Die Euro-Misere. Michael von Prollius

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Die Euro-Misere - Michael von Prollius

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Sparquote. Die Regierung kann von der Bevölkerung viel lernen: Weniger ist mehr – das gilt für staatliche Ausgaben. Und mehr ist besser – das gilt für privates Sparen. Die Pläne der Bundesregierung sehen leider nur ein geringfügige Ausgabenkürzung vor von 314 auf 301 Mrd. Euro vor. Dabei handelt es sich auch nicht um Ausgabenkürzungen, sondern erhoffte geringere Ausgaben für Arbeitslose aufgrund einer erhofften konjunkturellen Erholung. Zugleich werden höhere Einnahmen als Sparprogramm verkauft.

      Eine nachhaltige Erholung erfordert eine drastisch verschlankte Regierung, einen fitten statt einen fetten Staat, der nur im Weg steht, wenn die Menschen ihre Ziele zu gegenseitigem Vorteil verfolgen. Vorfahrt für unbeschränkten Handel, für Freihandel und unternehmerische Wohlfahrtserzeugung!

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      2 Erstmals erschienen am 8. 7. 2010.

      Ist Investieren ohne Sparen möglich?3

      Investitionen sind in aller Munde. Zunehmend maßen sich Parteien und Regierungen an, „Zukunftsinvestitionen“ zu tätigen. Zugleich wird Deutschlands zu geringe Konsumneigung beklagt, der Binnenkonsum müsse (politisch) angekurbelt werden. Schließlich haben in den USA die Regierungsbehörden massiv insbesondere Investitionen in Immobilien forciert, während die Bevölkerung sogar ihr Vermögen aufzehrte („negative Sparquote“ auch „Entsparen“ genannt). Investitionen ohne Sparen stehen im Mittelpunkt der aktuellen Finanzkrise.

      Das gilt auch für die Liquiditätsversorgung der Wirtschaft, die unserem Geldsystem weit überwiegend auf Krediten ohne Sparen beruht, auf Geldschöpfung aus dem Nichts. Grund genug auf den Zusammenhang zwischen Investitionen und Sparen zu blicken.

      Die Österreichische Schule der Ökonomik unterscheidet zwei grundsätzlich verschiedene Arten von Ersparnissen. Ludwig von Mises bezeichnete gedeckte Ersparnisse als „Sachmittelkredit“ – hierbei handelt es sich vollständig um nicht konsumierte Produktion für späteren Konsum. Demgegenüber stehen Scheinersparnisse, wofür er die Bezeichnung „Zirkulationskredite“ prägte. Da in diesem Fall die Guthaben auf den Konten systematisch größer sind als die Barmittel der Geschäftsbank, muss der Schwindel zwangsläufig auffliegen.

      Das klassische Robinson-Beispiel ist geeignet, den Unterschied zu verdeutlichen. Populär gemacht hat es Eugen von Böhm-Bawerk (1851-1914), Professor für Nationalökonomie und Finanzminister Österreich-Ungarns: Robinson Crusoe lebt allein auf seiner Insel. Zum Leben und Überleben produziert er Güter. Das wichtigste Gut ist zunächst der Fischfang, den er mit bloßen Händen durchführt. Robinson steht vor der Alternative, entweder alle Fische am Ende eines Tages zu konsumieren oder aber Konsumverzicht zu üben, indem er einen Teil der Fische spart. Sein Produktionsergebnis geht beim Sparen nicht unter, etwa weil er die Fische über einem Lagerfeuer brät und haltbar macht, sondern dient als Gütervorrat für später. Der Konsumverzicht ist also eine Investition in und für die Zukunft. Das Sparen ermöglicht Robinson einen Tag nicht mit bloßen Händen zu fischen, sondern stattdessen ein Netz zu knüpfen. Mit dem Netz steigert er seine Güterversorgung, weil er in der gleichen Zeit, in der er mit bloßen Händen Fische ergreift, nun eine größere Zahl Fische fangen kann.

      Außerdem bietet sich ihm die Möglichkeit, die gleiche Zahl Fische in einer geringeren Zeit zu fangen. Robinson kann durch die gewonnene Zeit anderen Dingen nachgehen, zum Beispiel Bauinvestitionen vornehmen, und so seinen Wohlstand steigern.

      Das Netz stellt ein Kapitalgut dar, das nicht für den Konsum, sondern den Einsatz in der Produktion bestimmt ist. Es handelt sich um eine Anlageinvestition (durch die Verbindung von Arbeit und Natur entsteht der Produktionsfaktor Kapital). Erwähnenswert ist zudem, dass Robinson einen Produktionsumweg einschlägt. Statt mit seinen Händen direkt zu fischen, erstellt er erst ein Netz, um anschließend zu fischen. Das ist nur sinnvoll, wenn seine Arbeitsproduktivität steigt.

      In Anlageinvestitionen sind letztlich die Ideen der Menschen gespeichert. Kurzum: Sparen ist Konsumverzicht und die Voraussetzung für „nachhaltige“ Investitionen, die den Wohlstand steigern. Nun kommt Freitag auf die Insel. Robinson könnte ihm Fische als Sachmittelkredit geben, damit Freitag anderen Tätigkeiten nachgehen könnte, zum Beispiel wilde Ziegen fangen. Durch die Einführung von Geld ändert sich nichts, solange das Geld-Äquivalent zu den Fischen immer noch durch real vorhandene Fische gedeckt wäre. Ein Zirkulationskredit entsteht hingegen, sobald Geld oder Kredit aus dem Nichts geschaffen wird, wie es in unserem heutigen Geldsystem üblich ist, also kein durch Ersparnisse gedeckter Kredit vorhanden ist. Auf der einsamen Insel würde das bedeuten, dass Robinson Geld produziert und Freitag leiht, das nicht durch Fische gedeckt ist. Und wenn Freitag am Ende des Tages Geld gegen Fische einlösen möchte, um seinen Hunger zu stillen, dann gibt es keine Fische – der Schwindel fliegt auf.

      Genau das ist auf den Immobilienmärkten und darüber hinaus in anderen Branchen passiert, hat die Vermögenspreisinflation ermöglicht und steht im Mittelpunkt Weltwirtschaftskrise.4

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      3 Lesenswert hierzu ist Gregor Hochreiter: Die Ökonomie der Liquidität, in: efonline, 1. 4. 2008.

      4 Erstmals erschienen am 26. 1. 2010.

      Gegen Staatsdoping – für eine befreite Wirtschaft5

      Ein Gespenst geht um. Es ist Tom Simpson, der auf der Tour-de-France-Etappe auf den Mont Ventoux 1966 als erstes gesichertes Dopingopfer den Tod fand. Simpson glaubte, seine Leistungsfähigkeit über seine natürliche Grenze hinaus ankurbeln zu können und strampelte sich zu Tode.

      In der Bundesrepublik Deutschland verlief der erste Versuch, die Konjunktur zu dopen, glimpflich. In der Mini-Rezession 1966/67 kamen die begrenzten staatlichen Maßnahmen zu spät und wirkten prozyklisch. Hingegen war die Stagflation der 70er Jahre mit hoher Inflation, hoher Arbeitslosigkeit und stagnierender Wirtschaft sowie massiver Verschuldung wesentlich den Konjunkturpaketen der Regierung Schmidt geschuldet. Sie verhinderten – wie heute – die Entfaltung der marktwirtschaftlichen Selbstheilungskräfte zusätzlich zu den Belastungen der Sozialstaatswirtschaft.

      In Japan haben insbesondere die Rettungsmaßnahmen der Zentralbank („Null-Zins-Politik“) eine seit den 90er Jahren währende Depression verursacht. Seit dem Ausbruch der Hypothekenkrise im Juli 2007, die durch das „billige Geld“ der US-Zentralbank und die Sozialpolitik der US-Regierungen verursacht wurde, überbieten sich westliche Regierungen erfolglos mit vermeintlichen Hilfsmaßnahmen. Sie (teil)verstaatlichen Unternehmen und bürden den Steuerzahlern Konjunkturpakete in absurder Milliardenhöhe auf. Garantien für die Ersparnisse der Bürger beruhen auf deren Ersparnissen. Wider alle Vernunft und Erfahrung, zudem ohne Maß und Moral, wird umverteilt. Die Seilschaften aus Politik, Bürokratie, „Big Business“ und anderen Sonderinteressen verfolgen ihre Ziele gegen die Bürger. Unübersehbar regiert der Neosozialismus, während der Neoliberalismus stigmatisiert wird. Dabei war die Soziale Marktwirtschaft das wirtschaftspolitische Programm der Neoliberalen.

      Was Tom Simpson schmerzhaft an seinem eigenen Körper erfahren musste, ist nun auch im Wirtschaftskreislauf abzusehen: Der Versuch, die Konjunktur, zu manipulieren ist Selbstbetrug, bestenfalls ein Taschenspielertrick von der linken in die rechte Tasche. Der Staat muss jeden Euro, den er der Wirtschaft zur Verfügung stellt, zuerst der Wirtschaft durch Steuern entziehen.

      Von Ludwig Erhard stammt folgender Satz: Jede Ausgabe des Staates beruht auf einem Verzicht des Volkes. Konjunkturpakete machen arm und krank. Sie verdrängen private Investitionen und erhöhen die Schulden. Jede Hilfe

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