Dealer, Rapper, Millionär. Die Autobiographie. 50 Cent

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Dealer, Rapper, Millionär. Die Autobiographie - 50  Cent

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hätte, wäre Sincere weg vom Fenster gewesen. Allerdings begann Carlos, nun direkt mit mir ­Geschäfte zu machen. Er sagte, er erinnere sich, wie ich ihm immer Wasser gebracht hatte, wenn er sich mit meinem Onkel Trevor traf. Er sagte, er könne nur einem Mann vertrauen, der gewillt war, einem anderen Mann zu dienen. Dann gab er mir mein erstes Kilo Kokain. Es war fest in Plastikfolie eingeschlagen und sah aus wie ein massiver Ziegel aus Puderzucker.

      Ich nahm den Ziegel mit zu Brian und benutzte seine Feinwaage mit den drei Balken, um ihn in Achtel-, halbe und Viertelunzen aufzuteilen. Ich behielt den halben Ziegel, um ihn zu Klümpchen zu kochen, und verkaufte den Rest von dem Klotz an andere Dealer. Ich ging noch in die Unterstufe und versorgte Typen, die doppelt so alt waren wie ich. Irgendwann war die Schule nur noch ein guter Witz: Nachdem ich meinen ersten Ziegel aufgeteilt hatte, beherrschte ich so viel Mathe, wie ich benötigte. Als mich mein Vertrauenslehrer dazu ermutigte, mir eine Arbeits­erlaubnis ausstellen zu lassen, lachte ich ihn beinahe aus. Solche Papiere waren die Fastfoodkarte. Wenn ich einen Haufen Papierkram ausfüllte, würde ich eine hübsche kleine Karte bekommen, die es mir erlaubte, in einem Fastfoodladen zu arbeiten. Wenn ich ganz großes Glück hätte, dürfte ich an der Kasse sitzen und müsste nicht hinten versauern. Nichts, was man mir in der Schule beibrachte, ergab in meiner Realität irgend­einen Sinn. Noch weniger davon schien dazu geeignet zu sein, mir einen Ausweg aus dieser Realität zu verschaffen. Alles, was mich interessierte, war, Geld zu verdienen, denn Geld schien der Schlüssel zu all meinen Problemen zu sein.

      Meine höhere Stellung auf der Habenseite der Drogengleichung brachte zwar nicht denselben Profit, aber der Arbeitsaufwand war geringer, und es festigte meinen Status im Viertel. Nachdem ich mein zweites Kilo verkauft hatte, investierte ich sofort in ein drittes, das ich nach Gramm aufteilte. Ich bunkerte ein Viertelkilo als Vorrat und tütete zwei Achtel ein. Wenn mir irgendjemand eins der Achtelkilos abgekauft hätte, wäre ich zum Star des ganzen Viertels geworden. Ein Vierzehnjähriger, der Achtel verkauft? Ich wäre ein Wunderkind gewesen. Ich kaufte mir für fünfzig Dollar einen Piepser, der kaum größer war als ein Kartenspiel, und begann, so viel Koks umzuschlagen, wie ich konnte. Die andere Hälfte von dem Klotz hatte ich in Achter-, Siebener- und Vierzehnerpäckchen aufgeteilt. Sie waren schnell verkauft – wenn ich auch den Piepser unter meinem Kopfkissen verstecken musste, damit meine Großmutter ihn nicht hören konnte.

      Einmal piepste mich Chance immer wieder an, aber ich konnte ihn nicht zurückrufen, weil meine Großmutter am Telefon war. Chance war ein Typ, dem ich ein paar Siebener verkauft hatte. Ich musste zu einer Telefonzelle gehen, um ihn zurückzurufen, denn ich hatte Angst, das Geschäft könnte mir durch die Lappen gehen. Im Drogenhandel gibt es keine Markentreue. Die Konkurrenz bestimmt das Geschäft: Die Abhängigen kaufen von dem, der gerade da ist und der ihnen den besten Deal anbietet. Wenn du einem Süchtigen mal etwas billiger gibst – etwa einen Zehner für neun Dollar –, dann kommt er zu dir zurück. Nicht weil er loyal ist, sondern weil er ein Schnäppchen machen will. Wenn ihm jemand anders etwas billiger gibt, dann vergisst er dich, noch bevor er seine Pfeife anzündet. So ist das eben: Nachfrage und Angebot. Ich glaube, in der Schule lehren sie es andersherum. Dort heißt es „Angebot und Nachfrage“, wenn sich Firmen einen Haufen Scheiße ausdenken und das Zeug anbieten. Dann gaukeln die Firmen den Leuten vor, dass sie den ganzen Scheiß brauchen, für den sie werben, und erzeugen somit eine künstliche Nachfrage. Auf der Straße wurde es richtig verstanden: Erst kommt die Nachfrage, und wer liefern kann, macht den Profit.

      In vielerlei Hinsicht sind die Dealer genauso abhängig wie die Süchtigen. Wir bauen unsere Existenz auf ihnen auf. Es ist wie mit den Poli­tikern: Die meisten Politiker haben keinen Respekt vor den Leuten, von denen sie gewählt werden, und glauben, sie stünden über ihren Wählern. Doch wenn der Wahltag kommt, sind sie ihren Wählern ausgeliefert.

      Als ich schließlich mit Chance Kontakt aufgenommen hatte, hatte er eine ganze Latte Fragen: Warum ich so lange gebraucht habe, um ihn ­zurückzurufen. Ich sagte ihm, dass meine Großmutter telefoniert hatte, aber er klang, als wolle er mir nicht glauben. Er fragte mir ein Loch in den Bauch, bis ich genug hatte und ihn fragte, ob er das Koks nun wolle oder nicht. Er sagte mir, er wäre gleich da.

      Als Chance in dem Park aufkreuzte, wo ich auf ihn wartete, sah ich sofort, dass er wütend war. Er hatte einen Kerl bei sich, der im Auto saß und mich richtig böse anstarrte. Chance blickte sich andauernd um und fragte mich, warum ich so lange gebraucht habe, um ihn zurückzurufen. Ich dachte, er würde versuchen mich auszurauben, also fasste ich unter mein Hemd, als ob ich eine Pistole an der Hüfte hätte. Heute würde ich so etwas nicht mehr tun, denn wenn jemand denkt, ich habe eine Pistole, obwohl ich gar keine habe, dann kann es passieren, dass er auf mich schießt, selbst wenn er das gar nicht vorgehabt hat. Ein verängstigter Mensch schießt doppelt so schnell auf einen wie ein wütender. Aber ich war jung und dumm.

      „Du hast eine ganze Menge Fragen, Alter“, sagte ich. Ich hielt die Waffe, die nicht da war, in meiner Hand und bewegte mich, als wollte ich sie jeden Moment hervorziehen.

      Ich sah, wie der Typ im Auto große Augen bekam. Chance trat einen Schritt näher und sagte: „Das letzte Päckchen war zu leicht, Alter.“

      Scheiße. Er wollte mich also tatsächlich ausrauben. „Zu leicht?“, fragte ich. „Was zum Teufel meinst du mit ‚zu leicht‘?“

      „Ich habe dir eine Viertelunze abgekauft“, sagte er. „Das hätten sieben Gramm sein sollen, aber es waren nur sechs.“

      „Mach, dass du deinen Arsch hier wegbewegst“, sagte ich. Wenn ich wirklich eine Knarre gehabt hätte, dann hätte ich ihn wahrscheinlich auf der Stelle erschossen. Ich wurde auf die Probe gestellt, und mein Verhalten in dieser Situation würde zu einem Präzedenzfall werden. Wenn ich Chance Recht gab, dann wäre ich auf der Straße nur noch eins: ein Nigger, mit dem man leicht fertig werden konnte. Ich musste die Diskussion an einen Punkt zurückführen, an dem ich mich in einer Machtposition befand, und ich musste es schnell tun.

      „Ich habe verdammt noch mal fast vier ganze Ziegel verkauft, und keiner hat sich beklagt“, log ich. „Willst du mich verarschen, Alter? Ich komme den ganzen Weg hierher, um dir was von meiner allerletzten Unze zu geben, von meinem Privatvorrat, und du kommst mir so?“ Ich sah über seine Schulter nach dem Mann im Wagen und begegnete seinem Blick. Als er wegsah, tat ich so, als zöge ich meine Waffe aus dem Hosenbund. „Mann, ich sollte dich …“

      Chance bedeckte sein Gesicht mit den Händen. „Bleib locker, Alter“, sagte er, die Augen auf den Boden gerichtet. „Ich sage nur, das Päckchen war zu leicht.“

      „Scheiß auf dich und dein leichtes Päckchen“, sagte ich und ging davon. Als ich an die Ecke kam, schaute ich über meine Schulter zurück und sah, wie Chance mit dem Typen im Auto stritt. Ich bog um die Ecke und rannte den ganzen Weg nachhause.

      In jener Nacht hatte ich lauter Albträume, in denen ich verfolgt wurde. Alle waren sie da. Carlos, Sincere, Brian, Chance, Rhonda – jeder, mit dem ich jemals auf der Straße gedealt hatte. Und alle versuchten, mich entweder auszurauben oder zu töten. In einem Traum wirkte Carlos sehr enttäuscht und redete von Vertrauen. „Wie können wir wie Männer ­Geschäfte machen, wenn ich dir nicht vertrauen kann?“, fragte Carlos. Er fragte andauernd, warum ich nicht antwortete, wenn er mich anpiepste. Ich sagte, dass ich keine Anrufe von ihm erhalten hatte, und zeigte ihm meinen Piepser. Ich versuchte, die gespeicherten Nummern abzurufen, aber er war kaputt und zeigte nur die Nummer von Chance an. Ich sagte Carlos, dass mein Piepser kaputt sei und dass dies möglicherweise der Grund dafür war, warum ich die Anrufe nicht beantwortet hatte. Ich hatte sie nie erhalten. Dann fragte er mich, warum ich eine Waffe auf ihn gerichtet hätte.

      „Waffe?“, fragte ich. „Ich habe noch nie eine Waffe auf dich gerichtet!“, schrie ich Carlos an.

      Carlos blickte zu Boden und hielt dabei seine Hände vors Gesicht. „Das ist nicht die Art, wie Männer Geschäfte machen, Boo-Boo“, sagte

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