Jahre lagern …

      „Nur, dass es dort, wo wir hinsegeln, kein geeignetes Holz gibt für solch Instandsetzung, mein bester Waldemar. Wir müssen versuchen, noch weitere zehn Tage auf See zu bleiben und so weit wie möglich nach Süden segeln …!“

      „Das geht nicht, Admiral. Sie sagten es selbst. Weiter südlich, dort, wo wir hinsegeln, finden wir kein geeignetes Holz. Und falls dies doch der Fall sein sollte, werden wir mit der zerschundenen Magdalena kaum wieder nach Norden segeln können, um geeignetes Holz zu finden!“

      Waldemar hatte leider recht, das wollte ich nur ungern zugeben. In diesen Breiten war die Küste noch bewaldet. Doch weiter südlich würden wir nur Sumpf und Moor vorfinden.

      Kapitulierend nickte ich ihm zu und befahl, die Magdalena in einer sicheren Bucht unterzubringen und ein Lager für die Instandsetzung aufzubauen. Wir waren zwanzig Tage auf See, seit wir das letzte Mal hatten Anker setzen lassen, als wir Schutz vor dem Sturm suchten. So kam uns eine Landpause sehr entgegen, denn nicht nur die Magdalena brauchte eine Instandsetzung, sondern auch mein Körper, der sich der Krankheit nicht entledigen konnte, die ich in mir trug und mir die letzte Kraft nahm, um mich auf den Beinen halten zu können. Ja, ich konnte nicht vollständig genesen und ich brauchte dringend eine trockene Unterbringung, in der ich nicht mehr den Gestank des verschimmelnden Holzes meiner Kabine einatmen musste, der meine Lungen befiel.

      Wir fanden eine Bucht. Eine Bucht, die nicht besser hätte sein können und uns Schutz vor Kälte, Stürmen und starken Winden gab. Sie war wie für uns gemacht, und ich hätte diesen Waldemar umarmen können, denn ich erkannte hier das Potenzial einer neuen Heimat. Der Strand war steinig und mit glänzendem Kies bepflastert, doch schon nach wenigen Schritten landeinwärts hatte man festen, erdigen Boden unter den Stiefeln und ein Wald erstreckte sich vor uns, dessen Duft in unsere Nasen stieg. Ein Duft aus Fichten und Pinien, Eichen und Ahorn, Zapfen und feuchter Erde. Ein Duft, der mir so bekannt vorkam und mir die Heimat näherbrachte. Ach du mein Viermünden mit all deinen Wäldern und deinem Ederfluss, wie vermisse ich dich. Ich hatte meine Kindheit wieder vor Augen und sah Bilder vom Hof und von der Schmiede, die ich einst zurückließ. Meine Augen strahlten vor Glück.

      Ich hatte sofort ein gutes Gefühl, und so entschied ich, uns hier niederzulassen. Nicht nur für die Arbeiten am Kahn, nein, auch für den Bau einer Basis. Mein Gefühl gab mir recht, denn nachdem wir ein Lager errichtet hatten, fanden wir einen Tagesmarsch entfernt eine Lichtung mit einem Frischwassersee, der von einem kleinen Wasserfall gespeist wurde, und ein Gebiet reich an Flora und Fauna.

      Es lag auf einem hohen Plateau, und wir konnten die Küste gut überblicken. Nun gut. Hier würden meine Zelte aufgebaut für die Zeit, die wir benötigten, um die Magdalena auf Vordermann zu bringen.

      Wir entluden den Kahn und nahmen die Segel vollständig ab. Alles, was schwer war, wurde entladen, ja sogar die Schoten mit all ihren Schekeln und Rollen. Eine Rampe wurde errichtet, um das Boot aus dem Wasser ziehen und aufbocken zu können. Nach zwei Tagen endlich stand die Magdalena trocken.

      Waldemar verschwendete keine Zeit und bildete einen Trupp aus zwölf Mann. Diese wurden Tag und Nacht für die Arbeiten eingeteilt. Die anderen elf Mann verstärkten den Bau des Lagers und ich beschloss, eine Siedlung aus Holzhütten aufzustellen und die Holzwände der Hütten später mit Felsgestein und Schlamm zu ummanteln. Wir teilten uns für die Jagd ein, obwohl wir laut Statuten nicht jagen durften. Doch wir mussten uns von etwas ernähren, und so war ein Hirschbraten eine willkommene Ergänzung zum eingesalzenen Fisch, den wir nicht mehr sehen konnten und in Zukunft als Köder für die Fischerei nutzen wollten. Wir alle Arten von Bäumen, Fichten, Eichen und Ahorn. Mit dem Werkzeug, dem Willen und der Manneskraft, die wir hatten, entzweigten und entrindeten wir die Bäume. Nun hieß es, Planken und Bretter aus diesen Stämmen zu zimmern. Ich kann euch sagen, dass Waldemar Wunder in seinem Handwerk vollbrachte. Die Männer, nein, wir alle waren am Abend so erschöpft, dass wir kaum genug Kraft hatten zu essen.

      Wir konnten nicht einmal mehr einen Löffel halten. Geschwächt und ausgezehrt fielen wir abends vor Erschöpfung zu Boden. Ich ließ Waldemar zu mir kommen und fragte ihn, wie lange er glaube, dass es dauern würde, bis alle Arbeiten an der Magdalena fertig seien.

      „Ich denke, vier Monate, Bruder. Wir müssen das Holz wenigsten austrocknen lassen und zurechtzimmern. Das dauert. In der Zeit, in der das Holz lagert, können wir andere Arbeiten verrichten, uns dem Bau der Siedlung widmen. Und, mit Verlaub, mein Admiral, ich rate ganz dringend dazu, Palisaden um die Siedlung zu errichten. Ich weiß nicht, ob die Gegend besiedelt ist, und falls ja, ob von Freunden oder Feinden. Doch wir sollten vorbeugen und uns schützen vor all dem, was wir nicht kennen und nicht wahrnehmen können!“

      „Ihr habt recht, Bruder. Veranlasst all dies, was Ihr gerade vorgeschlagen habt. Und wenn Ihr fertig damit seid, gönnt Euch Ruhe, denn es läuft uns nichts weg.“

      Waldemar verbeugte sich und verließ mein Zelt.

      Hier waren wir nun, und siehe da, wir hatten aus purem Zufall eine Gegend gefunden, die ausgezeichnet passte, um eine Basis auf der anderen Seite des Meeres aufzubauen. Erleichtert stellte ich fest, dass auch die Männer frohen Mutes waren und Gott dankten, wieder an Land sein zu dürfen nach Tagen und Wochen auf See.

      Das Hämmern und Klopfen konnte ich jeden frühen Morgen hören, wenn am Boot gearbeitet wurde. Der Klang gefiel mir. Ein Klang voller Leben und Tatendrang, der mir das Herz mit Hoffnung und Zuversicht erfüllte. Tage vergingen und dann Wochen und ebenso Monate. Nach vier Monaten, es war der 28. August 1138, ließ mich Ralf de Saddeleye wissen, dass es so weit war und wir wieder die Segel setzen konnten.

      Sehr zu seiner Überraschung ließ ich ihn wissen, dass ich mir nochmals vier Monate Zeit lassen würde und die Basis hier nun absoluten Vorrang hätte. Die Mauer um die neugebauten Hütten müssten verstärkt werden und Pinzon könnte noch etwas warten. Doch Eduardo Cortez belehrte mich eines Besseren.

      Die Suche nach Pinzon dürfe nicht weiter aufgeschoben werden, je früher wir ihn fänden, desto früher hätten wir zusätzliche Männer, die uns beim Bau und bei anderen Arbeiten unterstützen könnten. Eines war klar: Mit 23 Mann konnte ich keinen Angriff lange aufhalten, sollten wieder Wilde auftauchen wie einst damals hoch im Norden. Doch wer sollte hierbleiben und auf die Basis aufpassen, wenn wir lossegelten, um die anderen zu finden? Ein Plan musste her. Und zwar schnellstens.

       DIE FESTUNG

      Unsere Basis nahm Formen an und die Palisaden gaben zusätzlichen Schutz, sollte dieses Gebiet von unfreundlichen Bewohnern besiedelt sein.

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