Ich rede zu viel. Francis Rossi

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Ich rede zu viel - Francis Rossi

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verheiratet oder hatte Kinder. Sie hatten jedes Recht, das zu machen, was sie wollten. Für mich war das aber eine schwerwiegende Angelegenheit. Sogar später noch – als wir auf der ganzen Welt berühmt geworden waren und die Verlockungen und Möglichkeiten ins Grenzenlose stiegen – verwirrte mich das regelmäßig und brachte mich zum Grübeln. Ich fand mich nach der Show in einem Zimmer mit einem umwerfend schönen Mädchen wieder und rannte unter dem Vorwand, aufs Klo zu müssen, ins Badezimmer. Dort begann ich meine Meinung zu ändern und überlegte, wie ich sie am besten loswerden könnte. Als ich wieder herauskam, lag sie schon im Bett. Tja, was sollte ein armer, abtrünniger katholischer Junge da machen?

      Ich möchte nicht behaupten, dass wir damals übermütig wurden, doch man gewöhnte sich daran, im Fernsehen aufzutreten und im Radio gespielt zu werden. Wenn wir in die Garderobe gingen, sangen wir regelmäßig: „Hi ho, hi ho / We are the Status Quo / With a number one we’ll have some fun / hi ho, hi ho …“ Das Liedchen war Alan eingefallen.

      Der nächste Nervenkitzel war die Veröffentlichung unseres ersten Albums, das im September 1968 auf den Markt kam. Im Zuge eines „Wir wollen auf gar keinen Fall Kapital aus unserem Hit schlagen“-Schachzug nannten wir es Picturesque Matchstickable Messages From The Status Quo. Der Titel war mal wieder ein Vorschlag von Alan. Um fair zu bleiben, muss ich aber klarstellen, dass wir ihn alle ganz schön clever fanden. Man konnte daran unser Streben nach Erfolg ablesen. Dennoch stellte es sich als verdammt blöd und dämlich heraus, denn für die Käufer war der Titel viel zu lang und schwer auszusprechen, um ihn problemlos im Plattengeschäft nachzufragen. Trotzdem schlich sich das Album in Großbritannien für einige Wochen in die Top 10, landete auch in Westdeutschland in den Top 10 und belegte in Frankreich Platz 12. Bedenkt man, dass wir noch nie in diesen Ländern aufgetreten waren, empfanden wir die Nachricht als verrückt. Das – sagen wir mal – überraschte mich angenehm, denn um ehrlich zu sein, fand ich die Scheibe nicht sonderlich gut. Alben – man nannte sie damals noch LPs – waren für die meisten Plattenfirmen von zweitrangiger Bedeutung. Außer, man hieß The Beatles, eine Kategorie, in die wir definitiv nicht fielen. Daraus resultierte: Von den zwölf Tracks der LP waren acht Singles oder B-Seiten, aufgemotzt mit Covers wie „Spicks And Specks“ (ein alter Hit der Bee Gees von 1966), „Sheila“, ein weiterer Hit, diesmal von Tommy Roe, und „Green Tambourine“, was vor nicht langer Zeit ein Erfolg für die Lemon Pipers gewesen war.

      Das Album enthielt zudem die nächste geplante Single „Technicolour Dreams“, zugegebenermaßen recht schrecklicher Pop-Kram, geschrieben von Anthony King, einem Kumpel von John Schroeder. Es war mal wieder ein „Pictures“-Abklatsch, doch ohne die ausgleichenden Qualitätsmerkmale wie einen erinnerungswürdigen Refrain, eine klasse Strophe oder einem tollen Intro und … ach, vergessen wir das mal lieber. Solange es sich als Hit erwies, juckte uns das nicht, doch als die LP aus den Charts fiel, wurde sie von Pye gestrichen. Somit endete das Jahr 1968 – in das unser großer Durchbruch gefallen war – auf einer Art Tiefpunkt.

      Entschlossen, uns jetzt festzubeißen und auf einen sicheren Hit abzuzielen, hockten sich Rick und ich hin und schrieben den Song „Make Me Stay A Bit Longer“. Aus heutiger Sicht betrachtet, mag es die erste Gruppenleistung gewesen sein, bei der man Anklänge an die Siebziger-Quo erkennen kann. Sie hatte zwar noch nicht den unwiderstehlichen und nachdrücklichen Shuffle-Rhythmus, den wir auf den großen Hits der Dekade verewigten, doch sicherlich ein direkteres Rock-Feeling, verglichen mit den bisherigen Quo-Singles. Der Titel erschien im Januar 1969, kurz bevor wir in der BRD mit den Small Faces auftreten sollten. Sowohl „Pictures“ als auch „Ice In The Sun“ waren dort in die Charts eingeschlagen, weshalb wir uns auf die Tour freuten. Moralisch unterstützte uns die Tatsache, dass „Make Me Stay A Bit Longer“ in Musikzeitschriften wie Disc und dem Melody Maker überschwängliche Besprechungen erhielt. Von Deutschland aus telefonierten wir nach Hause, um uns zu erkundigen, wo die Single in den Charts stehe, worauf man uns mitteilte, dass sie es noch nicht mal in die Top 100 geschafft habe.

      Als wir zurückkehrten, fühlten wir uns extrem desillusioniert. Rick und ich unterhielten uns sogar darüber, auszusteigen und eine eigene Band zu gründen. Zu einem anderen Zeitpunkt hatten wir Pat bereits davon überzeugt, Alan rauszuwerfen, doch da noch einige Gigs anstanden, entschieden wir uns, während einer dreimonatigen „Bewährungsfrist“ (aus der dann 20 Jahre wurden) weiterhin mit ihm zu spielen. Zu dem Zeitpunkt wurde offensichtlich, dass Rick der einzige Freund war, den ich in der Gruppe hatte. Alan sah sich immer noch als Boss und wurde im Umgang mit Rick zunehmend schwieriger, während John und Roy ja älter und demzufolge schwieriger ansprechbar waren. Außerdem glaubten Rick und ich einen guten Song geschrieben zu haben, und dem schienen auch die Musikkritiker zuzustimmen. Doch aus irgendeinem Grund floppte die Quo-Single. Ich kann nicht sagen, ob wir die Schuld bei den anderen statt bei uns selbst suchten. Vielleicht hatten wir es auch einfach satt, mit Alan in einer Band zu sein – der uns immer noch so behandelte, als hätten wir Glück gehabt, mit ihm spielen zu dürfen – oder mit John, der manchmal austickte und sich voll danebenbenahm. Möglicherweise trugen all die Probleme zu unserer Unzufriedenheit bei. Vielleicht suchten wir aber auch nur nach Entschuldigungen? Außerdem hatten wir einige wunderbare Wochen mit den Small Faces auf Tour verbracht, denen sich Rick und ich damals zugehöriger fühlten. Sie waren freche Bürschchen – wir waren freche Bürschchen. Die Small Faces kehrten mit dem Wissen nach London zurück, dass Steve Marriott die Band verlassen würde, was das Ende für sie bedeutete. An einem bestimmten Punkt kamen Rick, ich und der Small-Faces-Drummer Kenney Jones auf die großartige Idee, eine gemeinsame Band zu gründen.

      Uns schwebte „intelligenterweise“ ein Power-Trio vor. Man muss sich daran erinnern, dass Power-Trios damals das ganz heiße Ding waren. Es gab Jimi Hendrix und seine Experience, Taste mit Rory Gallagher und Blue Cheer, eine total angesagte amerikanische Gruppe. Cream waren jedoch die größten und besten, mit Eric Clapton, Ginger Baker und Jack Bruce. Sie hatten sich allerdings aufgelöst, und Jimi Hendrix war über das Konzept eines Power-Trios hinausgewachsen – er spielte mit allen möglichen Begleitmusikern –, weshalb nach unserem Gefühl eine Marktlücke entstanden war.

      So schien sich die Musik 1969 zu entwickeln. Die Flower-Power-Ära war vorüber, und Bands wurden „heavy“, um den damaligen Begriff zu verwenden. Steve Marriott hatte die Small Faces mit der Absicht verlassen, eine härter klingende Band zu gründen, was er mit Humble Pie verwirklichte. Sogar die Beatles distanzierten sich von ihrem Sgt. Pepper’s-Konzept und veröffentlichten mit „Get Back“ eine hart rockende Single.

      Und nun waren wir da: Ich an der Lead-Gitarre (es ist mir ein Rätsel, wie ich jemals hoffen konnte, auf demselben Niveau wie Hendrix oder Clapton zu spielen), Rick, der von der Rhythmusgitarre zum Bass wechselte, und Kenney an den Drums. Wir jammten insgeheim in einem Proberaum in Westlondon … aber es funktionierte nicht. Es lag nicht unbedingt daran, von Rick erwartet zu haben, die Gitarre mit dem Bass einzutauschen. Möglicherweise hätten wir einen engagierten Bassisten gefunden und Rick Rhythmus spielen lassen, was er gut konnte – wäre es so weit gekommen. Es lag nämlich an dem guten Kenney. Man hatte den Eindruck, er sei von der Leine gelassen worden und ausgerastet – all diese verrückten Rhythmen und auf Percussion ausgelegten Beats. Das klang großartig, doch ließ keinen Raum mehr für Rick oder mich, um einzusteigen oder lange genug einen Rhythmus zu schrubben. Nach dem ersten Tag schauten wir uns beide an: „Hm, das läuft nicht, oder?“

      Tags darauf probten wir wieder mit Quo. Wir haben ihnen nie etwas davon erzählt. Sie fanden das dann natürlich heraus, doch erst viel später, und da hatte sich schon viel geändert.

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