Das Eisenbett. Ana Contrera

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Das Eisenbett - Ana Contrera Schwarze Serie

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nach vorn. Die Carabinera verneinte lautstark und warf den Mann wieder ’raus. Sie war sauer, weil er nicht angeklopft hatte. Der Mann fluchte. Die Tür ging zu, und es herrschte wieder Ruhe.

      Die Carabinera fragte jetzt detaillierter nach Liliana und Pedro.

      Lucía stellte sich unwissend:

      »Die sind nicht in meiner Seminargruppe, wir sind erst auf dem Vorplatz der Uni zusammengebracht worden, von den Carabineros dort.«

      »Aber du kennst die beiden?«

      »Ja.«

      »Namen?«

      »Liliana Pelemontes und Pedro Dosetto.«

      »Ihr habt vor zwei Wochen in Flor de Caballito mitgemacht?«

      Die Carabinera beobachtete, wie sich die Haltung der Verdächtigen etwas versteifte. Aufmerksam zog sie eine Augenbraue hoch.

      Lucía wusste sofort, worauf die Frau hinauswollte. Bei der besagten Aktion hatten Aktivisten eine Filiale der Zeitung Mercurio überfallen. Es ging um die »Enteignung« von Bargeld, Druckerausrüstung und was sonst noch so in Widerstandskreisen brauchbar war. Die Aktion lief aus dem Ruder, als ein Transporter mit Carabineros zufällig vor der Tür hielt. In den Nachrichten wurde die Aktion als schwerer Raub und Erpressung dargestellt. Lucía selber war nicht dabei gewesen, aber sie hatte danach einem Compañero namens Victor für einige Tage Unterschlupf gewährt. Er erzählte, dass es eine Schießerei gegeben hätte.

      Lucía hatte sich nach dem Vorfall eine Alibigeschichte ausgedacht, um die Unterstützung für Victor zu kaschieren. Nun fragte tatsächlich jemand nach der Sache. Lucía antwortete entschlossen:

      »Sie meinen den Überfall auf die Zeitungsfiliale? Nein, zu der Zeit war ich in Valparaiso.« Es klang etwas zu sicher, wie auswendiggelernt. Die Carabinera lehnte sich grinsend auf dem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

      »Und die beiden anderen?«

      »Ich weiß nicht viel über sie. Nur damals, im ersten Semester, hatten wir ein oder zwei gemeinsame Vorlesungen. Aber da saßen auch noch 100 andere Studenten im Saal. Man hat nicht viel Kontakt.«

      »Aber es waren doch sicher Studenten der Universität daran beteiligt, oder?« Die Carabinera blieb hartnäckig am Thema. Lucía verstand langsam den Grund für den heutigen Polizeieinsatz in der Universität.

      »Das kann ich nicht beurteilen. Ich habe es auch nur aus den Nachrichten erfahren.«

      Die Carabinera erhob sich und kam langsam zu Lucía herübergelaufen. Sie stellte sich dicht hinter die Verdächtige. Lucía konnte die Wärme ihres Körpers spüren.

      »Verstehe«, raunte sie. »Dann also nochmal konkret zu dir. Wo genau warst du an jenem Nachmittag?«

      Lucía schluckte beklommen. »In Valparaiso. Am Strand.«

      Statt einer Antwort begann die Carabinera mit den Fingern die Konturen von Lucías Oberkörper nachzuzeichnen. Sie startete an beiden Achselhöhlen und arbeitete sich langsam nach unten voran. Lucía riss die Augen auf und zuckte erschrocken.

      »Bitte …«, entgegnete sie peinlich berührt, »… ich mag so was nicht.«

      »Hör mal, Kleines, du bist hier bei einer Vernehmung«, flüsterte die Carabinera. »Hier geht es nicht darum, ob du das magst. Du bist hier, weil du etwas zu verbergen hast, nicht wahr. Aber wir beide werden die Wahrheit herausfinden. So oder so. Es liegt in deiner Hand, wie lange wir dazu brauchen. Verstanden?«

      »Ja.«

      »Gut. Dann noch mal: Wo warst du an diesem Nachmittag?«

      »Wir sind ans Meer gefahren für drei Tage, und an dem Nachmittag waren wir am Strand.«

      Die Carabinera schwieg. Ihre Finger zeichneten unsichtbare Kreuze auf die Pobacken der Verdächtigen.

      Lucía war verunsichert. War die Frau an der Geschichte interessiert, oder suchte sie eine bestimmte Form von Erregung?

      »Wer ist ›wir‹?«

      »Ich … und zwei Freundinnen.«

      Die Hand der Carabinera wechselte auf die Innenseiten von Lucías Oberschenkeln. Lucía riss wieder die Augen auf und stellte sich auf die Zehenspitzen. Das half nicht viel. Als die Finger den oberen Anschlag berührten, schrie sie: »Aufhören!«

      Die Hand verschwand sofort. Im nächsten Moment bekam Lucía einen gewaltigen Tritt in den Hintern. Sie schleuderte gegen die Wand. Die Carabinera brüllte: »Was denkst du, wer du bist?« Lucía konnte sich mit den gefesselten Händen nicht abfangen und rutschte seitwärts zu Boden. Die Tür ging auf. Eine Männerstimme fragte: »Brauchst du Hilfe?«

      Die Carabinera wiegelte ab: »Danke, nein! Nur ein bisschen zickig, das kleine Luder. Aber die krieg ich schon eingefangen.«

      Die Tür wurde wieder geschlossen.

      Lucía lag erschrocken auf dem Boden und schwieg, um die Situation nicht noch weiter anzuheizen.

      Die Carabinera trat ihr wieder derb in den Hintern: »Los, steh auf, du Stück Scheiße!«

      Lucía bemühte sich, aber mit den Händen hinter dem Kopf kam sie nicht vom Boden hoch. Die Carabinera zog sie am Oberarm herauf. Mit deutlich milderer Stimme erklärte sie:

      »Du hast es gehört: Wenn du nicht kooperierst, dann kommen die Männer ›helfen‹. Weißt du, was das heißt? Sie reißen dir die Kleidung gleich hier im Zimmer vom Leib. Dann schleifen sie dich nackt über den Flur und bringen dich ’runter in den Keller. Dort ziehen sie dir die Ohren lang, bis runter auf den Fußboden. Verstehst du? Das ist deren Geschäft. Die lassen nicht locker. Wenn du nicht singst, wie eine Lerche, dann holen sie dich morgen wieder und jagen dir Strom in die Titten. Und übermorgen noch woanders hin.«

      Lucía hatte Knie wie Pudding. Hastig nickte sie.

      »Gut. Dann lass uns noch etwas in die Details gehen. Ihr wart also in Valparaiso. Ich brauche ein paar Namen, die das bezeugen können!

      »Carolina Villepen.«

      Die Carabinera spitzte die Lippen und umfasste von hinten mit beiden Händen Lucías Brüste. »Auch eine Studentin?«

      Lucía ließ sie gewähren und nickte gehorsam. »Ja.« Sie konnte das Parfum der Carabinera riechen und spürte, wie sich die Uniform an ihrer Haut rieb.

      »Wer war noch dabei?« Die Frage kam sehr leise, fast geflüstert, aber dennoch dominant.

      »Eine Brasilianerin, die von allen ›Patsy‹ genannt wurde. Mehr weiß ich wirklich nicht.« Lucía flüsterte jetzt auch. Einerseits hatte sie Angst, andererseits fühlte sie sich geborgen, solange die Carabinera friedlich blieb. Der Charakter der Vernehmung änderte sich nun. Die beiden hatten einen Modus gefunden, miteinander auszukommen. Lucía ließ die Nähe der Carabinera zu und erzählte dafür ihre Version des fraglichen Vorfalls. Die Carabinera fragte nicht weiter nach, sondern lieferte gelegentlich sogar kleinere argumentative Hilfestellungen für eine akzeptable Geschichte.

      Irgendwann löste sie sich von Lucía und ging zurück zum

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