Red House. Andreas Bahlmann

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Red House - Andreas Bahlmann

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oder auch einsam bin.

      »Red House« schickte die Sehnsucht auf die Reise, die mich immer weiter probieren und suchen lässt. Musik ist bestimmt durch eine ständige Suche unbestimmbarer Sehnsucht, die gleichzeitig eine unbändige Sicherheit gibt und Schutz bietet. Du weißt eigentlich nie, wonach du suchen sollst, aber es gibt dann auch diese Momente des totalen Glücks, die wirklich alles andere überdecken und manches sogar in die Bedeutungslosigkeit drängen.

      Diese Momente sind ebenso kostbar wie rar und fast immer nur von kurzer Dauer. Eine neue Komposition, eine Melodie, ein guter Gig (Auftritt), eine gute Probe, das erfolgreiche »Knacken« eines instrumentalen oder musikalischen Problems, das Stück oder den Song beim fünfhundertsechsundzwanzigsten Mal endlich einmal so gespielt, wie er eigentlich immer gespielt werden wollte, ein endlicher Durchbruch bei der eigenen Soundsuche …

      Diese Momente sind ebenso wenig erklärbar wie austauschbar, aber unverzichtbar und absolut lebensnotwendig.

      Ein Freund zerbricht dein Vertrauen, deine Liebe zerbricht, dein Auto geht kaputt, du hast Geldsorgen, du hast Streit mit deinen Liebsten …, all das gerät zur Nebensache oder verschwindet, wenn du spielst, wenn ich spiele, spielen kann, spielen darf.

      Ich will eigentlich immer nur spielen, spielen, spielen, unterwegs sein, Musik machen. Es ist ein anstrengendes, oft zynisches, finanziell äußerst naives Leben, aber diese Kraft der Musik macht glücklich, gibt so unendlich viel Lebensmut und es ist einfach der Blues, der mir diese Kraft und schwermütige Klarheit zu geben vermag.

      Viele Auftritte und dabei die falsche Musik, – die für mich persönlich falsche Musik –, zu spielen, machen todunglücklich und zynisch gegenüber dem Leben.

      Ich habe so viele Arten oder Stile von Musik gemacht und gespielt, Kinderlieder, Volkslieder, klassische Musik (am Klavier), Singspiele, Tanzmucke, »Lagerfeuermucke« auf der Gitarre, Folk, Popmusik, Rockmusik, Rock'n'Roll, Shantybilly, Afropop, Dixie, Swingblues, Texasblues, Rockabilly, Bluesrock, Swing-Jazz, Liedermachermusik in hoch- und plattdeutsch, sogar für 'ne ägyptische Bauchtänzerin habe ich gespielt und … bezeichnenderweise landete ich jetzt wieder, nach langer, mir ewig scheinender, unbestimmter Suche oder vielleicht auch aus einer sehnsüchtigen Neugier heraus beim Blues der dreißiger bis sechziger Jahre, … also der Zeit vor »Red House«.

      Diese Art, Blues zu spielen, verlangt neben instrumentalen Fähigkeiten vor allem, dass man das Gefühl, das Bild, die Seele der staubigen Straße oder des trägen Flussdeltas, die Tränen der verlassenen Liebe, die sehnsüchtige Begierde der Liebe nicht einfach nur spielt, sondern wirklich ist. Diese Musik verlangt einem wirklich alles ab, um sie wirklich zu spielen. Es gibt für mich nichts so unvergleichlich Intensives.

      Die »Beatles« sind wirklich genial und großartig gewesen, aber für mich ist es Pop-Musik und Popmusik schafft durch das Anwenden und Gebrauchen vielfältiger und äußerst raffinierter Produktionsmöglichkeiten auditive und akustische Illusionen, sie geht einfach nicht so tief.

      Die Beatles legten 1967 mit »Sgt. Pepper« einen bahnbrechenden, fundamentalen Meilenstein, wenn nicht sogar DEN Meilenstein der Popgeschichte hin. Ein, trotz der damals noch sehr eingeschränkten technischen Möglichkeiten grandios und trickreich produziertes Meisterwerk der Popgeschichte, was neue Maßstäbe setzte.

      Seitdem wird Popmusik vielfach sehr aufwendig produziert und schafft musikalische Illusionen, die einen punktuell in bestimmte Drei-Minuten Geschichten mitnehmen.

      Blues dagegen lebt dagegen fast ausschließlich von den Geschichten, vom »feeling«, schlicht und authentisch transportiert durch die Instrumente und den musikalischen Vortrag. Die Blues-Riffs, die musikalischen Phrasen, wirken oft wie mitten aus einem stetig fließenden Fluss entnommen – ohne richtigen Anfang und ohne richtiges Ende. Man ist sofort und ohne Umschweife und ohne Refrain mitten drin. Blues lässt sich nicht illusionieren oder zu einer »akustischen Fata Morgana« produzieren. Er wäre dann schlicht zu glatt und nicht mehr glaubwürdig und authentisch.

      Wie im Leben: das Herz ist immer mit dabei und schlägt seinen ganz eigenen Beat. Ich probierte nahezu jede Musikrichtung aus und ich liebe Musik und ihre Melodien. Wichtig oder entscheidend ist für mich immer das Gefühl, was sie auslöst, wie authentisch sie ist und auf mich einwirkt. Das spürst du sofort und augenblicklich finde ich ein Stück gut oder einfach scheiße.

      Gute Musik ist immer ein intensives Erlebnis. Ein Stück ganz »nett« zu finden ist auch vernichtend.

      Ich kann mir eigentlich keine Musik »guthören«, also so oft oder so lange hören, bis ich sie gut finde.

      Oft muss ich Musik in meiner Umgebung ertragen, was an die seelisch-traumatische Grenzbelastung und Zumutbarkeit geht. Das ist aber der Preis der zivilen, demokratischen Toleranz …manchmal Hasse ich zugegebenermaßen auch dieses Toleranz-Verständnis und hätte durch Intoleranz einfach meine Ruhe, aber wohl auch einen Bluthochdruck-bedingten Herzinfarkt in der inneren Warteschleife …

      Wenn ich Musik mache, ist dieser Zustand sehr verletzbar und ich bin sehr verletzlich.

      Ein kleiner, bedeutungslos erscheinender, nicht einmal wirklich wahrgenommener Fehler kann die ganze Gemütslage nachhaltig umhauen.

      Eine gutgemeinte Kritik schnürt einem manchmal die Seele zu.

      Beim Blues, aber nur dann, wenn der Blues mich lässt, schlüpfe ich in eine gewisse Immunität hinein, eigentlich schlüpft er ja mehr in mich und gibt mir eine gewisse Immunität. Zu viele Menschen hören einfach zu wenig Blues und so hat man als »Blueser« auch eine gewisse Narrenfreiheit als musikalischer Sonderling, was einfach ein grandioser Status sein kann. Der Blues erlaubt und verzeiht musikalisch beinahe alles, er muss nur authentisch und gut gespielt werden.

      Spielt man beispielsweise Songs von Elvis, dann wird man auch an ihm gemessen, und das ist schon 'ne harte Bürde.

      Vielleicht sollte man aus Respekt auch einfach die Finger von bestimmten Stücken lassen, aber es gibt viele Bands, die kennen da einfach keine Gnade.

      Die musikalische Qualität ihres Vortrags von einigen wirklich großartigen Songs ist häufig einfach grausam anzuhören.

      Jeder darf natürlich jede Musik machen, die man will und auf die man Lust hat, gar keine Frage, aber öffentliche Auftritte bedeuten gleichzeitig auch ein sich der öffentlichen Kritik Stellen.

      Kritik darf nicht beleidigend sein, aber das öffentliche Präsentieren von gecoverten Songs darf auch nicht beleidigend für die Ohren sein.

      Bescheidenheit gegenüber der Musik und gegenüber seinen musikalischen Fähigkeiten sind hier gute musikalische Ratgeber.

      Viele dieser Coverbands nehmen sich zu ernst, zu wichtig und fühlen sich als die »Kings« und genau das ist das Problem, denn dadurch bekommen so manche Konzerte einen grotesken Beigeschmack. Einige spielen wirklich so schlecht, dass man es nur noch durch Weggehen aushalten kann, andere stehen sogar mit ihren Instrumenten posierend auf der Bühne und spielen zum Playback. Es wirkt täuschend echt und »live«, aber ist das etwas, was auch nur ansatzweise das Herz eines Musikers am Leben erhält?

      Welche musikalischen Maßstäbe gilt es hier zu erfüllen?

      Wo bleibt da bloß die Selbstachtung?

      Wo ist da die Liebe zur Musik, das Gefühl für dieses so kostbare Gut?

      Alles überdeckt und ertrunken in den paar Geldscheinen Gage?

      Woran wird man im Blues gemessen?

      Das

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