Die Euro-Misere. Michael von Prollius

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Die Euro-Misere - Michael von Prollius

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der Konsum ja nicht zum Stillstand, die Menschen wollen und müssen konsumieren. Sie werden kaum Wochen und Monate auf einen neuen Kühlschrank warten, nachdem der alte kaputt gegangen ist. Empirische Betrachtungen von Volkswirtschaften zeigen, auch im Vergleich mit Ländern mit steigendem Preisniveau, keine nachhaltige Beeinträchtigung des Wachstums. Das gilt selbst im Fall einer deflationären Schockwirkung.

      Schließlich wird eine allgemeine Bankenkrise beschworen, die aufgrund nicht rückzahlbarer Kredite und einer weitreichenden Kreditklemme („Credit Crunch“) zustande kommen und am Ende die gesamte Volkswirtschaft in den Abgrund reißen soll. Tatsächlich vernichtet die Einschränkung von Krediten jedoch keine Ressourcen, da Bankkredite keine Ressourcen erzeugen, sondern nur für eine Vermittlung von Ressourcen an anderer Stelle sorgen. Kein Apfel, Auto oder Buch verschwindet durch den Rückgang von Krediten. Künftig werden Äpfel, Autos und Bücher aber möglicherweise in einem anderen Mengenverhältnis hergestellt. Dementsprechend werden Menschen an anderer Stelle beschäftigt.

      Jörg Guido Hülsmann argumentiert in „Deflation and Liberty“, dass Deflation genauso wie Inflation lediglich für eine Umverteilung der Ressourcen sorgt – unter Individuen wie zwischen Branchen. Im Unterschied zur Inflation erfolge die Umverteilung allerdings offen sichtbar. Kredit finanzierte Unternehmen und private Haushalte mit zu hohen Immobilienkrediten gehen demnach Pleite, sobald sie ihren Rückzahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Die Güter verschwänden jedoch nicht, sondern wechselten lediglich den Besitzer. Andere Menschen würden Eigentümer der Unternehmen und Häuser, und zwar diejenigen, die über Liquidität verfügen und keine Schulden haben. Deflation macht somit Gewinner und Verlierer sichtbar (Hülsmann: „Deflation means open redistribution through bankruptcy“).

      Hinzu kommt eine bedeutsame Tatsache: Politische Vernetzung, der Zugang zu den Stellhebeln der Macht, hilft im Fall der Deflation nicht. Bei unseren heutigen inflationären Volkswirtschaften sind politische „Connections“ sehr bedeutsam, da Geld durch die staatlichen Zentralbanken über den Transformationsriemen der Geschäftsbanken überwiegend per Kreditvergabe aus dem Nichts geschaffen wird. Und die Regierungen stellen für gut verflochtene Organisationen, in der Regel Großunternehmen, Sonderkredite und Konjunkturmaßnahmen zur Verfügung, wie die aktuelle Politik auf monströse Art und Weise illustriert.

      Hier liegt sicherlich der Schlüssel für die Diskreditierung der Deflation: Deflation entmachtet die Politik. Deflation bedroht das herrschende Establishment.

      „The crisis did not hit us despite the presence of our monetary and financial authorities. It hit us because of them“, urteilt Jörg Guido Hülsmann in seinem Manifest gegen staatliche Inflation und für marktwirtschaftliche Deflation. Im Mittelpunkt steht die Überzeugung, dass wir uns vor Deflation nicht fürchten müssen, sondern diese als Wesensbestandteil der Marktwirtschaft wertschätzen sollten.

      Hülsmann zeigt zunächst die unzertrennliche Einheit von Wohlfahrtsstaat, Inflation und Staatsverschuldung auf. Anschließend argumentiert er entlang einer kurzen Geschichte des Geldes, dass Deflation ein Gemeinwesen nicht ärmer macht, sondern zu einer (begrüßenswerten) Umverteilung des Wohlstands führt. Anders als Inflation geschieht dies im Zuge einer offenen Umverteilung durch Bankrott im Einklang mit dem Recht. Der Senior Fellow am Ludwig von Mises Institute in Auburn schließt mit einem Plädoyer für Free Banking – nicht zuletzt als Mittel für die Entpolitisierung und Entmachtung der Gesellschaft.

      Jörg Guido Hülsmann: Deflation and Liberty, Auburn 2000 (Buch des Monats Oktober 2009 bei Forum Ordnungspolitik).

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      9 Erstmals erschienen am 13. 3. 2010.

      Deflation ist eine natürliche Reaktion10

      Deflation ist das Gegenstück zur Inflation. Deflation ist zu allererst die Reaktion auf eine vorangegangene Inflation. Die Geldmenge schrumpft nach einer inflationären Geldmengenausweitung wieder. Dabei entlarvt die Deflation Investitionen, die erst im Zuge der Inflation in Gang gesetzt wurden, als unrentable Projekte. Rezession und Arbeitslosigkeit sind in einem solchen Fall regelmäßig die Folge. Preise fallen und die Wirtschaftsleistung schrumpft. Weil Unternehmen, Banken und Staaten im Zuge der Deflation Pleite gehen, verlieren Sparer Ersparnisse. Zweifelsohne ist die Deflation, wirtschaftlich wie politisch, eine schmerzhafte Entwicklung, für viele Menschen auch eine bittere Ernüchterung. Gleichwohl gilt: Die Inflation ruft die Blasenbildung hervor, die Deflation lässt Luft aus der Blase entweichen.

      Zur Zeit des Goldstandards war Deflation eine typische Korrektur betrügerischen Handelns von Banken. Diese hatten mehr Banknoten ausgegeben als Einleger Gold bei ihnen hinterlegt hatten. Sobald der Schwindel aufflog, verlangten die Halter der Banknoten die Herausgabe des ihnen versprochenen Goldes. Die ersten, die am Bankschalter erschienen, bekamen meist noch die versprochene Goldmenge, während diejenigen, die später kamen, leer ausgingen, weil die Bank bereits Bankrott war. Ihre Banknoten wurden wertlos, sie wurden nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert, und die Geldmenge nahm ab. Die Deflation kam jedoch zum Stillstand, sobald die geschrumpfte umlaufende Papiergeldmenge dem tatsächlich vorhandenen Goldbestand der Banken entsprach.

      Der Goldstandard hatte also einen festen Ankerpunkt, an den sich die zuvor künstlich aufgeblähte umlaufende Geldmenge immer wieder zurückziehen konnte: die vorhandene Goldmenge. Im heutigen staatlichen Geldsystem existiert jedoch kein solcher Ankerpunkt mehr – Geld wird aus dem Nichts geschaffen, vor allem durch Kredite. In einem Staatsgeldsystem ohne Ankerpunkt birgt Deflation eine erhebliche Gefahr: Es kann eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt werden, deren Endpunkt nicht absehbar ist.

      So führt das Schrumpfen der Geldmenge unweigerlich zu Kreditausfällen. Banken verbuchen Verluste und brechen sogar zusammen. Dadurch verlieren Sparer ihre Sichteinlagen, und so schrumpft die Geldmenge weiter. Unternehmenspleiten lassen die Arbeitslosigkeit steigen, und das erhöht wiederum die Kreditausfälle und die Bankenpleiten. Die Abwärtsspirale dreht sich immer weiter. Das Staatsgeldsystem kann regelrecht implodieren, wenn die Deflation einer vorangegangenen Inflation folgt. Das mag erklären, warum Deflation im Staatsgeldsystem so gefürchtet und das Heil in fortwährendem Inflationieren gesucht wird.

      Sollten die Zentralbanken die drohenden Verluste der Geschäftsbanken durch neu gedrucktes Geld zu finanzieren suchen, wird Inflation, also die Entwertung des Geldes die Folge sein. Weiten die Regierungen die bereits auf historische Höchststände gedrückte Staatsverschuldung aus, um den Verlustausweis bei den Banken zu vermeiden, so bedeutet das nichts anderes, als die offenen Rechnungen von der laufenden auf die künftige Generation der Steuerzahler abzuwälzen. Ob sie jedoch die ungeheure Schuldenlast, deren Begleichung die gegenwärtige Generation jetzt mit allen Mitteln auszuweichen versucht, auf sich nehmen wird, erscheint zweifelhaft – zumindest solange die Möglichkeit zur Abwanderung besteht.

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      10 Erstmals erschienen am 13. 3. 2010.

      Desaströse Deflation erzeugt nur der Staat11

      Die Große Depression in den USA ist der Inbegriff für die desaströsen Folgen von Deflation. Sie hat sich derart in das kollektive und in das individuelle Gedächtnis gebrannt, dass der US-Notenbankchef Ben Bernanke bei seiner aktuellen Geldpolitik völlig auf die 1930er Jahre fixiert zu sein scheint. Für Deutschland ist die Weltwirtschaftskrise und insbesondere die Politik von Reichskanzler Heinrich Brüning das Pendant dazu. Politik und Zentralbanken beschwören den Kampf gegen den Leviathan Deflation

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