Albrechts Chroniken IV. Friedrich S. Plechinger

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Albrechts Chroniken IV - Friedrich S. Plechinger

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Erde. Es bedeutet entweihte Erde. Jedoch bedeutete es auch, dass wir hier nicht willkommen waren. Die Chinook hatten ihren Ort verlassen, um eine neue Heimat zu suchen, und nur wenn wir selbst von Mutter Erde bestraft würden für das, was wir taten, würde der Fluch von diesem Ort wieder genommen!“

      Ralf kam mit der Übersetzung von Rauks Worten kaum nach, doch ich wollte wissen, woher er das wusste.

      „Die Inuvik benutzen dasselbe Ritual. Anukai hatte schon einmal einen Ort verlassen, als Erik und seine Männer eines seiner Dörfer dem Erdboden gleichmachten. Die Rituale waren die gleichen, denn auch sie halten Mutter Erde und das Universum für ihren Gott.“

      „Verstehe!“, rief ich verwirrt. „Mach weiter, Gernot!“

      „Die Spuren im harten Schnee waren noch zu sehen, und wir folgten ihnen. Schneestürme nahmen uns die Sicht und jeder Schritt wurde erschwert, da wir tief in dieser weißen Masse einsanken. Wölfe verfolgten uns und mehrmals mussten wir rasten. Nach einem achttägigen Marsch fanden wir sie. Wir versteckten uns hinter den Büschen, um zu sehen, was sie trieben. Es befand sich anscheinend noch ein Stamm dort, denn es waren viel zu viele. Tänze wurden aufgeführt und Gesänge füllten den Himmel. Doch es waren keine Freudentänze. Mehrmals hörte ich den Namen Admiral, sodass ich wusste, dass man von uns sprach, und mehrmals wurden die Speere in die Höhe geschwungen.

      Es glich einer Kampfansage. Wie es schien, verbündeten sie sich mit einem anderen Stamm, dessen Namen wir nicht kennen. Zu diesem Zeitpunkt fand ich es besser, nicht dahin zulaufen, um Kimey den Ring zu auszuhändigen und ihm mitzuteilen, dass wir weiterhin den Frieden wollten. Wir sahen genau das Gegenteil in den Augen der Chinook. Nach drei Tagen verließen sie gemeinsam diesen Ort und gingen in westlicher Richtung immer diesen Fluss entlang. Dann erreichten sie ein Dorf, wo sie fanatisch begrüßt wurden. Sie leben jetzt dort. Was sie vorhaben, kann ich mir nicht ausmalen, jedoch werden sie nichts vor dem Spätfrühling unternehmen. Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir blieben dort zwei Tage, versteckt wie Eremiten, und lebten von den elendigen Salzheringen, Pilzen und Beeren. Wenn wir es schafften, bekamen wir auch einen Hasen oder ein Eichhörnchen zu fassen. Feuer machen konnten wir nicht, also aßen wir die Biester roh.

      Nach zwei Tagen liefen wir weiter, um die Gegend zu erkunden. Wir fanden ein Paradies. Ein Tal mit Wild und Büffeln. Dort hatte der Frühling schon Einzug gehalten, denn mancher Baum fing zu blühen an. Die Seen dort sind voller Fisch, und am Fluss springen die Lachse dem Strom entgegen. Doch hier …!“

      Gernot überreichte mir ein Tuch, das an den Spitzen zusammengeknotet war. Ich öffnete es und fand mehrere Steine zusammengeklumpt. Gold war darunter und auch Silber, doch ich traute meinen Augen, nicht als ich Saphire und einen Stein entdeckte, den ich nicht kannte.

      „Apati!“, rief Rauk wieder. Mir ging die ständige Übersetzung auf die Nerven und ich schrie Ralf de Saddeleye wütend an.

      „Kannst du diesem Fischlutscher endlich sagen, er soll unsere Sprache lernen. Dieses Getuschel und Genuschel geht mir langsam auf die Nerven! Was ist Apati?“

      „Apati ist ein Stein, den die Eingeborenen als Schmuck verwenden!“, flüsterte Ralf de Saddeleye nun unsicher. Ich drehte mich Gernot zu.

      „Nun gut, Gernot. Sprich weiter.“

      „Dieses Land ist so fruchtbar, dass man nur einen Zweig in den Boden zu rammen bräuchte und er würde keimen. Ich weiß es, denn ich stamme aus einer Bauernfamilie. Kleinadel wohlgemerkt. Dann habe ich anderes entdeckt. Es gibt verlassene Höhlen, ja, ich sage verlassen, denn den Spuren nach zu urteilen wurde darin gegraben. Zinn habe ich gefunden. Unser Alexander hier ist Schmied und kennt sich mit Metallen aus. Dann hier ... Kupfer …!“ Gernot wühlte aufgeregt in einem Sack, holte mehr Mineralien heraus, als mir lieb war, und stellte sie auf den Tisch.

      „Dieses Land ist eine Schatztruhe. Eine unerschöpfliche Schatztruhe. Die Bäume ragen hoch auf in den Himmel und die von Stürmen entwurzelten sind von nie da gewesener Qualität. Das Holz davon meine ich. Es gibt hier alles. Die Natur hier ist eine Kathedrale Gottes. Ein Schlaraffenland. Der Garten Eden. Jedoch gibt es einen Haken. Die Stämme unter sich sind sich nicht immer einig, und nicht jeder Stamm wünscht sich den Frieden wie die Inuvik oder die Chinooks. Wir haben zwei Dörfer gefunden mit zig Skeletten. Männer, Frauen und Kinder, die grausamst getötet wurden.

      Dies bewies eindeutig, wie die Opfer getötet wurden: aufgespaltene Schädel und getrennte Glieder, soweit das Auge reicht. Was ich damit sagen will: Erik war ein Engel verglichen mit der Brut, die solche Bluttat begangen hat. Wo die sich befinden und wer sie sind, konnten wir nicht herausfinden. Was wir aber auf dem Rückweg feststellten, ist erschreckender als das, was wir einst in Jerusalem anstellten. Die Chinook und die anderen zwei Stämme wurden ausgelöscht. Dieselbe Tötungsart wurde dort festgestellt, nur dass die Leichen noch frisch waren. Nicht einmal die Wölfe waren an uns interessiert, als wir im letzten Dorf, wo sie sich versammelt hatten, prüften, ob es dort Überlebende gab. Kimey hatte man die Haut abgezogen und nur sein Gesicht war verschont worden. Wir rannten, so schnell wir konnten, zur Basis zurück und nun sind wir hier. Ich kann euch nur eines sagen, Admiral: Es müssen Hunderte von diesen Teufeln sein. Hunderte, sag ich …!“

      Gernot war aufgewühlt und außer Atem, als er diese letzten Worte aussprach. Entsetzt starrten wir uns gegenseitig an und ich erkannte die Notwendigkeit, meinen Plan zu ändern. Wann wären wir dran und wer waren diese Männer, die solch ein Massaker in diesem Paradies anrichteten? „Ascanio. Wann könnten wir hier auslaufen?“, fragte ich verärgert und enttäuscht.

      „Die Magdalena wäre so weit! Wir haben sie ständig instandgesetzt!“

      „Vergessen wir den Kräutergarten und die Hühnerzucht! Wir segeln nach Süden, sobald wir wieder auf dem offenen Meer sind …!“

      „Aber Admiral ....!“, bemerkte Eduardo Cortez entsetzt.

      „Ja, ich weiß, was ihr mir sagen wollt. Wir lassen die Basis stehen und kommen eines Tages mit mehr Männern wieder. Was wir laden können, nehmen wir mit, der Rest bleibt in der Gruft. Wir suchen Federico Pinzon, und erst wenn wir ihn finden, Cortez, dürft ihr auf eine Heimreise hoffen. Habe ich mich klar ausgedrückt?“

      Eduardo Cortez verbeugte sich beschämt, doch er war mit der Wahl einverstanden.

      „Hier können wir mit 21 Mann nichts anrichten, doch wir kommen mit 210 zurück. Und wenn nicht ich, dann mein Nachfolger. Wir brauchen diesen Ort und meine Freiheit kann warten, Cortez!“

      „Sei meiner Wertschätzung versichert, mein Admiral. Wie gerne hätte ich dich bei deinem Plan unterstützt. Doch ich verstehe, dass die Umstände ein Umdenken erfordern. Ich bin ganz der deine und stehe zu deinen Diensten!“

      „Fangt an. In spätestens zwei Tagen laufen wir aus!“

       HÖLLENFAHRT NACH SÜDEN

      So sehr ich auch die Männer drängte, die Basis zu leeren und nur das Nötigste mitzunehmen, so sehr entwickelte sich das zu einer fast unmöglichen und dramatischen Angelegenheit. Die Arbeiten, die in der Basis steckten, und der Schweiß, den die Männer vergossen hatten, um diese, ja, nennen wie es mal Heimat, zu bauen, machte uns alle sentimental und traurig. Es war mit so viel Liebe und Raffinesse gebaut worden. Allein die eingebauten Fallen der Schatzkammer waren ein geniales Zusammenspiel von Physik, Mechanik, Baukunst, Mathematik und ja, auch Liebe. Wir waren alle stolz auf dieses sehr kleine Neu-Ashkelon, und nun mussten wir es verlassen auf die Gefahr hin, dass es von irgendwelchen Wilden zerstört werden konnte. Tausendmal lieber hätte ich es den Chinook überlassen, hätten wir

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