Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett страница 38
Dan beobachtete Rüdiger besorgt, doch Frank Rüdiger war ein guter Reiter, wie es nicht anders zu erwarten war. Er schien im Sattel geboren zu sein. Reiter und Pferd bildeten eine Einheit. Er schien weder Müdigkeit noch Erschöpfung zu kennen. Bald aber zeigte es sich, dass die Pferde eine Atempause brauchten.
„Weiter“, sagte Rüdiger hart, „sie müssen durchhalten!“
Man gönnte den Pferden also keine Entspannung, sie mussten hergeben, was in ihnen war. Es ging um Menschenleben.
Rüdiger kannte seine harte Mannschaft, jene Männer, die nicht einmal beim Anrücken der US Kavallerie nervös geworden waren. Sie hatten den Blauröcken einen Kampf geliefert, von dem man sich noch lange erzählen würde.
Für Pferdediebe aber gab es keinen Pardon.
„Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal ein Pferd zuschanden reiten würde, nur um Pferdediebe zu begnadigen“, rief Rüdiger seinem jungen Partner zu. „Wenn es mir gelingt, sind wir quitt, Dan Flemming, wir sind uns dann nichts mehr schuldig.“
„So kann nur ein Geschäftsmann sprechen, Rüdiger“, erwiderte Dan. „Ich habe nichts hinzuzufügen, Rancher.“
Wie geschäftstüchtig das klang: Leben gegen Leben! Für Dan war Rüdiger nach diesen Worten nicht mehr der Kamerad, für den er ihn vor Aufnahme des Rittes gehalten hatte. Der nüchterne Geschäftssinn schreckte Dan ab und schockierte ihn. Er bekam Zweifel. Wer war dieser Frank Rüdiger wirklich, der der Boss der Schaufelbrand-Ranch und Anführer der Siedlerbanden war, die ins Land eingefallen waren? Konnte ein Mensch von einer Schuld sprechen, wenn es um Menschenleben ging?
Mit Menschenleben durfte man nicht handeln, als wären sie eine x-beliebige Ware.
„Rauch“, sagte Rüdiger in das dumpfe Schweigen hinein, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. „Sie sind in der Nähe.“
Jetzt ritten sie durch einen Birkenwald, in dem das lichte Laub von Sonnenstrahlen durchflutet wurde und die Stämme der Bäume gleich weiß gestrichenen schlanken Säulen sich gen Himmel reckten. Auch hier war das Gelände sehr wellig und die Sicht durch niedrige Buschgruppen zwischen den Birken eingeengt.
Dan erblickte als erster das Lasso, das über einem starken Ast hing. Dann waren hinter einem Busch Stimmen zu hören. Mit einem Blick hatte Dan erkannt, dass das Lasso schlaff herunterhing. Diese Tatsache ließ ihn erleichtert auf atmen. Doch schon im nächsten Moment durchzuckte es ihn siedend heiss, denn das Lasso spannte sich. Er riss seinen 45er Colt aus dem Holster und feuerte ihn in die Luft ab. Die Entfernung zum Lasso mochte dreißig Schritt betragen. Rüdiger, der das Lasso ebenfalls erblickt hatte und annahm, dass Dan Flemming zur Warnung schoss, sah, dass die Kugel aus Dan Flemmings Revolver das Lasso traf und es durchhieb, als wäre es von einem Messer zerschnitten worden. Ein wütendes Gebrüll drang als Reaktion hinter den Büschen hervor. Im nächsten Augenblick brach und barst es, Zweige teilten sich. Dann brachen sie hervor, die Männer der Schaufelbrand-Crew, etwa ein Dutzend an der Zahl.
Die Waffen der Männer wurde nicht abgefeuert. Sie erkannten ihren Boss und stutzten. Man sah deutlich, dass sie nicht recht wussten, wie sie sich zu verhalten hatten.
„Ohne dich, Boss, wäre jetzt bereits einer der Pferdediebe auf der langen Reise“, sagte ein langer, dünner Mann mit tiefer Bassstimme. „Wir haben die Pferdediebe, Boss, und wenn Sie nur der Schufte wegen die Reise unterbrachen, hätten Sie sich das ersparen können. Wir sind dabei, den Halunken die wohlverdiente Strafe angedeihen zu lassen.“
„Wer sagt euch, dass es Pferdediebe sind?“, wandte Rüdiger sich an seinen Vormann.
Einer der Männer trat vor.
„Ich irre mich nicht, Boss. Ich habe die Schufte gleich wiedererkannt, und sie waren geständig. Man braucht die beiden nur anzusehen, um zu wissen, dass sie für jede Untat zu haben sind. Sie haben nicht die geringste Reue gezeigt und wollten mit einem bösen Lachen der Welt so long sagen. Angespuckt haben sie uns auch noch dazu. Es sind wahre Teufel, Boss!“
„Die einen Auftrag hatten! Seht her, dort steht Blacky!“
Nun, das hätte der Boss nicht erst zu sagen brauchen. Alle Mann hatten bereits runde Augen bekommen, als sie Blacky erblickt hatten und auf seinem Rücken Dan, dessen 45er Colt noch rauchte und fest in seinen Händen lag.
„Die beiden Gents, Boys, sind keine Pferdediebe.“
„Ich will auf der Stelle selbst hängen, wenn das stimmt, Boss“, meldete sich der Cowboy, der die beiden Männer als die Pferdediebe wiedererkannt hatte.
„Ich würde dir raten, Amb, mich nicht der Lüge zu bezichtigen!“, unterbrach ihn Rüdiger scharf. „Dan Flemmings Freunde können jederzeit den Rappwallach für ihn holen. Das ist recht und billig so, denn der Rappe gehört ihm, Dan Flemming.“
„Boss, wenn dieser Flemming Sie unter Druck setzte, dann .. . dann sagen Sie es uns!“, fauchte
der Vormann der Schaufelbrand-Crew. „Haben Sie sich von seinem Revolver einschüchtern lassen, Boss? Wenn er Ihnen ein Versprechen abnahm, jetzt brauchen Sie es ihm nicht mehr zu halten. Er geht mit seinen beiden Freunden auf die lange Reise.“ Rüdiger schüttelte den Kopf.
„Ihr schätzt die Lage falsch ein, Männer“, sagte er. „Mich hat bisher noch niemand zwingen können, doch heute morgen, beim Tagesanbruch, wäre es beinahe geschehen. Hannigan und seine beiden Revolverleute hatten mich gestellt, und das Leben meines Sohnes und meins wären zu Ende gewesen, wenn nicht Flemming sozusagen in letzter Sekunde auf dem Plan erschienen wäre. Holt die Millard Brüder und entschuldigt euch bei ihnen. Das ist ein Befehl!“
Die Cowboys sahen sich bedrückt an. Der Vormann machte als erster kehrt und sagte im Gehen über die Schulter gewandt:
„Das ist schlimmer als ein Kreuzgang. Lieber möchte ich ohne Wasser quer durch die Nevadawüste reiten, als mich bei den beiden Riesen entschuldigen, denn wer wie wir mit ihnen zu tun hatte, wird immer daran denken.“
Die beiden Brüder waren wohlauf. Weder der eine noch der andere hatten um Gnade gefleht, als es ihnen an den Kragen gehen sollte.
„Mit dir haben wir allerdings nicht mehr gerechnet“, sagte Paul Millard. „Mir war aber sofort klar, wer das schon gestraffte Lasso so zielsicher durchschossen hatte. In einer Art sind wir froh, dass du noch im Lande bist, denn das verlängert unsere lustige Zeit auf Erden ein wenig. Unsere Freunde, die Rohhäuter, sind nicht mehr gut auf uns zu sprechen. Sie haben uns sozusagen die Gastfreundschaft gekündigt. Nun, das ist weiter nicht tragisch, alles geht einmal zu Ende. Freundschaft, Liebe, Glück und Unglück, alles ist im Fluss. Einmal ist man oben und dann wieder unten.“
Auch Lee Millard hatte etwas zu sagen. Ihn störten die Männer der Schaufelbrand-Crew und auch der Boss nicht.
„Danke, Kleiner, und auch Dank Ihnen, Rancher.“
„Die Männer haben euch beiden stark eingeheizt?“
„Es war die reinste Freude zu zeigen, wie gut wir in Form waren, Mister Rüdiger. Leider kamen Ihre Boys bei der Abrechnung mit den Rohhäutern dazwischen, und dann ging uns die Munition aus.“