Es begann in der Abbey Road. George Martin
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Wie sich herausstellte, musste ich meine Fliegerambitionen in Burscough kurzfristig zurückstellen, denn meine kleinen Klavierliedchen in Trinidad waren dem Unterhaltungsoffiziers aufgefallen, woraufhin er mich zu einer BBC-Sendung betitelt Navy Mixture einlud.
Und so machte sich Seeoffiziersanwärter (der war ich zu dem Zeitpunkt noch) Martin auf, um sein Können zu Gehör zu bringen. Ich spielte eine Eigenkomposition für Klavier, ein dreiminütiges Stück mit dem ach so phantasievoll ausgewählten Titel „Prelude“. Egal, für mich bedeutete das, meinen ersten Gastauftritt zu absolvieren. Stanley Black dirigierte das Orchester, und Marineunteroffizier Jack Watson führte als Conférencier durch das Programm. Verschiedene Navy-Angehörige zeichneten für die Show verantwortlich. Sie gehörten zum DNE, der Abteilung für Unterhaltung der Marine, befehligt vom Dramatiker Anthony Kimmins, der es zum Lieutenant commander gebracht hatte. Zu den Musikern gehörte Lieutenant Jon Pertwee, der mich nach der Show aufsuchte und begeistert sagte: „Uns hat Ihr Auftritt gefallen. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, zum DNE zu kommen?“
„Nein, noch nicht so recht. Als Pilot bin ich gerade zu meinem Geschwader versetzt worden, wissen Sie?“
„Ja, ich kenne Ihre Laufbahn, möchte Ihnen aber trotzdem einen Posten bei der Truppenunterhaltung der Navy anbieten.“
„Okay, und wie stellen Sie sich das vor?“
„Es ist ein Schiff, das den Pazifik durchkreuzt und all die neuralgischen Kampfschauplätze anläuft, um die ausgemergelten Jungs der kämpfenden Truppe moralisch zu unterstützen. Es ist die SS Agamemnon, sie sticht von Vancouver aus in See, ein Freizeitkreuzer.“
„Wie bitte?“, antwortete ich ungläubig. „Ein Freizeitkreuzer?“
„Ja, und um auf einen der Vorzüge hinzuweisen – an Bord können täglich 11.000 Liter Bier gebraut werden! Verschiedenste Unterhaltungskünstler treten die Reise an. Wir stellen uns vor, den Jungs an der Front ein paar schöne Stunden zu bieten. Sie passen sehr gut zu den Musikern, die für Konzerte zuständig sind.“
Ich dachte über das verlockende und reizvolle Angebot nach. Doch das Engagement hätte bedeutet, all die Freunde im Geschwader im Stich zu lassen und die Marineluftwaffe komplett zu verlassen. Und so lehnte ich das Angebot ab. Ich frage mich oft, wie sich meine Zukunft bei einer Zusage gestaltet hätte, denn die Musik sollte mein Leben bestimmen und nicht das Fliegen von überdimensionalen Blechstücken mit diversen Drähten und Kabeln.
Die Entscheidung, Flieger zu bleiben, führte mich als Nächstes nach Ronaldsway auf der Isle Of Man, wo wir fortgeschrittene Techniken erlernten und man uns zu einem operativen Geschwader zusammenschweißte. Da in Europa schon Frieden herrschte, sollten wir in den Fernen Osten verschifft werden. Während des Aufenthalts in Ronaldsway wurden die Atombomben abgeworfen. Ich wusste, dass mein Krieg beendet war, ohne dass ich einen Schuss im Gefecht abgeben musste. Ich muss gestehen, nicht allzu enttäuscht gewesen zu sein. Das Geschwader wurde aufgelöst, wir verabschiedeten uns mit einer „glorreichen“ und Alkohol-geschwängerten Feier, man entließ mich auf unbestimmte Zeit – und ich fuhr nach Hause zu Mum.
Da ich formal noch zur Marineluftwaffe gehörte, fragte mich ein sehr guter Freund, der im Einberufungsausschuss saß, ob ich nach Schottland gehen wolle, um Wiedereingliederungsoffizier zu werden, ein Job, den man wohl kaum als aufreibend bezeichnen kann. Ich akzeptierte und nahm den Zug nördlich nach Donibristle, in Fife, das knapp über Edinburgh lag, in der Nähe der berühmten Forth Bridge. Dort verbrachte ich 15 Monate.
Meine Aufgabe beim Royal Naval Air Service Geschwader 782 bestand darin, sicherzustellen, dass die Matrosen nach der Demobilisierung eine geregelte Arbeit fanden. Falls sich das nicht bewerkstelligen ließ, half ich ihnen mit Ratschlägen und klärte sie über die diversen verfügbaren Lehrgänge auf, um sie auf den Schock des Eintritts in die reale Welt vorzubereiten.
Da der Krieg nun vorüber war, hätte ich mich am liebsten wieder ins normale Leben eingegliedert, doch im Moment gab es keine geeignete Möglichkeit. Und so musste ich mich mit dem miesen Job begnügen, nur durch das angenehme Leben in der Offiziersmesse relativiert und die vielen guten Freunde, die ich unter den weiblichen Militärangehörigen und meinen Kollegen gewonnen hatte.
In unserer Kaserne gab es einen Gesangsverein, für den ich kleinere Kompositionen schrieb. Dort trainierte ich auch meine Stimmbänder – ohne, dass ich dabei ein großartiger Sänger wurde, wie ich mir leider eingestehen muss. Unter den weiblichen Mitgliedern des Chors befand sich ein Mädchen, sie sang die erste Sopran-Stimme und hatte eine äußerst klare und ausdrucksstarke Stimme, ähnlich der von Isobel Bailey. Sie hieß Sheena Chisholm. Unsere Begeisterung für die Musik führte uns zu vielen weiteren gemeinsamen Interessen.
Diese Beziehung baute mich auf, denn der Erfolg in meinem Job bedeutete gleichzeitig, dass ich schon bald keine Arbeit mehr haben würde. Als die Anzahl der auszugliedernden Männer kontinuierlich schwand, wurden mir zusätzliche Aufgaben anvertraut. Zuerst ernannte man mich zum Officer des Fuhrparks und kurz darauf zum Entlassungsoffizier. Wie nicht anders zu erwarten, verließ ich 1947 den Dienst in den Streitkräften Seiner Majestät.
Leider hatte ich überhaupt keine Vorstellung, welchen beruflichen Werdegang ich einschlagen sollte. Ich war auf mich allein gestellt, wie ein Arzt, der sich selbst diagnostizieren und heilen muss, und konnte auf keine Ausbildung zurückgreifen. Es war viel zu spät, um Flugzeugkonstrukteur zu werden. Für mich schien nur eine Möglichkeit zu bestehen. In einem Akt der Verzweiflung wandte ich mich der Musik zu.
Und genau zu dem Zeitpunkt trat mein vom Schicksal ausgewählter Pate in mein Leben.
In Bromley, als ich noch in der Band spielte und glaubte, ich sei Rachmaninow ebenbürtig, versuchte ich, meine Fähigkeiten durch das Notenlesen zu verstärken. Für mich bedeutete das eine mühselige und schwierige Aufgabe, denn als Kind hatte ich es nie richtig gelernt. Darüber hinaus komponierte ich kleinere Partituren und versuchte sie angemessen zu notieren.
Ungefähr drei Monate nach der Rekrutierung durch die Marineluftwaffe besuchte ich in Portsmouth das Konzert eines Pianisten namens Eric Harrison. Es wurde in der Messe eines Union Jack Club aufgeführt. Nach einem angenehmen Abend, an dem ich Chopin und Beethoven genießen durfte, hielt ich mich so lange in den Räumlichkeiten auf, bis alle anderen gegangen waren. Da sich mir nicht viele Möglichkeiten des Übens boten, setzte ich mich an den Flügel und erfreute mich am Spiel. Nach ungefähr einer halben Stunde bemerkte ich die Anwesenheit einer weiteren Person im Raum. Es war Eric Harrison.
„Was spielen Sie da?“, fragte er mich.
„Ein kleines Stück, das ich geschrieben habe.“
„Oh, Sie komponieren?“
„Tja, ich versuche es zumindest, obwohl ich nie viel Unterricht hatte.“
„Sie sollten etwas daraus machen“, motivierte er mich.
Ein wenig vor den Kopf gestoßen, fragte ich ihn, was er damit genau meine.
„Ich möchte Ihnen raten, einige der Kompositionen dem Ausschuss zur Förderung moderner Musik vorlegen.“
„Ich muss zugeben, noch nie etwas von so einem Komitee gehört zu haben.“
„Es