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Die Live-Szene hatte sich über den Sommer unseres Gastspiels hinweg verändert, und die Art von Beatband mit ausgeflippten Sachen, für die die Spectres standen, war aus der Mode gekommen. Wir hatten schon eine zweite Single mit dem Titel „Hurdy Gurdy Man“ auf den Markt gebracht. Nein, nicht den superben Donovan-Hit, der ein Jahr später erschien, sondern ein kleines Liedchen, das Alan angeschleppt hatte. Es war schmissig und poppig und ein totaler Reinfall. Es gab auch noch die dritte Single „(We Ain’t Got) Nothing Yet“, das Cover eines Songs der Blues Magoos, früher im Jahr ein Hit in den USA. Ich glaubte, mit der Nummer eine Chance zu haben, da wir das Original beinahe Note für Note kopierten. Das Stück klang packend und vereinnahmend. Aber nein, auch diese Single starb ihren frühzeitigen Tod.
Es war der Beginn der Mod-Ära und neuer Londoner Formationen wie der Small Faces, der Kinks und von The Who. Plötzlich konnte Pat kaum mehr Gigs für die Spectres buchen, und deshalb nannten wir uns Traffic – bis man wenige Monate später bekanntgab, dass Steve Winwood die Spencer Davis Group verlassen habe, um eine neue Gruppe ins Leben zu rufen – mit dem schönen Namen Traffic. Es schien einfach nicht fair zu sein, dass er das so einfach machen konnte, da wir eindeutig die ersten mit dem Namen gewesen waren. Doch er hieß nun mal Steve Winwood, hatte mit Singles wie „Keep On Running“ und „Gimme Some Lovin’“ Hits gehabt, und ich mähte immer noch Grünanlagen. Somit änderten wir den Namen in Traffic Jam – jetzt haben wir es dir aber gegeben, du „Idiot“! Die biederen Anzüge und die schmalen Krawatten gehörten nun auch der Vergangenheit an, und wir „experimentierten“ mit bemusterten Hemden mit offenen Kragen. Verrückt!
Pat, der Dank gebührt ihm, versuchte sein Möglichstes, um die Show am Laufen zu halten. Mit dem Namen Traffic Jam sicherte er uns mehr Gigs und brachte die Band sogar in den Saturday Club von Radio 1, die beliebte Samstagmorgensendung mit Brian Matthew. Wir ergatterten auch einige Auftritte als Begleitmusiker für amerikanische Künstler wie P. J. Proby, damals weniger berühmt für seine Gesangskünste, sondern eher dafür, dass er die Hosennaht bei fast jedem Konzert im Schritt platzen ließ! Die Band arbeitete auch für eine weibliche Gesangsformation mit dem Namen Dixie Cups, die mit „Chapel Of Love“ und „Iko Iko“ zwei bekannte Hits hatte – großartige Mädels. Ich erinnere mich speziell an ihren Gitarristen, einen sehr coolen schwarzen Typen und zugleich die erste Person, die mich auf die große Rolle aufmerksam machte, die Marihuana und Amphetamine im Leben vieler Musiker spielten.
Bis dahin waren wir jeglichen Drogen immer aus dem Weg gegangen. Wir wussten von „Uppers“, wie man sie nannte, und hatten auch schon von „Kiffern“ gehört. Doch wie bei den meisten Teenagern Mitte der Sechziger beschränkte sich das Wissen darauf, dass Drogen „schlecht“ sind und einen dazu bringen, von einem Dach zu springen. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis wir tatsächlich da drin steckten.
Der Wendepunkt kam während einer Tour mit den Small Faces. Sie rauchten Joints so oft wie Zigaretten, warfen täglich Speed und standen total auf psychedelische Drogen, obwohl mir persönlich die ganze Sache mit LSD nie gefiel und ich mich davon fernhielt. Stattdessen brachte Steve Marriott, der brillante Sänger und Gitarrist der Band, Rick und mich dazu, dass wir vor jedem Gig mit ihm eine halbe Flasche Brandy kippten. Und nach dem Gig drehte ein Joint die Runde. Bis zu dem Zeitpunkt war John Coghlan der Einzige, der sich einige Bier genehmigte, während der Rest immer noch Tizer trank, eine Limonade.
Ich hatte einen Wahnsinnsspaß, mit den Kerlen zu touren. Stevie, seine Jungs und ich teilten denselben Geschmack für Klamotten. Aufgrund des in den Siebzigern auftauchenden Quo-Images – Jeans und Jeanswesten, lange Haare – wissen die Leute nicht, was für ein Modefreak ich bin. Als wir die ersten Platten in den Sixties einspielten, war ich verrückt nach Kleidung. Die richtigen Schuhe, die passenden Hemden und die besten Jacketts. Man befand sich zum Beispiel in einer Modeboutique in der Carnaby Street und rannte Rod Stewart oder Steve Marriott über den Weg, woraufhin ein Wettstreit entbrannte, wer am schnellsten die besten Klamotten in der Hand hielt. Bis zum heutigen Tag kleide ich mich immer schick, sogar wenn ich nur zuhause bin und entspanne. Man kann mich keinesfalls als Trainingshosen-und-Turnschuh-Typen beschreiben. Ich mag anständige Hemden mit zugeknöpftem oberen Knopf und blitzblank geputzte Schuhe. Auch bei anderen Leuten missfällt mir Schlampigkeit. Sie dürfen mich ruhig als oberflächlich einordnen, aber ich glaube fest daran, dass „Kleider Leute machen“.
1967 ereignete sich noch ein weiterer Wandel in meinem Leben, denn ich heiratete meine „Butlin’s-Herzallerliebste“ Jean Smith. Auch sie war ein Mod – und ich vom ersten Augenblick an wie besessen von dem Mädchen. Zurückblickend erkenne ich aber auch, dass es eine Art On-Off-Beziehung war, was den Reiz erhöhte. Hat man das erreicht, was man sich am intensivsten auf der Welt wünschte, versucht man danach, noch mehr zu bekommen, besonders wenn es sich um Angelegenheiten des Herzens dreht.
Und so lief es ab: Nachdem die Vermieterin uns zusammen im Bett erwischt hatte und ich rausgeworfen worden war, verdrückte sich Jean einfach. Während ich mit Rick an der rauen See übernachtete, hatte sie ihren Job gekündigt und war mit einem Kumpel abgehauen, um sich einen Job in einem anderen am Meer gelegenen Freizeit-Resort zu suchen. Ich fühlte mich wie am Boden zerstört, als ich davon erfuhr. In jenen Tagen gab es natürlich noch keine Handys, also keine Möglichkeit der direkten Kontaktaufnahme, und somit hörte ich drei Wochen lang kein Sterbenswörtchen von ihr. Ich nahm an, sie hätte mich sitzengelassen und wäre fortgelaufen. Plötzlich aber war Jean wieder da! Ich fühlte mich überglücklich und dachte, all meine Sorgen hätten sich in Luft aufgelöst. Stattdessen war es nur der Anfang einer Beziehung, bei der Jean immer weglief, wenn es brenzlig wurde, dann wieder zurückkam und sich herzzerreißend dankbar gab. Teenager-Liebe. Gott sei Dank muss ich das alles nie mehr durchmachen.
Dann detonierte die sprichwörtliche Bombe: Jean erwartete ein Baby von mir. Ich war gerade erst 17, als sie das herausfand. Heutzutage wären das keine spektakulären Nachrichten mehr, doch 1967 stellte es ein großes Ereignis dar. Ein Baby nicht zu bekommen, stand außer Frage, denn in Großbritannien war Abtreibung illegal. Und als Katholik wäre ein Schwangerschaftsabbruch für mich nie eine Option gewesen. Hinzu kam noch – und das war der wohl wichtigste Grund –, dass ich sie abgöttisch liebte. Somit blieb nur eine Option: zu heiraten. Und das machten wir dann auch im Juni 1967 – dem sogenannten Summer of Love. Da Jean schon im siebten Monat war, stand eine katholische Hochzeit außer Frage, und so beschränkten wir uns auf die zügige „Ich will – Ich will auch“-Abfertigung beim örtlichen Standesamt.
Nur meine Eltern, Jeans Mum und ihre Schwestern kamen zur Vermählung. Meine Mum sträubte sich anfänglich, da sie vor Wut schäumte, weil wir keine katholische Hochzeit feierten. Sie wollte nichts damit zu tun haben. An dem Tag selbst gab sie dann aber nach. Ich war einige Wochen zuvor 18 geworden und versuchte, die ganze Angelegenheit wie ein angesagtes Swinging-London-Happening zu inszenieren. Kein Anzug! Stattdessen trug ich einen gelb/grün-gestreiften Blazer, ein pinkes Hemd und weiße Hosen. Jean, die bereits ein großes Bäuchlein hatte, trug ein mit Blümchen gemustertes Umstandskleid. Sie sah wunderbar aus.
Wir verzichteten jedoch auf Flitterwochen, und ich glaube, es wäre uns auch gar nicht in den Sinn gekommen. Alles drehte sich darum, dass das Baby nicht außerehelich zur Welt kam. Am Tag nach der Hochzeit zogen wir in ein freies Zimmer im Haus von Jeans Mutter in Dulwich. Ihr Mann war einige Jahre zuvor gestorben, wodurch genügend Raum zur Verfügung stand. Zwei Monate später wurde unser Sohn Simon geboren. Damals war es durchaus üblich, dass junge Paare schon sehr früh Kinder hatten. Für mich bedeutete das keine große Sache, da ich in einer riesigen Familie aufgewachsen war und alle Kids gleichermaßen von den verschiedenen Verwandten