Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker
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Immerhin bildeten sich die Risse im Mauerwerk langsam zurück.
„Die da drüben setzen wohl darauf, dass es uns früher oder später zu kalt wird“, äußerte Beliak mit der gewohnten Leichtigkeit, die ihm eigen war, die aber im Moment nur aufgesetzt wirkte. In Wirklichkeit war der Adh wohl ganz und gar nicht mehr so zuversichtlich, dass die Geschichte noch ein gutes Ende für sie beide nahm.
„Es scheint darauf hinauszulaufen, wen früher die Kräfte verlassen, uns oder Frogyrr“, war Gorian überzeugt. „Im Moment würdest du da wohl nicht für unsere Seite wetten, was?“
„Ich meine nur, es wäre nicht schlecht, wenn du noch irgendetwas an Magie auf Lager hättest, das unsere Gegner schwächen könnte“, antwortete Beliak. „Na, fällt dir nichts ein? Ah, ein Magiemeister des Ordens müsste man jetzt sein. Oder zumindest so viel davon verstehen, wie dein Vater es tat.“
Ein durchdringendes Fauchen ließ sie beide aufhorchen.
„Was war das?“, fragte Gorian.
Das Gesicht des Adh veränderte sich, und Gorian sah, dass Beliak der Schrecken durch alle Glieder fuhr. „Das ist ein Laut, der oft genug in strophenweiser Ausführlichkeit in den Liedern der Adhe geschildert wird“, murmelte er. „Der Rhythmus dieser Schritte, der aasige Geruch des Atemhauchs ...“
„Wovon sprichst du?“
„Von einem Langzahnlöwen.“
Im nächsten Moment sahen sie, wie zwei Dutzend Orxanier eine solche Bestie an Ketten heranführten. Das Biest war höher als jedes Pferd und vom Kopf bis zum Schwanz mindestens viermal so lang. Die Schulterpartie war im Verhältnis zu anderen katzenartigen Geschöpfen viel breiter, und es gab eine Sage, nach der einst ein Herzog von Thisilien verfügt hatte, Stadttore so zu bauen, dass zwar ein großes Gespann, nicht aber ein hungriger Langzahnlöwe hindurchpasste. Der Körper des Monstrums war mit frisch verkrusteten Verletzungen übersät, aber auch einige der Frostkrieger um ihn herum trugen deutliche Spuren eines Kampfes: Sie waren blutbesudelt, und einem fehlte ein Arm. Die vertikal aus dem Maul ragenden Reißzähne, die der riesenhaften Raubkatze ihren Namen gaben, waren fast so lang wie die gespaltenen orxanischen Schwerter. Einige der Frostkrieger stachen das Tier sofort mit langen Speeren, wenn es auch nur den Anschein erweckte, es wollte einen Angriff wagen. Offensichtlich begleitete es die Frostkrieger nicht freiwillig.
Der seltsam anmutende Zug nahm die Schneise, die Frogyrr durch den Wald geschlagen hatte, und nutzte dafür deren volle Breite.
„Was haben die vor?“, fragte Gorian.
„Wir sollen wohl als Raubkatzenfutter herhalten“, vermutete Beliak grimmig. „Aber da sind sie bei mir an den Falschen geraten!“
„Jedenfalls kann der Langzahnlöwe die magische Barriere durchdringen“, erkannte Gorian. „Er gehört hierher, und etwas von ihm ist sogar noch an diesem Ort.“
„Wie meinst du das?“, fragte der Gnom irritiert.
„Es ist wie mit den orxanischen Frostkriegern aus Gaerths Verwandtschaft. Er hat eine Verbindung zu diesem Ort, und möglicherweise reicht das aus, dass er die magische Grenze um den Tempel überschreiten kann.“
Frogyrr ließ ein durchdringendes, dröhnendes Brüllen hören und stieß dem Langzahnlöwen den Elfenbeinstab in die Seite. Von dem Orxanier-Schädel an der Spitze sprühten Funken, und auch die Raubkatze brüllte auf, kippte zu Boden und wand sich für Augenblicke vor Schmerzen. Dann schlug Frogyrr mit einer seiner Pranken zu. Es war ein gezielter Schlag gegen den Hals des Langzahnlöwen, der daraufhin erschlaffte und leblos am Boden liegen blieb.
Im nächsten Moment entströmte der Bärenschnauze des Frostgottes ein schwarzer Rauch, der dem erschlagenen Langzahnlöwen in Nase, Ohren und ins offene Maul drang. Den Gedanke, den Frogyrr dabei an das Tier übertrug, bekam sogar Gorian mit. „Lebe!“
Ein Zucken durchlief den toten Körper der riesenhaften Raubkatze. Das Tier rührte sich wieder, hob den Kopf. Der Blick der zuvor gelblichen Augen war leer, und die Augäpfel waren so dunkel wie die finsterste Nacht.
Das katzenhafte Monstrum kam wieder auf die Beine. Auch das Fell hatte sich verändert. Der sanfte Braunton war zu einem ungesunden grünlichen Schimmer geworden, wie ihn auch die orxanischen Untoten zeigten.
Diese quittierten die Verwandlung des Langzahnlöwen mit lauten Rufen. Manche klapperten mit ihren Waffen, schlugen sie gegeneinander und begrüßten das katzenhafte Ungeheuer auf diese Weise in ihren Reihen.
„Sei nicht tot! Und töte!“, lautete Frogyrrs Gedankenbefehl, und zugleich entrang sich ein bellender Laut seinem Maul, dass in Gorians Ohren wie Triumphgelächter klang.
Ein paar der orxanischen Frostkrieger lösten die Ketten, mit denen die Bestie noch immer gehalten wurde. Der Langzahnlöwe schlug dabei mit den Pranken um sich. Einer der Frostkrieger konnte nicht schnell genug ausweichen, wurde mehr als zehn Schritte weit durch die Luft geschleudert und prallte gegen einen Baum. Ein von Eis ummantelter, abgebrochener Ast bohrte sich von hinten durch seinen Brustkorb und trat vorn wieder durch das Lederwams. Der Untote brüllte auf, schlug mit den Armen um sich und strampelte mit den Beinen, aber allein konnte er sich aus seiner Lage nicht befreien. Nachdem er von den in der Nähe stehenden Frostkriegern zunächst mit höhnischem Gelächter überschüttet wurde, nahmen ihn schließlich zwei der Orxanier vom Haken, woraufhin er zusammenbrach. Aber die Verletzung beendete nicht die Existenz des Untoten. Er keuchte und spuckte nur orxanisches Blut. Einer der anderen Frostkrieger gab ihm einen kräftigen Schlag auf die Schulter und sagte ein paar Worte in seiner Muttersprache, die wohl einer spöttischen Bemerkung entsprachen.
Der untote Langzahnlöwe schritt unterdessen mit der gewohnten katzenhaften Geschmeidigkeit auf die unsichtbare magische Grenze zu, die den Tempel schützte. Die Frostkrieger wichen ihm dabei tunlichst aus. Ein bläulicher Blitz umflorte kurz die Bestie, als sie durch die unsichtbare Barriere schritt. Der Löwe ließ ein bösartiges Knurren hören, riss das Maul auf und schnappte um sich.
Und dann stürzte er mit einer Schnelligkeit voran, die man diesem gewaltigen Raubtier gar nicht zutraute. Mit gewaltigen Sätzen jagte er auf das Tempelportal zu.
„Nichts wie weg hier!“, rief Beliak.
Sie rannten durch das Säulenportal. Die untote Bestie war ihnen bereits dicht auf den Fersen. Der aasige Geruch, der aus ihrem Maul drang, raubte ihnen schier den Atem. Die riesenhafte Raubkatze wollte den beiden durch das Säulenportal folgen – und blieb mit den Schultern stecken. Der Abstand zwischen den beiden Säulen am Eingang war einfach zu schmal für ihre breite Schulterpartie.
Das untote Tier steckte den Kopf zwischen die Säulen hindurch und starrte zornig ins Innere des Tempels. Dann ließ es ein ohrenbetäubendes Fauchen hören, das in dem Gemäuer widerhallte.
Gorian und Beliak wichen zurück. Mehr als zwei Dutzend Schritt lagen zwischen ihnen und der wütenden Bestie.
Gorian griff zu seinem Dolch und schleuderte ihr die Waffe entgegen, so wie er es gelernt hatte. Sein Kraftschrei mischte sich dabei mit dem Gebrüll des Löwen.
Gorian hatte auf eines der Augen gezielt, aber im letzten Moment bewegte das Raubtier den Kopf und wurde am Ohr getroffen. Der Dolch durchschnitt es, prallte gegen den Stein einer der