Die Bad Religion Story. Jim Ruland
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Ein Freund, der London besucht hatte, versuchte Petes Interesse an Punkrock zu wecken und spielte ihm die Sex Pistols vor. Er konnte aber nichts damit anfangen. „Ich dachte: ‚Was ist denn das für ein Mist?‘ Ich hielt es für richtig dämlich.“ Petes Erleuchtung in puncto Punkrock sollte im Sommer 1978 folgen. Er hatte Konzertkarten für Jethro Tull, die auf ihrer Bursting Out-Tour in der Long Beach Arena auftraten, doch sein Freund drängte ihn, stattdessen The Clash im Santa Monica Civic zu sehen. „Ich überlegte hin und her. Letztlich habe ich mich für The Clash entschieden. Wenn ich mich nicht irre, war das ihre erste oder zweite Tour durch die USA. Das veränderte alles für mich. Was war das bloß? Das sprach mich direkt an!“
Punkrock eröffnete Pete eine neue Gemeinschaft von Außenseitern. Er besuchte zwar nicht die El Camino Real, doch kannte er Arnel Celestial, den ersten Fan von Bad Religion. Arnel stellte Pete Greg an jenem Tag in Hollywood vor, als die Band ihr Demo im Studio 9 aufnahm. Seit damals gehörte Pete zu ihrem Freundeskreis.
Doch all das änderte nichts am Umstand, dass Pete nicht spielen konnte. Greg stärkte ihm jedoch unablässig den Rücken. „Du bist unser Freund“, erinnert sich Pete an Gregs Worte. „Es wird schon alles gut werden.“
Pete überredete seine Mutter, ihm ein Schlagzeug zu kaufen. „Wir hatten nicht viel Geld. Sie hatte aber etwas gespart, und so fuhren wir zu Pro Drum, wo sie mir ein kleines Schlagzeug kaufte. Ich nahm es mit nachhause und lernte all ihre Songs, indem ich zu einer Cassette spielte. Aber ich wusste nicht wirklich, was ich da tat. Ich hatte keine Ahnung, wie man spielte. Ich lernte die Schlagzeug-Parts wie im Blindflug, ohne eigentlich spielen zu können.“
Die nächsten paar Wochen entpuppten sich für Pete als Achterbahnfahrt der Gefühle. Er freute sich zwar riesig, ein Mitglied dieser Band zu sein, die er so liebte, doch er stand auch mächtig unter Druck. Der Tiefpunkt war sicher seine erste Bandprobe im Hell Hole. „Ich baute meine Drums auf und fing an zu spielen. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so nervös gewesen … Brett und Jay hatten bestimmt ihre Zweifel, ob das mit mir funktionieren würde. Doch Greg meinte, es klänge großartig und ich sollte einfach weiterhin üben. Nach einem Monat oder so stand ein Konzert mit Fear und China White im Godzilla’s an. Obwohl ich nicht spielen konnte, verloren sie nicht die Geduld mit mir.“
Das Konzert mit Fear war zugleich die große Eröffnungsfeier des Godzilla’s, eines Clubs, den die Brüder Mark, Adam und Shawn Stern von Youth Brigade im Ostende des San Fernando Valleys betrieben. Das Godzilla’s war riesig, was bedeutete, dass jeder, den Pete kannte, kommen würde, um seinem Debüt bei Bad Religion beizuwohnen. „Ich hatte in meinem Leben noch nie ein Konzert gegeben“, gesteht Pete. „Und auf einmal stand ich mit Fear vor tausend Kids auf der Bühne. Alle schienen sich königlich zu amüsieren. Ich schwebte auf Wolke Sieben. Zum ersten Mal sprachen Mädchen mit mir. Das war zuvor noch nie passiert. Selbst in der Punk-Szene gab es eine Hackordnung, und ich wurde nun akzeptiert, weil ich bei Bad Religion spielte, die die Leute gut fanden.“
Lange konnte sich Pete jedoch nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, da es nun gleich die nächste Prüfung zu meistern galt. Als Bad Religion Anfang 1982 mit ihrem neuen Drummer ins Studio zurückkehrten, hatten sie bereits acht Nummern aufgenommen und abgemischt, die alle auf ihrem ersten Album erscheinen sollten, das How Could Hell Be Any Worse? heißen sollte. Der Name des Albums war einer Textzeile des Songs „Fuck Armageddon … This Is Hell“ entlehnt, den Greg auf dem Klavier seiner Mutter komponiert hatte.
Der Song startet mit einem Basslauf, der so leise und unterdrückt daherkommt, dass man ihn kaum wahrnimmt. Vor diesem akustischen Hintergrund wehklagt eine einzelne Gitarre, getragen und trist zugleich, als stünde das Ende der Welt unmittelbar bevor. Daraufhin nimmt der Song Fahrt auf, die Drums steigen ein und wir befinden uns wieder auf dem vertrauten Terrain eines Bad-Religion-Songs. Der Kontrast zwischen der langsamen Einleitung und der plötzlichen Schubkraft des Gesangs verleihen „Fuck Armageddon“ eine epische Qualität.
There’s people out there that say I’m no good
Because I don’t believe in things that I should
In the end the good will go to heaven up above
The bad will perish in the depths of hell
How could hell be any worse, when life alone is such a curse?
Fuck Armageddon . . . this is hell!
Dieser Songtext führt gekonnt ein weiteres Markenzeichen von Bad Religion ein, Ironie, vor allem in Bezug auf religiöse Themen. Greg, aus dessen Feder der Song stammt, glaubte garantiert nicht, das „die Guten in den Himmel emporsteigen“ würden. Vielmehr gaben diese Texte eine gängige Meinung wieder, um sie auf sarkastische Weise zu hinterfragen.
Da der Erzähler nicht zum erlauchten Kreis jener gehört, die in den Himmel abberufen werden, muss er mit den anderen Verdammten zurückbleiben. Doch da die Länder hier im Diesseits ununterbrochen Kriege führten und Konzerne Grund und Boden vergifteten, war das Leben auf der Erde ohnehin schon kein Picknick.
Vergesst das Jenseits, legt der Song nahe, wir sind doch schon längst in der Hölle!
Die Ironie und der Sarkasmus führen einen auf Umwegen zu einer spannenden philosophischen Fragestellung: Was hat man überhaupt in einer Welt ohne moralische Beschränkungen davon, „gut“ zu sein? Die letzte Zeile des Refrains, die zugleich der Songtitel ist, beantwortet den Weckruf der Gitarre im Anfangsteil: Vergesst das Leben nach dem Tode und seht euch bloß das Inferno an, das wir aus dieser Welt gemacht haben. Hier zumindest meint es der Sänger todernst und drängt uns, uns der Realität zu stellen. Trotz all seiner Endzeit-Thematik verzichtet der Song auf Nihilismus. Fuck the World wäre nihilistisch, „Fuck Armageddon“ funktioniert hingegen als Weckruf.
Jay spielte bei der ersten Session mit Ziskrout immer noch seinen händisch aufgemotzten Jazzmaster-Bass, der aber schon bald bei einer Show gestohlen wurde. „Ich weiß nicht mehr, wo wir auftraten, aber ich erinnere mich, dass der Bass im einen Moment noch da stand und schon im nächsten Augenblick verschwunden war. Das weiß ich noch, als wäre es gestern gewesen.“ Das stellte sich als Glück im Unglück heraus, da er sich nun mit der finanziellen Unterstützung seiner Eltern einen Rickenbacker-Bass zulegte.
„Wir befanden uns mitten im Aufnahmeprozess zu einer Platte. Es war meinen Eltern nicht entgangen, dass ich es ernst meinte. Ich würde das durchziehen, egal ob es ihnen gefiel oder nicht. Also willigten sie ein, mir einen echten Bass zu kaufen.“ (Viele Jahre später gestand Jack Grisham von T.S.O.L., dass er Jays Bass gestohlen und vom Dach des Veranstaltungsorts geworfen hatte.)
Auch Brett kaufte sich eine neue Gitarre, sodass die Band mit neuen Instrumenten und einem neuen Drummer ins Studio zurückkehrte. Sie mussten noch sechs Songs aufnehmen, darunter auch „Part III“, einer von zwei Songs auf dem Album, die von Jay stammten. (Der andere war „Voice of God Is Government“.) „Part III“ handelt vom Dritten Weltkrieg, aber da sie ja schon einen Song namens „World War III“ hatten, einigten sie sich auf ein Synonym, um zu betonen, dass solche verheerenden Konflikte als Teile einer fortlaufenden Saga eintreten. Jay wünschte sich für die Nummer einen zweiten Gitarristen, der gegen Brett anspielen sollte, um das Thema Kriegsführung hervorzuheben. Dafür lud er Greg Hetson von den Circle Jerks ein. Das war Hetsons inoffizieller Auftakt zu seiner Laufbahn bei Bad Religion – eine Beziehung, die über 30 Jahre andauern sollte.
Pete hatte zuvor noch nie in einem Studio aufgenommen und war der Ansicht, dass die Band sich besser jemanden anderen suchen sollte, um die verbleibenden Songs für das Album einzuspielen. Doch auch dieses Mal blieb Greg unerbittlich in seiner unterstützenden Haltung. Die Aufgabe fiel wohl oder übel Pete zu. „Wenn man sich diese Platte nochmals anhört“, so Pete, „dann kann man genau hören,