Das Eisenbett. Ana Contrera
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Читать онлайн книгу Das Eisenbett - Ana Contrera страница 5
»Setz dich da hin! Arme hinter die Lehne!« Seine Stimme klang bestimmt, aber nicht aggressiv. Er öffnete die Akte, entnahm ein Blatt und schob es dem Carabinero neben sich zu.
»Name?« fragte er.
»Dosetto.«
Der Kommissar nickte. Der Mann mit dem Blatt trug die Antworten ein.
»Vorname?«
»Pedro Alfredo.«
»Beruf?«
»Student.«
»Wo?«
»Universidad de Chile.« Pedro bemühte sich, möglichst nicht provozierend zu wirken.
»Namen der anderen beiden Studentinnen?«
Hinter Pedro öffnete sich kurz die Tür. Eine Frau betrat den Raum und setzte sich ganz außen zu den anderen Offizieren an den Tisch. Sie trug Carabinera-Uniform und hatte braune Haare mit kurzem Pferdeschwanz. Pedro presste überrascht die nackten Oberschenkel zusammen.
Der Kommissar rief ihn zur Aufmerksamkeit:
»Hast du nicht gehört?« Er trommelte mit einem Stift auf die Tischplatte.
Pedro konzentrierte sich wieder auf das Verhör. Lügen machte jetzt keinen Sinn, Lucía und Liliana waren reguläre Studenten. Daran war nichts Illegales.
»Lucía Iriarte und Liliana Pelemontes.«
Der Kommisar bohrte weiter.
»Ihr wart bei der Aktion vor zwei Wochen in Flor de Caballito dabei, stimmt’s ?«
»Ich bin nicht in der Militancia, und soweit ich weiß, die Studentinnen auch nicht.«
»Du lügst! Du bist ein Terroristenschwein!« brüllte der Kommissar genervt und sprang auf. »Also, raus mit der Wahrheit!«
Pedro ließ sich seine Furcht nicht anmerken. Er fragte sich, ob der Kommissar bluffte oder ob die Carabineros wirklich mehr über ihn wussten
»Na los, rede!« Der Kommissar stand seitlich hinter ihm.
»Was wollen Sie, dass ich sage?« Er klang selbstsicher, aber seine Hände zitterten.
»Wie ihr die Sache in Flor de Caballito organisiert habt, wer dabei war, wer den Auftrag dazu gegeben hat, die ganze Geschichte!«
»Ich bin nicht in der Militancia.«
»Er lügt«, sagte die Frau mit dem Pferdeschwanz trocken.
»Es ist die Wahrheit!« beharrte Pedro stur.
»Wer ist Victor?« fragte die Carabinera mit geheimnisvollem Lächeln.
»Welcher Victor?«
»Victor Ramirez Tello!«
Pedros letzte Reste innerer Sicherheit verflogen augenblicklich. Er kannte diesen Victor. Der hatte Verbindungen zu einem Zeitungsverlag und besorgte Papier, wenn Flugblätter gedruckt werden sollten. In Flor de Caballito, so gingen die Gerüchte, war er wohl auch beteiligt gewesen. Es hieß, er sollte in der Filiale geeignetes Material für die Druckerei identifizieren und nach der »Enteignung« beim Abtransport helfen. Was dann tatsächlich gelaufen war, wusste Pedro aber nicht.
»Na, wird’s bald?« rief der Kommissar ungeduldig. Pedro spürte einen leichten Schlag gegen seinen Hinterkopf und zuckte zusammen.
»Der Name sagt mir nichts!« fingierte Pedro mit kleinem, hilflosem Lachen.
Eine schallende Ohrfeige fegte ihn vom Stuhl. Er landete auf dem Fußboden und spürte die kühlen Fliesen. Der schwarze Stiefel des Kommissars drückte seinen Kopf zu Boden.
»Beschwere dich nicht, wir hätten’s nicht im Guten versucht. Ab jetzt reden wir unter Männern, verstehst du! Das hier ist ausschließlich deine Schuld.«
Der Kommissar packte Pedro an den Oberarmen und zog ihn wieder auf den Stuhl. Die anderen Uniformierten standen jetzt im Kreis um Pedro. Jemand klickte die Handschellen an der Stuhllehne um seine Handgelenke. Pedro schwirrte der Kopf. Die Carabinera tauchte direkt vor seinem Gesicht auf. Ihr Grinsen hatte etwas Beunruhigendes. Er bemerkte, dass sie Sommersprossen im Gesicht hatte. Dann zog sie ihm eine dunkle Augenbinde über den Kopf.
Er spürte, wie sie seine Fußgelenke festbanden und etwas an die großen Fußzehen klemmten.
»Gib her!« sagte eine Stimme.
»Die?« fragte die Stimme der Frau.
»Nein, die anderen beiden!«
Pedro spürte Finger an seinem Geschlechtsteil. Zwei Krokodilklemmen am Hodensack. Er versuchte, die Beine zusammenzupressen. Es half nichts. Die Klemmen saßen fest.
Kurzes Stühlerücken. Dann war herrschte gespannte Ruhe im Raum.
Pedro schwitzte vor Angst. Sein Atem ging schnell und flach.
»Wer ist Victor?« Der Kommissar wiederholte ungerührt die Fragen von vorhin.
»Ich weiß es nicht!« rief Pedro aufgeregt.
Er hörte ein surrendes Geräusch, dann zuckte der erste Stromstoß in seine Fußzehen, raste hinauf in die Hoden und verließ seinen Körper durch die dort angebrachten Klemmen. Pedro schrie kurz auf. Mehr aus Überraschung als aus Schmerz.
»Das ist Magneto, unser kleiner Helfer.« erklärte der Kommissar in einem Ton, als würde er eine Küchenmaschine vorstellen.
Pedro fing sich schnell. Es hatte weh getan, war aber zu ertragen. »Resistir« fiel ihm wieder ein. Widerstehen war möglich!
»Wer ist Victor?«
Pedro nahm sich vor, kein Wort zu gestehen. Er presste die Lippen aufeinander und wartete mutig auf Magneto.
»Aaaaaaaauuaah! Jesus! Er … er ist in einer Gruppe … Aaaah!« Der Stromstoß war viel stärker als der letzte. Als Pedro wieder klar denken konnte, wurde ihm bewusst, dass er geredet hatte. Fieberhaft suchte er nach einem Weg, aus der Geschichte wieder herauszukommen. Doch die Carabinera hakte schon nach:
»Von welcher Gruppe redest du?«
Noch bevor Pedro antworten konnte, raubte ein furchtbarer Stromschlag ihm fast das Bewusstsein. Er sprang in die Höhe, riss den Stuhl hinter sich her. Die Ketten an den Fußgelenken hielten ihn zurück.
»Gütiger Gott!« rief die Carabinera entsetzt.
»Pass’ doch auf, nicht so viel, du Unmensch!« rief der Kommissar. »Bin halt abgerutscht.« entschuldigte sich eine Männerstimme.
»Grobian! Lass die Señora ran, die macht das mit mehr Gefühl!«
Pedro schnappte nach Luft – als hätte ihm jemand voll in die Eier getreten. Er brauchte einige Sekunden,