Albrechts Chroniken IV. Friedrich S. Plechinger

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Albrechts Chroniken IV - Friedrich S. Plechinger

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an die Basis zu hieven. Auch die Wölfe wurden langsam zur Plage, da sie der Hunger immer näher zur Basis trieb. Kimeys Rat hatte uns im letzten Herbst gerettet, denn hätten wir nicht Vorräte gelagert, wären wir alle nicht mehr am Leben gewesen. Von Kimey und seinen Chinook hatten wir seit Monaten nichts mehr gesehen oder gehört und so dachte ich zurecht, dass sie uns mieden nach der letzten Erfahrung.

      Woher hätten sie wissen sollen, dass unser Handeln auch ihr Leben gerettet hatte, denn Erik hätte auch sie niedergemetzelt. Alles, was sie besaßen, waren ihr Jagdwerkzeug und ihre List. Ich denke, sie wären einfach der Konfrontation aus dem Weg gegangen, so friedlich, wie sie waren. Doch wer konnte das schon wissen.

      „Gernot, sobald dieser Schneesturm da draußen aufhört, stellst du einen Spähtrupp zusammen. Geh zu Kimey und übersende ihm meine Grüße. Hier, gib ihm diesen Ring, der mir zu eng geworden ist, als Zeichen meiner Wertschätzung. Versuche, ihn davon zu überzeugen, dass ich ihm alles erklären werde, wenn er bereit ist, mir zuzuhören.“

      „Natürlich, mein Admiral!“

      „Nimm dir alles, was du brauchst, Bruder. Aber erst, wenn dieser elendige Schneesturm endlich aufhört.

      Doch er hörte nicht auf. Sieben Tage ging das noch so und die Laune der Männer erreichte einen Tiefpunkt. Auch Cortez hatte die Situation langsam satt und schlug vor, weiter südlich zu segeln, dorthin, wo es wärmer wäre. Doch ich winkte ab. Hier auf dieser Basis waren wir sicher. Wer konnte denn schon wissen, wie lange wir die Kälte auf dem Kahn ausgehalten hätten. Der Süden war weit, und hier hatten wir schließlich Brennholz. Er sah das ein, aber es ärgerte ihn. Die Frustration war erdrückend.

      Am 10. Februar endlich schien die Sonne und der Himmel war so blau, als hätte hier nie Winter geherrscht. Keine Wolke, nur blauer Himmel, eiskalte Luft und die Sonne, die weit entfernt schien. Wir rannten nach draußen und atmeten diese Luft ein, die so frisch war, dass unsere Backen sich rot färbten. Die Bärte der Männer belegten sich mit Frost und wir mussten bei diesem Anblick lachen. Es war nun soweit.

      Gernot verließ die Basis mit zwei weiteren Brüdern, Alexander Raubart und Gaston de Lambert. Zwei Sergeanten, die sich ihren Rittertitel noch verdienen mussten, wenn sie nicht vorher von Bären oder Wölfen gefressen und wieder ausgeschieden wurden. Mochte Gott sie allzeit beschützen. Eine kurze Umarmung und die besten Wünsche gab ich ihnen mit auf den Weg, und wir winkten ihnen noch einmal zu. Keine Frage, ich war besorgt. Würden sie nicht zurückkehren, wäre der Traum ausgeträumt und ich würde wieder die Fahrt nach La Rochelle befehlen, was sich bestimmt insgeheim alle wünschten, natürlich zusammen mit den Brüdern, die gerade gegangen waren.

      „Was steht ihr hier noch herum. Los an die Arbeit!“, schrie ich und erlaubte mir, mit den Männern eine lustige Schneeballschlacht anzuzetteln, die mit Freuden erwidert wurde. Wir bewarfen uns und lachten aus vollem Halse, und auch Cortez beteiligte sich freudestrahlend daran. Kinder, am Ende waren wir alle nur Kinder. Verlorene und in manchen Fällen im Stich gelassene Kinder. Wir nutzten das gute Wetter, um mehr Holz zu hacken, die Basis auf Vordermann zu bringen und vor allen Dingen die Magdalena von Eis und Schnee zu säubern, was leichter gesagt war als getan. An manchen Stellen mussten die Fugen neu kalfatert werden, uns froren die Hände dabei ein und die Schmerzen waren unerträglich.

      Wie kurz doch der Sommer in dieser Gegend war.

      Die Männer versuchten trotzdem ihr Bestes. Alles, was wir brauchten, war eine Beschäftigung, und die hatten wir nun. Wir stellten aus den im Herbst gegerbten Bisonfellen Kleidung und Mützen her und auch für die Stiefel entwickelten wir warmhaltende Überzieher. So wurden neue Produkte für den Markt in der alten Welt erfunden. Die Schatztruhe war randvoll, und wir hätten drei Fahrten benötigt, um all das Gold wegzuschleppen. Doch es war nicht nur das Gold, auch wertvolle Hölzer würden uns ein Vermögen einbringen. Der Plan blieb weiterhin bestehen. Der Orden würde davon weniger als ein Drittel bekommen. Immer noch genug, um manches Königshaus blass aussehen zu lassen. Doch was sollten wir mit all dem Gold anfangen? Hier ein neues Jerusalem gründen? Dafür hätten wir Tausende Männer gebraucht. Das wollte ich jedoch nicht.

      Wir hatten hier schon genug Schaden angerichtet und das Vertrauen dieser Menschen wahrscheinlich für immer verloren. Also was tun mit all dem Gold? Täglich wurde ich jetzt von Cortez bedrängt. Er wollte wissen, wann wir endlich die Rückreise antreten würden, um Jacques und Gilles aus den Kerkern zu befreien und die Reliquien den Katharern wieder zu übergeben. Dort wusste man sie dann gewiss in Sicherheit und der Vatikan konnte mit seinen adrigen, langen Fingern nicht danach greifen. Oft diskutierte ich mit Eduardo darüber, was ihn so sicher machte, dass die Reliquien in deren Händen besser aufgehoben wären. Eduardo flehte mich inständig an, endlich zu begreifen, dass es um etwas ganz anderes ging als nur um die Reliquien. Die Königshäuser wollten sie haben, um damit ihr Anrecht auf die Blutlinie Jesu zu beweisen, und der Vatikan, um die Menschen noch mehr zu unterjochen. Doch etwas anderes beunruhigte ihn noch mehr, und damit wollte er nicht herausrücken.

      „Ich dachte, wir vertrauen uns!“

      „Du weißt genau, dass du das nicht mehr tust, Albrecht, seit ich dir alles in Island erzählt habe. Hugues und Farid und Otto … weißt du noch? Ich kann dir erst dann vertrauen, wenn du dich unserem Glauben anschließt und zum Katharer wirst!“

      „Euer Katharerbund ist doch auch nur etwas, das sich von den Dogmen des Vatikans befreien will, damit er mehr Macht genießen darf, oder habe ich unrecht?“

      „Albrecht – oder soll ich dich jetzt Admiral nennen – es wird der Tag kommen, da du Recht behalten könntest, denn Loyalität und Ehre sind Begriffe, die nicht mehr so wortwörtlich genommen werden. Ja, es gibt Katharer und Katharer, aber ich bin ein Bonhomme. Ein Parfait. Ich kann dich nicht in unsere Geheimnisse einweihen, wenn du keiner von uns bist und du wahrscheinlich unsere Riten nicht verstehen wirst! Und außerdem unterwerfen wir uns keinen Dogmen, weder aus Rom noch sonst wo!“

      „Vergiss nicht, mein lieber Eduardo, dass auch du einen Eid beim Orden geleistet hast und dass auch du ein Templer bist. Oder zählt das jetzt für dich nichts?“

      „Dios mios … ich verstehe jetzt überhaupt nichts mehr, hermano … Vor nicht allzu langer Zeit hast du mir etwas von Infiltrierung und Rache erzählt und dass du hier ein doppeltes Spiel spielen willst. Und jetzt sehe ich in deine Augen, und ich sehe den blinden Albrecht wieder, der alles vergessen hat. Ich weiß nicht mehr, woran ich bei dir bin, Bruder. Sag es mir. Jetzt verlangst du von mir, ein Templer zu sein? Ich wäre es zu gern, wenn die Männer, die diesen Orden führen, sich an die Regeln hielten, die sie selbst aufgestellt haben, so blödsinnig sie auch sind. Doch das tun sie nicht. Ja, die Soldaterei, die tut das, weil sie eben Soldaten sind. Die Obrigen deines so ehrenhaften Ordens jedoch, Bruder, treiben ein doppeltes Spiel. Also was ist nun? Bekommen wir die Reliquien oder muss ich wieder mit Folterungen und Demütigungen rechnen? Sag es mir, Albrecht!“

      „Beruhige dich, Cortez. Alles, was ich damit sagen wollte, ist, dass ich nichts von euch weiß und dass du im Vorteil bist, da du unsere Geheimnisse und Regeln kennst!“

      Eduardo rieb sich ungläubig die Augen und schüttelte lachend den Kopf.

      „Ach, darum geht es? Vorteil? Wer mehr von den anderen weiß? Ich werde dir eines versprechen, und das beim Augenlicht meiner Familienangehörigen. Sobald wir Jacques, Gilles und die Reliquien haben, werde ich dir alles, aber auch alles erzählen. Sei aber auf etwas gefasst, das du nicht für möglich gehalten hättest. Bab Pha Med hast du schon kennengelernt. Andere Wesen, die über ihm stehen, aber nicht. Mehr erzähle ich dir nicht! Und außerdem: Wenn dein Großmeister wüsste – und dabei meine ich nicht den verstorbenen Hugues, sondern den Jetzigen, Robert de Craon, − dass du Katharer in deinem Haufen als Angehörige hast, dann wärst du genauso dran wie ich, denn ich bin nicht die Sorte Christ, der sich einen Papst wünscht und somit einen

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