Blutige Straßen. Kerrie Droban

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Blutige Straßen - Kerrie Droban страница 13

Blutige Straßen - Kerrie Droban

Скачать книгу

schaltete auf Stur.

kapitel_1.pdf

      Bullhead City – Oktober 2002

      Wochen nach Pops und Rudys Rückkehr aus Tijuana ließen sich die Männer in ihren verschiedenen Rollen regelmäßig in der Stadt sehen. Sie verbrachten die Tage mit dem Abschließen von Drogengeschäften und hingen mit anderen Outlaws ab. Natürlich hechelten sie einer vernünftigen Auszeit hinterher – kurzen Zeitabschnitten, um ohne Unterbrechung zu pennen, den wenigen Stunden, in denen sie freiheraus sprechen konnten, ohne jedes Wort auf die Goldschale zu legen und sich zu ängstigen, dass ein anderer einen Satz falsch interpretierte. In dem Undercover-Haus teilte sich Bird den dreckigen Boden mit Timmy, Carlos und Rudy. Pops kauerte sich lieber in Reichweite der Tür zusammen. Sie hielten abwechselnd Wache, dazu gezwungen, dem jeweils anderen zu vertrauen. Bird konnte nie komplett abschalten. In Momenten totaler Dunkelheit, wo er als einziges Geräusch seinen Atem hörte, nickte er meist nur kurz ein.

      Im Zwielicht der Morgendämmerung schnappte sich Bird die Sig Sauer. Eine merkwürdige Stimmung schien den Raum zu erfüllen. Auf dem Pager leuchtete die Uhrzeit grell auf – 3 Uhr. Da war es wieder, ein klopfendes Geräusch in einer Ecke des Raums. Plötzlich hellwach, rappelte er sich auf. Die Venen in seinen Armen hatten sich wie Stahltaue zusammengezogen. Er nahm keine Bewegung im Haus wahr und schaute zur Seite. Wo zum Teufel steckte Timmy? Pops lag beim Fenster und murmelte etwas Unverständliches. Schlief er, oder war er wach? Carlos stand bewegungslos im Flur. Sein Schatten bildete sich auf der langen Wand ab, während er Rudy ins Visier nahm, der in voller Montur auf der Ecke einer Couch saß.

      Der Schließriegel der Hallentür war kaputt. Sie hing nur noch an einem Scharnier und öffnete sich quietschend im Wind. Für einen flüchtigen Moment fragte sich Bird, ob Rudy die Tür wohl absichtlich aufgelassen hatte. Der Typ war durch und durch unberechenbar, und Bird hegte keine Zweifel, dass er des Verrats fähig wäre. Hatte er sich ohne Wissen des Teams gestern Abend entfernt? Das hätte das Überwachungsteam doch bemerkt, oder etwa nicht?

      Mit gezogener Waffe und in gebückter Haltung schlich Bird zur Dusche, die im Dunkeln lag. Wasser tropfte langsam aus dem Hahn und bildete eine kleine Pfütze auf den Fliesen. Atmen. Einfach nur atmen. Kleine Füßchen kratzten über den Boden hinter ihm. Bird schnellte herum. Seine Finger zitterten. Aus einem Reflex heraus hätte er beinahe gefeuert, doch er fing sich trotz der Unsicherheit schnell genug wieder. Er konnte es kaum fassen, als er den Schwanz einer großen Ratte sah, die sich hinter einem Sandsack versteckte.

      Ein Streichholz leuchtete im Dunkel auf. Rudy steckte sich eine Kippe an und machte es sich auf der Couch bequem. „Ihr Typen wisst doch einen Scheiß von Rockern“, giftete er, dabei mit dem Kopf in Richtung Tür nickend. Er rieb sich die Nase und zog das Gesicht schmerzverzerrt zusammen. Bird vermutete, dass Rudy der Zinken vom Drogenschnupfen höllisch weh tat.

      „Und weißt du, warum? Weil wir Cops und keine Biker sind, du Schwachkopf“, erinnerte ihn Carlos. Die aufgeladene Atmosphäre zwischen den beiden war deutlich zu spüren. Er warf Bird einen wissenden Blick zu. Dieses dumme Arschloch hatte sich Dope von seinem letzten überwachten Kauf abgezweigt und nun den Nerv, das Zeug vor ihren Augen zu sniefen. Mit dem Zeigefinger machte Timmy eine eindeutige Geste an seinem Hals, dabei Bird signalisierend, was eigentlich alle wussten – Rudys Zeit war abgelaufen.

      „Du meist, dass du was Besonderes bist“, forderte Rudy Carlos heraus. „Du bist kein bisschen besser als ich. Aus welcher mexikanischen Stadt kommst du überhaupt?“ Er wollte Carlos zu einer Schlägerei provozieren, ganz genau wissend, dass sein Gegenüber Puerto Ricaner war.

      „Macht mal halblang, ihr beiden“, warnte Bird und verbarrikadierte die Tür mit einem Sandsack, während er sich einen Plan zurechtlegte.

      Sein Blick fiel auf die am Boden liegenden Papierfetzen, die im Licht der nackten, milchigen Glühbirne unheimlich weiß erschienen: Namen der von Smitty ausgewählten Opfern, Gerichtsdokumente und Fotos von einem angepeilten Haus sowie von zu befragenden Zeugen. Smitty hatte Wind von Birds Ruf als Auftragskiller und Schuldeneintreiber bekommen. Die beiden hatten sich einige Stunden zuvor in seinem zugestellten Wohnzimmer getroffen, wo er Bird das Angebot unterbreitete, ausstehende Schulden von Drogendealern klarzumachen. Lydia zog sich während der Geschäftsbesprechung pflichtbewusst zurück, nicht ohne vorher aber durch den schwarzen Perlenvorhang zu verschwinden, um den Männern Bier zu besorgen. Smitty saß auf dem Rand der blutroten Couch, lehnte sich vor, grinste und flüsterte konspirativ in Birds Richtung: „Mach, was du machen musst.“

      Bird nickte und strich „Verabredung zu einer strafbaren Handlung“ von seiner gedanklichen Liste. Dann hörte er Smittys Wortschwall weiter zu: „Ich verbrachte meine Zeit mit Arbeit, Saufen, dem Fahren, Frauenaufreißen und damit, ein mieses Arschloch zu sein.“ Doch ein Mann wie Bird ließ sich nicht so schnell einschüchtern. Smitty erinnerte ihn daran, dass er an allererster Stelle Geschäftsmann sei und als solcher eine Kompensation für die „Überweisungen“ kassieren müsse, einen geringen prozentualen Anteil des eingesammelten Gewinns. Von Mord war allerdings nicht die Rede. Smitty würde sich nicht gegen ein kleines Souvenir sträuben, eine Trophäe, um sie der an seiner Wand hängenden Sammlung hinzuzufügen. „Ich spiele mit dem Gedanken, in Mohave-County ein Charter der Hells Angels aufzuziehen. Und ich kann dafür einige fähige Prospects gebrauchen.“ Seine Augen funkelten gierig. Dann bot er Bird eine Sicherheit bzw. einen Vorschuss an, den dieser benötigte. „Du erledigst das für mich, und ich werde dich entlohnen.“

      Die Hölle wirst du, dachte Bird. Seine Gedanken drehten sich wie ein Karussell. Scheiße – er hatte Smitty sogar davon überzeugt, dass er ein Auftragskiller war. Doch das wahre Schauspiel stand noch bevor. Irgendwie musste er Smitty klarmachen, dass momentan alles viel zu heiß war, dass sie warten müssten. Im Gegensatz zu den anderen angeblichen Morden – die er mit dem ATF sorgfältig inszeniert hatte – konnte Bird hier die Opfer nicht ansprechen, ihnen verraten, dass es heute ihr Glückstag sei, und ihren Killer (also ihn selbst) verhaften lassen. Verdammt, das hätte die ganze Operation auffliegen lassen. Stattdessen lullte er Smitty ein, versicherte ihm, die Schulden auf jeden Fall einzutreiben, aber erst, wenn es halbwegs sicher sei.

      Smitty nickte: „Die Cops haben ein Auge auf dich geworfen.“

      Bird unterdrückte ein Grinsen. Die Hampelmänner der örtlichen Polizei hatten damit begonnen, seine Anwesenheit in Bullhead City zu hinterfragen. Sie waren sogar so weit gegangen, Flyer mit seiner Visage zu drucken und sie während der Einsatzbesprechungen unter den Beamten zu verteilen. Die Cops von Beefs Task-Force legten noch einen drauf und beauftragten die „Dorfpolypen“, den Burschen doch genauer unter die Lupe zu nehmen.

      Gut! Bird beabsichtigte, das Misstrauen der Cops zu seinem Vorteil zu nutzen. Wenn die Cops ihn schon beobachteten, würden sie gleichzeitig ein Auge auf Rudy werfen, speziell, wenn er ihnen dazu einen Anlass böte. Allerdings musste er sich keine große Mühe geben, denn Rudy hatte schon sein eigenes Grab ausgehoben. Ärgerlicherweise durfte Bird Rudy nicht zu kurz an die Leine nehmen, denn sonst hätte er den Verdacht der Hells Angels auf sich gezogen. Unmöglich, ihn wegen des Drogenkonsums, der Sauferei oder des beschissenen Verhaltens anzupfeifen, denn Rudy war ein Biker und in seiner Rolle musste er das große Arschloch spielen.

      „Du erhältst die Befehle von mir, nicht anders herum“, rieb er ihm deshalb unter die Nase. „Ich sage dir, wenn du pissen oder nach Hause gehen darfst. Erinnere dich immer daran. Vielleicht siehst du dann noch in diesem Leben das Tageslicht.“

      „Wir müssen ihn da rausholen“, entschied Beef kurz darauf bei einem Treffen im Hauptquartier. Sie brauchten hier keinen beschissenen Informanten, von dem sie wussten, dass er Dreck am Stecken hatte. Obwohl sein Einsatz bei der Infiltration der Biker wichtig gewesen war, leistete

Скачать книгу