Die Euro-Misere. Michael von Prollius

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Die Euro-Misere - Michael von Prollius

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unserer Zeit. Angesichts der wachsenden Überschuldung der meisten westlichen Staaten wird das Thema „Währungsreform“ ohnehin eher früher als später auf der Tagesordnung stehen, entweder in verdeckter oder offener Form.

      Ein Geld- und Kreditsystem, dass vereinbar ist mit einem System freier Märkte und damit mit friedlicher Kooperation und Wohlstand ist ein vollständig privatisiertes Geldsystem. Für das Privatisieren des Geldes haben eine Reihe namhafter Ökonomen Vorschläge gemacht, insbesondere Ludwig von Mises (1881-1973), der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek (1899-1922) und Murray N. Rothbard (1926-1995). Das Privatisieren des Geldes führt zu einem System, in dem die Marktakteure die freie Wahl haben zu entscheiden, was sie als Geld akzeptieren wollen. Solch ein Geldsystem ist ökonomisch und moralisch dem Staatsgeldsystem in jeder Hinsicht überlegen. Hayek begründete das Vorhaben wie folgt: „Der Vorschlag, der Regierung das Geldmonopol und die Macht zu entziehen, Geld zum ‘gesetzlichen Zahlungsmittel’ zu machen, mit dem alle vorhandenen Schulden zu tilgen sind, erfolgte hier in erster Linie, weil Regierungen diese Macht im Laufe der Geschichte ständig und unvermeidlich grob mißbraucht und dadurch den automatisch arbeitenden marktwirtschaftlichen Steuerungsmechanismus, nämlich das Preissystem, schwerwiegend gestört haben.“

      Der Übergang zum freien Marktgeld kann beispielsweise in einem zweistufigen Verfahren ablaufen. Zunächst werden die Verbindlichkeiten der Banken in einem festen Umtauschverhältnis an Gold angebunden, das noch in den Kellern der Zentralbanken lagert. Allen Geldhaltern wird dann das Recht eingeräumt, ihre Bankguthaben jederzeit in Gold umzutauschen. Anschließend wird das Geldsystem privatisiert, sodass jedermann sein Zahlungsmittel frei wählen kann.

      Wie bei allen anderen Gütern auch wird sich Qualität durchsetzen, vielleicht in Form Gold gedeckter Währungen, die sich in der Geschichte stets durch besondere Werthaltigkeit und praktische Benutzung ausgezeichnet haben. Denn die Geldnachfrager werden nur das Gut als Geld nachfragen, von dem sie erwarten, dass es gutes Geld ist.

      Recht schnell würde es im Marktgeschehen eine ungeplante Übereinkunft geben, die de facto festlegt, was Geld ist: Ein Marktakteur wird seine Güter nur gegen das Geld eintauschen, von dem er erwartet, dass auch andere es als Geld ansehen werden. Geld in Form von zum Beispiel bedruckten und beliebig vermehrbaren, ungedeckten Papierscheinen würde sich daher wohl nicht als das allgemein akzeptierte Tauschmittel etablieren können.

      Das freie Marktgeld entsteht aus dem freien Angebot von und der freien Nachfrage nach Geld, ohne Dazutun und Manipulation des Staates oder von Interessengruppen. Freies Marktgeld fügt sich nahtlos die Ordnung freier Märkte ein, die für materiellen und zivilisatorischen Fortschritt sorgt wie keine andere Wirtschaftsordnung. Freies Marktgeld ist nicht nur gutes Geld, sondern es sorgt auch dafür, dass Konjunkturverläufe weniger schwankungsanfällig werden, weil dieses Geld Fehlinvestitionen und damit Wirtschaftskrisen entgegenwirkt. Der Spielraum für wachstumsschädliche Marktinterventionen, die regelmäßig aus Wirtschafts- und Finanzkrisen erwachsen, würde zurückgedrängt. Damit würde auch die Bedrohung der Freiheit, die latente Gefahr monetärer Planwirtschaft, entschärft.

      Beim Übergang zum freien Marktgeld würde das Staatsgeld – ob nun US-Dollar, Euro, japanischer Yen, britisches Pfund oder Schweizer Franken – absehbar stark verfallen oder letztlich vollständig untergehen. Im Grunde würde ein solcher Regimewechsel – ob nun herbeigeführt durch eine bewusste politische Entscheidung oder die freien Marktkräfte – nur die bereits aufgelaufene Entwertung für alle sichtbar ans Tageslicht befördern, während sie bislang für die Öffentlichkeit verborgen geblieben ist. Die Kosten des Regimewechsels sprechen jedoch keineswegs gegen die Einführung des freien Marktgeldes.

      Die Staatsgeldsysteme schüren Fehlinvestitionen, private und staatliche Überschuldung und damit politische Anreize, das Geld durch (Hyper-)Inflation zu entwerten, um den drohenden Bankrott abzuwenden. Der wohl bedeutendste Ökonom und einer der größten Geld- und Konjunkturtheoretiker des 20. Jahrhunderts, Ludwig von Mises, urteilte, dass das Staatsgeld folglich entweder freiwillig beendet werde oder aber im Zuge einer größeren wirtschaftlichen und politischen Katastrophe.

      Es wäre tragisch, wenn die Öffentlichkeit nicht versteht, dass Staatsgeld zum Scheitern verurteilt ist. Denn dann würde es den Regierungen in der Stunde der Not gelingen, auf den Trümmern des gescheiterten Staatsgeldes ein neues Staatsgeldsystem zu errichten. Damit das nicht passiert, ist Aufklärung nötig. Das Buch „Geldreform“ versucht hierzu einen konstruktiven Beitrag zu leisten. Nur gutes Geld, also freies Marktgeld, erlaubt nachhaltiges Wirtschaften und trägt dauerhaft eine freiheitliche Gesellschaftsordnung. Alle, die Freiheit und Wohlstand für unsere Gesellschaft anstreben, sollten sich für das freie Marktgeld und gegen Sonderprivilegien von Zentralbanken und Finanzinstituten einsetzen.

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      1 Erstmals veröffentlicht im August 2010.

       Teil I: Grundlagen

      Die große Sparverwirrung2

      Sparen heißt, nicht ausgeben, was man hat!

      „Berlin verabschiedet Sparprogramm“, titelt die NZZ. Focus tönt: „Regierung will 2011 mehr sparen als nötig“ – und gibt damit die Aussage des Regierungssprechers Ulrich Wilhelm wieder. Auch von einem radikalen Sparkurs ist regelmäßig in den Gazetten die Rede. Zugleich rühmt sich die Bundesregierung, der Hauptakzent werde auf der Ausgabenseite liegen.

      Sparen! Sparen! Sparen! Tönt es wie aus Vuvuzelas. Das ständige Getröte hat eine große Sprachverwirrung erzeugt. Ausgabenkürzungen muss es korrekt heißen. Der deutsche Staat hat seit Jahrzehnten nicht mehr gespart und wird das auch in den kommenden Jahrzehnten absehbar nicht tun. Dieser Unterschied zwischen Sparen und Ausgaben kürzen ist nicht trivial, sondern himmelweit.

      Sparen bedeutet, etwas nicht auszugeben, was man hat. Sparen ist Konsumverzicht heute. Sparen heißt in die Zukunft investieren – mit Kapital von heute. Wer spart kann in der Zukunft mehr konsumieren.

      Sparen bedeutet nicht, etwas nicht auszugeben, was man nicht hat. Die aktuellen Ausgabenkürzungen der Bundesregierung führen immer noch zu einer geplanten Verschuldung von über 60 Mrd. Euro. Sparen bedeutet erst recht nicht, etwas auszugeben, was man nicht hat. Genau das tut der Staat aber mit seinem „radikalen Sparkurs“. Die Nettokreditaufnahme wird planmäßig 2014 immer noch 24,1 Mrd. Euro betragen. Das bedeutet, dass immer noch mehr als 16 Prozent der Bundesausgaben nicht aus Steuern finanziert werden können. Allein im kommenden Haushaltsjahr 2011 müssen für Schuldenzinsen über 38 Milliarden Euro bezahlt werden. Das entspricht fast jedem sechsten Steuer-Euro. Bei einem Schuldenstand von 42.145 Euro pro Kopf zahlt jeder, der arbeitet, pro Jahr durchschnittlich 1.600 Euro seiner Steuern nur für staatliche Schuldenzinsen. Das seien zwei schöne Urlaubswochen auf Mallorca, kommentiert die Initiative Soziale Marktwirtschaft.

      Sparen ist eine Tugend. Sparen ist die Grundlage für Wohlstand – Kapital ist der zentrale Produktivitätstreiber für massenwirksame Wohlfahrt. Sparen ist aber keine Aufgabe des Staates, sondern der Bürger. Aufgabe des Staates sind massive Ausgabenkürzungen. Denn staatliche Ausgabenkürzungen stärken das Wachstum, wie inzwischen zahlreiche Studien belegen. Das ist wenig überraschend, bleibt doch das Geld beim Bürger, der es sorgfältiger für wichtigere Dinge ausgibt. Das zeigt gerade ein Blick in die Geschichte des Staatssozialismus. Inzwischen gilt international ein Staatsanteil von maximal 15 bis 25 Prozent am Bruttoinlandsprodukt als Niveau, das Wachstum begünstigt. Darüber hinaus beeinträchtigen Staatsausgaben wirtschaftliche Prosperität.

      Die praktizierten verschwenderischen Regierungsausgaben zu reduzieren ist natürlich richtig, den Menschen Geld wegzunehmen, hingegen falsch.

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