Albrechts Chroniken IV. Friedrich S. Plechinger
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Cortez betrachtete mich mit einem Lächeln. „Du bist geheilt, mein Bruder. Du bist geheilt, und deine Augen haben die Erleuchtung begriffen. Wie glücklich ich bin. Lass dich umarmen!“
Und wir umarmten uns. Innerlich litt ich, da ich so blind durch diese Welt gegangen war und gesündigt hatte. Menschen hatte ich getötet und in den Tod geführt. Gefoltert und gedemütigt diejenigen, die mir helfen wollten. Verlassen und verraten die, die mich liebten und die ich zu Hause allein gelassen hatte. Vertraut denen, die Anhänger des Teufels waren und einer Organisation gedient, deren Absichten sich erst zeigten, wenn Truhen voller Gold ihre Kammern füllten. Ich schämte mich so sehr, dass ich nicht mehr wusste, ob ich das ganze Gold wieder zurück in den Fluss werfen sollte. Doch dazu war es zu spät.
Die Männer badeten in Stolz und Ruhm, und alles in seinem Namen. Er, der nie solches Gold verlangte. Nie eine Kathedrale sich wünschte und nur die Herzen der Menschen durch seine Worte erobern wollte. Nun denn. Wie gesagt, es war zu spät. Mein Plan würde weiter so ausgeführt wie vorgehabt. Doch wieder hatte ich viel gelernt an diesem Tag. Ich schenkte diesen Bison dem Stamm als Lohn für die Lektion, und nichts anderes hatte Kimey erwartet, denn nur so zeigte ich ihm, dass ich verstanden hatte.
BASIS NEU-ASHKELON
Der Winter kam und dank Kimeys Hinweis hatten wir unsere Vorräte an Fleisch, Fellen, Holz und Fisch in der Basis gelagert und somit vorgesorgt. Täglich patrouillierten wir in Schichten die Gegend ab und blieben manchmal tagelang der Basis fern, da neue Wasserquellen oder neue Steppen gefunden wurden, wo im Herbst Bisons weideten. Dadurch hatten wir neue Jagdgebiete für die Zukunft erschlossen. Doch wo Bisons weideten, befanden sich auch Tiere, die nicht so willkommen waren: Wölfe. Sie verfolgten die Herde durch den tiefen Schnee in der Hoffnung, dass sich ein Kalb verirren würde oder ein krankes, geschwächtes Tier der Wanderung nur langsam folgen konnte. Die Natur hat es so geregelt. Jeder wird versorgt und keiner hat zu hungern.
Wir hatten bei diesen Patrouillen immer Chinooks dabei, da dies ihre Heimat war und sie uns über das Notwendigste beraten und belehren konnten. Wir lernten sehr viel: neue Techniken des Fallenstellens, Tierrufe, um Signale und Botschaften zu vermitteln, Spuren und Fährtenlesen, das Erkennen heilender Kräuter aus dem, was der Wald uns bot, Waffen und Unterkünften bauen und vieles mehr.
Für uns Templer war dies eine wertvolle Bereicherung an Überlebenskenntnissen, die uns in der alten Welt noch fehlten. Wir hatten ähnliche, doch nicht solch ausgereiften Techniken. Hier lebte man mit dem, was Mutter Erde einem gab, und man lernte, diese Welt mehr zu schätzen.
In der Basis wurden während dessen Aufgaben wie das Waschen des Goldes, Studium der Unterlagen und der Dokumente, Schmiede- und Schreinerarbeiten sowie auch Steinbearbeitung durchgeführt. Der Medizinmann des Stammes zeigte weiterhin unserem Medicus Renaldo die Anwendung und Verwertung der Heilkräuter. Und was machte unser Chaplain Rutherford? Obwohl er die Sprache der Chinook nicht kannte, erzählte er den neugierigen Kindern die Geschichte eines Mannes aus Nazareth namens Jesus. Die Kinder hörten stundenlang zu, obwohl sie kein Wort verstanden. Es waren mehr Chaplains weißer Bart und seine weiche Stimme, die diese Menschen magisch anzogen. Auch Frauen des Stammes setzten sich hin, um ihm zuzuhören. Hier und dort kicherte mal einer, jedoch hörte man diesem Rutherford liebe- und respektvoll zu. Auch schnitzte er den Kindern schöne Holztiere in fast perfekter Art, und als er einem Jungen ein geschnitztes Pferd gab, fragte dieser auf Chinook, was das für ein Tier sei. Pferde gab es nicht in diesem Land, und das gab mir zu denken. Hätte man Pferde, wäre die ganze Forscherei weniger anstrengend. Also mussten eines Tages Pferde her.
Wir verstanden uns prächtig mit den Chinook, doch wir mussten auf der Hut sein, nicht der Bequemlichkeit zu verfallen. Übungen mussten täglich zu den Morgen- und Nachtstunden getätigt werden, um keinen zu großem Vorrat an Fett anzusetzen. Die Chinook sahen uns immer dabei zu und lachten über die so albern aussehenden Verrenkungen und Verdrehungen. Sie waren von Natur aus geschmeidig und gelenkig. Ihre Wendigkeit hätte sogar einen Haschaschin in Staunen versetzt. Als wir dann mit den Holzschwertern übten, waren sie ganz still. Sie sahen es nicht als Kampfesübung an, sondern als einen Tanz.
Unser Tanz − und siehe da, wir wurden am 29. Dezember 1137 zu einem Fest im Dorf der Chinook eingeladen. Von Weitem hörten wir die Trommeln schlagen und ihr typisches Geschrei erschallen, sodass sich sogar die Tiere im Wald nicht blicken ließen. Ein Riesenfeuer loderte in der Mitte des Platzes, zig Chinooks tanzten um dieses Feuer, und jeder hatte einen Holzstock zur Hand.
Nach jeder dritten oder vierten Drehung schlugen sie die Stöcke gegeneinander. Wir mussten schmunzeln, denn es war uns klar, dass sie unsere Schwertübung nachmachten, nur eben in einen Tanz umgewandelt. Kimey bewog uns dazu, uns hinzusetzen und zuzuschauen.
Ihm gefiel sichtlich dieser neue Tanz und er nannte ihn den Morgentanz, da wir genau nach Sonnenaufgang unsere Übungen machten und die Schwertkampfübung ausführten. Ich war gerührt und amüsiert von so viel Kreativität dieser Menschen. Ich hoffte, diese Schwerter nur zum Tanz verwenden zu müssen und niemals wieder zum Blutvergießen. Zumindest nicht hier. Doch wir waren Soldaten, und dies wurde uns grausam an diesem Abend vergegenwärtigt, als François schweißgebadet aus der Basis eintraf und mir etwas ins rechte Ohr flüsterte. Die anderen bemerkten es nicht sofort, doch mich versetzte das unerwartet in Entsetzen.
„Männer, sofort zurück zur Basis. Ascanio, du wirst sofort die Magdalena seeklar machen!“
Erstaunte Blicke trafen mich, doch keiner wagte zu widersprechen und wir verabschiedeten uns von unserem Gastgeber, ihn darauf hinweisend, dass wir die Abendübungen noch nicht durchgeführt hatten. Kimey kaufte es ab, da wir wie sie unsere Riten hatten, die man nicht vernachlässigen durfte. Wir umarmten uns kurz, und für sie ging die Feier weiter.
„Was, um Himmels willen, ist geschehen?“, bedrängten mich Cortez und Ascanio.
„Man hat Eriks Segel gesichtet. Es sind zwei Segler, und hier auf diesem Boden will ich kein Blut vergießen. Wir müssen sie auf See erledigen!“
„Erledigen?“, fragte Cortez entsetzt.
„Ja. Wir müssen ihn ein für alle Mal töten. Auch für das, was er den Mönchen in Schottland angetan hat.“
„Wenn er nicht bis dahin schon Fuß aufs Land gesetzt hat!“, bemerkte Ascanio pessimistisch.
„Gott stehe uns bei, dass er das nicht getan hat. Wir würden unser Gesicht vor den Chinook verlieren, wenn sie eine Schlachterei miterleben müssten! Der Morgentanz wird zum Totentanz verwandelt!“
Wir hatten die Basis schnell erreicht, und noch nie waren die Wachen so dankbar, uns endlich zu sehen.
„Sprich, Gernot!“
„Sie sind keine zwei Meilen von hier an Land! Geschätzte sechzig bis siebzig Mann!“
„Verdammt!“, fluchte ich wütend. „Habt Ihr einen Spähtrupp dorthin geschickt?“
„Natürlich, mein Admiral. Wir müssen sie im Wald überraschen. Oder hier abwarten, bis sie ankommen, und sie dann aus dem Hinterhalt angreifen.“
„Dazu darf es nicht kommen. Wir müssen sie im Wald vernichten. Die Leichen dann auf den Kahn und in der See versenken. Es dürfen keine Spuren hinterlassen werden, habe ich mich klar genug ausgedrückt?“
„Natürlich,