Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett страница 37
Der Vater gab seinem Sohn strikte Anweisungen, und Dan erkannte immer mehr, dass es gar nicht so übel war, diesen Mann zum Bundesgenossen zu haben.
Die beiden Männer verließen das Versteck der Coach, um die Bewegung der Rohhäuter von einer geschützten Stelle aus besser beobachten zu können. Sie brauchten nicht lange zu warten. Über ein Dutzend Reiter kam aus einem Taleinschnitt auf die Stagecoachlinie geritten. Schon von weitem machte Dan sie als Rohhäuter aus. Jeden einzelnen von ihnen hätte er nach der Art zu reiten mit Namen nennen können. Dans Befürchtungen, dass sie Ann als Gefangene bei sich haben könnten, erwies sich zum Glück als falsch. Das trug dazu bei, dass er erleichtert aufatmen konnte.
Der Trupp ritt nicht direkt auf der Stagecoachlinie, sondern parallel zu ihr. Rasch kamen sie bis auf fünfzig Schritte heran. Wenig später war der vorderste von ihnen vorbeigeritten und bog von der Stagecoachlinie ab.
„Glück für uns“, sagte der Rancher. „Wenn sie diesen Kurs beibehalten, werden sie weder das tote Pferd noch die Spuren des Kampfes finden und keine Zeit damit verschwenden, uns zu folgen. Fahren wir weiter, Freund!“
Nun, Dan hatte nichts dagegen. Die Stagecoach rollte weiter. Eine Stunde war sie unterwegs, als in einem Tal die Pferdewechselstation sichtbar wurde. Beim Näherkommen erkannte man, dass der Corralzaun niedergerissen worden war. Niemand war damit beschäftigt, ihn wieder aufzurichten. Nur ein Mann hockte auf dem Vorbau, der einen frischen, weithin leuchtenden weißen Kopfverband trug. Er hielt eine doppelläufige Schrotflinte zwischen den Knien. Er hob sie an, als er den fremden Fahrer auf dem Bode der Stagecoach erkannte und rief, als das Gefährt in Hörweite war:
„Was soll das? Wer sind Sie? Was ist mit der Stagecoach passiert?“
Dan beachtete die auf ihn gerichtete Schrotflinte nicht, sondern betrachtete das Gebäude. Er konnte erkennen, dass ein Kampf stattgefunden hatte, denn er sah frische Einschusslöcher im Holz des Gebäudes.
„Es sieht so aus, als hätte eine Siouxhorde einen Angriff auf die Station gemacht“, sagte er zu dem böse dreinblickenden alten Mann.
In diesem Augenblick kletterte Rüdiger aus der Coach und ging auf den alten Mann zu und redete auf ihn ein. Das hatte den Erfolg, dass die drohende Haltung des Alten augenblicklich verflog und die Schrotflinte mit ihrer gefährlichen Ladung aus gehacktem Blei sich senkte. Wie ein Wasserfall kam es über die Lippen des Alten.
„Wir sind nicht überfallen worden, Gents. Was sich hier abspielte, ist schnell gesagt. Zwei riesige blonde Reiter, die offenbar zu den Rohhäutern gehören, kamen in der Morgenstunde hierher geritten und forderten die Rohhäuter auf, die Station zu verlassen. Das war eigentlich ganz nach unserem Herzen. Die beiden hatten aber keinen Erfolg. Die Rohhäuter weigerten sich. Es gab einen erregten Wortwechsel, und dann gingen die Rohhäuter ganz explosiv gegen die beiden blonden Männer vor. Was man da zu sehen bekam, bekommt man in keiner Zirkussonderschau zu sehen. Die beiden Kraftathleten fegten den ganzen schlitzäugigen Verein durcheinander, als mache es ihnen Spaß, mit lebendigen Menschen wie mit Puppen zu spielen. Es war ein wirkliches Vergnügen zu sehen, wie sie gleich mit einem Dutzend dieser Menschen fertig wurden. Die beiden Normannen schoben sich die Rohhäuter zu und bumsten sie zusammen, als wären sie Spielbälle. Niemals war ich in einer derartig guten Stimmung, dass ich schließlich alles vergaß und mich in das Kampfgetümmel warf. Es war zu meinem Nachteil, wie Sie sehen können, Rüdiger. Ich werde wohl die Beulen so schnell nicht loswerden. Nicht die beiden Blonden brachten mir die Beulen bei, die waren zu stolz, meine Hilfe anzunehmen, es waren die Rohhäuter, die mir zusetzten. Nun, diese Rohhäuter scheinen trotz allem zähe Burschen zu sein, denn sie rannten immer wieder an. Erstaunlich, dass keiner von ihnen zum Messer oder zum Colt griff. Als ich selbst im Tränktrog landete und das kühle Wasser spürte, kam ich zu mir und hielt mich vom Kampf fern, um nur noch zuzusehen. Es ging aber plötzlich nicht mehr weiter, denn der Kampf wurde jäh von Ihrer Crew beendet, Rüdiger. Ihre Crew verdarb das ganze amüsante Spielchen. Die Crew hatte den kämpfenden Haufen umstellt und der Vormann machte allem ein Ende, als er losbrüllte: Jetzt haben wir die Pferdediebe, jetzt seid ihr erledigt! Wirklich schade das Eingreifen der Crew.“
Dan zuckte zusammen, als wäre er von einem Schlag getroffen worden.
„Hat man sie auf der Stelle erschossen, Oldman?“, fragte er mit heiser klingender Stimme.
„Wo denkst du hin, Söhnchen? Wie schon gesagt, die Rohhäuter schrien und beschimpften die beiden. Man konnte aus ihren schadenfrohen Gesichtern schließen, dass sie für die beiden blonden Riesen keinen Finger krümmen würden. Ich musste schon sagen, nach allem Spaß war die Situation plötzlich verteufelt ernst geworden. Ihre Leute, Rancher, verstanden auch keinen Spaß. Einer aus der Crew sagte, dass er die beiden als Diebe von Blacky wiedererkenne. Es nützte den beiden Männern nichts, dass sie sagten, sie hätten das Pferd nur ausgeliehen. Man hielt es für Hohn. Der Vormann befahl ihnen, die Hände zum Himmel zu strecken. Was blieb den beiden anders übrig, als dem Befehl Folge zu leisten. Sie langten gen Himmel, als wollten sie die kleinen Federwolken herunterholen, und standen keineswegs mit hängenden Köpfen da. Der eine von ihnen sagte: ,Mit diesen Kuhtreibern habe ich immer schon Ärger gehabt, Paul. Der Umgang mit Rindern verdirbt den besten Mann. Auf die Dauer ist kein Mensch gegen diese Viecher gefeit und gleicht sich ihnen an. Nun, diese Gents, Paul, haben scheinbar ihr Leben lang nichts anderes getan, als mit Rindviechern umzugehen.' Noch bevor jemand aus der Crew seiner Entrüstung Luft machen konnte, sagte der andere: ,Es fehlt nur noch, dass sie jetzt zu muhen anfangen und sich zum Wiederkäuen hinlegen. Mir scheint aber, dass sie eher die Hörner gebrauchen wollen.' Ich muss schon sagen, eingeschüchtert waren die beiden keineswegs“, fuhr der Alte in seiner Erzählung fort.
„Wo sind die beiden jetzt?“, fragte Dan, der seine Ungeduld nicht länger zügeln konnte.
„Freund, was ist Ihnen?“, fragte Rüdiger.
„Die beiden Männer sind meine Freunde“, erwiderte Dan rau. „Wenn ihnen etwas zustößt, dann habe ich die Last mit mir herumzutragen. Wo sind sie jetzt hin?“
„Bevor ich Ihnen das sage, muss ich noch berichten, dass die beiden sich der Gefangennahme entziehen wollten. Es gelang ihnen ins Haus zu kommen, und dann begann ein Feuerzauber, bis sie ihre letzte Munition verschossen hatten. Dann erst ergaben sie sich. Sie sind noch nicht weit. Die Crew hat sie als Gefangene mitgenommen. Was ihnen als Pferdedieben blüht, darüber gibt es doch wohl keinen Zweifel!“
„Jim, fange mir augenblicklich ein Pferd ein!“, befahl der Rancher dem Alten. Zu Dan gewandt sagte er: „Sie reiten Blacky, ich begleite Sie. Mein Sohn bleibt hier zurück. Der Alte kann den toten
Fahrer ins Haus schaffen. Das Leben geht vor. Wir müssen gegen die Zeit reiten, ich befürchte das Schlimmste für Ihre Freunde.“
5.
Der Ranchboss sprach genau das aus, was auch Dan befürchtete. Man hatte keine Minute Zeit zu verlieren. Das Pferd wurde schnellstens eingefangen, und wenig später saß Dan auf Blacky und der Rancher auf dem frischen Pferd.
Es war nicht schwer, die Fährte aufzunehmen, die die Schaufelbrand-Crew hinterlassen hatte. Sie war frisch und gut zu lesen. Die Besorgnis, die sich auf Rüdigers Gesicht zeigte, steckte auch Dan an. Sie ritten schnell und schweigsam. Vorhütten deuteten an, dass man in das Rinderland kam. Dans Begleiter bestätigte es und sagte:
„Hier beginnt mein Reich.“ Die Worte waren voller Stolz geäußert worden. Der Reitwind riss ihm die Worte vom Munde.
Dan nickte nur. Er musste an seine Jugend und an seinen Vater denken, an die Ranch, die ihm Heimat gewesen