Die Euro-Misere. Michael von Prollius

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Die Euro-Misere - Michael von Prollius

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sind aber immer noch nicht alle Kosten benannt. Hinzu kommt ein anderer Gütereinsatz von End- und Vorprodukten als ohne Inflation. Unternehmer werden zu Aktivitäten verleitet, die nur durch Inflation rentabel erscheinen, sprich: zur (risikoreichen) Spekulation, etwa im Immobilienmarkt. Kapital und Arbeit können aber nicht einfach über Nacht in neue Verwendungen transferiert werden, da beide verwendungsspezifische Merkmale besitzen. Kapital ist nicht einfach „K“ wie in keynesianischen Modellen, sondern branchen- und projektgebundenes, spezifisches Kapital. Hinzu kommen Kosten für Schutzmaßnahmen gegen Inflation, darunter Ausgaben für Berater und die Sicherung des Vermögens.

      Schließlich wird es zunehmend attraktiver, anstelle des steinigen Weges auf dem Markt, den billigeren politischen Weg zu Erreichung persönlicher Ziele zu benutzen. Das aber führt zu einem kumulativen Interventionismus mit immer mehr Eingriffen in den Markt und extremen Konjunkturzyklen wie der aktuellen Weltwirtschaftskrise.

      Die Ursache von Inflation ist die Ausweitung der Geld- und Kreditmenge. Die Heilung besteht darin, die Ausweitung der Geld- und Kreditmenge zu stoppen. Auch wenn es so einfach ist, werden wir sogar an den offiziellen Konsumentenpreisindices sehen, wie schwer es Politikern und Zentralbanken fällt, dieser Erkenntnis auch die notwendigen Taten folgen zu lassen.

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      7 Erstmals erschienen am 4. 3. 2010.

      Inflation trifft die (kleinen) Verbraucher besonders hart8

      Wider alle Erfahrung gilt Inflation manchen Menschen immer noch als probates Mittel, der Staatsverschuldung Herr zu werden und einen Ausweg aus der selbst gestellten Schuldenfalle zu beschreiten. „Mich trifft es ja nicht“, lautet die Parole. Leider beruht diese Vorstellung auf Unwissen. Inflationsapologeten sei zugerufen: „Schießt nicht ins eigene Knie und schon gar nicht in das Eurer Nachbarn!“

      Inflation ist die Ausweitung der Geldmenge. Dieses monetäre Phänomen wird heute vielfach mit der Teuerung (auch Preisinflation) verwechselt, also mit Preissteigerungen auf breiter Front, die aber erst Folge einer notwendigerweise vorangegangenen Geldmengenerhöhung sein können. Im Fall einer festen Geldmenge können Preise nur dann steigen, wenn andere fallen.

      Von herausragender Bedeutung sind die nach einer Geldmengenausweitung ablaufenden Prozesse: Wird die Geldmenge ausgeweitet, steigen die Güterpreise nämlich nicht auf einen Schlag. Nach einer Verdoppelung der Geldmenge über Nacht wachen wir am Morgen nicht auf und haben alle am doppelt so viel Geld wie am Abend zuvor im Portemonnaie und auf unserem Konto. Und auch die Güterpreise verdoppeln sich nicht gleichmäßig. Zunächst steigen nämlich die Preise in den Branchen, in denen das zusätzliche Geld zuerst ankommt und zum Kaufen verwendet wird.

      Bereits der irische Bankier Richard Cantillon (1680 – 1734) erkannte die bedeutsame Wirkung der Geldmengenausweitung. Das Ausweiten der Geldmenge trifft tatsächlich verschiedene Menschen in sehr unterschiedlichem Maße (Cantillon-Effekt).

      Demnach können Finanzinstitute und alle anderen, die das neu geschaffene Geld zuerst in die Hände bekommen, mit dem frischen Geld arbeiten und zu unveränderten Preisen kaufen. Sie sind die Gewinner. Als Profiteure des Systems werden sie sich für ein inflationäres Zentralbanksystem einsetzen. Diejenigen, die das frische Geld etwas später erhalten, können die Güter und Dienstleistungen nur noch zu bereits gestiegenen Preisen kaufen.

      Demgegenüber erreicht der Geldstrom die Konsumenten ohne Kapitalreserven erst dann, wenn die Preise bereits gestiegen sind.

      Am Härtesten trifft Inflation die armen Teile der Bevölkerung, weil bei Ihnen das zusätzliche Geld zuletzt ankommt und die Preise längst gestiegen sind. Sie sind die Verlierer. Wäre das anders, könnten wir uns reich drucken. Typischerweise gehören Rentner, Geringverdiener und Arbeitslose zu dieser Gruppe. Friedrich August von Hayek hat den Vorgang mit dem Ausgießen von dickflüssigem Honig verglichen, der sich ungleichmäßig verteilt und an der Stelle des Auftreffens eine kleine Erhebung bildet, die symbolisch für steigende Löhne und Preise steht. Nun wird auch klar, warum in Finanzmetropolen Gehälter, Preise und Mieten überdurchschnittlich ansteigen.

      Die staatlich betriebene Inflation bewirkt letztlich eine Umverteilung von den armen, kapitallosen Schichten zu den wohlhabenden Schichten. Tauschtransaktionen, bei denen Geld verwendet wird, sind durch eine Geldmengenausweitung nicht mehr für alle Beteiligten gleichermaßen vorteilhaft. Im politisch korrekten Mainstreamjargon bedeutet das, Inflation ist sozial ungerecht.

      Die meisten Politiker mögen indes Inflation. Steigende Löhne suggerieren steigenden Wohlstand. Zugleich entwertet Inflation die Staatsschulden. Allerdings sorgt Inflation für soziale Konflikte und höhlt allmählich die Wohlstandsentwicklung aus. Zudem schwindet das Bewusstsein dafür, dass man nicht dauerhaft mehr Geld ausgeben kann, als man einnimmt. Ludwig von Mises wies darauf hin, dass Inflation eine Politik ist, die nicht dauerhaft durchgeführt werden kann, weil sonst die Währung ruiniert wird. Da es sich um Politik handelt, kann man sie immerhin ändern.

      Der geniale amerikanische Publizist Henry Hazlitt hat fast alles, was man zur Inflation für den Alltag wissen muss, in nur einem Absatz zusammengefasst: Inflation ist der Anstieg der Geldmenge und Bankkredite im Verhältnis zur Gütermenge. Inflation ist schädlich, weil sie den Wert einer Geldeinheit vermindert, die Lebenskosten für alle erhöht, den Ärmsten eine Steuer in derselben Höhe wie den Reichen auferlegt, den Wert von Ersparnissen schmälert, Sparen entmutigt, Wohlstand umverteilt, Spekulation und Spielereien ermutigt statt Sparsamkeit und Arbeit und schließlich das Vertrauen in die Gerechtigkeit einer freien Marktwirtschaft untergräbt und zugleich öffentliche und private Moral untergräbt.

      Mehr dazu in: Henry Hazlitt: What you should know about Inflation, Erstauflage 1960, Neuauflage Auburn 2007.

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      8 Erstmals erschienen am 11. 5. 2010.

      Keine Angst vor Deflation!9

      Was ist falsch an Deflation? Wird Deflation zu Unrecht zum Sündenbock gemacht? Die Schädlichkeit der Deflation ist heute eine Art heiliges Dogma, das gilt sowohl für die Geldpolitik als auch die vorherrschende Ansicht in der öffentlichen Meinung. Unklar bleibt in der Regel, ob die behauptete selbstzerstörerische Wirkung von einem sinkenden „Preisniveau“ einer Volkswirtschaft ausgehen soll oder von einer schrumpfenden Geldmenge oder einer Kombination beider Entwicklungen. Welche Gründe werden für die desaströsen Folgen einer Deflation angeführt?

      Häufig wird auf historische Erfahrungen verwiesen. Deflation führe zu einer sinkenden Gesamtproduktion und senke den Lebensstandard. Tatsächlich waren deflationäre Phasen wie die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts ausgesprochene Prosperitätsphasen. Sinkende Preise belegten den Erfolg der Marktwirtschaft – steigende Produktivität führte zu sinkenden Preisen.

      Die Weltwirtschaftskrise von 1929 war eine Inflationsbereinigung mit einer wechselnd expansiven und kontraktiven US-Geldpolitik. So erhöhte das Federal Reserve in der letzten Oktober Woche des Crashs von 1929 allein die Reserven der Geschäftsbanken um fast 300 Millionen US-Dollar. Präsident Hoover war stolz auf seine Politik des billigen Geldes.

      Außerdem wird eine Abwärtsspirale beschworen, weil die Marktteilnehmer ihre Kaufentscheidungen angesichts absehbarer Preissenkungen hinausschieben würden. Tatsächlich sind die Elektro- und insbesondere

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