Die Euro-Misere. Michael von Prollius

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Die Euro-Misere - Michael von Prollius

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      11 Erstmals erscheinen am 22. 3. 2010.

      Die Störung des Preissystems hat die „Krise“ verursacht

      Preise sagen uns, was wir zu tun haben – und häufig ist das etwas anderes, als wir beabsichtigt haben. So lautet Friedrich August von Hayeks Erkenntnis über das Herzstück der Marktwirtschaft. In seinem auch als Gegenentwurf zum Keynesianismus wegweisenden Vortrag „Der Strom der Güter und Leistungen“ brachte Hayek zum Ausdruck, dass die Analyse der Preise bei der Lenkung der Produktion in den Mittelpunkt der ökonomischen Theorie gehöre: „Hierfür ist die Behauptung von entscheidender Bedeutung, daß die Koordination der wirtschaftlichen Tätigkeiten, der wir unsere Fähigkeit zur Erhaltung der gegenwärtigen Weltbevölkerung verdanken, unserem Vertrauen auf die Führung durch Preise zuzuschreiben ist, die auf wettbewerblichen Märkten bestimmt werden und die die unentbehrlichen Signale erzeugen, die uns sagen, was wir zu tun haben.“

      Diese weitreichende Feststellung sollte bei der Analyse der sogenannten „Finanzkrise“ stärker im Vordergrund stehen, das gilt besonders für den deutschsprachigen Raum. Traditionell gehört das Preissystem zum Kanon der Determinanten, die die Österreichische Schule der Volkswirtschaftslehre von anderen Schulen unterscheidet. Ludwig von Mises hatte als Kopf der dritten Generation vielleicht die bedeutsamste ökonomische Entdeckung des 20. Jahrhunderts gemacht: Die Unmöglichkeit des Sozialismus, rational zu kalkulieren – mangels marktwirtschaftlicher Preise. Hayek fügte dem die Vermittlung von Wissen über Preise hinzu. Tatsächlich bildet das Preissystem, besser die Störung des Preissystems, einen Schlüssel zur Erklärung der vergangenen Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre („Great Depression“) wie der aktuellen („Great Recession“). Aus „Österreichischer“ Sicht gilt: Die Folgen dieser Störungen halten an, die Störungen werden durch Interventionen noch verschärft und die damit verbundenen Kosten unterschätzt.

      Im einzelnen: Zunächst lässt sich die „Finanzkrise“ als „Inflationskrise“ charakterisieren. Ohne das Zentralbankmonopol und das damit verbundene Mindestreservesystem für die Geschäftsbanken hätte es keine derartige Ausdehnung der Geldproduktion, also eine Mehrung der Geldmenge, geben können. Das gilt für die Zeit vor und nach dem Sichtbarwerden der Kalamitäten in den USA im Sommer 2007 durch einen drastischen Einbruch des Dow-Jones-Indexes und sprunghafte Aufschläge für Interbankenkredite.

      Die (Niedrig-)Zinspolitik der Zentralbanken ist dabei ein wesentlicher Bestandteil des größeren Problems: Die Geldproduktion im staatlichen Währungsmonopol ist weder dem Wettbewerbsmarkt als Entdeckungsverfahren der „richtigen“ Geldmenge unterworfen, noch existiert eine Einhundertprozentdeckung. Zu den Folgen gehören ein Aufblähen der Geldmenge (Verdopplung in den USA und im Euroraum von 1999 bis 2009) und infolgedessen eine massive Geldentwertung (in den USA und im Euroraum mehr als 80 Prozent Kaufkraftverlust seit Anfang der 1960er Jahre, gemessen anhand der Konsumentenpreise).

      Ein behördlich festgesetzter Zinssatz hat aus Österreichischer Sicht zudem weitreichende Folgen für die Koordination der wirtschaftlichen Aktivitäten: Der Zins kann als Preis für die intertemporale Ressourcenkoordination verstanden werden. Wird dieser Preis durch andere als marktwirtschaftliche Aktivitäten gebildet, führt das zu einer Störung des Preisgefüges. Die Marktteilnehmer werden durch das falsche Signal irregeführt. Ihnen wird suggeriert, dass ausreichend Kapital für Investitionen vorhanden ist. Tatsächlich sind die Investitionen aber nicht durch Sparen gedeckt, sondern Ergebnis einer Aufblähung der Geldmenge durch Kreditschöpfung – noch dazu bei gleichbleibendem Konsumverhalten. Letztlich gibt es keine Alternative, als die eigentlich unrentablen Projekte durch fortgesetztes Inflationieren aufrecht zu erhalten oder sie durch eine Verringerung der Geldmenge zu liquidieren.

      Hinzu kommen die bereits genannten „Helikopter-“ und Cantillon-Effekte. Das gleichsam top-down einsickernde Geld verändert das Preisgefüge, weil frisches Geld nun für diejenigen Projekte verfügbar ist, die bisher mangels Geld (und Ressourcen) nicht realisiert werden konnten. Der monetäre Stimulus verändert die Investitions- und Konsumfähigkeit sowie die Wünsche und Bedürfnisse der Marktteilnehmer im Verhältnis zur ursprünglich knapperen Geldmenge, was in veränderten Preisen zum Ausdruck kommt. Denn Preise werden durch den existierenden Bestand an Gütern und (!) Geld sowie die Wertmaßstäbe der Anbieter und Nachfrager gebildet.

      Joseph T. Salerno hat darauf hingewiesen, dass der aggregierte Strom des ausgegebenen Geldes durch den Wert des Geldes bestimmt wird und nicht anders herum: „‘spending,’ is completely governed by the money price that has been antecedently established by the exchanging parties. ... In other words, the aggregate flow of money spending is determined by the value of money and not the other way around“(„[öffentliche] Ausgaben werden vollständig vom Geldpreis beherrscht, der zuvor von den beiden austauschenden Seiten festgelegt wurde. … Mit anderen Worten wird der gesamte Strom der Geldausgaben vom Wert des Geldes bestimmt und nicht anders herum.“).12

      Das ist der Hintergrund der von Thorsten Polleit mehrfach treffend geschilderten Vermögenspreisinflation: Die durch Aufblähen der Geldmenge herbeigeführte Geldentwertung ermöglicht es, unter anderem im Immobiliensektor die Produktion (über das eigentliche Marktniveau hinaus) auszudehnen, bei (durch die Geldentwertung künstlich) gesteigerten Bedürfnissen für Immobilien und infolgedessen steigenden Preisen. Der Strom des Geldes in den Immobiliensektor wird durch die Geldentwertung ermöglicht. Dort wird der Boom durch die Unternehmer angefacht, die stets durch Ausnützen der Preisunterschiede Gewinne erzielen, „sie kaufen, wo und wann sie die Preise für zu niedrig halten, und verkaufen, wo und wann sie die Preise für hoch ansehen. Die Spekulation der Unternehmer ist die Triebkraft der Marktbewegungen, wie sie die Triebkraft der Produktion ist“, konstatiert Mises in seiner „Nationalökonomie“. Allerdings wurden sie dazu kräftig durch staatliche Aktivitäten stimuliert, teilweise regelrecht gezwungen.

      Warum ausgerechnet der US-Immobiliensektor? Ein maßgeblicher Grund ist eine verfehlte Sozialpolitik in Verbindung mit einer ebenso verfehlten Regulierung diverser US-Regierungen. Insofern handelt es sich bei der sogenannten „Finanzkrise“ über die Inflationskrise hinaus um eine Regulierungskrise. Thomas Sowell hat in „The Housing Boom and Bust“ den kaum zu überschauenden Regulierungswust dargelegt, darunter Maßnahmen zur Förderung des Wohneigentums im Sinne einer „Häuser für jedermann“-Politik, umfassende Eingriffe in die Verfügungsrechte über Eigentum und in die Finanzierungspraktiken. Sowell kommt zu dem Ergebnis, dass die Regierung Immobilienpreise (mit) in die Höhe getrieben hat und die laxen Kreditstandards nicht einem Mangel an Regulierung und Aufsicht durch die Regierung geschuldet, sondern gerade Ergebnis der Regulierung und Aufsicht sind.

      Zu einem ähnlichen Ergebnis mit dem Schwerpunkt auf verfehlten Regulierungen des Kapitalmarktes kommt auch Arnold Kling, dessen Studie über die unbeabsichtigten Folgen der jahrzehntelangen interventionistischen Wirtschaftspolitik den bezeichnenden Titel trägt „Not what they had in mind: A History of Policies that Produced the Financial Crisis of 2008“ („Nicht das, was sie sich vorstellten: Eine Geschichte der Politik, die die Finanzkrise von 2008 hervorbrachte“).

      Selbst John B. Taylor, kein Anhänger der „Österreicher“, kommt in seinen umfangreichen empirischen Untersuchungen, die er dem schmalen Buch „Getting off track“ zusammengefasst hat, zu dem Ergebnis: „Ich habe empirisch belegt, dass die Maßnahmen und Eingriffe der Regierung die Finanzkrise verursacht, verlängert und verschlimmert haben.“ Taylor führt die exzessive Geldpolitik und insbesondere zu niedrige Zinssätze an. Hinzu komme eine verfehlte Liquiditätspolitik, statt das Eigenkapital zu stärken. Schließlich habe die Wirtschaftspolitik massiv Unsicherheit geschürt.

      Kurzum, Inflation und Regulierung haben dem Preissystem massiv zugesetzt und (falsche) Anreize geschaffen, die

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