Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker

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Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten - Alfred Bekker

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sie würden damit jemanden rufen.

      „Also, sollte dir noch irgendetwas einfallen – etwas, was du mal in den alten Büchern gelesen hast, aus denen du deine Nase nicht herausnehmen konntest -, dann solltest du es jetzt äußern“, meinte Beliak. „Irgendetwas, was wir noch tun können, bevor der achtbeinige Eisbär hier auftaucht.“

      Sie standen beide vor dem Säulenportal des Tempels, auf das noch keine einzige Schneeflocke gefallen war.

      Als Gorian keine Antwort gab, setzte Beliak hinzu: „Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als auf die Magie dieses Ortes zu vertrauen.“

      „Du könntest noch fliehen“, meinte Gorian und sah den Adh an. „Gib einfach dem magischen Sog nach, lass dich in die Tiefe ziehen ...“

      „Um dann wer weiß wie weit durch das Untererdreich wandern zu müssen, um irgendwo wieder auftauchen zu können?“, fragte Beliak. „Falls das überhaupt möglich ist, denn der Zauber, der hier wirkt, könnte einen wie mich auch direkt ins Tiefen-Untererdreich ziehen, wo ich verglühen würde, oder mich für immer hier unter den Tempelfundamenten festhalten.“ Er wog die Axt in seinen Händen. Er hatte ihre Schneide an den Tempelstufen geschliffen, auf eine Weise, die Gorian alles andere als fachkundig erschien, die aber dennoch ihren Zweck erfüllt hatte: Sie war so scharf wie nie. „Nein, ich lasse dich nicht im Stich“, versprach der Adh, „was auch immer geschehen mag. Und das tue ich nicht nur aus Freundschaft, wie du vielleicht glaubst.“

      „Warum denn noch?“

      „Solange du lebst, besteht für mich die Hoffnung, dass Morygors Herrschaft eines Tages doch noch sein Ende findet. Vielleicht nur eine unbestimmte Hoffnung – aber das ist besser als nichts, wie ich finde.“

      Dumpfe Kriegsrufe in orxanischer Sprache ließen ihn verstummen. Hier und dort erschienen die ersten orxanischen Toten. Doch die letzten Baumreihen, die nicht vom Schnee bedeckt, sondern nur von einer Eisschicht überzogen waren, konnten sie nicht durchschreiten. Eine unsichtbare Wand machte jedes weitere Vorwärtskommen unmöglich.

      Sie schrien vor Wut, und manche von ihnen schlugen wild mit ihren Waffen um sich, aber gegen die Magie, die es ihnen ebenso wie den Schneeflocken verwehrte, diesem Ort zu erreichen, konnten sie nichts ausrichten. Immer wieder prallte eines der monströsen gespaltenen Schwerter einfach zurück und traf den Angreifer, allerdings nicht so schwer, dass dadurch auch nur ein Einziger der untoten Frostkrieger außer Gefecht gesetzt worden wäre.

      Gorian machte ein paar Schritte nach vorn. Er zitterte leicht, so kalt war es inzwischen geworden, und seine Finger waren ganz klamm. Die Frostkrieger schienen ihn vom Waldrand aus nicht zu bemerken – und sehr wahrscheinlich sahen sie nicht einmal den Tempel. Ihr ungestümes Toben lag eher darin begründet, dass ihnen magische Kräfte verwehrten, auf die Lichtung vorzudringen.

      Der Schneefall ließ nach, aber inzwischen hatten sich so viele Eiskrähen hoch über dem Tempel versammelt, dass die eigentlich strahlend weißen Tiere den Himmel verdunkelten. Ihr Gekreische erreichte zeitweilig eine ohrenbetäubende Lautstärke, schwächte sich dann aber immer wieder deutlich ab. Und manchmal glaubte Gorian sogar, ein einzelnes Wort aus diesem Gekreische herauszuhören, einen Namen: „Morygor ...

      ––––––––

      Ein Krachen und Splittern erklang, Bäume fielen und rissen weitere mit sich, und gleichzeitig dröhnte ein tiefes, kehliges Brüllen, das in einem dumpfen Brummen mündete und schließlich kaum noch hörbar war, jedoch den Boden erzittern ließ.

      Gorian spürte einen Druck in der Magengegend, und in den Stufen des Säulenportals bildeten sich leichte Risse, während sich Beliak die Ohren zuhielt. Offenbar half der unsichtbare magische Schirm, der diesen Ort umgab, nicht gegen die Kraft eines solchen Schreis. Die Eiskrähen fügten diesem unglaublich tiefen Laut noch ihr schrilles Kreischen hinzu.

      „Bei allen Feuern des Tiefen-Untererdreichs, jetzt wird es ernst!“, entfuhr es Beliak, der den Stiel seiner Axt mit beiden Pranken umfasste, wobei Gorian doch sehr bezweifelte, dass mit einer solchen Waffe gegen die anrückende Bedrohung überhaupt etwas auszurichten war.

      Er selbst sammelte seine magischen Kräfte, wie er es von seinem Vater gelernt hatte, und seine Augen wurden vollkommen schwarz. Er sah, wie immer mehr Baumkronen einfach zur Seite kippten. Hin und wieder wurde auch ein von Eis überzogener Baum entwurzelt und in die Höhe geworfen, offenbar einfach mit roher Gewalt aus dem Boden gerissen, häufig noch mit einem riesigen halbgefrorenen Erdballen am Wurzelwerk.

      Die bärenhafte Gestalt Frogyrrs tauchte aus dem Dickicht auf. Er bahnte sich seinen Weg und schien den Moment nicht erwarten zu können, endlich die Lichtung zu erreichen, lief auf sechs seiner acht Tatzen und benutzte das vordere Paar, um sich den Weg auf äußerst rabiate Weise frei zu räumen. Seinen Elfenbeinstab ließ er sich von einem Dutzend orxanischen Frostkriegern hinterhertragen.

      Dann spürte Frogyrr die Barriere und brüllte auf – so laut, wie Gorian noch kein Wesen hatte brüllen hören. Es war eine Mischung aus Wutgeheul und Kampfschrei, dessen letzte Momente wiederum so tief wurden, dass die Risse in der Treppe weiter aufbrachen. Sie fraßen sich durch das Gestein, teilweise bis ins Mauerwerk.

      Der Frostgott richtete sich zu voller Größe auf, trommelte mit vier seiner acht Pranke gegen die unsichtbare Wand, wobei hin und wieder bläuliche Funken stoben, und ein Gedanke Frogyrrs erreichte Gorian mit geradezu schmerzhaften Vehemenz.

      „Hast du gedacht, dass ich dich nicht finde, du elender Wurm?“

      Im ersten Moment durchraste Gorian eine Welle des Schmerzes, als er diesen Gedanken empfing, gegen den die magische Abschirmung offenbar keinerlei Wirkung hatte. Aber da er bereits zuvor seine Kräfte gesammelt hatte, gelang es ihm sehr viel besser, sich gegen den bedrängenden Einfluss abzuschirmen als bei ihrer ersten Begegnung auf Nhorichs Hof.

      Nein, auf diese Weise wirst du mich nicht besiegen!, dachte er trotzig, ein Gedanke, der zwar nicht an den Frostgott gerichtet war, den Frogyrr aber bestimmt wahrzunehmen vermochte.

      Die Laute des Frostgottes verwandelten sich in etwas, das Ähnlichkeit mit menschlichem Triumphgelächter hatte. Er nahm den Elfenbeinstab wieder an sich, ging mehrere Schritte zurück, berührte mit dem Orxanier-Schädel an der Spitze des Stabs die unsichtbare magische Wand, und bläuliche Funken sprühten. Dann riss er das Maul weit auf und stieß abermals ein paar sehr tiefe Töne aus, die einem dumpfen Gemurmel glichen.

      Daraufhin zeigten sich auch im Gemäuer des Tempels und ebenso in den Säulen Risse, allerdings konnten diese Beschädigungen die Tempelruine nicht zum Einsturz bringen. Gorian stellte sogar fest, dass sich die wie Wasserläufe in einem Delta verzweigenden kleinen Spalten sogar zum Teil wieder zurückbildeten. Das bläuliche Leuchten, das dabei hier und dort aufblitzte, verriet, dass Magie im Spiel war.

      Schwarzes Blut quoll aus der leeren Augenhöhle des Frostgottes. Die Wunde schien kaum verschorft, geschweige denn auch nur ansatzweise verheilt zu sein, dazu reichten Frogyrrs Kräfte derzeit einfach nicht aus. Mit Sicherheit lag dies auch daran, dass ihm das Auge durch eine Klinge aus Sternenmetall genommen worden war.

      Der bärengestaltige Eisgott stieß nun einen Laut aus, der Gorian an die Kraftschreie der Meister des Ordens erinnerte, und ein

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