Blutige Straßen. Kerrie Droban

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Blutige Straßen - Kerrie Droban

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er noch die Angels täuschen. Man konnte ihn als überragenden Schauspieler bezeichnen – ein professionelles Chamäleon. Lag darin der Grund, dass Beef ihn ausgewählt hatte?

      Er hatte die hämmernden Fragen am Abend zuvor überstanden. Das war in einem alten Warenlager für Konserven auf der Südseite von Phoenix gewesen. Die Agenten nannten den Laden scherzhaft „die Kürbisfarm“. Er und die Kollegen stellten sich in der drückenden Hitze nacheinander vor Beef auf und wurden von ihm und einem großen Überwachungsteam mit Fragen gelöchert. Wie waschechte Schauspieler rezitierten sie den Text ihrer Background-Storys. Birds alte Dame lebte in Tucson. Gelegentlich besuchte er seine Kids, die mal hier, mal dort wohnten.

      Bloß die Lücken füllen.

      Das Profil vervollständigen.

      Wissen wo, warum und wie man die Kumpels von den Solo Angeles kennengelernt hatte.

      Das Dröhnen eines Bikes kündigte Rudys Erscheinen an. Hinter ihm wehte eine Mähne blonden Haares im Wind. Unglaublich! Er hatte eine abgehalfterte Mieze aufgelesen. Dünne, nackte Beine drückten sich um seine Taille. „Was zur Hölle?“ Bird starrte die Frau an und erkannte ein befremdliches, nervöses Glitzern in ihren Augen.

      Rudy grinste dümmlich und zuckte mit den Achseln: „Ich traf Sheila in einem Circle K und dachte, dass ich meiner Alten mal eins auswischen sollte.“

      Bird wusste nicht, ob er den Informanten auf der Stelle umbringen oder ihm für seine Brillanz gratulieren sollte. Rudys Anhängsel verlieh der ganzen Operation eine höhere Glaubwürdigkeit. Eigentlich hätte hinter jedem Fahrer eine Biker-Bitch sitzen müssen! Doch Bird zweifelte daran, dass seine Behörde solche Accessoires besonders schätzte, denn das bedeutete zusätzliche Haftungsansprüche.

      Er und die Kollegen hatten eigentlich schon genug Sorgen, und jetzt mussten sie sich auch noch um die Sicherheit der Tussi kümmern. Falls das Treffen mit den Angels in die Hose ging, war ein zusätzlicher Plan vonnöten, damit die Frau aus dem Schussfeld kam. Verfluchter Rudy!

      Die heiße Sonne brannte auf Rudys Gesicht, entzog ihm jeden Tropfen Flüssigkeit. Er blickte zu Timmy, der schon jetzt genervt und völlig fertig wirkte. „Du wirst uns doch nicht ohnmächtig werden?“, zog ihn Bird auf, damit auf Timmys Angst vor einem Hitzschlag oder einer Lebensmittelvergiftung anspielend. Zu stolz, um sich hinter verdorrten Kakteen zu verstecken, hielt der Junge ohne Meckern tapfer durch.

      Verglichen mit Carlos war das schon ’ne Kante vorbildlicher. Der saß neben ihm, grunzte wie ein brünstiger Ziegenbock und beschwerte sich über die stundenlange Extra-Arbeit, die er ohne Bezahlung geleistet hatte. Er war nur für kurze Zeit zum Team abgestellt worden, um das Fundament für die Arbeit mit den Angels zu legen, bevor er sich einem neuen Job in Florida widmen musste.

      Die Zeit drängte, und der Startschuss musste schnellstmöglich erfolgen.

      Bird gab ein Signal, und die Männer starteten die Motoren, darauf eingestimmt, die letzten Meilen bis zum Camp zu fahren, wo das Meeting stattfand. Schon in der Nacht hatten sie die Bikes aus dem Trailer geholt, mit dem sie die Karren transportierten. Jetzt stand der erste Auftritt als Solo Angeles bevor. Ziel: Sich geschickt unter die Hells Angels zu mischen. Die Agenten mussten die Engel nicht nur davon überzeugen, dass sie „echte“ Outlaw-Biker waren, sondern auch mit einer stundenlangen Fahrt durch die brütende Hitze, um nach „Too Broke For Sturgis“ zu gelangen. Jetzt bloß nicht daran denken, dass Birds Team so gut wie nichts von der Reparatur und Wartung eines Motorrads verstand.

      Bird verspürte zunehmende Übelkeit in seiner Magengrube. Die Hitze stellte einen Feind dar, den sie alle unterschätzt hatten. Auch wenn der getrocknete Schlamm auf ihren Gesichtern als Effekt aufgetragen wurde, waren der Schweiß und die Erschöpfung mehr als real. Da die Zusammenkunft ihre erste Operation war und damit die riskanteste, begleitete sie ein Überwachungsteam in Zivilkleidung mit kugelsicheren Westen und großkalibrigen Waffen. In der Luft zog ein Helikopter seine Kreise, und ein SWAT-Team konnte jede Sekunde abgerufen werden. Birds Angst schwand, als man ihn daran erinnerte, dass die Patches auf der Kutte eine Art Eintrittskarte darstellten, ihm sofortige Glaubwürdigkeit und Akzeptanz verleihen würden. Bird und das Team hatten sich Schlamm wie eine Art Kriegsbemalung ins Gesicht geschmiert und bereiteten sich auf die Fahrt zum „Too Broke For Sturgis“ wie erfahrene Outlaws vor. Die Erinnerung an die Tage der Vorbereitung schwand und wich Momenten voller Panik.

      „Stell dir das Treffen wie eine normale Party vor“, hatte Beef den Beamten am vorhergehenden Abend eingetrichtert. „Schüttet mit den Angels ein paar Bier, labert irgendeinen Scheiß mit den Typen – zeigt euch einfach!“

      Eine normale Party? Nicht unbedingt, denn mit der Feuerkraft der Hells Angels konnte man ein ganzes Gebäude hochgehen lassen. Bird verließ sich auf Rudy. Der sollte die Biker miteinander bekanntmachen, die Angels überzeugen, dass er und seine Gang Streuner waren, Einzelgänger, darauf versessen, ein eigenes Nomad Solo Angeles Chapter in Phoenix zu gründen. Sheila stellte ein authentisches Element in ihrem Erscheinungsbild dar, mit ihren Augen, die Schattenmenschen sahen. Da sie voll auf Drogen war, plagten Bird keine Sorgen, dass sie Scheiße quatschte oder das Team auffliegen ließ. Vielleicht hatte Rudy sogar Recht? Möglicherweise brauchten sie alle ein paar hübsche Accessoires? Eine Tour ohne Groupies erschien vielleicht verdächtig.

      Sich unters Volk mischen – mit Miezen abhängen –, war das okay?

      Oder riskierte man unwillkommene Fragen der Hells Angels und anderer Biker? Unnötige „Sex-Touren“ mit „Club-Muttis“? Eventuell hätte Bird darauf bestehen sollen, dass Beef ihm auch eine Mutti zukommen ließ?

      Doch eventuell wusste er es besser!

      Seine Frau nahm ihm auch den Umzug nach Chicago übel. Wegen des letzten Undercover-Einsatzes hatte die Familie aus Sicherheitsgründen die Zelte abgebrochen und war in eine andere Stadt umgesiedelt. „Du hast Kinder. Was soll ich ihnen denn sagen?“ Ihre Augen schimmerten in der sich ausbreitenden Dunkelheit des Wohnzimmers, als er ihr die Nachricht beibrachte, dass das ATF ihn rekrutiert hatte, um die Hells Angels zu infiltrieren. „Das wurde bisher nie so durchgezogen“, meinte er enthusiastisch, den Einwand seiner Frau ignorierend. „Cops sind da noch nie reingekommen, nicht so, nicht indem sie die Identität einer echten Biker-Gang angenommen haben.“ Er redete selbstsüchtig weiter, bis ihn der wütende Gesichtsausdruck seiner Frau stoppte. Sie kümmerte die sich ihrem Mann bietende Chance nicht – sie war einzig und allein an seiner Sicherheit interessiert.

      Sie wollte, dass Bird zu Hause blieb.

      Sicher eingeschlossen!

      Genug von dem Mist!

      Autsch! Bird zuckte wegen seiner erschreckenden Gefühlskälte gedanklich zusammen. Er wollte seine Frau beschützen, nicht sie ausschließen. Weniger war mehr, gab er zu bedenken,

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