Albrechts Chroniken IV. Friedrich S. Plechinger

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Albrechts Chroniken IV - Friedrich S. Plechinger

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Ort sein wird!“

      „Du hast recht! Dieses Donnern lehrt mich das Fürchten. Es ist so laut, als ob die ganze Welt am Einstürzen wäre.“

      „Es ist fürwahr ein unheimliches und beeindruckendes Geräusch. So, als ob wir das Ende der Welt erreicht hätten und nun die ganze Welt in das Universum hinabstürzte!“, sagte Cortez leise und tief in sich gekehrt.

      „Jetzt fürchte ich mich noch mehr, Bruder!“

      Wir lachten beide und beschlossen, einen Kelch Wein zu heben und etwas von dem salzigen Hering zu kosten.

      Das karge Kerzenlicht in der Kabine gab etwas Wärme ab, und so legten wir die Robbenfelle nieder, als Richard hereintrat und eine Platte mit dem rohen Fisch absetzte. Leicht angewidert nahm sich Cortez einen Hering und steckte ihn kopfüber in seinen Schlund, darauf folgte sofort ein Schluck Wein, denn der Salzgehalt der Speise war hoch.

      Richard wollte gerade wieder gehen, als Cortez ihn bat, noch zu bleiben.

      „Bruder Richard, wenn Ihr erlaubt?“

      Erstaunt blieb Richard stehen und drehte sich zu Cortez um, denn dieser hatte nie ein Wort mit ihm gewechselt. Ich konnte ein leichtes Verwundern in Richards Verhalten feststellen und vermutete, dass er sich keinen Reim darauf machen konnte, warum nun ich, der Admiral, der diesen Cortez früher wie Abfall behandelt hatte, jetzt hier zusammen mit diesem Delinquenten saß und Heringe und Wein vertilgte.

      „Wie kann ich Euch dienen, mein Herr?“

      „Ihr seid zu gütig, mein junger Freund, und das Letzte, was ich von Euch möchte, ist, dass Ihr mir dient. Nein … Euer Name ist doch Richard Cornwall, nicht wahr?“

      „Ja, der bin ich!“

      „Seid Ihr etwa verwandt mit Sir Robert Basil Cornwall, der rechten Hand des Königs von England?“

      Richards Gesichtsfarbe änderte sich schlagartig, und ich konnte Scham in seinen Augen sehen. Die Frage, die Cortez ihm gestellt hatte, war ihm ohne Zweifel höchst unangenehm.

      „Warum wollt Ihr das wissen?“

      „Ihr müsst nicht drauf antworten, mein junger Freund. Verzeiht, wenn ich Euch dadurch in Verlegenheit gebracht haben sollte!“

      „Sir Robert Basil Cornwall ist mein leiblicher Vater. Ich bin sein Bastard und somit habe ich keine Ansprüche, weder an Titel noch Besitz. Meine Mutter war eine Dienstmagd, die er sehr liebte. Und da seine Gattin, Lady Mary of York, keine Kinder gebären konnte, leidet die Ehe der beiden bis zum heutigen Tag. Mein Vater wollte sein Amt für mich aufgeben und Lady Mary verlassen, doch da meine Mutter an der Ruhr starb und ich ihn nicht entehren wollte, bin ich ausgerissen und in ein Franziskanerkloster eingetreten. Danach sogar in ein Kartäuserkloster, wo ich das Schweigegelübde ablegte, jedoch die Prüfung nicht bestand. Also bin ich zurück zu den Franziskanern und vertiefte mich in das Studium der Sprachen Aramäisch, Griechisch, Hebräisch, Ägyptisch und ohne Frage natürlich Latein. Ich habe mit meiner Familie abgeschlossen, und das im Guten. Ich habe ein Heim gefunden, und das ist dieser Orden. Ich bin stolz, ein Soldat Christi zu sein. Beantwortet das Eure Frage, mein Herr?“

      „Das tut es in der Tat, Richard. Ich danke Euch. Seid meiner Gunst versichert und verzeiht mir, sollte ich Euch auf irgendeine Art beleidigt haben“, sagte Cortez mit weicher Stimme.

      Richard verbeugte sich und verließ uns sang- und klanglos.

      „Was sagt man dazu? Ich wusste das alles nicht. Aber warum ist das denn wichtig?“, fragte ich neugierig.

      „Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Ich kenne Sir Robert. Ein Ehrenmann und sehr vermögend. Er verfügt über eine ansehnliche Flotte von Barken und versorgt England mit Waren aus dem Festland. Wenn er, Richard, keinen Kontakt mehr zu seinem Vater pflegt, so habe ich keine Bedenken. Ich denke, ich bin nur zu vorsichtig mit den Jahren geworden.“

      „Ich verstehe. Du meinst, unser Richard könnte seinem Vater von unseren Reisen erzählen?“

      „Nicht, wenn das, was er gerade eben gesagt hat, stimmen sollte. Ich denke, wir können ihm vertrauen. Und außerdem: Er hat den Eid abgelegt.“

      „Ja, Eduardo. Dem Orden gegenüber. Nicht uns. Wir kommen nicht umhin, einige unserer Männer hier langfristig anzusiedeln, damit dieses Geheimnis nicht die Runde macht“, fügte ich besorgt an.

      „Und wen willst du für die Heimreise eines Tages aussuchen?“

      „Ich weiß es nicht. Ich denke, das wird die Zeit zeigen!“

      „Vertraust du deinen Männern nicht, Albrecht?“

      „Ich habe gelernt, keinem zu trauen. Und du bist derjenige, der mir das beigebracht hat. Schon vergessen?“

      Eduardo lächelte ein gefährliches Lächeln und nahm noch einen Schluck Wein, bevor er mit dem Satz abschloss: „Ich bin müde, Bruder, und mir dreht sich der Kopf. Es ist besser, wir legen uns hin. Wer weiß schon, was der Morgen uns bringt.“

      Der Morgen kam und versetzte uns in unendliches Staunen. Wie viel Glück wir hatten, hier angelegt zu haben, bewies der Anblick, der uns an diesem Tag des 10. Juni 1137 beschert wurde. Wären wir nur etwas weiter gesegelt, so hätten mächtige Eisbrocken, die da vom hohen Felsen fielen, uns und die Magdalena zermalmt wie eine Mühle das Korn. Schmelzwasser und Eisschollen brachen den Hang hinab und rissen Felsbrocken dieses Berges mit sich in die Tiefe. Es war der Rat eines Schutzengels gewesen, der mir den rettenden Hinweis übermittelt hatte, mich weiter entfernt von der Küste zu bewegen und dort anzulegen, wo wir uns jetzt befanden. Kein Wunder, dass dieser Lärm so ohrenbetäubend und furchterregend war.

      Noch furchterregender war Rauks Hinweis, als er mich zur anderen Seite dieses Meeres wandte und ich noch eine Küste vor mir sah. Mir war nun klar, dass wir uns nicht mehr auf offenem Meer befanden, sondern an einem übergroßen Fluss. Es war mehr ein Strom, der sich vom Meer aus entwickelte. Dies war also der Fluss, von dem Anukai gesprochen hatte, und dies musste der Wasserfall sein, an dem Gold gefunden wurde.

      „Anker lichten und den Kahn zur Mitte des Stroms treiben lassen!“, befahl ich.

      „Aber Admiral, die Rahsegel sollten wir ebenfalls setzen, sonst könnten wir sonst wohin getrieben werden!“, beschwerte sich Ascanio. Er hatte recht, doch ich wollte nichts riskieren und bestand darauf, die Rahsegel erst zu setzen, wenn wir reichlich Abstand von dieser teuflischen Küste hinter uns gebracht hatten. Mein Befehl wurde ausgeführt, und als die Magdalena, dem Himmel sei Dank, genügend Abstand hinter sich gebracht hatte, wurden die Rahsegel hochgezogen und wir segelten diesen Strom hinunter, bis wir eine sichere Bucht fanden, um wieder anlegen zu können. Ein Gefühl sagte mir, dass da, wo der Wasserfall sein stürzendes Ende fand, auch viel edles Gestein hinuntergespült wurde. Den Weg dorthin würden wir zu Fuß beschreiten. Wir fanden eine Bucht und ein flaches Landstück, wo wir bequem die Beiboote absetzen konnten. Die Bucht war wie für unseren Plan gemacht. Sollten wir dort Gold oder Silber oder am besten beides finden, so würde hier eine Basis gegründet.

      Die Zelte wurden aufgestellt und die Männer für einen langen Marsch zum Appell gerufen. Vierzehn Mann blieben an der Bucht zurück, darunter Ascanio, dem nun die Sicherheit der Magdalena verantwortlich anbefohlen wurde. Einundzwanzig Mann marschierten dann unter meinem Kommando landeinwärts nach Osten in Richtung Wasserfall.

      Uns lief der Schweiß den Rücken hinunter, und die Stechmücken erschwerten verstärkt unser Vorhaben

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