Albrechts Chroniken IV. Friedrich S. Plechinger
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Am Abend endlich hörten wir das Donnern. Ohne Zweifel hatten wir den Wasserfall erreicht, doch die Bäume behinderten unsere Sicht, bis plötzlich einer laut „Vorsicht!“ schrie. Ein steiler Abhang lag mit einem Mal vor unseren Füßen, der uns alle hätte zum Verhängnis werden können. Gernot und François wussten, was zu tun war, und banden dicke Seile um Baumstämme, damit wir den Abhang hinunterklettern konnten. Geraume Zeit später befanden wir uns dort, wo wir sein wollten. Bevor wir etwas suchten oder unternahmen, legten wir eine Rast ein. Das Atmen fiel uns schwer, und wir zogen uns nackt aus, damit wir in das eiskalte Wasser springen konnten, um uns vom Schweiß und von den Mücken zu befreien. Durchgestochen hatten uns die Biester.
Renaldo, der Medicus, rieb uns mit stinkendem Robbenfett ein, das wenigsten die Mücken fernhielt und den Juckreiz der Stiche erheblich linderte, das Feuer tat ein Übriges. Es war herrlich, wieder ein Bad genommen zu haben, und man fühlte sich gleich wohler und entspannter. Nichtsdestotrotz wurde es kühl und wir froren leicht an diesem Junitag, der eigenartiger sich nicht hätte entwickeln können.
Wir erlebten wahrlich jeden Tag etwas Neues und Unbekanntes. Etwas, das wir nie hätten erfahren können, wären wir in Jerusalem, Ashkelon oder in Frankreich geblieben. Rauk schnitzte sich aus einem Ast eine Art Harpune, begab sich an den Rand des Wassers und kurze Zeit später hob er stolz einen Lachs in die Höhe. Dann wieder einen und wieder einen. Unsere Mahlzeit war somit gesichert, und die Salzheringe blieben im Fass. Doch plötzlich blieb er wie vom Blitz getroffen stehen und kniete sich nieder. Er fing an, im Wasser zu wühlen, als ob er sich die Hände waschen wollte. Doch dies war nicht der Fall, denn er holte etwas heraus, das ein Lächeln in seinem Gesicht erscheinen ließ: Gold. Er hatte einen Goldklumpen gefunden. Cortez und ich sahen uns an, liefen zu Rauk hinüber und knieten uns hin, um dasselbe zu tun. Und siehe da, Anukai hatte recht.
Der ganze Fluss offenbarte uns den unentdeckten Reichtum der Natur dieses Landes. Gold, so weit das Auge reichte. Wir lachten und umarmten uns, ohne zu ahnen, dass wir aus der Ferne beobachtet wurden. So unbewohnt und verlassen dieses Fleckchen Erde erschien, so sehr sollten wir uns da getäuscht haben. Wir bemerkten unsere Beobachter nicht.
„Eduardo. Ich denke, wir haben eine neue Heimat und du hast ein neues Ashkelon entdeckt. Was meinst du?“
„In der Tat, das haben wir, Bruder. Mit diesem Gold werden wir die Heuchler Roms in die Knie zwingen können und ein neues Reich der Wahrheit gründen, Tempel und Schulen für die Wissbegierigen und die Türen zum Garten Eden für die Menschheit öffnen. Nie mehr hungern. Nie mehr Kriege. Nie mehr Unterjochung …!“ Cortez hielt sich einen dieser Klumpen nah vor das Gesicht und lächelte glücklich wie ein Kind.
Ich gratulierte Rauk zu diesem Fund, und er war mehr als erfreut zu erfahren, dass wir hier eine neue Basis gründen würden. Ja, ich hatte ihn definitiv wieder. Er ging so weit, mir zu erklären, dass er, Sven, Thiere, Enar und Lars sich dem Orden anschließen wollten. Ich sah Ralf de Saddeleye an, als er mir das übersetzte, und ich nickte. Ich würde die fünf initiieren, sobald wir zum Hauptlager zurückgekehrt waren.
Ein Eid würde über jeden Zweifel erhaben sein und Meuterei wäre dann für immer aus der Welt geschafft. Rauk und die fünf schlugen sich auf die Schulter und sichtbar stolz unterhielten sie sich in ihrer Sprache, sodass wir uns mit ihnen freuten. Wir beschlossen, hier zu übernachten und erst am nächsten Morgen zur Magdalena zurückzukehren.
Die Nacht brach ein und wieder sang der Wald sein Lied, doch diesmal klangen die Rufe verdächtig. Ja, es hätten Eulen sein können, aber so viele Eulen auf einmal waren mir unheimlich. Auch den anderen erschien das ungewöhnlich. Die Schwerter und die Armbrüste wurden präpariert und wir postierten uns weg vom Feuer, damit die Dunkelheit unsere Position nicht verriet. Das Knacken brechender Zweige verriet, dass sich Schritte näherten. Wölfe? Vielleicht. Hirsche? Wer weiß. Bären? Dafür waren die Schritte zu leicht und zu vorsichtig.
Ein Schatten verriet mir, dass es sich um einen Menschen handelte. Man sah ihn kaum. Die Tarnung war gut, aber nicht gut genug für eine Truppe gut ausgebildeter Templer, die ihr Kriegshandwerk im Heiligen Land erlernt und bewiesen hatten. Und hier an diesem Tag war ich den Haschaschinen dankbar, denn dank ihnen hatte ich mich damals zu einer perfekten menschlichen Waffe entwickelt. Eine Zeit lang geschah nichts, und auch wir rührten uns nicht. Dann wagte einer tatsächlich, sich dem Feuer zu nähern und eine der Tuniken, die dort zum Trocknen lagen, anzufassen und sich umzulegen.
Das ging nun auch mir zu weit: Ich stand von meinem Versteck auf und rannte ihm schreiend entgegen. Starr vor Schreck blieb der Mann stehen, und als er mich sah, glaubte er, einen Geist zu sehen, der seine Welt nie betreten hatte. Ein Schrei durchfuhr ihn und er rannte weg. Als ich ihn fangen wollte, hörte ich plötzlich mehrere Schritte gleichzeitig. Er war nicht allein. Er hatte Begleitung.
Sie waren schneller, und wir konnten nichts sehen in dieser Dunkelheit. Dann war da der Heimvorteil dieser Eingeborenen nicht zu vergessen.
Dies war ihr Gebiet, doch von nun an auch meines, und davon würde mich keiner abbringen.
„Was waren das für schreckerregende Kreaturen?“, rief Richard Cornwall sichtlich eingeschüchtert.
„Habt ihr ihre Gesichter gesehen?“
„Ja. So bemalen sie sich. Die Taino taten das auch!“, fügte ich hinzu.
„Die Taino?“, fragte Richard noch erregt vor Schreck.
„Eine lange Geschichte, Bruder, und du warst nicht dabei!“
Richard und manch anderer bekreuzigten sich. Mir wurde klar, dass diese Welt doch nicht groß genug war, um allein und unentdeckt sein Leben in Frieden fristen zu können. Die Frage war: Waren diese Menschen friedlich oder kriegerisch? Dies zu erfahren galt es in der kommenden Zeit. Doch zunächst hieß es, dieses Gold am nächsten Morgen wegzuschaffen und sofort mit dem Bau der Basis zu beginnen. Koste es, was es wolle.
Nach einer schlaflosen Nacht brachen wir auf und entdeckten tatsächlich einen Pfad, der es uns leicht machte, den Weg zur Magdalena wieder zu finden. Wieso wir den nicht gleich fanden, als wir uns zum Wasserfall begaben, ist mir heute noch ein Rätsel. Trotz der Last, die wir nun zusätzlich trugen, erreichten wir die Bucht am späten Nachmittag, und hocherfreut begrüßten uns die Zurückgebliebenen, denn auch sie hatten eine unruhige Nacht durchgemacht. Wilde hätten sich schreiend und mit eigenartigen Waffen der Truppe genähert, und nur durch die Angriffslust meines tapferen Hundes, den ich von Island mitgenommen hatte und der Papus hieß, wurden sie vertrieben. Ich war froh, dass keiner zu Schaden gekommen war, denn mein Hauptanliegen war, eine friedliche Lösung mit den Einheimischen zu finden. Ob es klappen würde, sei dahingestellt.
Papus bekam von mir eine große Portion Salzheringe als Belohnung. Und falls die anstehende Jagd uns Wild bescheren sollte, versprach ich ihm einen Knochen so groß wie die Magdalena selbst. Ascanio und die anderen waren überwältigt von dem Gold und wir besprachen den Bau der Basis, mit dem wir sofort nach der Besprechung begannen. Bäume wurden gefällt und Felsen weggeschafft, um das Fundament zu bilden. Die Felsen wurden von den mitgebrachten Maurern zu baufähigem Gestein verarbeitet, und das Ganze ging Tag und Nacht. Die Nordmänner wurden zur Jagd eingeteilt und waren auch am Bau der Basis beteiligt. Ja, sie wurden in den Orden initiiert und wurden somit zu Sergeanten ernannt.
Wir